Auf Seiten der externen Neuverpflichtungen ist bei RB Leipzig in den letzten Wochen ein wenig Ruhe eingezogen. Sodass weiterhin noch die Verpflichtung eines Abwehrspielers (eher innen denn außen) plus möglicherweise eines Offensivspielers plus (je nach Entwicklung und Marktlage) X aussteht. Auf der anderen Seite haben einige RB-Spieler mit auflaufenden Verträgen bzw. ohne nachhaltige Perspektive in Leipzig in der jüngeren Vergangenheit neue Vereine gefunden. Was hier mal eben aufgearbeitet werden soll.
Vorher allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass mit Vitaly Janelt und Idrissa Touré zwei Nachwuchsakteure mit Profiverträgen ausgestattet wurden, die bis 2021 gelten. Damit hat man natürlich erst mal für potenzielle Interessenten einen dicken und wenn dann nur mit viel Geld wegschiebbaren Riegel vor die Spieler geschoben. Und den beiden natürlich auch das Signal gesendet, dass man durchaus auf sie zu setzen bereit ist.
Beide Spieler sind 18 und im Mittelfeld unterwegs. Janelt vielleicht eher in einer etwas tieferen, ballverteilenden Rolle. Touré gern auch etwas höher. Beide gehörten letzte Saison noch der U19 an, wobei Janelt große Teile der Rückrunde wegen Verletzungen verpasste und Touré nach dem Mittrainieren bei den Profis ab der Winterpause und seinem ersten Einsatz in einem Pflichtspiel der Männermannschaft als jüngster RB-Spieler aller Zeiten ein wenig die Bodenhaftung und den ganz großen Fokus auf das Nachwuchsteam verloren zu haben schien.
Bei 18jährigen zu prognostizieren, was sie für eine Karriere machen, dürfte schlicht nicht möglich sein. Janelt und Touré sind die größeren unter einer Menge von RB-Talenten und haben nun einen Profivertrag. Das ist gut und vernünftig und bringt allen Beteiligten ein bisschen Planungssicherheit. Was dann tatsächlich draus wird, ist ziemlich unvorhersehbar.
Auf Abgangsseite steht zuvorderst natürlich ein Nils Quaschner, der vorerst leihweise für ein Jahr nach Bochum in die zweite Liga wechselt. 2017 hat der VfL dann eine Kaupfopion für den Stürmer. Wenn man Quaschner nach der Ankunft im Ruhrgebiet richtig verstanden hat, dann ist er durchaus ernsthaft gewillt, in der kommenden Saison so aufzutreten, dass sein Leihclub gar nicht daran vorbeikommt, diese Option auch zu ziehen. Sprich, der 22jährige sieht seinen Abgang in Leipzig schon eher als endgültig und nicht als Möglichkeit, in einem Jahr gestärkt zurückzukehren.
Das macht nach den Erfahrungen der letzten zwölf Monate auch durchaus Sinn. Denn Spielzeit war in Leipzig nur schwerlich zu kriegen angesichts der Konkurrenz im Sturm. Lediglich einmal durfte er (in einer Phase mit sehr vielen Ausfällen) von Beginn an spielen. In den restlichen 18 Saisoneinsätzen verbuchte er im Schnitt gerade mal eine knappe Viertelstunde Spielzeit. Der Inbegriff eines Jokers. Nur ein Tor in diesen Jokereinsätzen (das wichtige 2:2 kurz vor Schluss im Heimspiel gegen Duisburg) sind allerdings auch eine überschaubare Bilanz.
Dass sich Quaschners Situation in der kommenden Spielzeit wesentlich verbessert hätte, ist nicht anzunehmen. Eher wäre davon auszugehen gewesen, dass die Spielzeiten bei noch mal größerer Konkurrenz geringer werden. Spielzeit ist aber für den 22jährigen gerade essenziell in der Entwicklung. Und in der RB-U23 in der Regionalliga zu versauern, wäre für Quaschner sicherlich auch nicht sonderlich entwicklungsfördernd gewesen.
Das Leipziger Abenteuer stand für Quaschner nie unter einem so richtig guten Stern. 2013 war er aus dem Nachwuchs von Hansa Rostock mit der Leipzig-Perspektive erstmal zum FC Liefering in die zweite österreichische Liga gewechselt, um sich von dort an den Kader von Red Bull Salzburg heranzukämpfen.
Bis Ende 2014 ging es für den Stürmer eigentlich permanent bergauf und als in der Winterpause 2014/2015 Leipzig, Salzburg und Quaschner übereinkamen, dass er nach Sachsen in die zweite Bundesliga in eine Stürmernotstandssituation wechselt, schien der vorgezeichnete Weg aufzugehen. Doch die FIFA hatte damals etwas gegen den Wechsel, weil sie der Meinung war, dass Quaschner dann in einer Saison für drei Clubs (Salzburg, Liefering, Leipzig) gespielt hätte, was nach Regularien nicht möglich ist.
Quaschner blieb deswegen noch ein halbes Jahr in Salzburg und verpasste die Leipziger Vereinswirren mit Zorniger-Abgang und überschaubar guter Rückrunde. Klingt auf den ersten Blick nicht so, als hätte er wirklich was verpasst. In dieser Rückrunde wäre die Konkurrenz im Sturm allerdings noch nicht so groß gewesen, wie sie es ein halbes Jahr später, als der Quaschner-Wechsel im Sommer 2015 nachgeholt wurde, war. Mit Selke, Sabitzer und Bruno waren plötzlich neben Poulsen und Forsberg Millionenneuzugänge die mehr oder minder direkten Konkurrenten und dezimierten die Chancen auf Einsatzzeiten und Akklimatisierung, die in dem halben Jahr zuvor, als sogar ein Yordy Reyna relativ regelmäßig spielen durfe, recht hoch gewesen wären, enorm.
Das geht dann doch irgendwie als Pech durch und so stehen nach einem Jahr RB Leipzig diverse Jokereinsätze in der zweiten Liga und eine Handvoll Spiele in der Regionalliga mit zumindest ordentlicher Torquote zu Buche. Für den ehemaligen Nachwuchsnationalspieler und für eines der größeren Rostocker Talente der letzten Jahre eher unbefriedigend.
In Bochum findet er nach dem Abgang von Simon Terodde und (quantitativ) nicht allzu großer Konkurrenz im Sturm nun eine neue Perspektive. Bei einem Trainer Verbeek, der das Leipziger Auftreten sportlicherseits immer auch ein wenig als vorbildhaft ansah und selbst einen aktiven, spielstarken und schnellen Fußball präferiert, ist Quaschner sicherlich nicht ganz schlecht aufgehoben. Und beim VfL Bochum, der eigentlich gern mal ganz oben in der zweiten Liga anklopfen würde, auf jeden Fall auch. Quaschner hat es beim neuen Verein nun selber in der Hand, sich selbst zu entwickeln und mit seinem Club vielleicht auch kurz- bis mittelfristig Richtung Bundesliga anzugreifen.
Bochum darf sich derweil auf einen Stürmer mit viel Potenzial freuen, der die in der zweiten Liga benötigte Physis mitbringt, aber auch Dynamik und spielerische Qualitäten hat, nicht nur auf das Sturmzentrum festgelegt zu sein, sondern auch über die Außen zu stürmen. Ist halt die Frage, ob der Schatten vom Zweitligatorschützenkönig Terodde nicht ein wenig arg lang ist und man mit Quaschner nicht die Geduld hat, die er auf jeden Fall auch braucht. Denn ob er ein guter Zweitligatorjäger sein kann, muss Quaschner erst noch zeigen.
Dass Stefan Hierländer spätestens jetzt im Sommer den Verein verlassen würde, war eigentlich schon seit Monaten völlig klar. Von daher ging es schließlich nur noch darum, wer den 25jährigen Österreicher unter Vertrag nehmen würde. Am Ende ging es für ihn wieder zurück in die Heimat und zum Erstligisten Sturm Graz, der am ersten Spieltag der Bundesliga gegen Hierländers Ex-Club Red Bull Salzburg gleich mal mit 3:1 gewann (allerdings kam Hierländer erst kurz vor Schluss in die Partie).
Die Beziehung zwischen Hierländer und RB Leipzig war nie eine sonderlich erfüllte. Vor zwei Jahren kam der Mittelfeldspieler aus Salzburg und sollte die Qualität im Zweitligateam nachhaltig erhöhen. In der Praxis bekam Hierländer nur wenig Spielzeit und konnte in dieser nur wenig Akzente setzen. Wenn man 1000 RB-Fans fragen würde, ob sie sich positiv an ein Hierländer-Spiel erinnern können, würde wohl nur wenigen eine Antwort einfallen. Vielleicht geht sein erstes Spiel im RB-Dress von Beginn an einst gegen den VfL Bochum schon als Höhepunkt seiner Zeit in Leipzig durch.
Auch in der Zeit nach Zorniger wurde Hierländer nicht glücklich. Beierlorzer gab ihm noch hier und da die Einsatzchance in wechselnden und eher erfolglos interpretierten Rollen. Ralf Rangnick testete ihn diese Saison im August noch zweimal (in der Außenwahrnehmung eher pflichtbewusst denn überzeugt) als Rechtsverteidiger und teilte ihm anschließend mit, dass es vielleicht ganz sinnvoll sei, sich einen neuen Club zu suchen.
Und damit war das Kapitel RB Leipzig auch schon zu, denn seitdem durfte Hierländer bis zum Auslaufen seines Vertrags nur noch in der Regionalliga bei der U23 mitspielen. Zugute halten kann man dem Österreicher, dass er diese Aufgabe zwar nicht mit Glanz und Gloria, aber auch nicht mit betonter Bock(los)igkeit ausfüllte und mit Toren, Vorlagen und dem Tragen von Verantwortung mithalf, dass sich das Anfang der Saison strauchelnde Nachwuchsteam stabilisierte und am Ende sicher den Klassenerhalt schaffte.
Hat halt nicht gepasst zwischen RB Leipzig und Stefan Hierländer. Das kommt vor im Fußball und dann läuft der Vertrag halt aus und man geht getrennte Wege. Hierländer hat in Leipzig sportlich keine besonderen Spuren hinterlassen, aber es gibt auch keinen Grund, ihn in negativer Erinnerung zu behalten. Vielleicht wird er ja an neuem Orte sportlich wieder etwas glücklicher und auffälliger.
Bliebe von den ehemaligen RBL-Profis noch Mikko Sumusalo, der in Leipzig einen durchaus beachtlichen Karriereknick erfahren durfte. Anfang 2014 war er noch zum RB-Drittligateam gewechselt und bestritt seitdem in zweieinhalb Jahren gerade mal zehn Ligaspiele, davon nur zwei für die Profis. Wohlgemerkt ein Spieler, der als finnischer Nationalspieler nach Leipzig kam und sogar noch im Sommer 2015 seinen bis heute letzten Länderspieleinsatz bestritt.
Direkt zum Trainingsstart in Leipzig Anfang 2014 hatte sich Sumusalo verletzt und war so für den Rest der Drittligasaison komplett im Hintertreffen. In der folgenden Zweitligasaison verletzte er sich wieder und fiel aus, nachdem er zuvor sowieso schon den sportlichen Anschluss verpasst hatte. Zwölf Monate in Leipzig mit Pleiten, Pech, Verletzungen und nicht mal 80 Drittligaminütchen. Vielleicht hätten es andere Spielertypen besser weggesteckt, aber der immer etwas stille und zurückhaltende Sumusalo war auf diese Situation nicht vorbereitet.
Eine Wohltat da fast schon das halbe Leihjahr nach Rostock, das folgte. Nur zwei von 16 Ligaspielen verpasste Sumusalo in der Drittligarückrunde 2014/2015, davon eins, weil er gesperrt war. In den anderen Spielen startete er und spielte einen soliden Linksverteidiger. Allerdings reichte es weder dafür, dass Hansa über die Saison mit ihm planen, noch dass man ihm in Leipzig noch mal eine Chance bei den Profis geben wollte.
Sodass sich Sumusalo in den letzten 12 Monaten bei der U23 von RB Leipzig rumschlagen durfte oder musste. Wo er aufgrund seines Alters und des Setzens auf andere Führungsspieler und aufgrund seiner fehlenden Perspektiven im Verein auch keine wesentlichen Einsatzzeiten bekam.
Wo Sumusalo aktuell steht, kann wohl niemand ernsthaft beurteilen. Dass er einst ein guter Fußballer war, der zudem die gefragte Linksverteidigerposition besetzt, steht außer Frage. Es ist halt nur unklar, was von seiner Dynamik und seinem Gefühl für die Position noch übriggeblieben ist. Vielleicht kann Sumusalo ja den Weg von Juri Judt gehen, der einst nach Karrieretief über Umwege von Leipzig nach Erfurt kam und dort noch mal zwei erfolgreiche Jahre hatte.
Sumusalo hat erstmal für ein Jahr in Erfurt unterschrieben. Hat man dort Vertrauen in den 26jährigen Finnen und weiß mit seiner Zurückhaltung umzugehen, dann kann man mit ihm in der dritten Liga sicherlich viel Freude haben. Kann allerdings auch komplett in die Hose gehen das Wechselexperiment.
Bleiben hier am Ende noch ein paar Spieler zu erwähnen, die nie über die U23 hinauskamen. Dennis Rothenstein, der einst in der Regionalliga für die U19 von RB Leipzig noch viele Tore geschossen und mitentscheidend zum Aufstieg in die Bundesliga beigetragen hatte, in der U23 in der Regionalliga aber nicht mehr die entscheidenden Akzente setzen konnte, wechselt innerhalb der Regionalliga zur TSG Neustrelitz. Guter und interessanter nächster Schritt für den 21jährigen Stürmer.
Fast schon klassisch für RB Leipzig, dass wie einige vor ihnen mit Fritz Pflug und Sebastian Brune gleich zwei Torhüter den Verein (bzw. die U23) wieder verlassen, nachdem sie erst vor einem Jahr verpflichtet wurden. Brune (kam von Viktoria Berlin) sammelte wenigstens noch drei Einsätze in der Regionalliga, der ehemalige Nachwuchsnationalkeeper Pflug (kam von Energie Cottbus) dagegen gar keinen. Gerade letzterer dürfte sich den Lauf der Dinge sicherlich komplett anders vorgestellt haben.
Beide sind nach dem enttäuschenden Jahr wieder in der Regionalliga untergekommen. Pflug in Bayern bei 1860 Rosenheim, Brune im Südwesten beim TSV Steinbach. Mal sehen, ob sie dort ihre Karrieren wieder ein wenig in Schwung bringen oder ob sie auch dort eher hintenanstehen werden.
Das Toure und Janelt bis 2021 Verträge bekommen haben ist schon mal eine Ansage vom Verein. Beiersdorf, Fechner und/oder Reddemann sollten die nächsten sein. Vor allen Beiersdorf hat in den 3 Spielen voll überzeugt.
Diese Ruhe rund um RBL ist schon bedenklich, im positiven Sinne. Man ist voll im Plan und alles läuft gut. Eine Sache allerdings würde ich mir wünschen;
Die Vertragsverlängerung von Lukas Klostermann bevor er nach Rio fliegt.
Fechner hat nach Stand der Dinge schon bei seinem Wechsel nach Leipzig einen Profivertrag unterschrieben. Reddemann müsste auch einen Profivertrag haben, da er ja einer der Spieler ist, die formal für RB Leipzig die Local-Player-Regel (vier Spieler müssen im RB-Bundesligakader stehen, die zwischen 15 und 21 drei Jahre lang bei RB ausgebildet wurden) erfüllen. Bei Beiersdorf steht die Sache über kurz oder lang an.
Echt?!
Das wusste ich noch nicht. Danke für die Info!
Das sind ja gute Nachrichten.
Spätestens wenn es dann gegen Betis geht, wird ja der endgültige Kader vorgestellt werden.
Aber 4 Spieler als LP?
Janelt und Toure klar.
Bei TM steht Diawusi mit Sternchen da und Reddeman nicht.
Local Player waren letztes Jahr Reddemann, Strauß, Bellot, Siebeck und Sorge. Die ersten vier sind noch da, womit die Regel erfüllt wäre. Könnte man noch einen aus dem Nachwuchs zur Sicherheit dazunehmen. Touré und Janelt sind aber meiner Meinung nach noch nicht lange genug in Leiozpig, um Local Player sein zu könne.