3.Liga: Wacker Burghausen vs. RB Leipzig 1:2

So ist er eben der Fußball. Da wartet eigentlich schon jeder auf den Schlusspfiff bei der Partie von Wacker Burghausen gegen RB Leipzig und versucht sich das Unentschieden aus je eigener Sicht zu erklären und dann fällt in der 93. Minute doch noch das glückliche, aber wenn man die ganzen 90 Minuten nimmt auch völlig verdiente Siegtor für die Gäste. Was einen ausflippenden Fanblock und eine Spielertraube auf RB-Seite und und extrem lange Gesichter bei den Gastgebern zur Folge hatte.

Es war alles in allem spielerisch kein sonderlich gutes, aber ein immer umkämpftes Drittligaspiel. RB Leipzig versuchte diesmal verstärkt auch über Ballkontrolle zum Erfolg zu kommen. Auf Seiten von Wacker Burghausen gab es dagegen eigentlich immer nur die Option, bei Ballgewinn egal wo, den Ball lang in die Spitze zu spielen und die RB-Innenverteidiger in Laufduelle zu verwickeln. Also ungefähr das, was RB gegen Münster spielte, nur mit geringerer individueller Klasse.

Eine direkte Torchance resultierte aus dieser Methode 90 Minuten lang nicht. Aber ein paar Standards, diverse Eckbälle, von denen einer den Ball ins RB-Tor fand und die rote Karte für Tobias Willers nach einer Notbremse, als ihm der Burghauser Stürmer einmal entwischt war und er ihn nur noch festhalten konnte. Letztlich keine ganz schlechte Bilanz für ein eher schlichtes Herangehen, das fast einen Punkt gesichtert hätte. Man hätte dies ungerecht finden können, aber wenn das Spiel 1:1 ausgegangen wäre, dann weil RB Leipzig nach einer sehr guten Anfangsviertelstunde und dem fast schon obligatorischen und obligatorisch schönen Frahn-Tor nach großartiger Jung-Vorbereitung lange nicht in der Lage war, aus den guten Feldpositionen in Strafraumnähe entscheidende Gefahr für das Wacker-Tor zu produzieren.

Gestartet war RB Leipzig mit der etwas überraschenden Maßnahme, Denis Thomalla für Clemens Fandrich ins Spiel zu bringen. Wobei nicht unbedingt der Name Thomalla in der Startelf überraschte, sondern eher die Position, die er im halbrechten Mittelfeld bekleidete. Dort hatte man ihn in der Vorbereitung in der Form auch noch nicht gesehen. Die leichten Anpassungsprobleme, die er dann auch hatte, waren insofern erklärbar.

Neben personellen Veränderungen (Judt ersetzte zudem den verletzten Müller rechts hinten, während die Innenverteidigung nicht verändert wurde) wurde auch die taktische Formation leicht abgewandelt. Von der personellen Besetzung her ein 4-3-3 mit den drei Stürmer Poulsen, Kammlott und Frahn sah das ganze in der defensiven Grundformation eher nach einem 4-5-1 mit zwei sehr tief und auf Höhe der Mittelfelds stehenden Außenstürmern Kammlott und Frahn aus (teilweise standen sie tiefer als die Achter. Sodass Burghausen über die Außen kaum Räume vorfand, um sich bei eigenem Ballbesitz dort durchzuspielen. In der Mitte rückten derweil die beiden Achter Thomalla und Schulz nach Bedarf mit aus der Mittelfeldkette heraus, sodass tatsächlich eher eine variabel aufgefächerte Fünferkette entstand.

Diese sehr kompakte Formation, die auch dadurch, dass die Innenverteidiger von Burghausen kaum unter Druck gesetzt wurden, Kompaktheit gewann, führte dazu, dass sich der Gastgeber hinten rum die Bälle zupasste, um dann doch den Ball mal in eine Offensivaktion zu verwickeln, wo er dann relativ schnell weg war. Das funktionierte anfangs relativ prima, weil RB aus dem Ballgewinn heraus, sei es durch Geschwindigkeit, sei es durch Ballsicherheit immer wieder Akzente setzen konnte. Nicht unbedingt so zwingend, dass das 1:0 logische Konsequenz war, aber man bot routinierten und abgeklärten Drittligafußball und hatte mit der Führung eigentlich alles im Griff. Und der dem RasenBallsport zugeneigte Zuseher konnte eigentlich schon darüber sinnieren (und über diese Option staunen), dass man einem erstaunlich lockeren Sieg entgegenstrebt.

Doch es war wieder eine Standardsituation, mit der sich das Spielgeschehen ein ganzes Stück veränderte. Wie schon gegen Augsburg war es eine Ecke, die diesmal am kurzen Pfosten direkt ins Tor verlängert wurde. Wahrscheinlich nervt es die Beteiligten am meisten, aber die Plus-Minus-Rechnung bei Standards weist gerade einen Minusbetrag zugunsten von Gegentoren aus. Was in so einer in der Spitze breiten und routinierten Liga wie der Dritten im Endeffekt eben auch den Unterschied zwischen gut und sehr gut machen kann. Für die Nerven und die Erfolgsaussichten wäre ein effektiveres Abwehren von Standards jedenfalls eine Spitzenidee. Aber das redet sich sicherlich auch sehr leicht. Und vielleicht kommt da ja doch der Fakt zu tragen, dass die Mannschaft in Bezug auf den Luftkampf (abgesehen von den Innenverteidigern) eben nicht die allerrobusteste ist (fiel ja im letzten Jahr schon manchmal auf).

Mit dem Ausgleichstreffer war die Herrlichkeit der RasenBallsportler jedenfalls erstmal vorbei. Bis zur Halbzeit kam nichts mehr auf das Wacker-Tor, was man guten Herzens gefährlich hätte nennen können und im Defensivverhalten war man einige Male nicht präsent genug, ohne dass fußballerisch limitierte Gastgeber daraus hätten Kapital schlagen können. Zwar kam man einige Male mit den beiden agilen Hauk und Kulabas mit Geschwindigkeit Richtung Tor, aber spätestens am Strafraum waren sie mit ihrem Latein mehr als am Ende. Keine Ahnung aber, warum der Faden bei den RasenBallsportlern so deutlich riss. Dazu bestand gegen die nicht beeindruckend aufspielenden Gastgeber eigentlich kein Anlass.

Die zweite Hälfte ging zehn Minuten lang so weiter wie die erste geendet hatte. RB mühte sich ohne Glanz, Wacker schlug die Bälle derweil nach vorn. Und dann ging Tobias Willers plötzlich duschen, weil er im Zweikampf eine falsche Bewegung machte und dem Gegenspieler Angelo Hauk ohne Zupfen nur noch hätte hinterher gucken können auf dem Weg zum Tor. Vermutlich nimmt Hauk die Berührung auch dankbar an, aber letztlich ist das auch egal.

Mit dem Platzverweis verschob sich das Spiel erstaunlicherweise wieder in Richtung Gäste. Thomalla musste für Tim Sebastian weichen, der fortan einen absolut souveränen Willers-Vertreter in der Innenverteidigung spielte. Und mit zunehmender defensiver Sicherheit und vor allem mit der Einwechslung von Matthias Morys, der mit seiner Geschwindigkeit sofort präsent und ein Problem für die Wacker-Defensive war, nach 65 Minuten setzte man wieder verstärkt Akzente, die auch Gefahr für das gegnerische Tor ausstrahlten. Nicht unbedingt 100%ige im Minutentakt, aber immer wieder hier ein Schuss, da ein Kopfball.

Mit der Einwechslung des gefeierten Wiederkehrers Youssef Mokhtari nach 72 Minuten versuchte Wacker noch mal Kapital aus der Überzahl zu schlagen und spielerische Akzente in das Mittelfeld zu bringen und nicht den Ball einfach drüber weg zu schlagen. Das gelang auch in zwei, drei Situationen, blieb aber insgesamt trotzdem in Ansätzen und den aufmerksamen Beinen der RasenBallsportler hängen.

Dass den Siegtreffer letztlich ausgerechnet Matthias Morys vorbereitete, konnte bei diesem Spiel fast nicht anders sein, da er derjenige war, der in den letzten 20 Minuten offensiv den entscheidenden Unterschied zwischen beiden Teams machte. Links am Strafraum von Frahn eingesetzt, spielt er gegen drei Gegenspieler den Ball perfekt auf Dominik Kaisers Fuß, der dann fast schon keine andere Wahl hat, als das Leder in der langen Ecke zu versenken. Ein schönes Tor in wirklich allerletzter Sekunde.

Mit dem Sieg hat man nun sieben Punkte aus drei Spielen. Womit man mehr als zufrieden sein kann. Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, dass gerade dieses durchwachsene Spiel gegen einen Abstiegskandidaten gezeigt hat, dass RB Leipzig in der dritten Liga angekommen ist. Weil man eben ein ganz normales Ligaspiel, das seine Kraft nicht aus vielen Zuschauern oder einem Aufstiegsfavoriten bezog, mit viel Moral drei Punkte mitgenommen hat. Es ist nicht selbstverständlich, dass man in Unterzahl in einem Auswärtsspiel bei einem bissigen Gegner zurückkommt und in letzter Sekunde noch das Tor macht. Dass die Spieler aber genau das wollten, zeigte sich auch daran, dass ein Coltorti bspw. nicht betont langsam und auf Zeit spielte, sondern man eben bis zum Schluss den Weg zum Wacker-Kasten suchte und dem Tor ein schneller Abschlag von Fabio Coltorti vorausging.

Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles auch nicht gut lief. Im Zusammenspiel und der Abstimmung, aber auch individuell nicht. Immer schwierig da Einzelne herauszuheben, aber bei Niklas Hoheneder ist auffällig, dass er seine überragende Form aus den Vorbereitungsspielen leider ein wenig verloren hat. Auch Yussuf Poulsen blieb weitestgehend bemüht, aber glücklos, weil ihm manchmal noch der Sinn für die richtige Entscheidung – Torschuss oder Abspiel – zu fehlen scheint (aber der Junge ist auch gerade mal 19). Und auch bei einigen anderen war nicht alles Gold. Aber wer will das auch schon in jedem Spiel erwarten. Und letztlich ist es bei sieben Punkten aus drei Spielen auch Jammern auf sehr hohem Niveau, denn dass man als Mannschaft so schnell den Anpassungsschritt an die neue Liga hinkriegt, musste man auch nicht unbedingt erwarten.

Fazit: Letztlich war es – nimmt man die gesamten 90 Minuten – ein mindestens ebenso verdienter wie aufgrund des späten Treffers glücklicher Sieg jener Mannschaft, die alles in allem heißer auf die drei Punkte war. Dabei machten auch die eingewechselten Spieler letztlich den Unterschied, denn gerade Tim Sebastian und Matthias Morys agierten in einer geordneter werdenden Mannschaft überdurchschnittlich gut. Mit zwei Punkten Rückstand auf die Spitze und sechs Punkten Vorsprung auf Chemnitz beispielsweise ist der Saisonstart jedenfalls dank des späten und hochgradig emotionalen Siegtreffers mit dem Schlusspfiff mehr als gelungen.

Randbemerkung 1: Soll ich noch was zum Schiedsrichter sagen? Die rote Karte hat er richtig entschieden. Und viel mehr an spielentscheidenden Szenen gab es auch nicht. Davon abgesehen musste man sich schon an einigen Stellen wundern, welchen speziellen  Blickwinkel  er wohl zu Situationen gehabt haben muss, um sie so zu entscheiden, wie er sie dann eben entschieden hat. Das ging insbesondere in der ersten Hälfte im Normalfall zuungunsten von RB aus. In der zweiten Hälfte wurde es dann ausgewogener, aber stellenweise nicht weniger wunderlich. Wie gesagt, letztlich war nichts spielentscheidendes dabei, aber trotzdem ärgert es natürlich und stört Spielfluss und Konzentration.

Randbemerkung 2: Wie man es nicht macht, zeigte Alexander Eberlein kurz vor Schluss, als er erst Matthias Morys an der Außenlinie umsenste und dann grußlos, aber mit gelber Karte fortzog. Woraufhin sich Morys vehement den obligatorischen Handschlag einforderte und dem Übeltäter als Gefoulter(!) sogar noch nachlief und ihm die Hand anbot. Die ihm bildlich gesprochen ausgeschlagen wurde. Woraufhin sich beide noch ein kleines Trash-Talk-Duell zu liefern schienen. Zeigte aber auch, wie sehr Morys in diesem Spiel auch nach später Einwechslung drin war. Und war vielleicht auch noch mal  ein Ansporn, noch mal ne Schippe drauf zu legen. Auf jeden Fall kein Ruhmesblatt für Eberlein..

Randbemerkung 3: Burghausen ist ja eine echte Kleinststadt und die Besucherzahlen bei Heimspielen sind eher so lala. Insgesamt wirkt es von Stadt und Stadion her so ein bisschen wie Auerbach. Was aber der Fanblock von Wacker an Lautstärke und Unterstützung produzierte (inhaltlich kann ich es nicht beurteilen, abseits gelegentlicher Rufe gegen irgendwas mit Bull konnte ich es nicht verstehen), war durchaus nett zu sehen. Hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

Randbemerkung 4: Wer sich ernsthaft die Frage gestellt hat, ob Daniel Frahn auch in Liga 3 funktioniert, kennt jetzt die Antwort. Drei Spiele, dreimal das so wichtige 1:0 erzielt. Jeweils mit großartigen Toren. Das ist selbst für Frahn außergewöhnlich. Ihm scheint die Verletzungszwangspause am Ende der letzten Saison sehr gut bekommen zu sein. Zumal er schon zwei Assists auf dem Konto haben müsste, wenn denn Yussuf Poulsen seine großartigen Pässe in den ersten zwei Ligaspielen verwertet hätte. Und auch in Burghausen war er es, der vor dem Siegtreffer, den Ball überhaupt erst an der Torlinie sichert und ihn überlegt auf Morys zurücklegt. Sehr guter Saisonstart des Kapitäns auch wenn alle Stürmer gestern über weite Teile des Spiels eher blass blieben.

Lichtblicke: Wenn ich mir drei Spieler heraussuchen sollte, die ein wenig aus der Mannschaft herausragten, dann:

  • Matthias Morys: Mit seiner Einwechslung präsent und mit voller Geschwindigkeit auf Ball und Gegner. Immer ein Unruheherd, für den die Burghauser schlicht zu langsam waren. Mit ihm kam die Gefahr für das Wacker-Tor zurück ins Spiel. Und letztlich wurde es auch noch belohnt. Überzeugender Auftritt. Wenn Morys wieder voll fit ist, wird es für einen der anderen da vorn im Sturm eng.
  • Tim Sebastian: Das herausragende an Tim Sebastian ist, dass er seine Rolle als Stand-By-Innenverteidiger, die er unter Zorniger ja quasi durchgehend inne hat, nicht nur klaglos annnimmt, sondern auch sofort zu 100% da ist, wenn er gebraucht wird. Sprich, Sebastian bleibt auch dann voll fokussiert und motiviert, wenn es  eigentlich wenig Einsatzchancen gibt. Wenn das nicht der Inbegriff von Professionalität ist, was dann? In Burghausen wurde er sofort zum sicheren Rückhalt an der Seite von Niklas Hoheneder. Als ob er jede Woche da spielen würde. Sicher im Kopfball und im Zweikampf und immer mal mit dem Versuch, auch in die Tiefe zu spielen. Hat sich auf jeden Fall sehr angeboten, in einer Woche gegen Duisburg den rotgesperrten Willers zu ersetzen.
  • Anthony Jung: Nicht alles, was Jung anfasste, gelang auch, aber eine derart dynamische und technisch versierte Art und Weise, den Linksverteidiger zu spielen, hat man mindestens lange nicht oder vielleicht auch noch nie gesehen (ohne da Lars Müller, Umut Kocin oder Juri Judt Unrecht tun zu wollen). Unheimlich viel unterwegs, auch offensiv mit einigen Flankenläufen und entsprechenden Flanken. Dazu noch ein torgefährlicher Kopfball und natürlich die tolle Vorbereitung des 1:0. Und defensiv brannte auf seiner Seite – soweit ich mich erinnern kann – auch gar nichts an. Aber das könnte man eventuell auch dem Gegner zuschreiben. Positiv interpretiert, hat man links hinten aktuell jedenfalls kein Problem.

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Tore: 0:1 Frahn (13.), 1:1 Schröck (16.), 1:2 Kaiser (90.+3)

Rote Karte: Willers (56./ Notbremse)

Aufstellung: Coltorti – Judt, Hoheneder, Willers, Jung – Thomalla (57. Sebastian), Kaiser, Schulz – Poulsen (90. Ernst), Frahn, Kammlott (65. Morys)

Zuschauer: 2.600 (davon 300 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], SVW-Bericht [broken Link]

5 Gedanken zu „3.Liga: Wacker Burghausen vs. RB Leipzig 1:2“

  1. Wie immer toller Bericht. Auch die gestrigen Twitter-Einlassungen fand ich sehr unterhaltsam, auch wenn ich nicht weiß, wieviele Akkus du mitgehabt haben musst. Dein Fußballsachverstand übersteigt nun den meinigen und dein Schreibstil (keine Sorge, es kommt gleich noch eine Aussage die nicht nach Lobhudelei klingt) ist ausgefeilter, das führt dazu, dass ich mir bei Kommentaren unter Blogposts immer wie ein Grundschüler vorkomme, dennoch möchte ich mich auch diesmal wieder der Schmach aussetzen.

    Nun zum eigentlichen, ich kann die langen Bälle in die Spitze nicht mehr sehen. Es wirkt einfach immer einfallslos auf mich, wenn nach ein paar Minuten Willers schaut, überlegt und sich dann für einen Ball entscheidet, auf den sich der Gegner aufgrund erhöhter Flugzeit scheinbar gut einstellen kann. Mir ist schon klar, dass man nicht jeden Gegner und nicht jeden Platz und und und mit kombinatorischem Passspiel bespielen kann. Und ich erwarte beileibe kein Ticki tacka. In vielen Situationen zeigen die Jungs, dass sie ballsicher sind und auch gute Ideen für einen Pass unter 15,4 Meter haben, sprich schnell gute Entscheidungen treffen können auf dem Platz. Wenn dann alle davon reden, dass man ‘sein Spiel’ durchbringen muss, verstehe ich genau das im vorigen Satz beschriebene darunter, und wenig lange Glücksbälle. Willers hat ja auch eine tolle Spieleröffnung drauf, was schon beim Spiel gegen Lotte aufgefallen war, aber die Spieleröffnung muss doch nicht immer den Sturm suchen, oder?

    Um jetzt mal den Bogen zum längeren einleitungssatz zu machen, sehe ich die Lange – Pässe – Thematik zu naiv oder weil ich selber nie Fußball gespielt habe vlt zu einfach? Das müsst ihr mir mal sagen, sonst werd’ ich darüber nicht mehr fertig :-)

    Ps: Poulsen tut mir fast schon ein wenig leid, sieht immer engagiert und bemüht aus, aber scheint immer einen Dribbler zu viel machen zu wollen. Freue mich dass Kammlott Einsatzzeit bekommt, er hat ja immer ein paar Spiele gebraucht, bis er so richtig drin war und ein Stück weit aufgeblüht ist.

    PPS: Der Kommentator vom BR war ungefähr das Frechste, was ich seit langem gehört habe.
    PPPS: Der Schiri hatte sich gestern wohl wirklich vorgenommen, den spielfluss maximal oft zu unterbrechen, Wahnsinn.

  2. Habe leider nur den live-stream gesehen, aber Deine Beobachtungen trafen genau meine gestern vor dem notebook abgegebenen Kommentare, insbesondere was den Mann an der Pfeife betraf.
    Der Fuss des Gegenspielers an Kammlott war genauso zart, wie der Zupfer an Hauck…
    Mit etwas mehr Cleverness bei gegnerischen Standards wären wir jetzt ganz vorn und im Pokal weiter, schade.
    Der Siegjubel war bestimmt im ganzen GartenVerein zu hören.
    Ansonsten ist alles Meckern auf hohem Niveau.

  3. Trotz der räumlichen Ferne, vielen Dank für Deine Analyse. Für mich gilt, mit dem Rotebrauseblogger ist mittendrin, statt nur dabei! ;-)

  4. Morys war ein entscheidender Akzent. Wochenend-Einkaufs-bedingt hatte ich mich erst kurz vor der ersten Halbzeit in den live-stream eingeklinkt. Was mir da ins Gesicht sprang war so eine gewisse Lustlosigkeit. Ich glaube nicht, dass die Jungs das wirklich so empfunden haben, aber bei einigen schien irgendwie nicht der Funke übergesprungen zu sein.
    Da war viel Klasse und das eine oder andere Aufleuchten von Kreativität, aber dann nach einem Ball über die Auslinie teils eine Körpersprache, die ich eher bei einer Hitzeschlacht vermutet hätte (oder von einem Mario Gomez, der sich nur selten mit Biss ins Getümmel wirft).
    Morys hingegen kam rein wie ein D-Zug und das hat einen frischen Wind ins Spiel gebracht – und aus meiner Sicht dazu geführt, dass man in der 93. Minute noch so ein Tor machen konnte. Insgesamt klar verdient und man muss eben auch solche Spiele gewinnen können.

  5. @Matthias: Ich würde das mit den langen Bällen gerne differenzieren. Einerseits gibt es die Variante bei Ballgewinnen schnell und sofort lang in die Spitze zu spielen. Was ganz klar Spielphilosophie ist und bei den Stürmern, die RB hat, ja auch durchaus Sinn macht. Sowohl gegen Halle als auch gegen Münster fielen so die Führungstore.

    Dann gibt es da andererseits die langen Bälle der Innenverteidiger, meistens als Diagonalbälle auf die Außenpositionen gespielt, die man in den normalen Spielaufbau einstreut und wo ich jetzt nicht unbedingt finde, dass sie überhand nehmen (auch glaube ich nicht, dass sie trainerseits als erste Handlungsoption trainiert werden). Grundsätzlich fehlt diesen Bällen aber zu oft die Genauigkeit.

    Die oben angesprochenen schnellen Pässe in die Spitze kann man auch übertreiben. Das war gegen Münster der Fall und das war ganz extrem in der ersten Hälfte des Testspiels gegen Köbe, als es fast keinen Angriff über mehrere Stationen gab, weil jeder Ball, den man irgendwo in Mittelfeldnähe gewann, sofort in die Spitze geschlagen wurde. Wenn das präzise gespielt wird, ist es eine nicht zu verteidigende Waffe. Wenn es unpräzise wird, wirkt das Spiel einfach nur grausam.

    Nun hat aber auch Alexander Zorniger die Problematik schon erkannt und ja nach dem Münsterspiel eine größere Ausgewogenheit zwischen dem Spiel in die Spitze und dem Ballbesitzspiel angemahnt. In Burghausen fand ich, dass man sich um das Ballbesitzspiel viel stärker bemühte als noch in den drei Spielen zuvor. Freilich ohne Genauigkeit. Generell würde ich behaupten, dass das Spiel mit dem Ball vor einem Jahr in Zornigers Anfangszeit besser aussah als heute. Aber der Vergleich ist aufgrund der taktischen Verschiebungen auch schwierig.

    Generell sind schnelle und auch lange Bälle in die Tiefe ein absolut wichtiges Stilmittel von RB Leipzig, weil man mit schnellen (Poulsen, Kammlott, Morys), dribbel- (Poulsen, Kammlott) und abschlussstarken (Frahn) Stürmern, wie sie RB hat diesen Weg natürlich suchen kann. Dass von 10 dieser Bälle im Schnitt mehr beim Gegner landen als beim eigenen Team ist dabei einkalkuliert, weil die wenigen, die dann doch durchkommen, gleich richtig Gefahr produzieren. Von daher ist das spieltaktische Stilmittel langer Ball in die Spitze ein vernüftiges, wenn auch ein wenig mehr Ausgewogenheit sicherlich gut täte. Generell sehe ich aber eher ein Problem in Präzision und Abstimmung als in einer bestimmten Spielphilosophie.

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