Das dritte Heimspiel in Folge für RB Leipzig in nur 11 Tagen. Die dritte Partie unter Flutlicht hintereinander. Und mit dem 1.FC Kaiserslautern ein Brocken vor der Nase, der sich als genau der spielstarke Kontrahent erwies, den man vor der Begegnung erwarten durfte. Heraus kam ein nie langweiliges 0:0, in dem der Gast die erste Halbzeit zeitweise dominierte und die Gastgeber vor allem Richtung Ende der Partie noch den Siegtreffer hätten erzielen können. Nimmt man die kompletten 90 Minuten wäre ein Sieg des FCK aber wohl die verdientere Variante gewesen, auch wenn nach dem Abpfiff beide Seiten gleichermaßen mit der Punkteteilung nicht unzufrieden waren.
Ins Spiel gegangen war RB Leipzig mit ein paar Änderungen im Vergleich zum Pokalspiel gegen Aue. Marvin Compper kehrte in der Innenverteidigung nach kleinerer Blessur und Erkrankung erwartungsgemäß für Lukas Klostermann zurück ins Team. Dazu bekamen Diego Demme und Georg Teigl ihre Erholungspausen und wurden durch Joshua Kimmich (der im Vergleich zu seinen bisherigen Auftritten bei RB Leipzig merkwürdig unauffällig blieb) und Sebastian Heidinger ersetzt.
Ansonsten änderte sich an der Aufstellung nichts und auch am Spiel selbst gab es wenig Veränderungen. RB Leipzig versuchte sich im aggressiven Spiel gegen den Ball und ließ Kaiserslautern so eine Viertelstunde lang kaum Luft für ein geordnetes Fußballspiel. Da man aber bei den tiefen Bällen in die Spitze wenig genau agierte und die FCK-Verteidigung zudem im Zweikampf enorm routiniert agierte, blieb es meist ein Spiel zwischen den Strafräumen, das sich nach einer Viertelstunde fast durch das Führungstor von Yussuf Poulsen aufgelöst hätte, der aber an knapp an einer Flanke vorbeirauschte.
Was danach folgte, war zeitweise eine Demonstration der spielerischen Stärke des 1.FC Kaiserslautern oder nach anderer Ansicht eine Demonstration, wie zu passives Auftreten von RB Leipzig zu Chancen für den Gegner führt. Letztlich ist es wohl von beiden Sachen etwas gewesen, was zu einer viertelstündigen Druckphase der Gäste führte. Durchaus beeindruckend, wie sie gegen das Anlaufen der RasenBallsportler die Ruhe und den Kopf oben behielten, das Pressing auf sich zukommen ließen und es immer wieder umspielten, um dann in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen die RB-Abwehrkette zu kommen.
Gerade in der vordersten Pressinginstanz von RB Leipzig fehlte da tatsächlich gelegentlich der Zugriff, sodass der Ball zu einfach zwischen RB-Mittelfeld und Abwehrkette gelangen konnte, wo sich dann die starken Offensivkräfte der Gäste gelegentlich austobten. Gerade die Gladbacher Leihgabe Amin Younes, der ein starkes, aber auch nicht allzu effektives Spiel machte, nutzte den Ballbesitz immer wieder, um sich in Duellen gegen ein, zwei RB-Spieler zu behaupten und dann die dahinter entstehenden Räume mit Pässen oder Dribblings zu bespielen.
Die größte Chance zum Führungstreffer neben zwei Fernschüssen hatte Kaiserslautern dann aber nach einer Ecke, die mit Willi Orban der eine von zwei absolut überzeugenden FCK-Innenverteidigern (unglaublich mit welcher Souveränität der erst 22jährige zusammen mit dem erst 21jährigen Dominique Heintz defensiv und auch in Zweikämpfen gegen Yussuf Poulsen auftrat) an die Latte bugsierte. Eine Führung wäre für den 1.FC Kaiserslautern nach 30 Minuten absolut verdient gewesen, angesichts einer souveränen, fußballerisch überzeugenden Vorstellung.
Der Rest der ersten Halbzeit war trotz feinerer Klinge des FCK wieder ausgeglichener. Stefan Hierländer stand kurz vor der Pause völlig frei vor dem Sippel-Tor, kommt aber nicht mehr mit dem Kopf an den Ball. Und auf der anderen Seite fliegen noch ein paar Bälle Richtung Coltorti, ohne die ganz große Gefahr heraufzubeschwören. 12:5 Torschüsse verbuchen die Gäste am Ende der ersten 45 Minuten und dürfen ein bisschen mit sich selbst hadern, daraus kein Tor gemacht zu haben. Was aber auch ein wenig die Geschichte des FCK in dieser Saison in Auswärtsspielen ist, dass man gut spielt und viele Torschüsse hat, aber sich letztlich nicht final belohnt.
Ging die erste Halbzeit insgesamt an die Gäste, war die zweite Halbzeit deutlich ausgeglichener. Kaiserslautern spielte nun bei weitem nicht mehr so dominant mit dem Ball am Fuß und lauerte vornehmlich auf gute Kontersituationen. RB Leipzig versuchte das Spielgeschehen immer mehr in die Gästehälfte zu verlagern, was mit zunehmender Spielzeit, besserem Zugriff im Mittelfeld und auch dank der Einwechslung von Terrence Boyd, der offensiv seine Physis ausspielte, immer besser gelang.
Die ganz große Gefahr entstand bei dieser Verschiebung der Spielverhältnisse für das FCK-Tor nicht. Wie schon in Hälfte 1 gelang bei RB Leipzig oft der letzte Pass nicht oder verhedderte man sich schon vor dem Strafraum. Dominik Kaiser zwang Sippel nach knapp 60 Minuten mit einem Freistoß zu einer Parade, was neben einigen ungefährlichen Abschlüssen bis in die Schlussviertelstunde hinein schon die gefährlichste Aktion bleiben sollte.
Dafür hatte Kaiserslautern nach knapp 70 Minuten die große Chance zur Führung, als man einen mustergültigen Konter fährt und die Sturmkante Philipp Hofmann, der bei langen FCK-Bällen die Kopfballduelle schon fast nach Belieben gewann, völlig freigespielt wurde, beim Umkurven von Coltorti aber zu weit abgetrieben wird und dann aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten trifft.
Die Schlussviertelstunde gehörte dann bei aller Lauterer Kontergefahransätzen deutlich RB Leipzig, die noch mal auf den Führungstreffer drängten und den Gast an dessen Strafraum ordentlich beschäftigten. Die große Chance, den Gästen eine aufgrund des Spielverlaufs ganz bittere Niederlage beizufügen, hat dann Yussuf Poulsen, der eine perfekte Kombination zwischen Kaiser und Boyd zwei Meter vor dem Tor nicht krönen kann, sondern am Bein des dazwischenspritzenden Rechtsverteidigers Michael Schulze scheitert, von wo aus der Ball über den Kasten geht.
Der Rest der Schlussviertelstunde sind ein paar Standards von RB Leipzig und einiges Strafraumgewühle, bei dem das Quentchen Glück fehlt, dass der Ball mal jemandem vor die Füße fällt und ein Standard für den FCK in der Schlussminute, der knapp neben das Tor verlängert wird. Danach pfeift Schiedsrichter Perl ab und keiner beschwert sich wirklich, dass das Spiel 0:0 ausging.
Gäste-Coach Kosta Runjaic meinte nach dem Spiel, dass wohl derjenige gewonnen hätte, der das erste Tor erzielt hätte. Das könnte man zumindest für die zweite Halbzeit unterschreiben, als das Spiel zeitweise hoch und runter wogte und jederzeit in Richtung der Gäste oder der Gastgeber hätte kippen können. Wenn denn nicht die Defensiven beider Teams in letzter Konsequenz einen guten Job gemacht und die Gefahr weitgehend vom Tor weggehalten hätten. Wäre dann doch mal ein Ball durchgerutscht und nicht nur an den Pfosten oder an des Gegners Bein geklatscht, wäre es wohl sehr schwer bis unmöglich geworden, noch mal zurückzukommen.
Nach dem Spiel übte man sich bei RB Leipzig allerorten in Selbstkritik über eine erste Hälfte, in der man zu passiv gewesen und über ein Spiel, in dem man insgesamt nicht überzeugend genug aufgetreten sei. Wobei der Fakt bleibt, dass man mit dem 1.FC Kaiserslautern wohl das aktuell spielstärkste Team der Liga bespielen musste, das zudem (zumindest gestern) über eine enorm abgeklärte Verteidigungskette und sehr präsente Sechser verfügt. Und man durchaus noch erwähnen darf, dass RB Leipzig gegen jene Mannschaft, die mit deutlichem Abstand das Team mit dem größten Ballbesitz der Liga ist, spätestens in der zweiten Halbzeit das Heft des Ballhandelns und Agierens in die eigene Hand nahm und entsprechend auch insgesamt fast 50% Ballbesitz erreichte und den Gast immer wieder an dessen Strafraum und in eine reagierende Rolle drängte.
Sprich, man sollte das Auftreten von RB Leipzig bei aller sicherlich notwendigen (Selbst-)Kritik und Verbesserungwürdigem im Spiel gegen und mit dem Ball (Zorniger bemängelte zum Beispiel, dass man sich im Mittelfeld vor allem in der ersten Halbzeit zu oft davor versteckt habe, angespielt zu werden) auch durchaus sehen, dass man abgesehen von der Phase zwischen der 15. und 30. Minute einem sehr guten Zweitligateam einen guten Fight geliefert hat, bei dem man letztlich 10 km mehr Laufleistung auf den Rasen brachte (natürlich auch weil man in der ersten Hälfte viel hinterherlaufen musste) und durch die zweite Halbzeit sogar in der Torschussstatistik ein Plus verzeichnete, auch wenn der Gast in Sachen klarer Einschussgelegenheiten (wenn man die FCK-Fernschüsse, den Kaiser-Freistoß und die knapp verpassten Bälle bei RB nicht mitzählen will) bei zweimal Aluminium einen leichten Vorteil hatte.
Fazit: Es war ein nicht durchweg hochklassiges, aber ein höchst unterhaltsames und umkämpftes Spiel, das beide Teams hätten für sich entscheiden können. Der 1.FC Kaiserslautern mit der spielerisch feineren und im ersten Durchgang deutlich dominanteren Klinge. RB Leipzig auf der anderen Seite mit zunehmender Spielzeit immer stärker in der Partie und dem Sieg am Ende auch nah. So richtig muss man sich aber nicht darüber ärgern, dass Yussuf Poulsen das entscheidende Tor verpasste, denn über 90 Minuten gesehen, wären drei Punkte wohl etwas zu viel des Guten gewesen. Den einen Punkt hatte sich Kaiserslautern durch sauberen und zeitweise sehr ansehnlichen Fußball jedenfalls mindestens verdient.
Randbemerkung 1: Eines der Themen am gestrigen Abend der Sportschau-Ticker [broken Link] zum Spiel, der sich in seinen Eingangszeilen (vorsichtig gesagt) positiv zu RB Leipzig äußerte und damit aus verschiedenen Online-Richtungen Kritik bis hin zu Entlassungsforderungen erntete. Man darf sich natürlich fragen, ob man in einem ARD-Ticker eine entsprechende Meinungsäußerung unterbringen muss, andererseits sind Meinungsäußerungen zu RB Leipzig im journalistischen Kontext in die eine oder andere Richtung aktuell nun wirklich nicht unüblich. Wenn man nach jeder dieser subjektiven Einschätzungen der Situation rund um den Verein und dessen Entstehungsgeschichte bzw. Existenz Köpfe rollen sehen wollte, hätte man bald eine ordentliche Gruppe an Freizeitjournalisten am Start. Und wenn jede Meinungsäußerung einen Shitstorm zur Folge hätte, könnte man fast jeden Tag in heller Aufregung verbringen. Dass sich ein Sportschau-Redakteur in einem Ticker zu einer Positionierung pro RB bemüßigt fühlt, hat jedenfalls auch mit der aktuellen Debatte und der generell eher unerfreulichen Art und Weise ihrer Umsetzung zu tun..
Randbemerkung 2: Zwei Siege und ein Unentschieden aus den drei Heimspielen der englischen Woche. Das ist sicherlich rein von den Zahlen her eine ziemlich ordentliche Bilanz, die Platz 3 in der Zweitligatabelle und ein DFB-Pokal-Achtelfinalspiel sichert. In allen drei Spielen war in Sachen Zugriff auf den Gegner nicht alles Gold. Sprich, wenn man nicht nur von den Ergebnissen her denken will, dann gibt es durchaus einige Ansatzpunkte für die Verbesserung des Spiels gegen und mit dem Ball. Andererseits hat RB Leipzig auch gezeigt, dass man mit mehr oder minder gestandenen Zweitligateams mehr als mithalten kann, selbst wenn nicht alles perfekt läuft. Und das geht dann wohl doch als sehr ordentliches Fundament für die nächsten Wochen und Monate durch. Alles andere ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Randbemerkung 3: Nur acht Gegentore nach zwölf Zweitligaspielen. Nach Ingolstadt die wenigsten Gegentore aller Zweitligateams. Auch diese Bilanz kann sich mehr als sehen lassen. Und zeigt, dass das Vorwärtsverteidigen via Pressing auch in Liga 2 eine ganz ordentliche, defensive Stabilität bringt. Das Argument, dass man aber auch Glück hatte, zieht jedenfalls nicht wirklich, da sich Glück und Pech über einen solchen Zeitraum weitgehend ausgleichen. Fakt ist vielmehr, dass nicht viele Teams die Fähigkeiten haben, die entstehenden Räume in der RB-Defensive mit spielerischen Mitteln und Geschwindigkeit auch zu nutzen. Der FCK hat es in vielen Situationen vorgemacht, dass man RB bespielen und Chancen kreieren kann. Und musste doch letztlich auch zum ersten Mal in dieser Spielzeit ohne eigenes Tor das Spiel beenden. Scheint nicht so einfach zu sein, den Ball ins RB-Tor zu befördern, wie Skeptiker der RB-Spielweise oft vermuten.
Randbemerkung 4: Statistiken spiegeln den Spielverlauf mal besser und mal schlechter wieder. Interessant an der Partie zwischen Leipzig und Kaiserslautern vielleicht, dass die Gäste mehr als 55% der Zweikämpfe gewannen. Und sich so auch in den Zahlen das Gefühl beim Zuschauen widerspiegelt, dass die Pfälzer in den direkten Duellen abgeklärter und präsenter agierten als ihr Gegner. Khedira blieb auf RB-Seite mit reichlich 54% (für einen zentralen defensiven Mittelfeldmann ein eher durchschnittlicher Wert) der beste Zweikämpfer, während Orban auf der anderen Seite bei 77% lag. Nicht immer gewinnen Zweikämpfe Spiele, aber im konkreten Fall sorgten sie zumindest dafür, dass der Gast optisch über große Teile der Partie leicht oben auf wirkte.
Lichtblicke:
- Fabio Coltorti: Setzte seinen Trend seit seiner Rückkehr von der längeren Verletzung fort. Sicherer Rückhalt, der alles hielt, was auf den Kasten kam. Der eine oder andere Abschlag ging etwas überhastet ins Nirvana, aber ansonsten war Coltorti eine mehr als verlässliche Nummer 1.
- Anthony Jung: Kein einfaches Spiel in einem Team, das nicht immer den Zugriff fand, aber insgesamt löste Jung seine Aufgabe sehr gut und ließ über seine Seite kaum gelungene Aktionen zu. War in defensiven Eins-gegen-Eins-Situationen meist zur Stelle und im Spielaufbau wichtige Anspielstation. Jung spielt bisher eine mindestens solide Saison und war auch gegen Kaiserslautern einer der stabilisierenden Faktoren im Team.
- Marvin Compper: Einige Male im Mittelpunkt des Geschehens. Mit ein paar Abstrichen löste er die Defensivaufgaben vor allem durch gutes Stellungsspiel. Wenn er in direkte Zweikämpfe muss, wird es manchmal kribbelig, aber dank Mitspielen und Vorausdenken kann er viele Situationen schon vorher lösen und Gefahren früh abwehren. Dazu im Aufbauspiel gegen Kaiserslautern eine Bank mit der besten Passquote aller RB-Feldspieler.
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Tore: keine
Aufstellung RB Leipzig: Coltorti – Heidinger, Sebastian, Compper, Jung – Kimmich (54. Teigl), Khedira, Hierländer (79. Demme) – Kaiser – Poulsen, Frahn (54. Boyd); nicht eingewechselt: Bellot, Klostermann, Fandrich, Morys, ; nicht im Kader: Franke, Ernst, Hoheneder, Rebic, Kalmár (alle verletzt), Strauß, Palacios Martinez, Dähne, Sumusalo
Aufstellung 1.FC Kaiserslautern: Sippel – Schulze, Orban, Heintz, Löwe (68. Zimmer) – Karl, Jenssen – Matmour (59. Fomitschow), Younes (79. Gaus), Stöger – Hofmann
Schiedsrichter: Günter Perl (Klar in der Ansprache und Gestik. Sicher in seinen Entscheidungen. Klar kann man mit Zeitlupenwissen immer und in jedem Spiel über irgendwas diskutieren, aber in Realgeschwindigkeit lag Perl fast immer richtig, hatte die Partie jederzeit voll im Griff und verteilte auch die Karten in nachvollziehbarer Art und Weise.)
Gelbe Karten: Poulsen (2. gelbe Karte), Khedira (4.) – Karl
Zuschauer: 25.637 (davon 700 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], FCK-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Liveticker
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Torschüsse: 17 : 15
gewonnene Zweikämpfe: 44,6 : 55,4%
Fouls: 18 : 20
Ecken: 4 : 3
Abseits: 3 : 4
Ballbesitz: 49,7 : 50,3%
Laufstrecke: 122,9 : 112,9 km
Größte Laufstrecke: Kaiser: 12,3 km – Jenssen: 12,3 km
Meiste Sprints: Heidinger: 29 – Stöger: 26
Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Khedira: 54,5 – Orban: 76,9%
Beste Passquote (mindestens 10 Pässe): Compper: 75,0% – Jenssen: 85,0%
Meiste Ballkontakte: Jung: 64 – Löwe, Stöger: je 64
Statistiken von bundesliga.de und sport1.de [broken Link]
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Saisontorschützen: Poulsen – 6; Frahn – 3; Teigl, Kaiser – je 2; Thomalla, Morys, Holthaus (VfL Bochum/ Eigentor) – je 1 Treffer
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Bei mir setzt sich allmählich der Eindruck fest, dass das System und der Kader an Grenzen stoßen. Die Gegner stellen sich immer mehr auf RB und das Pressing ein, was dazu führt, dass es kaum gelingt, Umschaltsituationen zu erzwingen. Gelingt es doch, dann sind die Zuspiele in die Spitze zu ungenau. Als Fan würde ich mir wünschen, dass das Spiel mit dem Ball einen größeren Stellenwert gewinnt. RB soll keinesfalls auf Ballzirkulation umstellen, das würde dem Kader auch überhaupt nicht entgegen kommen. Aber man muss es schaffen in derart engen Spielen nicht nur über den Kampf zu kommen, sondern auch spielerische Akzente zu setzen.
Was den Kader insgesamt angeht hoffe ich, dass Boyd in Zukunft noch mehr Einsatzzeiten bekommt. Er hat einfach Qualitäten (Kopfball, Durchsetzungsvermögen, Ballbehauptung), die Frahn nicht oder nur zu selten abruft.
Ich denke die Zweikampfstatistik schlug vor allem auch daher für Lautern aus, weil sie mit dem Ball am Fuß offensiv im Mittelfeld und den Außen sehr gut unterwegs waren (Schlussphase mal ausgenommen). Spielerisch waren die Teufel sicher eines der besten Teams, die wir hier bisher sehen durften, ein Team, was abseits des Konterfußballs aus einer geordneten Defensive auch seinen eigenen Matchplan am besten umsetzen konnte.
Zu Jung und Compper, die waren ohne Frage gut, hatten aber auch den deutlich leichteren Job, denn beim FCK ging ja sehr viel über unsere rechte Seite. Kimmich müsste man in diesem Spiel eigentlich schon unter Schattenseite verbuchen, war ggf. zu früh ihn gleich nach der Verletzung wieder in die Startelf zu schmeißen und ihm dann noch den Wadenbeißer Demme zu entziehen. Hierländer ist da defensiv deutlich weniger umtriebig.
Dieses Spiel ist eines wo ich offenbar etwas anderes auf dem Platz beobachtet habe als die meisten Kommentatoren und die Spieler selbst.
Ich kann die Einschätzung “RBL war zu passiv” überhaupt nicht nachvollziehen. Die Mannschaft ist – dem 3. Spiel einer englischen Woche angemessen – viel gerannt und hat versucht ihr Pressingspiel auf den Platz zu bekommen.
Aus meiner Sicht lässt sich folgendes feststellen:
– die hohen, langen Bälle von Coltorti oder aus der Verteidigung auf Yussuf und Frahn wurden jedes Mal effektiv Weg geblockt vom FCK. Weshalb man 45 Minuten lang immer wieder das gleiche macht und sich wundert wenn es immer wieder gleich scheitert verstehe ich nicht. Das war schon gegen Aue so – nur dass es dort eine Halbzeit lang Yussuf war, der sich alleine in der rechten Ecke festrannte.
Die einzigen überzeugenden Spielzüge in der ersten Halbzeit waren von kurzen, flachen und präzisen Pässen eingeleitet worden. Da sah die Verteidigung vom FCK deutlich anfälliger aus. Ich meine auch, dass Zorniger dies offenbar auch in der Pause mit dem Team besprach denn es war auffällig, dass die (Pacult-Verdächtigen) hohen Bälle deutlich weniger wurden in Halbzeit 2.
– der FCK war das erste Team, das sich meiner Meinung nach deutlich sichtbar etwas einfallen hatte lassen wie man spielerisch das schnelle Pressing von RB auffangen kann. Deutlich sichtbar war im defensiven Mittelfeld eine Art “Sägezahnwellen” und man versuchte damit – mit einigem Erfolg – unsere Offensivspieler vordringen zu lassen ohne selbst zuviel Druck auf dem einzelnen Spieler erleiden zu müssen. Der Ball wurde dadurch effektiv gehalten und dann schnell zwischen das RB Mittelfeld und Defensive vorgespielt. Für mich bedeutet das, dass die Mannschaft nun weiter feilen muss wie stark sie das Pressing dosiert und wie man sich von solchen Gegnern trotzdem nicht das eigene Spiel nehmen lässt.
Ansonsten wäre es zwar schön gewesen mit einem Dreier das Tabelengefüge etwas zu verschieben, aber ein Unentschieden muss man als RB-Unterstützer als gerechtes Ergebnis einfach akzeptieren.
10km mehr gelaufen. Für mich ein Indiz der fehlenden Ballkontrolle und Effizienz. Weniger vertikales Spiel und mehr Spielkultur wäre da wünschenwert. Teilweise erinnerte das Spiel an blindes kick and rush. Und bei allem Lob zu Boyds Physis muss ich sagen, dass ein solcher Athlet einfach mehr Kopfball- und Laufdduelle für sich entscheiden muss. Wir gewinnen die Spiele ja nicht mit Stürmern, die die Abwehrspieler attakieren, sondern mit Stürmern, die sich vom Gegenspieler lösen und mal clever oder auch rustikal einnetzen. Mir sind da die Vorzüge von Boyd nicht wirklich klar geworden. Mir hat da Palacios gegen Aue als Spieler hinter den Spitzen, der den Ball in der heißen Zone halten kann, deutlich besser gefallen.
Als Heidinger stürzte (oder besser: einen halben Salto hinlegte) und liegen blieb, stockte mir der Atem. „Nicht schon wieder!“ waren meine ersten Gedanken. Zum Glück stand der Gute nach kurzer Zeit auf.
Auffällig: Poulsen war verhielt sich direkt mal ruhig – die frühe Gelbe Karte hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Deutlich weniger Gezeter und Diskussionen, so kennt man ihn gar nicht.
Ansonsten stimme ich „Sebastian“ oben und anderen vollumfänglich zu. Mittlerweile haben sich die Mannschaften auf das RB-Pressing gut eingestellt und lassen sich von der Hektik nicht mehr so leicht anstecken. Das Spiel gegen den Ball sieht manchmal regelrecht kurios aus, wenn sich 3-4 RBler wie ein Schwarm Piranjas auf den ballführenden Gegner stürzen. Oft gelingt die Balleroberung, oft entstehen aber auch Lücken, die kombinationsstarke Gegner wie der KSC natürlich zu nutzen wissen.
Mal schauen wie sich´s entwickelt. Dass sich´s entwickelt, daran habe ich eigentlich keinen Zweifel. Spanisches Tiki-Taka ist sicherlich nicht wünschenswert, aber ein wenig mehr ruhige, flache Kombinationen würden aus meiner Sicht dem Spiel gut tun.
Hervorzuheben wieder mal der enorme Kampfeswille – bis zur letzten Minute! Zum Schluss hätte ich mir 20 Minuten Verlängerung gewünscht. Mir war so, als ob der Siegtreffer unmittelbar bevorstand.
Bei den Lichtblicken fehlt eindeutig der Sonnengott der mal wieder auch in diesem sehr durchschnittlichen Spiel meiner Meinung nach fast alles richtig gemacht hat.