Red Bull want a team to take into the Champions League. It is the only market they have not reached yet. Ideally this would be in the London area, but both Everton and Liverpool interest them too because it would not take much to get them to that level.
Diese drei Sätze und ein Artikel drumherum waren mal wieder der Startpunkt für ein wenig Rauschen im deutschen Online-Medienwalde. Der in Sachen Seriösität nicht gerade auf oberstem Level gehandelte Mirror als Online-Ableger des Daily Mirror hatte das Zitat abgedruckt.
Ein sogenannter “Insider”, dessen Insiderfähigkeiten oder tiefere Rolle in der ganzen Geschichte völlig unklar ist (was meist ein Zeichen ist, dass die berichtende Zeitung mit dieser schwammigen Formulierung die möglicherweise geringe Glaubhaftigkeit des Zitierten verschleiern will), hatte den Boulevardjournalisten die Vorlage gegeben, dass Red Bull in Fußball-Europa nach Österreich und Deutschland auch England beglücken will und nun ein Team, möglichst aus London, aber vielleicht auch Everton oder Liverpool, auf jeden Fall aber aus der Premier League zu dem seinen machen will.
Gerüchte aus England, dass Red Bull dort im Fußball aktiv werden will, sind weder neu, noch waren sie bisher mit einigermaßen belastbaren Fakten belegt. Im Sommer bereits gingen Meldungen um eine Sponsorentätigkeit von Red Bull bei Leeds United durch die Presse. Zuvor wurde über eine Übernahme des FC Everton spekuliert, weil sich Ralf Rangnick dort mit Verantwortlichen getroffen hatte (nach eigener Aussage, weil die wissen wollten, wie man bei Red Bull arbeite).
Und noch zuvor war Ralf Rangnick als Trainerkandidat beim FC Everton ins Gespräch gebracht worden. Gerüchte, die Rangnick später deutlich dementierte. Was ihm zumindest beim Mirror nichts half, die nun trotzdem behaupten, dass Rangnick im Sommer fast beim FC Everton angefangen hätte. Vielleicht ein kleiner Hinweis auf die Arbeitsweise des Mirror..
Wir haben also ein Gerücht aus dem Mutterland des Fußballs rund um Red Bull, dessen Basis eher unklar ist und das man angesichts der bisherigen substanzlosen Gerüchte um Ralf Rangnick als Trainer und um Red Bull als Geldgeber zumindest erst mal mit Skepsis betrachten sollte. Zumindest wäre das der normale Zugang zum Thema, gerade für den durchschnittlichen Online-Journalisten.
Aber Online = Klicks und News, die ein bestimmtes, massenkompatibles Bild befriedigen, bringen mehr von letzteren. Und so kam es, dass über das Gerücht eines englischen Boulevarmediums nicht etwa ebenso berichtet wurde, sondern der Inhalt des Mirrors im deutschsprachigen Raum meist als Wahrheit verkauft wurde.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, schafften es einige Berichte immerhin noch die Berichte treffenderweise mit einer Frage zu überschreiben: “Kauft Red Bull einen englischen Klub?” Andere machten es sich da einfacher. Spox, eines der großen deutschen Sportportale titelte mit “Klub in London bevorzugt -Red Bull will in die Premier League”. In Österreich titelte man “Red Bull will Fußball-Team in England” oder “Mateschitz will auch englischen Klub kaufen” oder gar “Red Bull auf Shoppingtour” [broken Link]. Und transfermarkt.de [broken Link] titelte feranb der Differenzierung “Red Bull will in die Premier League einsteigen”. Und das alles auf der Basis eines “Insiders”berichts in einem Nachrichtenportal zweifelhafter Reputation..
Man weiß natürlich nie, wie der Lauf der Dinge im Fußball im Allgemeinen und in den Entscheidungsgremien von Red Bull im Speziellen ist, aber letztlich könnte man sich zumindest fragen, inwieweit ein Engagement von Red Bull in England auf oberstem Niveau stimmig wäre. Sieht man mal von den nicht geringen Investitionen ab, die in England nötig sind, um ein Fußballteam auf Champions-League-Niveau zu betreiben, bliebe vor allem noch die Frage, was denn ein solches Team im Gesamtkonzept Red Bull Fußball für eine Rolle spielen sollte.
Letztlich wäre ein solches Team von den Zielen her nur eine Kopie von RB Leipzig und bisher hat man bei Red Bull von den Standorten her nie Kopien geschaffen, sondern immer Vereine mit sich nicht im Wege stehenden Zielsetzungen. Salzburg (neben eigenen Zielen als österreichischer Topclub) als Club für die Nachwuchsausbildung und so auch ein Stückweit als Ausbildungsteam für RB Leipzig, falls die irgendwann mindestens zweitklassig spielen. New York als ein wenig eigenständig den US-Markt bespielend. Und Brasilien als schlichte Talentsichtung- und ausbildung für mögliche europäische Karrieren.
Wie genau in dieses Konglomerat ein englisches Team passen sollte, darf man sich zumindest fragen, wenn man englische Gerüchte kopiert. Wenn man es ganz rational nimmt, dann wäre es wohl am plausibelsten anzunehmen, dass es fast nur entweder England oder Deutschland heißen kann. Klar, in England wäre der Weg für Red Bull in die Spitze kürzer, aber in Deutschland ist man (finanziell und vor allem infrastrukturell) schon ein ziemliches Stück des Weges gegangen, als dass es Sinn machen würde, diesen Weg wieder zu verlassen.
Mal ganz von all dem abgesehen, wäre ein Team in England, das Red Bull als Besitzer übernimmt auch hinsichtlich des Startrechts in Europa schwierig, denn da gilt, dass nicht zwei Teams desselben Besitzers am selben Wettbewerb teilnehmen dürfen. Was unter Umständen zwischen Leipzig und Salzburg noch kein Problem wird, weil Red Bull formal in Leipzig kein Besitzer ist (und hier die Frage wäre, inwieweit die große finanzielle Unterstützung durch Red Bull von der UEFA als bestimmende Einflussnahme auf den Club gesehen wird), wäre zwischen einem englischen Team und Salzburg sofort ein Problem, da Red Bull in beiden Fällen der Besitzer wäre und die Teams nicht gleichzeitig in Europa starten dürften. Was dann auch wiederum nicht recht sinnig wäre.
Klar, von dieser Blog-Stelle aus fällt es schwer zu behaupten, dass an dem England-Gerücht zu 100% nichts dran ist. Allerdings stehen doch einige Überlegungen ganz grundsätzlich gegen eine solche Idee, sodass es naheliegt zu vermuten, dass es mit den Gerüchten um Red Bull und den englischen Fußball ähnlich substanzlos ausgeht, wie mit früheren Gerüchten um Red Bull und Italien und Spanien. Zumindest läge es nahe, sich beim Kopieren englischer Gerüchte diese Fragen zu stellen und das Gerücht dementsprechend zu kontextualisieren. Aber das ist vermutlich im Online-Bereich und angesichts des inoffiziellen Mottos ‘1 Schlagzeile und maximal zwei Absätze dazu, mehr geht nicht’ zu viel verlangt.
Nicht dass Dementis generell einen 100%igen Wahrheitsgehalt haben, aber angemerkt sei zumindest, dass Red Bull (die nur in Ausnahmefällen dementieren) gestern den Mirror-Bericht dementieren ließ: “Der Einstieg in die Premier League bzw. die Übernahme eines englischen Vereins von Red Bull ist nicht geplant.” Dass diese viel zu ‘unspektakuläre’ Nachricht jetzt ebenfalls wild durch die Online-Welt kopiert wird, darf man zumindest bezweifeln..
Um es mal hier zu fragen wenn man schon woanders keine Antwort bekommt:
Ist Red Bull Ghana bereits verkauft? Wird die Mannschaft noch durch RB finanziert? Ist dieses Team überhaupt noch existent?
Ob Team und Standort noch existent sind, kann ich gar nicht sagen. Letzter Stand vom August war, dass man sich definitiv von Ghana als Ausbildungsstandort trennen wolle. Ob man die Mannschaft nun schon aufgelöst und das Gelände verkauft hat, weiß ich allerdings nicht, käme mir aber in Anbetracht der nicht unwesentlich teuren Infrastruktur auch etwas schnell vor.