Sieben Freundschaftsspiele hat RB Leipzig bisher in dieser Sommerpause gespielt. Sechs Siege und eine Niederlage sind die Bilanz in diesen Partien gegen den französichen Meister Paris Saint-Germain, den österreichischen Zweitligisten Kapfenberger SV und je ein Team aus der dritten bis siebten Liga Deutschlands. 35 geschossene Tore belegen eine gewisse Abschlussfreude. Sechs Gegentore aus den letzten drei Spielen zeigen aber auch ein paar Lücken in der Rückwärtsbewegung.
Generell ist es schwierig, aus Freundschaftsspielen größere Erkenntnisse abzuleiten. Klar sieht man, welche Spieler bereits in Frühform und gut drauf sind, wie zum Beispiel ein Denis Thomalla, der sich aufdrängen will. Und man kann auch schon gut beobachten, wegen welcher Qualitäten Spieler wie Terrence Boyd oder Rani Khedira geholt wurden, warum sie aber auch noch Zeit benötigen, sich in das hiesige Spielsystem hineinzufinden.
Letztlich wird die Beurteilung der Leistungen in Freundschaftsspielen auch dadurch erschwert, dass die beteiligten Mannschaften in ihrer Vorbereitung völlig unterschiedlich weit sind oder am jeweiligen Testtag unterschiedliche Trainingsprogramme fahren. Vor dem Test gegen Großaspach, den RB Leipzig verlor, mussten die RasenBallsportler bspw. noch am Vormittag eine intensive Trainingseinheit mit Sprints durchführen, sodass man entsprechend platt war. Zudem beginnt die Drittligasaison eine Woche früher als die Zweitligasaison, sodass der Kontrahent per se weiter in der Entwicklung war.
Genau andersherum dann beim Spiel von RB Leipzig gegen Paris Saint-Germain, als bei RB in der Woche vor dem Spiel zwei Tage lang frei und anschließend eher Regeneration angesagt war. Man also entsprechend vergleichsweise frisch in das Spiel ging, während der Gegner aus dem Training heraus ohne 11 seiner Stammspieler am Spieltag mit dem Flugzeug anreiste und nach dem Spiel wieder abreiste. Sprich die Vorbereitung auf das Spiel schlecht und die Lust und die Luft der Gäste überschaubar war.
Insbesondere in der zweiten Halbzeit waren die RasenBallsportler dann auch deswegen deutlich überlegen. Ein Phänomen, das man in der Vorbereitung schon ein paar mal sehen konnte. Man könnte es guten Gewissens dadurch erklären, dass das komplette Durchwechseln in der Halbzeit zwar angesichts des dichten Kaders kaum einen Qualitätsverlust, aber einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil bringt. Dieser Vorteil einer frischen Mannschaft zur zweiten Halbzeit wird spätestens in knapp zwei Wochen zum Zweitligastart wegfallen und der Effekt dieses Wegfalls am Wochenende in Gera gegen die Queens Park Rangers schon mal angetestet.
Letztlich blieb im Spiel gegen Paris Saint-Germain auch ein wenig das Problem, dass der Gegner erst eine Woche später als RB Leipzig in die Pflichtspielsaison einsteigt und entsprechend Feinabstimmung und Spritzigkeit noch ziemlich weit weg liegen. Ohne das 4:2 von RB Leipzig gegen Paris Saint-Germain als völlig normal hinstellen zu wollen, bleiben doch ein paar Details, die den Wert des Sieges in Bezug auf die Aussagefähigkeit zum aktuellen Leistungsstand zumindest einschränken.
Wenn man an der Testserie des diesjährigen Sommers aus RB-Sicht etwas zu mäkeln haben will, dann ist es die Tatsache, dass die letzten drei Testgegner alle erst später in die Saison einsteigen als RB Leipzig, man also in Sachen Physis wohl kaum die Probe des Ernstfalls bekommen wird, die man sich vielleicht in den letzten zwei Testspielen erwarten würden.
Extrem ist es beim Gegner von Mittwoch, beim FC Getafe, der erst drei Wochen nach RB Leipzig, um den 23. August herum, sein erstes Ligaspiel bestreitet und entsprechend in Sachen Vorbereitung noch eher am Anfang als am Ende ist. Zwar hat der 13. der spanischen Primera Division nicht das Problem von unzähligen WM-Fahrern (mit dem Algerier Mehdi Lacen und dem Kroaten Sammir waren nur zwei Spieler in Brasilien), aber die optimale körperliche Verfassung dürfte trotzdem fehlen.
Nicht unähnlich sieht es beim Aufsteiger in die Premier League Queens Park Rangers aus, der erst zwei Wochen nach RB Leipzig in die neue Saison startet und für den das Spiel gegen RB Teil eines Trainingslagerausflugs nach Deutschland ist. Sprich, die Mannschaft dürfte nach intensiven Trainingstagen ziemlich platt zum samstäglichen Spiel nach Gera kommen, auch wenn der Kader durchaus prominent besetzt sein wird und mit WM-Fahrer Loïc Rémy, der wohl nach Liverpool wechseln wird, lediglich einer der großen Spieler des Clubs fehlt.
Grundsätzlich ist es natürlich eine schöne Sache in der Vorbereitung europäische Teams mit gewissem Klang begrüßen zu können. Weil es aus der Not von hiesigen Testspielabsagen heraus eine gewisse Abwechslung zum deutschgespickten Programm anderer Teams bringt. Trotzdem bleibt die Frage, inwieweit das diesjährige abschließende Programm mit drei, wegen ihres späteren Ligenstarts körperlich rückständigen Teams (PSG, Getafe, QPR) nicht die Analyse der eigenen Leistungsfähigkeit etwas verzerrt.