Wäre Moniz nicht zurückgetreten, wäre ich jetzt noch Trainer in Leipzig. (Peter Pacult via heutiger Sportbild)
Zwei Seiten widmet Sportbild heute den letztwöchigen Vorgängen bei RB Leipzig und Red Bull Salzburg. Wer überlegt, deswegen zum Kiosk zu rennen, sollte es bleiben lassen, denn neues oder interessantes steht fast nicht drin. Ein weiterer Artikel, der unter der Überschrift “Red Bull verschleißt Trainer” nur eine Auflistung von Kündigungen und Kündigungsumständen liefert. Situationsanalysen, was führte warum wozu, wo lagen oder liegen die Probleme der Red-Bull-Organisation? Alles Fehlanzeige. Ist ja aber auch nur Sportbild wird der Eine oder die Andere einwenden. Naja, sage ich, auch Sportbild schreibt durchaus Artikel mit Erkenntnisgewinn, wenn ich beispielhaft nur an ihre recht regelmäßigen, begleitenden Beiträge bei der Entstehung der Regionalliga-Reform denke.
Interessant am Sportbild-Beitrag lediglich das Pacult-Zitat, das etwas bestätigt, was man eh schon vermuten konnte, nämlich dass bis zum Rücktritt vom Salzburger Trainer Ricardo Moniz in Leipzig keinerlei Einschnitte geplant waren. Womit auch die – witzigerweise auch von der Sportbild behauptete – Story ins Reich der Fabeln zu verweisen ist, dass Pacult gehen musste, weil er nicht aufgestiegen sei. Pacult musste (nachvollziehbarerweise) vielmehr gehen, weil er nicht in die Planungen von Ralf Rangnick passte. Was sich auch in Pacults Worten selbst widerspiegelt:
Nach der vergangenen Saison war die Ansage: Aus den Fehlern lernen und weitermachen! Es gab keine Anzeichen, dass es zu Ende geht.
Klar wäre die Situation für Rangnick schwieriger gewesen, wenn Pacult mit RB Leipzig aufgestiegen wäre, denn ob Rangnick dann den internen Rückhalt gehabt hätte, den Aufstiegstrainer auszutauschen, darf bezweifelt werden. Insofern spielen sportliche Gründe schon auch eine Rolle bei der Entlassung. Aber eben nur höchst indirekt. Im Übrigen soll Pacult von seiner Demission am Telefon erfahren haben. Aber das gehört quasi zur ureigensten Vertragsbeendungsphilosophie im Hause Red Bull Soccer..
Ralf Rangnicks Komplettkahlschlag gerade auf den entscheidenden Positionen bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig ist absolut nachvollziehbar und in Bezug auf strukturelle Weichenstellungen richtig gewesen. Da können die Sportbilds dieser Welt denken und schreiben, was sie wollen (weil sie eh nur denken und schreiben, was sie meinen und nicht was sie analysieren). Trotzdem ist damit die Gefahr eines negativen Selbstläufers verbunden. Denn, wenn die neue Struktur nicht kurzfristig auch Erfolg hat, dreht sich die öffentliche Meinung sehr schnell und auch die Spieler können das Vertrauen in ihre Vorgesetzten verlieren. Und dass sportlich bei solch einem Umbruch auch in der Spielphilosophie gerade kurzfristig nicht alles passt, ist die wahrscheinlichere Variante, als sofortiger Erfolg auf allen Ebenen.
Wie schnell einem der Gegenwind ins Gesicht blasen kann, erfährt gerade Roger Schmidt in Salzburg nach der 0:1-Schlappe in der Champions-League-Quali beim Luxemburger Meister F91 Dudelange. Denn ein Ausscheiden in Europa ist zu diesem Zeitpunkt der Saison selbst nach dem erst vor kurzem vollzogenen Neustart wohl eher nicht eingeplant. Schon gar nicht gegen eine Luxemburger Vereinsmannschaft! Und da kommt dann das beunruhigende der Aussage von ganz oben von Peter Pacult ins Spiel. Denn auch wenn man (wie ich) den Umbau bei RB Leipzig in der konkreten Situation positiv sehen kann, bleibt doch der Fakt, dass Misserfolg in Salzburg auch meist mit Nachbeben in Leipzig verbunden. Und nicht immer muss dies in einer Situation passieren, in der die Nachbeben etwas positives anstoßen. Manchmal zerstören sie auch einfach nur..
Das ist aber eine sehr exklusive Sichtweise von Pacult, entsprechend der Red Bull-Philosophie war die Entlassung logische Folge der letzten Saison, da helfen auch keine Sympathiepunkte beim Chef oder Treffen beim “Heurigen”, wie ich bereits vor langer Zeit schrieb. Auch ohne RR oder Rücktritt von Moniz, Pacult hat die Situation total verkannt und sich auf und neben dem Platz ins Abseits manövriert, mehr will ich dazu nicht sagen, Nachtreten ist auch mein Ding nicht, ich bin aber heilfroh, das es jetzt so ist wie es ist.
Salzburg schwächelt, die packen es aber noch, da bin ich mir sicher. Andererseits ist es auch unsere Chance, wenn es nicht klappt. Dort im Forum schreibt man es genau andersrum, logisch!
Die Sicht des Herrn Pacult umkurvt konsequent das Fazit seiner Leipziger Tätigkeit, nämlich die verfehlte sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft, eine an der wechselnden Mittelfeldbesetzung offenbarte Konzeptionslosigkeit und die schlechten Leistungen gerade dann wenn es darauf ankam ( Halle im Dez.; Cottb., Meuselwitz, Kiel, Wolfsburg II im April/Mai ).
Hilfreich wäre eine saubere Analyse gepaart mit dem Geständnis vielleicht eigener Fehler und kein Verdrängen.
Ich bin über die getroffenen Entscheidungen froh und hoffe auf einen Quantensprung
@henne: Mag sein, dass die Entlassung Pacults als logische Folge seines sportlichen Wirkens erscheint. Fakt ist: Bis zum überraschenden Moniz-Rücktritt und der dann emsigen Suche in Salzburg gab es bei Red Bull keinerlei Ambitionen, die Verhältnisse bei RB Leipzig zu ändern. Das sieht man auch daran, dass Pacult in aller Ruhe die Saisonplanung betreiben durfte. Erst als die Lösung Rangnick reifte, wurde es für Pacult eng. Ergo: Pacult hat absolut recht, wenn er behauptet, er wäre hier noch Trainer, wenn Moniz nicht gegangen wäre. Denn dann hätte in Salzburg auch niemand nach Rangnick gesucht und ihn schließlich gefunden.
@schaxel: Ich finde man sollte das im konkreten Fall nicht Pacult vorwerfen, was da von ihm in der Sportbild zitiert wird. Die wollten einen Bericht über die üble Rausschmeißerfirma Red Bull und den haben sie geschrieben. Da ging es ihnen überhaupt nicht darum, wie Pacults Tätigkeit aussah und ob er vielleicht über die Qualität seiner Leipziger Tätigkeit nachdenkt.