Transfertechnisch ist die bisherige Sommerpause jenseits der fast täglichen mal mehr mal weniger sinnigen Gerüchte ziemlich ruhig. Manche würden auch sagen zu ruhig. Aber immerhin gibt es ja einen neuen Trainer. Und das ist mit Ralph Hasenhüttl einer, dem man nachsagt, die Teams, die er bisher trainiert hat, besser zu machen, als sie dies vorher waren.
Was man auf den ersten Blick erkennen kann, ist die Tatsache, dass sowohl Aalen als auch Unterhaching, Hasenhüttls frühere Trainerstationen, in der Abschlusstabelle nie wieder so gut standen wie in Hasenhüttls letzter vollständiger Saison bei den Clubs. Sprich, für Aalen ging es nie mehr höher als Platz 9 in der zweiten Liga, vielmehr spielt man jetzt in der unteren Hälfte der dritten Liga. Und für Regionalligist Unterhaching ist Platz 4 in der dritten Liga wie eine Nachricht aus einer ganz fremden Welt. Zudem steht auch Ingolstadt aktuell so hoch wie noch nie und die Vermutung, dass es schwer wird, sich auf dem Niveau zu konsolidieren, liegt nahe.
Wirft man einen Blick auf die Ex-Stammspieler von Ralph Hasenhüttl (mal abgesehen von denen, die in Aalen oder Unterhaching blieben und dort ihre Karriere beendeten oder ganz vereinzelt immer noch dort sind), dann fällt auf, dass es nur wenige Spieler gibt, die nach ihrem Höhenflug unter Hasenhüttl daran auch im Anschluss anknüpfen und ihre Karriere weiter verbessern konnten.
Zwei Leuchttürmer stechen dabei als kleine Ausnahme ins Auge. Zum einen ist das Manuel Konrad, der einst in Unterhaching 2008/2009 unter Hasenhüttl gesetzt war und sich zu einem absoluten Stammspieler in der zweiten Liga etabliert hat (Kapitän beim FSV Frankfurt gewesen, künftig bei Dynamo Dresden). Zum anderen ist das Benjamin Hübner, den Hasenhüttl von Aalen nach Ingolstadt holte und mit dem er in die Bundesliga aufstieg, wo Hübner auch Stammspieler war und sich einen Vertrag in Hoffenheim für die kommende Saison verdiente. Vielleicht ist auch noch Oliver Fink zu nennen, der es nach seiner Hasenhüttl-Zeit in Unterhaching in Düsseldorf bis in die Bundesliga schaffte.
Abgesehen davon gibt es vor allem Spieler, die weiter ungefähr irgendwo auf dem Niveau spielten, auf das sie Hasenhüttl gebracht hatte oder wieder oder weiter als vorher nach unten rutschten. Also die Unterhachinger Drittligaspieler überwiegend irgendwo bei Drittligaclubs blieben oder in der 4.Liga landeten. Und die Aalener Zweitligaspieler meist zu soliden Spielern unterhalb der Zweitligaspitzenclubs wurden oder Richtung 3. Liga oder drunter weitergereicht wurden.
Sprich, bis auf Hübner, Konrad und ein bisschen auch Fink gibt es keinen Hasenhüttl-Stammspieler, der nach Unterhaching oder Aalen noch mal einen riesigen sportlichen Sprung machte. Und einer davon (Hübner) machte den nächsten Sprung auch unter Hasenhüttl.
Gut dazu passt auch, dass es in den jeweiligen Kadern der Teams keine vom Trainer wenig beachteten Spieler gab, die nach Hasenhüttls Abgang bei den Clubs plötzlich explodierten. Sprich, Hasenhüttl hat nicht nur aus den Spielern, auf die er gesetzt hat, scheinbar das Maximale herausgeholt, sondern auch bei den Spielern, auf die er nicht gesetzt hat, offenbar in seiner Einschätzung ihrer Leistungskraft richtig gelegen und keine verborgenen Talente übersehen.
Eine ganz kleine Ausnahme ist dabei vielleicht Benjamin Gorka, der unter Hasenhüttl in Aalen in der 3.Liga die Bank hütete (und bereits im Oktober nach nur drei Monaten Aalen seinen Vertrag wieder auflöste), aber später in Darmstadt zu einer tragenden Drittligasäule aufgepäppelt wurde. Darmstadt ist allerdings auch ein schlechtes Beispiel. Die haben Fälle aufgepäppelt, auf die hätten selbst erfahrene Wetter keinen Pfifferling mehr gesetzt, dort wurden quasi Blinde zu Sehenden gemacht.
Das spricht zusammengekommen erst einmal recht deutlich dafür, dass Hasenhüttl aus den Spielern, denen er vertraut und den Kadern, die ihm anvertraut wurden, das Maximum herauszuholen weiß und es eigentlich keine Spieler gibt, die in ihrer Entwicklung eingebremst wurden (Konrad und Hübner waren in ihren Zeiten in Unterhaching und Aalen auch noch sehr jung, sodass ein größerer Entwicklungssprung später auch nicht sonderlich überraschend kommt).
Fraglich halt, wie wichtig bei der Bilanz ist, dass Ralph Hasenhüttl in Unterhaching, Aalen und auch in Ingolstadt nicht unbedingt mit Fußballern zusammengearbeitet hat, deren Talent deutlich sichtbar auf dem Tisch lag. Gut möglich, dass diese Tatsache dazu beitrug, dass sich der jeweilige Kader besser handhaben und formen ließ, weil er willig und offen für Trainerideen war. Interessante Frage, wie offen und willig ein bereits von Rangnick vorgeformtes und hinsichtlich Training und Spielvorbereitung verwöhntes Team wie das von RB Leipzig ist. Durchaus möglich, dass Hasenhüttl als Ralphimizer da andere Widerstände brechen und Vertrauen gewinnen muss als in seiner bisherigen Karriere.
Interessant vielleicht noch, wer in den Hasenhüttl-Teams jeweils die Tore geschossen hat (betrachtet werden wieder nur die Spielzeiten, in denen Hasenhüttl komplett das Team trainiert hat). In Unterhaching war es Anton Fink. In Aalen war es zweimal Robert Lechleitner. In Ingolstadt teilten sich in der 2.-Liga Stefan Lex und Lukas Hinterseer die Torjägerkrone, in dieser Spielzeit war es Moritz Hartmann, wenn man die Elfer abzieht allerdings Lukas Hinterseer.
Was all die Spieler im Groben eint, ist dass sie nicht unbedingt die klassischen Stoßstürmer und Strafraumvollstrecker, sondern allesamt Spieler sind, die auch über die Außenbahn kommen können oder verstärkt gekommen sind. Also spielende Stürmer, die mehr sind als Tormaschinen, sondern gerade in der jüngeren Vergangenheit in Aalen und Ingolstadt auch wichtige Rollen im Spiel gegen und ohne Ball einnehmen.
Stefan Lex meinte mal in einem Interview (wo auch immer das war) sinngemäß, dass er immer so wenig Ballkontakte und schlechte Zweikampfquoten hatte und weil er sich deswegen unsicher war, zu Hasenhüttl ging und ihn fragte, ob er vielleicht mal was ändern müsse. Was der vehement verneint habe und ihn aufforderte, genauso weiter zu spielen, wie er es tat.
Sprich, ein Spieler zu sein, der in vorderster Linie die erste Option des Gegnerstörens ist. Anlaufen, aufdringlich sein, durchaus auch Zweikämpfe verlieren dürfen (was man im Pressing in vorderster Linie zwangsläufig vergleichsweise häufig macht), aber bei all dem immer ein Störfaktor sein, der den Gegner zu Fehlern zwingt oder genaues Spielen aus der Abwehr heraus schwierig macht.
Ist natürlich interessant, wenn man dieses Muster auf den künftigen RasenBallsport überträgt. Denn die Tatsache, dass sich unter Hasenhüttl vor allem die spielenden, sprintenden, unangenehmen Offensivspieler durchsetzten und nicht unbedingt die (durchaus vorhandenen) zentralen Strafraumstürmer, führt gleich zu der Frage, was denn eigentlich mit Davie Selke passiert, dessen Saisondaten eindeutig darauf hinauslaufen, eher der verwertende Stürmer in der Spielfeldmitte zu sein, als der dauerpressende, flexible Stürmertyp wie es ein Yussuf Poulsen vielleicht ist.
Zu einem Hasenhüttl der letzten Jahre hätte ein Poulsen perfekt gepasst und man darf zumindest annehmen, dass dies auch künftig der Fall sein wird. Ob Davie Selke für Hasenhüttl zum selben Luxusproblem wird, wie er es nach der Winterpause im Rangnick-System wurde, darf man zumindest als interessante Fragestellung im Hinterkopf behalten. Zuletzt klang bei Selke eine Mischung aus Verständnis und Unzufriedenheit über seine Situation in den letzten Monaten durch, aber auch die klare Vorstellung, dass sich diese Situation eher kurz- denn mittelfristig ändert. Mal sehen, ob das unter Hasenhüttl dann tatsächlich so eintritt und wie er diese Situation, wenn diese sich auheizen sollte, moderieren kann.
Nimmt man alles zusammen, dann darf sich RB Leipzig auf einen Coach Ralph Hasenhüttl freuen, der offensichtlich die Qualitäten eines Kaders perfekt auszureizen versteht. Tatsächlich also einer, der jeden einzelnen Spieler über seine Einbindung in die Mannschaft ein Stück besser machen kann, dies aber nicht von sich behaupten würde. Von der Seite her hat man einen Erfolgsmaximierer geholt, der als eierlegende Wollmilchsau durchgehen könnte und auf den sich gerade auch die RB-Spieler als direkte Profiteure freuen dürfen. Wenn man vielleicht mal von Davie Selke absieht. Aber vielleicht passen ja Grundmuster, wie die hier im Text dargestellten, auch nicht immer.
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Anhang: Stammspieler unter Ralph Hasenhüttl in den drei Spielzeiten in Aalen und Unterhaching, die er komplett Trainer war und in welcher Liga diese Spieler heute unter Vertrag stehen und welche Rolle sie dort spielen. Die Einteilung in Stammspieler und Ergänzungsspieler ist basierend auf Einsatzzeit und Eindruck aus der Ferne vornehmlich eine nach Gefühl und damit auch ein Stückweit willkürlich.
2008/2009 (3.Liga mit der SpVgg Unterhaching)
- Manuel Konrad (28) – 2.Liga – Stammspieler
- Robert Zillner (30) – 2.Liga – wenn nicht verletzt meist Stamm
- Oliver Fink (34) – 2.Liga – Ergänzungsspieler
- Anton Fink (28) – 3.Liga – Stammspieler
- Thorsten Schulz (31) – 3.Liga – Stammspieler
- Thomas Rathgeber (31) – 4.Liga – Stammspieler
- Timo Nagy (33) – Drittligaergänzung bis -stamm nach Unterhaching, Karriereende
- Tobias Schweinsteiger (34) – meist Stamm in 3. und 4. Liga, Karriereende
- Marcus Steegmann (35) – zwischen Stamm und Ergänzung in 3. und 4.Liga, Karriereende
- Roman Tyce (39) – nur noch unterklassig aktiv nach Unterhaching, Karriereende
- Ricardo Villar (36) – USA-Ausflug nach Unterhaching, seit 2013 nicht mehr aktiv
- Milan Susak (32) – Weltenbummler, aktuell Myanmar
2011/2012 (3.Liga mit dem VfR Aalen – nur Spieler, die nicht auch ein Jahr später noch Stammspieler in Aalen waren)
- Jürgen Mössmer (26) – 2.Liga – (verletzungsbedingt) Ergänzungsspieler
- Thorsten Schulz (31) – 3.Liga – Stammspieler
- Stanislaus Bergheim (31) – 6.Liga – Stammspieler
2012/2013 (2.Liga mit dem VfR Aalen)
- Benjamin Hübner (26) – 1.Liga – Stammspieler
- Tim Kister – 2.Liga -Stammspieler
- Enrico Valentini – 2.Liga – Stammspieler
- Manuel Junglas (27) – 2.Liga – Stammspieler
- Daniel Buballa (26) – 2.Liga – Stammspieler
- Martin Dausch (30) – 2.Liga (nächste Saison 3.Liga) – wenn verletzungsfrei dann meist Stamm
- Andreas Hofmann (30) – 2.Liga – irgendwas zwischen Stamm und Ergänzung
- Sascha Traut (31) – 2.Liga – Ergänzungsspieler
- Jasmim Fejzic (30) – 2.Liga – Torwart Nummer 2
- Marcel Reichwein (30) – 3.Liga – meist Stammspieler
- Marco Haller (31) – 3.Liga (nächste Saison 4.Liga)- Ergänzungsspieler
- Leandro Grech (35) – 4.Liga – Stammspieler
Vor lauter Nichtzugängen ist Ralph Hasenhüttl mehr als nur ein Keks. Es geht ja irgendwie unter, dass diese Personalie eigentlich die Entscheidende der letzten Monate war/ist. Und umso besser etwas von Dir hier über ihn zu lesen.
Vor allen aus dem Hintergrund, dass ich über ihn als Trainer gar nix genaues weiß. Besonders die Stelle mit Lex gefällt mir gut. Und da hat Ralph H. ja einige Kanditaten in den Rasenballerreihen die dies ausführen könnten. Vielleicht schafft es auch Selke in diese Position zu kommen.
Was anderes.
Englisch setzt man ja vorraus, aber ist Ralf H. auch so sprachgewandt wie Ralf R.?
Ich denke da an Nukan, Forsberg oder Bruno. Bilde mir ein, dass deren deutschkenntnisse nicht so dolle sind und wer weiß, wer denn noch so kommen wird.