Davie Selke oder Yussuf Poulsen? Oder Davie Selke und Yussuf Poulsen? Die Frage, welcher Stürmer aufläuft, war die bisherige Saison über beständiger Begleiter. Bis zur Winterpause starteten beide noch in 6 von 19 Spielen Seite an Seite. Seitdem reichte es in neun Spielen nur noch für einen gemeinsamen Startelfeinsatz.
Dass die beiden nur selten zusammen auflaufen, kann auch nicht weiter erstaunen. Nicht nur, weil in den sieben Spielen mit gemeinsamen Startelfeinsätzen RB Leipzig im Schnitt nur 1,71 Punkte erzielte, was deutlich unter den 2,11 Punkten ist, die man eigentlich im Saisonschnitt holt.
Vielmehr als dies ist es schlicht unheimlich schwierig beide gleichzeitig im Team unterzubringen, wenn alle Spieler im Kader fit sind. Davie Selke ist auf eine Rolle als zentraler Stürmer festgelegt. Yussuf Poulsen könnte auch mehr und anderes und den zweiten Stürmer spielen oder das rechte Glied in der offensiven Dreierkette im 4-2-3-1 oder den rechten Zehner im 4-2-2-2. Allerdings gibt es für diese Positionen jeweils andere und besser ins System passende Spieler. Sabitzer als zweiter Stürmer beispielsweise und Bruno oder Kaiser als rechte Offensivkraft.
Von daher läuft es in der Besetzungsarithmetik am Spieltag immer häufiger und im Normalfall auf die Frage Poulsen oder Selke statt auf die Antwort Poulsen und Selke hinaus. Weswegen es sich nach 28 Spielen vielleicht auch mal lohnt, einen Blick auf die Daten der beiden Stürmer im Vergleich zu werfen (der DFB-Pokal sei an der Stelle außen vor gelassen).
In Sachen Einsatzzeit nehmen sich die beiden Stürmer nicht allzu viel. 26 Partien bei Yussuf Poulsen stehen 24 Partien bei Davie Selke entgegen. Selke stand dafür in seinen Einsätzen ungefähr 120 Minuten länger auf dem Platz. Woraus sich gut ablesen lässt, dass Yussuf Poulsen im Mittelteil der Saison den Dauerjoker spielte.
- Davie Selke: 24 Spiele, 18 mal Startelf, zehnmal durchgespielt, 1586 Minuten, 66,1 Minuten im Schnitt
- Yussuf Poulsen: 26 Spiele, 16mal Startelf, fünfmal durchgespielt, 1464 Minuten, 56,3 Minuten im Schnitt
Die für Stürmer natürlich wichtigste Statistik ist die Torstatistik. Mit neun Toren ist Davie Selke weiterhin Toptorjäger bei RB Leipzig, während Yussuf Poulsen gerade mal fünf Treffer vorweisen kann und erst am 17.Spieltag erstmals ins Tor traf. Davie Selke trifft alle 176 Minuten und liegt damit in der zweiten Liga immerhin auf Platz 19. Topstürmer wie Petersen oder Niederlechner oder Terodde treffen allerdings alle 100 bis 120 Minuten.
- Davie Selke: 9 Tore, alle 176 Minuten ein Tor
- Yussuf Poulsen: 5 Tore, alle 293 Minuten ein Tor
Bei den Torvorlagen dreht sich das Blatt. Hier ist Yussuf Poulsen der wesentlich auffälligere Stürmer. Dabei bestehen seine Vorlagen nicht nur daraus, bei Eckbällen seinen Kopf im Spiel zu haben, sondern auch aus zwei, drei hübschen Querpässen im Strafraum auf den besser postierten Mitspieler. Wie zum Beispiel auf Selke in Nürnberg.
- Davie Selke: 2 Vorlagen, alle 793 Minuten eine Vorlage
- Yussuf Poulsen: 5 Vorlagen, alle 293 Minuten eine Vorlage
An der Entstehung eines Tores schon vor der Vorlage hat Yussuf Poulsen zudem sechsmal mitgewirkt. Bei Davie Selke steht dort die Null. Was zusammen mit den Vorlagen bedeutet, dass Davie Selke kaum in das Kombinationsspiel eingebunden, sondern im Kern der Vollstrecker im Team ist, während ein Yussuf Poulsen viel mehr Aufgaben erfüllt und auch jenseits des Strafraums wichtige Aufgaben in der Ballbehauptung und Weiterleitung spielt.
- Davie Selke: 0 Angriffsbeteiligungen
- Yussuf Poulsen: 6 Angriffsbeteiligungen, alle 244 Minuten
Nimmt man alles zusammen (Tore, Vorlagen und Beteiligungen an der Angriffsaktion vor dem Tor), dann ist Yussuf Poulsen in absoluten Zahlen und entsprechend auch in relativen Zahlen seinem Sturmkollegen Davie Selke deutlich voraus. Zwar schießt Selke mehr Tore, aber Poulsen spielt eine vielseitigere Rolle. Yussuf Poulsen ist mit einer Torbeteiligung alle 92 Minuten aktuell noch vor Dominik Kaiser der offensiv effektivste Akteur im Team (auch eine Folge seiner langen Jokerrolle).
- Davie Selke: 11 Torbeteiligungen, alle 144 Minuten eine Beteiligung
- Yussuf Poulsen: 16 Torbeteiligungen, alle 92 Minuten eine Beteiligung
Davie Selke hat wiederum die Nase vorn, wenn es um die Chancenverwertung geht. 51 Torschüsse werden für Selke ausgewiesen. Was bedeutet, dass fast 18% seiner Schüsse auch ins Tor treffen. Bei Yussuf Poulsen sind es nur reichlich 10% (zum Vergleich: die Ligaspitze liegt bei 27 bis 29%). Was aber auch daran liegt, dass Poulsen manchmal aus etwas wilderen Positionen zum Abschluss kommt. Beide Stürmer schließen allerdings gleich häufig, nämlich alle 31 Minuten ab.
- Davie Selke: 51 Torschüsse, 17,6% Chancenverwertung, ein Torschuss alle 31 Minuten
- Yussuf Poulsen: 48 Torschüsse, 10,4% Chancenverwertung, ein Torschuss alle 31 Minuten
Kaum eine Differenz wiederum bei den Beteiligungen an Torschüssen. Poulsen mit einem ganz leicht höheren Anteil, wenn man es ins Verhältnis zu den Torschüssen setzt. Sprich, Poulsen spielt im Vergleich mit Selke etwas öfters ab als er abzieht, aber viel nimmt sich das nicht.
- Davie Selke: 79 Torschussbeteiligungen, 51 Torschüsse, 28 Vorlagen, 35,4% der Beteiligungen sind Vorlagen, alle 57 Minuten eine Vorlage
- Yussuf Poulsen: 80 Torschussbeteiligungen, 48 Torschüsse, 32 Vorlagen, 40 % der Beteiligungen sind Vorlagen, alle 46 Minuten eine Vorlage
Davie Selke erzielt 37,5% aller RB-Tore, die in der Zeit fallen, wenn er auf dem Feld steht. Allerdings fallen auch nur 24 Tore während seiner Einsatzzeit. Während Yussuf Poulsen auf dem Feld steht, fallen dagegen in einem kürzeren Zeitraum gleich 31 Tore. Allerdings erzielt Poulsen davon gerade mal 16,1%. Das könnte man dahingehend interpretieren, dass die Anwesenheit von Poulsen auf dem Platz mehr Räume schafft, in denen sich dann andere austoben können, während Selke zwar seinem Team das Toreschießen abnimmt, aber der Rest des Teams dadurch keine zusätzlichen Räume bekommt.
- Davie Selke: 24 RB-Tore während seiner Einsatzzeit, 1,36 RB-Treffer pro 90 Minuten, 37,5% selbst erzielt
- Yussuf Poulsen: 31 RB-Tore während seiner Einsatzzeit, 1,91 RB-Treffer pro 90 Minuten, 16,1% selbst erzielt
Wenn man sich anschaut, wie wichtig die Tore sind, die Davie Selke erzielt, dann fällt auf, dass er nicht überdurchschnittlich viele wichtige Tore schießt. Was man vielleicht hätte annehmen können, wenn er schon eher Torjäger denn kompletter Stürmer ist. Aber Selke schießt nur 35% der Führungs- oder Ausgleichtreffer, die fallen, wenn er auf dem Platz steht (7 von 20), was ungefähr seinem generellen Torwert (37,5%) entspricht.
Ähnlich sieht es bei Yussuf Poulsen aus, der drei von 19 RB-Treffern zum Ausgleich oder zur Führung, die fallen, wenn er auf dem Platz steht, erzielt. Das sind 16,7%, also ziemlich genau der Anteil den Poulsen generell an RB-Treffern hat (16,1%). Sprich, weder Poulsen noch Selke erzielen einen überdurchschnittlichen Anteil ihrer Treffer zur Führung oder zum 1:0, so wie es ein Daniel Frahn in seinen guten Tagen immer tat.
Wenn es um Einfluss auf das Teamergebnis geht, dann ist vielleicht noch interessant, dass RB Leipzig, wenn Selke den Platz verlässt, im Schnitt nur 1,71 Punkte errungen hat und in seiner Spielzeit ein Torverhältnis von +0,4 (auf 90 Minuten gerechnet) aufweist. Was mit die schlechtesten Werte der gesamten RB-Mannschaft sind.
Yussuf Poulsen dagegen verlässt mit einem Punkteschnitt von 2,08 das Feld (was ungefähr dem Punkteschnitt von RB Leipzig entspricht) und bejubelt in seiner Spielzeit +0,88 Tore (RB-Torverhältnis im Schnitt: 0,71). Die deutlichen Differenzen zu Selke weisen auf einen deutlich größeren Einfluss Poulsens auf das RB-Spiel hin. Auch wenn da bei nur 26 bzw. 24 Spielen auch statistische Verzerrungen eine Rolle spielen können.
- Davie Selke: 1,71 Punkte im Schnitt, +0,4 Tore pro 90 Minuten
- Yussuf Poulsen: 2,08 Punkte im Schnitt, 0,88 Tore pro 90 Minuten
Wenn es um Einfluss aufs Spiel geht, sind auch noch Daten, die sich auf die Physis beziehen, ganz interessant. Poulsen ist derjenige, der mehr läuft, deutlich mehr sprintet und viel mehr Zweikämpfe hat. Zudem hat sich Poulsen in seinem Foulverhalten verbessert und hat nun ein ausgewogenes Verhältnis von begangenen und an ihm begangenen Fouls (36:34), während Selke in den Poulsen-Vorjahresspuren stapft und 55:36 Fouls gesammelt hat.
- Davie Selke: 11,0 km pro 90 Minuten, 24,6 Sprints pro 90 Minuten, 24,6 Zweikämpfe pro 90 Minuten, 55 Fouls, 36 mal gefoult worden
- Yussuf Poulsen: 11,4 km pro 90 Minuten, 34,7 Sprints pro 90 Minuten, 37,4 Zweikämpfe pro 90 Minuten, 36 Fouls, 34 mal gefoult worden
Dabei ist Yussuf Poulsen nicht nur derjenige, der mit etwas mehr Aufwand spielt, sondern bei dem der Aufwand auch mit etwas mehr Qualität verbunden ist. Sowohl in Bezug auf die gewonnenen Zweikämpfe, als auch in Bezug auf die Passquote hat der Däne die wesentlich besseren Daten aufzuweisen. In der Luft bspw. gewinnt Poulsen mehr als die Hälfte seiner Zweikämpfe. Wobei sich die Vorteile in den Daten hier auch dadurch erklären können, dass Selkes Aktionsraum sehr viel deutlicher Richtung Strafraum verlegt ist als Poulsens und dadurch Werte wie die Passquote oder die Zweikampfquote per se leiden.
- Davie Selke: 55,2% angekommene Pässe, 34,1% gewonnene Zweikämpfe (38,5 in der Luft, 31% am Boden)
- Yussuf Poulsen: 66,0% angekommene Pässe, 45,2% gewonnene Zweikämpfe (53,0% in der Luft, 42% am Boden)
Wenn man die Daten mal alle zusammenfasst, dann ist Yussuf Poulsen der deutlich aktivere, vielseitigere Stürmer, der viel Einfluss auf die Leistung und den Erfolg der Mannschaft zu haben scheint. Weswegen er zuletzt zurecht den Platz im Sturm für sich verbuchen konnte.
Poulsen wirft und kämpft sich (so wie man ihn schon immer schätzt) in die Partien und ist offenbar dabei auch ausreichend mannschaftsdienlich oder gar passsicher, um nicht immer als Einzelkämpfer zu enden, als der er manchmal in seinen Dribblings erscheint, sondern tatsächlich die Kollegen mitzureißen oder ihnen zumindest Räume zu verschaffen.
Noch viel eher als Selke ist Poulsen ein Stürmer, der durch seine Aktivität auch jenseits des Strafraums funktioniert. Selke dagegen ist eher der mehr oder minder klassische zentrale Stürmer, der vor allem vor dem Tor eine recht hohe Anzahl von Chancen zu Treffern verwertet, wenn man ihm denn Chancen auflegt.
Da er dies aber nicht mal annähernd in einem Umfang wie bspw. ein Nils Petersen macht (was zugegebenermaßen schwierig ist, wenn die Gegner gegen RB immer darauf achten, dass vor allem die Strafraumverteidigung rund um die Innenverteidigung gut funktioniert) und zudem der Mannschaftserfolg in seinen Einsatzzeiten nicht sonderlich überragend ist, hat sich Selke als Torjäger eben auch nicht unersetzlich gemacht.
Ob man eher einen kompletteren Stürmer und eine Arbeitsbiene wie Poulsen oder einen Strafraumchancenverwerter wie Selke braucht, kann eine Frage sein, die sich von Spiel zu Spiel beantwortet. Da die Gegner von RB Leipzig oft sehr tief stehen und bearbeitet werden wollen, um besiegt werden zu können, ist das Setzen auf Poulsen, wenn der denn in körperlicher Topverfassung ist nachvollziehbar.
Das ist dann blöd für Selke, weil Poulsen seinen Platz beansprucht, wenn auf den anderen Offensivpositionen alle gesund und munter sind und der Däne nicht dorthin ausweichen kann. Aber da muss der 21jährige Ex-Bremer durch, wenn er seinen nächsten sportlichen Etnwicklungsschritt gehen will.
also auch ohne die (hervorragende!) Statistik ist es eine schwere Entscheidung für das Trainerteam wer da von den Beiden wo spielen soll.
Ich hatte gestern wieder mal das Glück beim Training dabei zu sein und am Ende gab es ja auch ein Trainingspiel, was spannend zu beobachten war.
Erstaunlich war als das Training zu Ende ging, daß einzelne Spieler noch blieben um freiwillige Extraschichten zu absolvieren. Neben den Freistossspezies waren eben Selke und Poulsen zusammen auf dem Platz und übten Flanke=>Tor. Sah gut aus!
Warum Flanke Tor üben.?Grundlinien Geschichten stehen doch bei RR auf dem Index.
Leider hat halt da Selke seine Stärken und sieht deshalb etwas schlechter aus.
“buba” hat es auf den Punkt gebracht!
Wie man mit 90 % post”grippal” D´dorf bezwingen will, das erschließt sich mir nicht wirklich – Rangnick und ich werden wohl nie mehr Freunde.
Mehr sage ich mal heute lieber nicht…
KSC-Tickets habe ich für den Rest der Familie erworben, leider sind die beiden Heimspiele zuvor ebenso wichtig, es gibt auch dort nur 3 Punkte zu vergeben, auch da ist die Familie (5 – 7 Leute je nach “Tagesform”) komplett vor Ort.
Einer der “schwächsten 2. Liga aller Zeiten” sei Dank, deshalb haben „die da oben“ auch so viele Punkte – so wird ein Schuh draus!!! In der Vorsaison – da haben wir den Aufstieg mehr oder weniger “abgeschenkt”/verpasst.