Projektleiter

Wir sind das interessanteste fußballerische Projekt der Welt.

Nein, das ist keine Selbstdarstellung aus den Untiefen gelegentlicher rhetorischer Fehlversuche rund um die Fußballideen von Red Bull. Nein, das kommt direkt aus dem Herzen des traditionellen Fußballs mit Working-Class-Attitüde, sprich vom emotionalen Anführer und Gesicht der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA Jürgen Klopp. Interessante Selbstbeschreibung, so zwischen der Nüchternheit des Begriffs Projekt und dem Uns-gehört-die-Welt-Größenwahn.. (Zitiert nach Sport BILD vom 29.05.2013)

5 Gedanken zu „Projektleiter“

  1. Aus dem Kontext gerissene Zitate können immer gegen denjeningen verwendet werden, der sie äußert. Ohne daß mir die Sport BILD vorliegt, vermute ich, daß sie sich auf einen Guardian-Artikel bezieht. Vom Datum her (Ende Mai) würde das passen. Zitat aus dem Guardian-Artikel: “Klopp, since then, has been linked to Chelsea, Manchester City, Manchester United and even Arsenal. He still seems tightly bound to Dortmund – but will this always be the case? “I don’t know. In this moment I don’t think of anything else. If I went to many clubs now and said: ‘Hello – bring me offers’, maybe some would start running. But I’m not interested because, for me, this is the most interesting football project in the world. In three or four years, if someone wants me, we can speak. But, for now, this is the best place for me.”” (Siehe https://www.theguardian.com/football/2013/may/21/jurgen-klopp-borussia-dortmund-champions-league )
    Klingt für mich weniger nach “Uns-gehört-die-Welt-Größenwahn”, sondern nach einem persönlichen Anspruch (Projekt), den er beim BVB in die Tat umsetzen kann und sich dabei wohlfühlt. Der weiß, was er kann und was er will. Nicht mehr und nicht weniger.
    (Das Guardian-Interview erschien am 21.5. Der Spiegel zitiert falsch am gleichen Tag und vermutlich haben es andere Medien falsch übernommen. Siehe https://www.spiegel.de/sport/fussball/champions-league-klopp-lobt-borussia-dortmund-fuer-seine-vision-a-900908.html )

  2. Sorry, der Spiegel hat korrekt zitiert. Überdies hat er gar nicht gegen Überheblichkeit polemisiert sondern gegen die Selbstdarstellung eines millionenschweren Börsenunternehmens als Arbeiterklub. Als ob Fußballer malochen würden wie ein Fensterputzer. Ziel war, die Herzen der englischen Finalzuschauer zu gewinnen.
    Das Zitat ist wie gesagt so gefallen.

    P.S. Klopp hat sich vom sachlichen Kommentator 2006 zum rumpelstilzenden Motivator gewandelt. Ich habe schon Ermahnungen gegen Zorniger gesehen, als der mit ausgebreiteten Armen am Rand stand. Wie oft müsste Klopp dann auf die Tribüne?

  3. @Leepzscher Zuschauer: Ich geb Dir uneingeschränkt recht, was die “Selbstdarstellung eines millionenschweren Börsenunternehmens als Arbeiterklub” angeht.
    Der Spiegel mag nicht gegen Überheblichkeit polemisiert habe, aber der Post des rotebrausebloggers hat es. Das Spiegel-Zitat ist insofern falsch, weil Klopp im Guardian lediglich für sich selbst gesprochen und diesen Zustand auf das Heute begrenzt hat. Die Spiegel-Überschrift negiert diese Subjektivität völlig und klingt tatsächlich größenwahnsinnig. Wenn man den Kontext des Zitats wegläßt, in dem es geäußert wurde, läuft man Gefahr, die eigentliche Aussage zu verwässern.

  4. @Ritter Runkel: Stimmt. Wenn man die Orginalfassung liest, dann relativiert sich die Aussage etwas. Mit ging es aber letztlich gar nicht unbedingt um eine Polemik gegen Überheblichkeit, sondern mich nervt eher diese ewigwährnde Underdog-Attitüde, von der man das Gefühl hat, dass man vereinsseitig glaubt, dass sie außerhalb des Dortmunder Anhangs und Umfelds besondere Anhängerschaft und ungebrochene Beliebtheit quasi direkt hervorrufen muss. Wenn es also eine Polemik gegen Überheblichkeit gibt, dann gegen die von mir auch jenseits des Zitats so wahrgenommene Botschaft, dass man als Fußballbeobachter gar nicht anders könne als die ehrlichen Arbeiter aus Dortmund geil zu finden. Und wenn diese Wahrnehmung stimmt, dann steckt da eben doch ein ganzes Stück Größenwahn drin. Aber vielleicht beinhaltet meine Wahrnehmung, insbesondere bei obgigem Zitat auch einiges an Projektion.

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