Testspiel: RB Leipzig vs. FK Teplice 5:0

Fünftes Testspiel der Winterpause für RB Leipzig. Gegner war der tschechische Erstligist FK Teplice. Kein Unbekannter für RB Leipzig. denn schon zum dritten Mal kreuzte man Testspielwege. Unter Pacult verlor man einst 0:2, unter Zorniger gewann man gegen ein aufgepepptes Juniorenteam mit 6:0, diesmal stand am Ende ein 5:0 gegen einen FC Teplice weitgehend in Stammformation auf der Anzeigetafel.

Das Ergebnis ging über 90 Minuten gesehen auch in Ordnung. Zu überfordert zeigten sich die Gäste, wenn es bei RB Leipzig denn dann doch mal schnell ging. Der in Abstiegsgefahr befindliche 12. der ersten tschechischen Liga hat allerdings auch noch eine Woche mehr bis zum Saisonstart als RB Leipzig.

RB ging mit so etwas wie der Stammelf zum jetzigen Zeitpunkt in die Partie. Dass Yussuf Poulsen Davie Selke ersetzt, konnte nicht so richtig überraschen. Atinc Nukan scheint gegen Marvin Compper ganz leicht die Nase vorn zu haben, auch wenn seine grätschende Zweikampfführung weiter unkonventionell bleibt. Und von der Formation her griff Rangnick auf zwei Sechser statt nur einem zurück, sodass Demme neben Ilsanker spielen durfte.

Gespielt wurde in irgendwas zwischen 4-2-3-1 und 4-2-2-2. Je nachdem, ob man Sabitzers Rolle als hängende Spitze/ Zehner oder Stürmer interpretieren möchte. Die Übergänge sind da bei ihm fließend. Fakt ist aber, dass Sabitzer auch ein Problem für Selke ist. Da Sabitzer in der Mitte stärker ist als auf der rechten Zehn, belegt er dort einen Platz und es ist nur noch ein weiterer zentral-offensiver Platz frei. Der aktuell an Poulsen geht, der mit seinen Laufwegen und seiner Art zu spielen etwas besser mit Sabitzer zu harmonieren scheint als ein Selke. Aber, um es deutlich zu betonen, das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

RB Leipzig ließ in der ersten Halbzeit punktuell Geschwindigkeit und Klasse aufblitzen. Wenn Forsberg, Sabitzer und Poulsen zusammen ins Laufen kamen, brannte es schnell auch mal lichterloh in der tschechischen Defensive. Aber ein paar Ungenauigkeiten im letzten Spieldrittel verhinderten, dass diese Vorteile auch auf der Anzeigetafel erschienen.

Zudem wirkte das Spiel gegen den Ball stellenweise etwas ungenau und nicht so richtig zielführend. Für ein Testspiel, wo das letzte Prozent für die Balljagd manchmal fehlt, sicherlich nicht ganz ungewöhnlich. Trotzdem erstaunlich zu sehen, wie bspw. in einer Szene vier Spieler zwar ins Gegenpressing gingen, aber wegen mangelnder Überzeugung bei ihrem Tun den Ballführenden doch entwischen ließen. Wegen solcher Geschichten standen die Gäste zwei-, dreimal doch ordentlich frei am RB-Strafraum. Einmal gar mit drei Spielern gegen einen. Direkte Gefahr für Coltorti entstand daraus aber trotzdem wenig, da waren ein, zwei Standards (Freistoß, der gleichzeitig Coltortis Hand und die Latte traf und eine Ecke) schon gefährlicher.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff zog RB Leipzig dann doch noch mal ordentlich das Tempo an und die üblichen Offensivverdächtigen schossen noch zwei schöne Tore heraus.

Zur Halbzeit wechselte Ralf Rangnick dreimal. Wenn man davon ausgeht, dass hier die Wechsel vorgenommen wurden, bei denen es im Kampf um Einsatzzeiten am engsten zugeht, dann war die Einwechslung von Selke der erneute Test einer Zweistürmerlösung mit Selke und Poulsen. Bisher gab es nicht die ganz großen Argumente für das Duo und auch diesmal sprang der Vorteil dessen, dass beide zusammen ganz vorn spielen, nicht so richtig ins Auge.

Interessant jedenfalls, dass Sabitzer auf die rechte Zehn ging und Kapitän Kaiser komplett aus dem Team rutschte. Forsberg, Sabitzer, Poulsen, Selke, das wäre eine unglaubliche Offensivbesetzung. Der allerdings Kaiser zum Opfer fallen würde, wenn man ihn denn dann nicht alternativ auf der Sechs (für Demme) einspannt.

Compper kam für Nukan, aktuell vielleicht die einzige Position, deren Besetzung fast komplett offen ist. Teigl kam für Klostermann, was man so früh im Spiel vielleicht nicht erwartet hat und brachte trotz kleinerer Unsicherheiten auch einiges an Lebhaftigkeit mit. Bliebe noch Gulacsi, der nicht zu Unrecht darauf hoffen darf, bei einer schlechten Coltorti-Phase relativ schnell seine Bewährungschance zu kriegen.

Im weiteren Spielverlauf kamen dann auch noch alle anderen aktuell bei den Profis verfügbaren Feldspieler zum Einsatz. Keiner von ihnen dürfte sehr nah an der Startelf sein. Gipson, Strauß und Hierländer sind sogar ziemlich weit weg und in den kommenden Wochen zumindest an den Spieltagen wohl vornehmlich bei der U23 eingeplant. Wenn es denn bei den Profis keine Ausfälle gibt und man den Spieltagskader auffüllen muss.

Wenn man nach der Partie gegen Teplice ein, zwei Spieler herausnehmen will, die ein wenig überrascht haben, dann bleibt hier vielleicht ein Diego Demme zu erwähnen, der ein paar schöne Bälle in die Tiefe spielte, die man so eigentlich nicht so richtig von ihm kennt. Mal sehen, ob da ein wenig der Gegner eine Rolle spielte oder ob dies auch in der Liga zu beobachten sein wird. Abgesehen von Demme hatte auch Nukan ein paar gute Bälle in die Tiefe auf Lager. Wobei hier das Verhältnis zwischen ankommenden und wild in der Gegend herumfliegenden Bällen deutlich ungünstiger war als bei Demme.

Ansonsten gab es wenig überraschendes zu sehen. Zumindest nicht, wenn man die letzten Testspiele auch schon mit halbem oder ganzem Auge verfolgt hatte. Der Kern der Mannschaft von RB Leipzig steht und ließ ab und zu Klasse aufblitzen, ohne dafür an die Leistungsgrenzen gehen zu müssen. Davie Selke nahm mit großem Willen den Elfmeter, um sich über Tore wieder in Wohlfühstimmung zu bringen. Worüber die anderen Offensiven schon verfügen und sich auch noch Tore zu Steigerung gönnten.

Fazit: Die ganz große Aussagekraft hinsichtlich des Pflichtspielstarts am Sonntag gegen Braunschweig fehlte dem Spiel, dafür war der Gast auf die RB-Geschwindigkeit in der Tiefe doch zu schlecht vorbereitet. Das passiert normalen Zweiligaclubs eigentlich fast nie. Bei RB Leipzig sieht man viel von dem, was man auch schon vor der Winterpause sehen konnte. Stellenweise herausragende Offensivaktionen, aber keine Konstanz über 90 Minuten und immer mal wieder auch Probleme in der Kompaktheit beim hohen Pressing. In einer Woche wird man sehen, was das gegen eines der Topteams der Liga wert ist.

Randbemerkung 1: Reichlich 2.000 Zuschauer zum letzten Testspiel der Winterpause, während vor ziemlich genau einem Jahr noch mehr als 5.000 den letzten Testgegner Aalen an selber Stelle sehen wollten. Bei damals allerdings freiem Eintritt. Die ganz große Bundesliga-Euphorie ist weiterhin noch nicht ausgebrochen und ansonsten bietet das viel Spielraum für Interpretationen.

Randbemerkung 2: Fünf Siege in fünf Testspielen, 29:2 Tore. Vielleicht waren da nicht die ganz großen Gegner dabei. Dass man aber Erstligisten aus der Schweiz und aus Tschechien inzwischen ziemlich locker und auch mit durcheinandergewürfelten und mit Nachwuchsspielern aufgefüllten Teams beherrscht und besiegt, ist zumindest bemerkenswert. Nicht dass das Richtung zweite Liga, wo die Teams gegen RB Leipzig immer mit besonderer Motivation auflaufen (jetzt noch mal mehr, wo RB Tabellenführer ist), irgendeinen besonderen Aussagewert hat, aber es gibt einen ersten Eindruck zum Potenzial, das im Team steckt und zum fußballerischen Leistungsstand.

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Tore: 1:0 Forsberg (43.), 2:0 Sabitzer (45.), 3:0 Poulsen(49.), 4:0 Selke (57./FE), 5:0 Selke (72.)

Aufstellung 1.Hälfte: Coltorti – Klostermann, Orban, Nukan, Halstenberg – Ilsanker, Demme – Kaiser, Forsberg – Sabitzer, Poulsen

Aufstellung 2.Hälfte: Gulacsi – Teigl, Orban, Compper, Halstenberg – Ilsanker, Demme – Sabitzer, Forsberg – Poulsen, Selke

Aufstellung ab 62.Minute: Gulacsi – Teigl, Orban, Compper, Halstenberg – Khedira – Quaschner, Bruno, Jung – Poulsen, Selke

Aufstellung ab 75.Minute: Gulacsi – Teigl, Gipson, Compper, Strauß – Khedira – Hierländer, Bruno, Jung – Quaschner, Selke

Nicht dabei: Boyd (verletzt), Bellot

Zuschauer: 2087 (in der Red Bull Arena)

Links: RBL-Bericht
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Bisherige Testspiele 2015/2016

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Testspieltorschützen 2015/2016

Forsberg – 7; Selke – 6; Quaschner, Kalmár – je 5; Dzalto – 4; Hierländer, Poulsen, Teigl, Khedira, Sabitzer – je 3; Endres, Strauß, Demme – je 2; Wagner, Kaiser, Reddemann, Palacios Martinez, Mauer, Sebastian, Ilsanker, Bruno, Compper, Halstenberg, Fechner – je 1

Testspieleinsatzzeiten

  • Demme: 768 Minuten
  • Teigl: 692 Minuten
  • Kaiser: 681 Minuten
  • Khedira: 673 Minuten
  • Hierländer: 643 Minuten
  • Jung: 639 Minuten
  • Orban: 618 Minuten
  • Quaschner: 617 Minuten
  • Bruno: 591 Minuten
  • Gulacsi: 540 Minuten
  • Sebastian: 517 Minuten
  • Gipson: 489 Minuten
  • Strauß: 445 Minuten
  • Klostermann: 415 Minuten
  • Selke: 415 Minuten
  • Kalmár: 408 Minuten
  • Bellot: 386 Minuten
  • Compper: 384 Minuten
  • Forsberg: 379 Minuten
  • Mauer: 376 Minuten
  • Coltorti: 360 Minuten
  • Sabitzer: 326 Minuten
  • Ilsanker: 324 Minuten
  • Poulsen: 315 Minuten
  • Nukan: 270 Minuten
  • Reddemann: 246 Minuten
  • Halstenberg: 240 Minuten
  • Sorge: 180 Minuten
  • Palacios: 165 Minuten
  • Franke: 158 Minuten
  • Skopintsev: 158 Minuten
  • Wagner: 145 Minuten
  • Rabiega: 138 Minuten
  • Suczuz: 135 Minuten
  • Janelt: 120 Minuten
  • Endres: 116 Minuten
  • Dzalto: 90 Minuten
  • Ernst: 90 Minuten
  • Placheta: 90 Minuten
  • Fechner: 90 Minuten
  • Toure: 90 Minuten
  • Barylla: 87 Minuten
  • Vogel: 64 Minuten
  • Diawusie: 55 Minuten
  • Siebeck: 54 Minuten
  • Becher: 46 Minuten
  • Heine: 19 Minuten
  • Beiersdorf: 17 Minuten

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