[Direkt unter dem folgenden Vorbericht vor der Partie von RB Leipzig gegen den VfL Bochum (24.10.2014, 18.30 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel. Mit Alexander Zorniger und Georg Teigl.]
Wenn man das Spiel medialer Zuspitzungen spielen will, dann wartet mit der Partie zwischen RB Leipzig und dem VfL Bochum ein absoluter Krisengipfel. Drei Punkte aus den letzten vier Spielen ließen den VfL von Platz 1 auf Rang 8 stürzen. Bei RB Leipzig bedeuten fünf Punkte aus den letzten fünf Spielen das Fallen von Platz 2 auf Platz 5. Auf Spitzenreiter Ingolstadt hat man dadurch schon sechs bzw. sieben Punkte Rückstand.
Dass es in Zusammenhang mit RB Leipzig schwierig ist, von einer Krise zu reden, war hier im Blog bereits dargestellt worden. Beim VfL Bochum gilt sicherlich ähnlich, dass der gute Saisonstart die Messlatte etwas zu hoch gelegt hat. Bemerkenswert ist allerdings tatsächlich die endlose 1:1-Heimserie (sechs in Folge) des VfL, die letztlich einen besseren Platz in der Tabelle verhinderte. Auch wenn man anmerken muss, dass man bisher durchaus größtenteils die besseren Gegner der Liga zu Besuch hatte.
Auswärts auf der anderen Seite gehört der VfL Bochum mit drei Siegen in bisher erst vier Spielen zu den besseren Teams der Liga. Wobei wohl nur der 5:1-Sieg in Frankfurt über jeden Zweifel erhaben war. Selbst in der Partie in Aue war der Kontrahent eigentlich überwiegend auf Augenhöhe. Dicker Wermutstropfen bei den Auswärtsspielen sicherlich die 0:5-Klatsche in Heidenheim, als man als vermeintliches Spitzenteam anreiste und chancenlos abreiste. Ein Spiel, in dem man auf den frühen Rückstand mit wütendem Anrennen reagieren wollte und sich Heidenheim in den entstehenden Räumen austobte.
Letztlich weiß man wohl wirklich noch nicht so recht, in welche Richtung sich die Saison des VfL Bochum entwickeln wird. Vor der Saison hat man auf dem Transfermarkt recht ordentlich zugeschlagen (ohne allerdings Ablösesummen zu zahlen) und vor allem (auch höherklassige) Erfahrung verpflichtet. Was das deutliche Signal setzte, dass man perspektivisch mit dieser Mannschaft mehr möchte, als in der zweiten Liga gegen den Abstieg zu spielen, wie in den letzten beiden Jahren.
Angesichts dieses Umbruchs, nach dem bis zu sieben neue Spieler in der Startformation des VfL Bochum stehen, ist es nicht unbedingt erstaunlich, dass man nicht konstant auf hohem Niveau spielen kann. Andererseits hat man aber doch einige individuelle Qualität dazugewonnen, aufgrund derer man denken könnte, dass man bspw. zu Hause auch mal einen Sieg über die Runden bringen kann.
Dass Bochum bisher (außer im DFB-Pokal) in noch keinem Spiel ohne Gegentor blieb, verweist in diesem Zusammenhang auf das Grundproblem, dass die Grundordnung des VfL defensiv einigermaßen anfällig ist. Insbesondere für Gegentore nach schnellem Umkehrspiel. Dem VfL liegt es durchaus, aus dem normalen Spiel heraus kompakt und mit sehr viel Robustheit in der Viererabwehrkette und auf den Sechser-Positionen davor zu verteidigen und aus dieser kompakten Formation über die individuelle Klasse der Offensivspieler zu kontern (wenn der VfL in diese Situation kommt, sieht er unheimlich gut aus).
Dem VfL liegt aber nicht unbedingt, den Ball bei eigenem Besitz zirkulieren zu lassen. Nicht zuletzt weil man hier anfällig ist für aggressives Pressing. Hauptproblem aber, dass im defensiven Umschaltspiel nach Ballverlusten oft zu große Lücken entstehen, die sich bespielen lassen. Und mit Geschwindigkeit kann man gerade die Innenverteidigung des VfL gut knacken. Direkte Zweikämpfe sind da schon schwieriger, wenn man an die ziemlich raue Spielweise eines Jan Simunek beispielsweise denkt.
Gespielt wird meist eine Art 4-4-2 mit einer Doppelsechs und Außenspielern, die gern mal nach innen rücken (also ein 4-4-2, das nicht ganz so starr interpretiert wird), um dort den Spielaufbau mitzubetreiben. Was den Außenverteidigern die Chance lässt, in die offenen Räume auf den Flügeln zu stoßen. Wenn denn der Gegner mitspielt und die Räume nicht schließt. Für ein ballorientiertes Verteidigen in Form von Pressing wie es bei RB Leipzig gespielt wird, besteht da zumindest die Möglichkeit, dass ein Umspielen des Pressings für große Freiheiten für die Außenverteidiger sorgt. Andererseits wären aufrückende Außenverteidiger auch ein gefundenes Fressen, wenn das RB-Pressing funktioniert und hohe Ballgewinne generiert.
Trainiert wird die ehemalige graue Maus der Bundesliga, die sich – so hat man machmal das Gefühl – gern als Kultverein auf Probe sieht, von Peter Neururer, der RB Leipzig bekanntermaßen nicht sonderlich gut leiden kann. Was natürlich sein gutes Recht ist, auch wenn man manchmal darüber nachdenken sollte, ob man mit mancher Wortwahl nicht einfach nur den Stammtisch gibt. Aber bei Peter Neururer gehört dies im Guten und im Schlechten wohl auch mit dazu.
Letztlich ist es interessant, dass die Verbindung VfL-Neururer aktuell so gut zu funktionieren scheint. Bzw. ist wohl die Frage, wie lange sie so gut funktionieren wird. Denn schon zum Ende der letzten Saison hin war Neururer angeschossen und in Fankreisen absolut nicht unumstritten. Für den einen oder anderen war es durchaus überraschend, dass Neururer den Sommer als Chefcoach überstand.
Überraschend auch die mit nicht einmal fünf Wochen kürzeste Saisonvorbereitung aller Proficlubs, die noch dazu komplett in heimischen Gefilden verbracht wurde. Etwas, was hinsichtlich der Trainingssteuerung zumindest die Frage offen lässt, ob man auch körperlich wirklich perfekt auf die komplette Hinrunde vorbereitet ist. Wenn man damit Erfolg hat, würde sich zumindest die Frage stellen, warum es anderswo eigentlich nie unter sechs Wochen geht.
Vielleicht passt es ja in diesem Zusammenhang, dass Christoph Kramer (auf den man ohne den Weltmeister-Zusatz eigentlich nicht mehr referieren darf) mal meinte, dass zwischen Lucien Favre und Peter Neururer “trainingstechnisch .. ein ganzes Universum” liegen würde. Wobei ein Vergleich mit Favre wohl in fast jedem Fall unfair ist.
Peter Neururer selbst ist in seiner Karriere eher für Kurzzeitbeschäftigungen bekannt gewesen. Nur einmal blieb er länger als zwei Jahre bei einem Verein und das war der VfL Bochum, wo er zwischen 2001 und 2005 sicherlich die erfolgreichste Zeit seiner Karriere (inklusive UEFA-Cup-Quali) erlebte. Wenn er die aktuelle Saison in Bochum zu Ende bringt, dann hätte er die zweitlängste zusammenhängende Zeit als Cheftrainer erlebt. Vermutlich kein Zufall, dass es wieder Bochum wäre.
Der VfL Bochum galt in der Bundesliga lange Zeit als unabsteigbar. Bis es in den 90ern und 00ern doch einige Male passierte. Jedes Mal konnte man sich allerdings nach jeweils einer Saison wieder im Oberhaus zurückmelden. Erst nach dem Abstieg 2010 änderte sich alles, weil man am Ende in der Relegation an Mönchengladbach scheiterte und seitdem in der zweiten Liga überwiegend herumdümpelt.
Als Verein sind die Chancen, sich dauerhaft wieder in der ersten Bundesliga zu etablieren, wenn denn nicht mal ein Glückstreffer gelingt, eher gering. Wirtschaftlich ist man in einer nicht wirklich reichen Region eher unterdurchschnittlich aufgestellt und wird unter anderem großzügig von städtischen Firmen unterstützt. Ansonsten gibt es nicht viel Spielraum.
Was auch dazu führte, dass man kürzlich versuchte, die Frauenabteilung abzustoßen und die entsprechenden Kosten von 150.000 Euro einzusparen. Woraufhin in der Stadt die Kritik aufkam, dass man nicht von städtischen Firmen Geld bekommen könne, mit dem auch Frauenfußball finanziert werden soll, um dann den Frauenfußball abzustoßen und das Geld einfach in die Profiabteilung zu stecken. Letztlich wurde auf der Mitgliederversammlung am Montag beschlossen, dass man noch einmal nach Möglichkeiten suchen soll, den Frauenfußball beim VfL zu erhalten.
Die Anekdote soll nur verdeutlichen, dass man wirtschaftlich beim VfL Bochum durchaus ziemlich eng gestrickt ist. Was dann dazu führt, dass man einen Kader mit 14 bis 16 relativ gleichwertigen Spielern hat, aber dahinter kaum noch Luft, um Talente oder gute Nummern 17 bis 22 zu versammeln. In diesem Sommer überlegte man beispielsweise Mittelfeldmann Danny Latza nach Kaiserslautern abzugeben, um mit den entsprechenden Transfererlösen den Saisonetat zu decken. Der Verkauf von Lukas Klostermann zu RB Leipzig beendete schließlich entsprechende Ideen endgültig.
Trotzdem haben es die Verantwortlichen des VfL Bochum geschafft, ein sehr erfahrenes und in der Spitze auch individuell sehr gutes Team zusammenzustellen. Ein Team, das vielleicht nicht mehr das ganz große Entwicklungspotenzial hat, weil die einzigen beiden jungen Spieler, die bisher auch regelmäßige Einsatzzeiten bekamen (Gregoritsch und Cacutalua), nur ausgeliehen sind. Ein Team aber, dass kurzfristig durchaus erfolgreich Fußball spielen könnte.
Im Tor steht dabei das Bochumer Urgestein Andreas Luthe (27). Der Kapitän kehrte nach Verletzung zuletzt gegen Darmstadt wieder ins Tor zurück. Vor ihm in der Innenverteidigung wird vermutlich am Freitag der Ex-Wolfsburger und -Lauterer Jan Simunek (27) nach Verletzung wieder ins Team zurückkehren. Ein harter, aber nicht fehlerfreier Innenverteidiger. Neben ihm war bisher der aus der Bochumer Jugend kommende und schon immer beim VfL spielende Patrick Fabian (27) gesetzt.
Rechts hinten wird der agile Stefano Celozzi (25, früher KSC, VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt) verteidigen. Auf der linken Außenverteidigerposition könnte erneut der erst 19jährige Fabian Holthaus auflaufen, der im Sommer u.a. mit Joshua Kimmich zusammen den U19-Europameistertitel als Stammspieler links hinten gewonnen hatte und den verletzten Timo Perthel (25), der aus Braunschweig kam, ersetzen würde. Holthaus ist sicherlich das größere Talent, Perthel aber aktuell noch die zweikampfstärkere und robustere Option.
Die Doppelsechs bilden bisher durchgehend Anthony Losilla (28) Danny Latza (24). Der Franzose Losilla, der aus Dresden kam, übernimmt dabei eher offensive Funktionen. Der bei Schalke ausgebildete Latza versucht dagegen auch immer wieder, den Spielaufbau zusammen mit den Innenverteidigern anzukurbeln.
Mit spektakulären Taten und Toren auffällig wurde die Offensivreihe des VfL Bochum schon einige Male in dieser Saison. Links im Mittelfeld mit Hang zum Stürmer spielt dabei Michael Gregoritsch, die 20jährige Leihgabe aus Hoffenheim. Einer, der unheimlich spektakulär spielen und wichtig sein kann. Einer aber, der wenn es nicht läuft, auch nicht wie einer wirkt, der die Ärmel hochkrempelt. Drei Tore und zwei Vorlagen sprechen trotzdem für seine Qualitäten.
Auf der anderen Seite, im rechten Mittelfeld ist Yusuke Tasaka (29) unterwegs, von dem man eigentlich gedacht hatte, dass er im Sommer den VfL Bochum verlassen würde. Doch der vor zwei Jahren nach Bochum gekommene Japaner blieb und dribbelt sich mal mehr, mal weniger gekonnt weiter durch das Mittelfeld. Auch gern mal in etwas zentralerer Position. Zwei Tore und drei Vorlagen hat Tasaka schon verbucht.
Im Doppelsturm hat Stanislav Sestak die etwas freiere Rolle und kommt auch immer mal wieder über den Flügel. Der 31jährige kam in einem vielbeachteten Deal im Sommer zurück aus der Türkei nach Bochum, wo er schon zwischen 2007 und 2010 spielte und insgesamt 86 Bundesligaspiele (28 Tore) absolvierte. Sestak ist vielleicht noch nicht in einer Form dominant, wie man es vielleicht erwartet hätte, drei Tore und drei Vorlagen sprechen trotzdem für ihn.
Überraschenderweise sehr viel auffälliger ist aber Sturmpartner Simon Terodde, der als Mittelstürmer die Bälle verwertet. Zehn Tore stehen bisher in elf Pflichtspielen (inklusive DFB-Pokal) zu Buche. Manch ein Tor eher glücklicher, manches aber auch enorm abgezockt. Dass der 26jährige, den Union Berlin im Sommer ablösefrei(!) ziehen ließ, so durchstarten würde, hatte wohl kaum jemand erwartet. Allerdings schoss Terodde alle zehn Tore auch in den ersten sieben Pflichtspielen der Saison. In den letzten vier Pflichtspielen, in denen Bochum sieglos blieb, traf auch Terodde nicht. Trotzdem führt er die Torschützenliste weiter an und ist zusammen mit Sestak das zweigefährlichste Sturmduo der Liga (hinter Pohjanpalo/ Benschop).
Insgesamt ist auffällig, dass alle vier Offensivspieler direkte Torgefahr ausstrahlen und über große individuelle Klasse verfügen. Letztlich wird vor allem die Frage sein, ob der VfL Bochum die vier gegen RB Leipzig auch ins Spiel integriert bekommt. Sei es aus dem Spiel mit dem Ball heraus oder wie sie es eigentlich noch viel lieber haben aus dem schnellen Umschaltspiel heraus.
Für RB Leipzig wird es diesbezüglich noch mehr als sonst darauf ankommen, dass man die Passwege aus dem Mittelfeld nach Ballverlust durch Pressing gut zustellt. Schön wäre es diesbezüglich, wenn das Mittelfeld von RB komplett einsatzfähig wäre und man nach dem Nürnberg-Spiel zeigen könnte, dass man dominanter auftreten kann als man es in Franken tat. Dass die LVZ heute vermeldet, dass Joshua Kimmich eventuell ausfällt, ist in diesem Zusammenhang keine gute Nachricht. Stefan Hierländer wäre ein möglicher Nachrückkandidat.
Fragezeichen stehen derweil noch hinter einigen Positionen. Keeper Fabio Coltorti könnte, nachdem er letzte Woche noch auf der Bank saß, nun doch ein Startelfeinsatz winken, sodass Benjamin Bellot auf die Bank müsste. Im Sturm stellt sich die Frage, ob wieder Matthias Morys an der Seite von Yussuf Poulsen aufläuft oder nicht doch eher ein Daniel Frahn oder ein Terrence Boyd. Wobei für letzteren die Startelf vielleicht noch zu früh kommt. Und ein Fragezeichen steht auch hinter dem angeschlagenen Marvin Compper in der Innenverteidigung. Da es keinen gesunden Ersatz mehr gibt und Sechser Rani Khedira von Coach Zorniger als zurückrückende Alternative ausgeschlossen wurde, bleibt nur noch Anthony Jung, der von links hinten nach innen rücken könnte oder (ausgerechnet) ein Lukas Klostermann. Wobei die Variante mit Jung wohl wahrscheinlicher ist.
Mögliche Aufstellungen:
- RB Leipzig: Coltorti (Bellot) – Teigl, Sebastian, Compper (Jung, Klostermann), Jung (Heidinger) – Kimmich (Hierländer), Khedira, Demme – Kaiser – Morys (Boyd, Frahn), Poulsen
- VfL Bochum: Luthe – Celozzi, Simunek, Fabian, Perthel (Holthaus) – Tasaka, Losilla, Latza, Gregoritsch – Sestak, Terodde
Nominell ist es durchaus ein Duell auf Augenhöhe. Mit Vorteilen in Sachen Talent bei RB Leipzig und mit Vorteilen in Sachen Erfahrung, Robustheit und Abgezocktheit beim VfL Bochum. Entscheidend dürfte letztlich sein, wessen Matchplan besser zündet. Spielt Bochum zurückhaltend und überlässt den RasenBallsportlern den Ball, könnten sie im Vorteil sein. Versuchen sie mitzuspielen oder geraten sie früh in Rückstand, dürfte dies RB Leipzig in die Karten spielen.
Fazit: Rein sportlich gesehen, ist das Duell zwischen RB Leipzig und dem VfL Bochum ein sehr interessantes. Nicht unbedingt eines von unterschiedlichen Spielphilosophien, aber eines von unterschiedlichen Spielertypen. Auf der einen Seite die jungen, talentierten, balljagenden Teamplayer. Auf der anderen Seite die meist erfahrenen, vor allem gen Offensive inidividuell glänzenden und im Verbund gut konternden Fußballer, die aber einen verlorenen Ball auch mal einen verlorenen Ball sein lassen. Wenn man noch dazu nimmt, dass beide Trainer nach dem sommerlichen Verbalgeplänkel rund um die Klostermann-Verpflichtung so sicherlich ihre eigene, ganz besondere Motivation haben werden, gegen das Gegenüber nicht zu verlieren, sollte es unter freitagabendlichem Flutlicht spannend zur Sache gehen.
[Wer das Spiel von RB Leipzig gegen den VfL Bochum nicht vor Ort verfolgen kann und am 24.10.2014, ab 18.30 Uhr trotzdem dabei sein will, nutze die üblichen Kanäle, also Liveticker und Vereinsradio. Bilder gibt es live natürlich bei Sky.]
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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. VfL Bochum
- Keine
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Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel von RB Leipzig gegen den VfL Bochum. Mit Alexander Zorniger und Georg Teigl.
10.16
Schon wieder bereit für Fußball. Auftakt in die Heimspielwoche mit drei Partien in 11 Tagen. Nach Bochum kommt dann noch Aue im DFB-Pokal am kommenden Mittwoch und anschließend zum Montagsspiel Kaiserslautern. Viel besser geht es ja auch nicht.
10.22
Gibt ja aktuell viel Beschäftigung mit Homophobie, Rassismus, verbrannten Schals und körperlichen Auseinandersetzungen im RB-Fanblock. Richtig und wichtig, sich damit zu beschäftigen und auch klar zu zeigen, dass man diese Phänomene überhaupt nicht braucht. Wird in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren spannend, wie man darauf reagiert. Braucht sicherlich eine gemeinsame Vorgehensweise von Verein und organisierten Fangruppen, um die Probleme dauerhaft zu lösen.
10.23
Vielleicht gibt es ja schon im Spiel gegen Bochum eine wahrnehmbare Reaktion im Fanblock auf die Vorfälle.
10.24
Abgesehen davon wartet mit dem Spiel gegen Bochum eine interessante sportliche Auseinandersetzung. Einerseits, weil beide Mannschaften interessante Kader und Spielweisen haben. Andererseits weil Peter Neururer mit seinem ‘RB ist zum Kotzen’-Bild natürlich einiges dazu beigetragen hat, dass die Partie eine gewisse Aufladung erfährt.
10.26
Mal sehen, ob die Neururer-Zorniger-Kontroverse heute bei der Pressekonferenz noch eine Fortsetzung erfährt. Zu vermuten ist, dass Zorniger da nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießt und die Neururer-Äußerung wohl eher als Motivation für seine Mannschaft nutzen wird.
10.27
Neben Alexander Zorniger ist auch Rechstverteidiger-Stürmer Georg Teigl zu Besuch und wird vermutlich noch mal das 0:1 in Nürnberg betrauern müssen.
10.29
Bliebe als interessante Notiz noch, dass die LVZ heute vermeldet, dass mögliche Pläne von RB Leipzig, am Stadtrand ein neues Stadion zu bauen vom Tisch sind und man vielmehr das bestehende Stadion auf 55.000 ausbauen will. Muss man vorsichtig sein, da die LVZ immer mal Stadionpläne veröffentlichte, die nie wahr wurden, aber schön wäre es schon, wenn es stimmen würde.
10.42
Georg Teigl zu Nürnberg: “Nürnberg war nicht, was wir uns vorgestellt haben. Haben wir analysiert und wollen, dass es positiv weitergeht. Haben zuletzt zu wenige Punkte geholt. Bochum spielstark. Werden darauf gut vorbereitet sein. Bochum kommt, um Punkte zu holen. Bin zuversichtlich, dass wir drei Punkte holen.”
Krisenstimmung?: “Sind gar nicht damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie wir in den letzten Spielen gespielt haben. Müssen wieder einen Schritt nach vorne machen. Ergebnisse haben nicht gestimmt, aber von Krise zu reden, ist nicht richtig.”
Ursache für wenige Punkte: “Kassieren zu billige oder dumme Tore. Gegen Nürnberg haben wir auch vorne zu wenig kreiert. Müssen unsere Qualität wieder auf den Platz bringen. Marschrichtung ist klar.”
Körperlicher Zustand?: “Sind körperlich fit. Ist schön für Fußballer, wenn man viele Spiele hat. Sind alle junge Spieler, uns darf das weniger ausmachen. Dann muss man Samstag mal weniger ausgehen, dann ist man auch fit.”
“Fokus liegt auf der Rechtsverteidigerposition, nicht auf dem Sturm. Dafür wurde ich geholt. Wichtig ist aber unter den ersten 11 zu stehen.” Für die Nationalmannschaft müsse man sich anbieten. Wenn dann werde Teigl wohl dort als Rechtsverteidiger interessant und in Österreich auch inzwischen als solcher wahrgenommen. “Ist aktuell kein Thema. Wird eins, wenn der Teamchef anruft.”
Warum man auswärts weniger gut punktet, kann Teigl auch nicht beantworten. Gebe dafür keine wirkliche Erklärung.
Gebe kein “Patentrezept”, um sich für den Aufwand, den man betreibt, zu belohnen. “Wenn bei dem Spielstil nicht alles ineinander greift, dann fällt schnell mal ein Gegentor.” “Werden am Freitag zeigen, dass wir es können.”
10.51
Zorniger: Seit gestern Joshua Kimmich verletzt. Bei einem Trainingszweikampf passiert. Außenband angerissen. Kapsel am Innenband auch in Mitleidenschaft. Wird eng für Freitag, für Mittwoch könnte er wieder Thema werden. Ante Rebic weiter angeschlagen. Dazu die Langzeitverletzten Franke und Ernst. Compper ist gestern gelaufen, soll morgen mittrainieren und für Freitag Thema werden. Fällt er aus, kommt Klostermann rein oder rückt Jung nach innen.
“Nach einer Niederlage rechnet sich der eine oder andere mehr Chancen aus. Ziehen im Training etwas an. Spaßfaktor ist gerade gedämpfter im Training, aber das ist normal nach Niederlagen.”
Bochum sei spielerisch stark und hat nach vorn viel Qualität. Hinten drin viel Erfahrung und Körpergröße. “Gute und erfahrene Zweitligakicker.” Bochum habe auch Punkteprobleme, aber gut gespielt. “VfL hatte nur einen Ausreißer und das war Heidenheim.” Man zweifele nicht an sich. Der Verlauf der Saison sei positiv und alles andere interessiere nicht wirklich.
Man könne sich nicht auf das RB-Spiel einstellen. “Das ist unmöglich.” Man müsse einfach das System wieder besser spielen. “Dieselbe Situation wie vor einem Jahr.” Damals drei Auswärtsniederlagen in Folge, auf die man reagieren und sich an die Liga anpassen musste.
Nürnberg habe auf RB reagiert, indem man jeden langen Ball, auch bei Platz, nach vorn geprügelt hat. Sei auch eine Art Komplinent für das RB-System.
Torwartwechsel: “Fabio war lange verletzt. In der Trainigswoche vor Nürnberg nicht immer so gewirkt wie die Nummer 1. Deswegen hat Bellot gespielt. Ob er das noch mal tun wird, wird man sehen. Coltorti ist meine Nummer 1, wenn er seine Topleistungen abrufen kann, aber Bellot macht das auch gut.”
Terrence Boyd: “Seit zweieinhalb Wochen wieder im Training. Kein Zeitpunkt, um ihn von Anfang an zu bringen.” Sei noch nicht fit genug.
10.57
Zorniger: “Die jungen Spieler müssen wie die älteren auch Gas geben. Kimmich ist schon U21-Nationalspieler und wenn er in Zukunft noch viel richtig macht, dann wird er auch den nächsten Schritt mitmachen.” Dafür müsse er aber arbeiten und sein Spiel gegen den Ball intensivieren. Sei für junge Spieler auch normal, dass man bei all dem, was auf einen einprasselt, auch mal einen Hänger hat. Zusätzlich noch die Flüge zu den Nationalmannschaften. “Alles junge Kerls, die man weiterentwickelt und dann wird man in ein, zwei Jahren sehen, wo sie stehen und wie sie sich entwickelt haben.” Man müsse nicht jede Woche Wasserstandsmeldungen abgeben, die jungen Spieler aber kritisch anpacken.
Zu Neururer: “Der Spruch [RB ist zum Kotzen] ist kein Mittel zur Motivation.” Neururer sei ein Typ und das “ist mir lieber als jeder glattgebügelte Typ”. Viele wissen einfach nicht, was hier passiert und waren noch nie hier und bringen trotzdem Aussagen, die möglicherweise Grenzen überschreiten. “Erwarte ab und zu eine Spur weniger Populismus.” “Neururer ist ein Typ und er wird sich nicht davon beeinflussen lassen, was ich sage. Freue mich sehr auf das Treffen, weil er ein Größe im Fußball ist. Denke nicht, dass er zu körperlicher Gewalt neigt.” (mit einem Schmunzeln)
11.00
Sharif Shoukry macht im Namen des Vereins noch mal klar, dass Vorfälle im RB-Block wie in Nürnberg und Probstheida nicht hingenommen werden und man “null Verständnis” und “null Toleranz” dafür habe. Man werde versuchen, die Verursacher ausfindig zu machen und diese mit harten Strafen belegen. Das könne Hausverbote beinhalten, aber auch die Weitergabe von möglichen Verbandsstrafen. Mehr und konkretes könne man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen.
11.01
So, das war es schon von hier. Der Verein freut sich nicht über die Vorkommnisse bei den letzten Auswärtsspielen. Zorniger freut sich dafür auf Peter Neururer. Und wir freuen uns alle auf das Flutlichtspiel gegen den VfL Bochum. In diesem Sinne wünsche ich eine schöne Restwoche und dann einen noch besseren Freitagabend.
Grundsätzlich d’accord mit deiner Einschätzung. Ich hoffe Simunek ist morgen fit. Dann sollte die Abwehr des VfL besser stehen als in den letzten Spielen. Zwischen Simunek und Cacutalua sind schon noch riesige Unterschiede.
Ich vermute ja, das der VfL auch eher mit langen Bällen in die Spitze und nicht ganz so hoch stehenende AVs versuchen wird, um eure Pressing zu umgehen. Zumal das Spielerische in den letzten Spielen auch recht dünn war und ein Hin-und Hergeschiebe in der VT stattfand, ohne dabei super ballsicher zu wirken. Ob Terodde oder Sestak sich aber durchsetzen können und was brauchbares mit den langen Bällen anfangen können, wird sich zeigen. Gewisse Skepsis ist angebracht.