Ein Testspiel nach Saisonende zu bestreiten, klingt ungewöhnlich und ist es zumindest im Hause RB Leipzig auch, denn bisher gab es so etwas noch nicht. Bundesligisten nutzen das Stilmittel offenbar, um auf unernste Art und Weise Imagepflege in den jeweiligen Regionen zu betreiben und nebenbei noch ein bisschen Geld einzuspielen. Ersteres ist sicherlich auch für RB Leipzig ein Motiv für die Reise nach Bernburg gewesen, letzteres aber nicht, denn die Gäste fragten selbst für das Freundschaftsspiel an und verzichteten auch auf Antrittsgeld.
Der entscheidende Grund nach dem letzten Saisonspiel nicht einfach Ferien Ferein sein zu lassen, sondern noch mal durch die Provinz zu zuckeln, besteht aber offenbar darin, dass dem Trainerstab die Zeit bis zum Saisonstart Mitte August (10.-12.08. – noch knapp drei Monate!) zu lange wurde. Sodass man beschloss die Saison einfach noch eine reichliche Woche zu verlängern, um dann entsprechend später wieder in die Saisonvorbereitung einsteigen zu können. Und vielleicht dient die After-Saison-Show auch ein bisschen dem kadertechnischen Ideen sammeln und dem internen Casting und Vorspielen.
In dem Sinne könnte man beispielsweise die vergleichsweise umfangreichen Einsatzzeiten von Carsten Kammlott (1.Hälfte rechts, 2.Hälfte im Sturm) und Paul Schinke (1.Hälfte links hinten, 2. Hälfte links vorn) verstehen, denen man vielleicht noch mal die Möglichkeit gibt, sich zu zeigen und vor allem auch zu zeigen, warum man mit ihnen auf welcher Position nächstes Jahr planen sollte. Andererseits dürfte sich gerade Schinkes Linksverteidigerausflug eher in die bei RB testspieltypischen Positionsverschiebungen einreihen, zu denen auch Timo Rosts Besetzung der Innenverteidigerposition (wie übrigens in der Winterpause schon mal) zählen dürfte.
Systemtaktisch war die erste Halbzeit der Versuch einer 4-4-2-Raute in einer Formation, die man im Mittelfeld vor der Saison für eine mögliche Stammbesetzung gehalten hätte (sieht man von Kammlott ab, der den verletzten Röttger vertrat). In der zweiten Halbzeit dann ein Komplettwechsel der Viererabwehrreihe und das Umstellen auf ein 4-4-2 mit zwei Sechsern. Am Ende war es einzig Carsten Kammlott vorbehalten 90 Minuten durchspielen zu dürfen. Aber das kennt man ja aus Testspielen von ihm. Am Ende durfte er sogar noch ins Tor treffen, was ja auch nicht alltäglich ist.
Auffällig noch, dass der laut BILD vom 23.05.2012 bei RB Leipzig im Probetraining befindliche polnische Rechtsverteidiger Lukasz Mierzejewski nicht mitspielen durfte. Was bedeuten könnte, dass er aus den Kaderplanungen schon wieder ausgeschlossen wurde oder eventuell einfach noch bis zum Saisonende beim alten Verein unter Vertrag steht und es rechtliche oder versicherungstechnische Bedenken gegen seinen Einsatz gibt. Träfe beides nicht zu wäre sein Nichteinsatz mehr als erstaunlich.
Fazit: Ein Testspiel eben, das eine unbefriedigend endende Saison noch künstlich verlängert. Ich könnte mir vorstellen, dass es gerade für die Spieler lustigere Ausflüge gibt. Morgen um 18 Uhr folgt beim SV Braunsbedra der letzte Teil der Saison. Womit sich der Kreis schließt, denn auch zum allerersten Testspiel 2011/2012 trat RB Leipzig in Braunsbedra an und gewann damals 12:3.
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Tore: 0:1 Wallner (8.), 0:2 Rockenbach (9.), 0:3 Frahn (26.), 0:4 Wallner (37.), 1:4 Schmidt (39.), 1:5 Rockenbach (41.), 1:6 Wisio (54.), 1:7 Kammlott (89.)
Aufstellung: Bellot (46. Borel) – Müller (46. Sebastian), Rost, Franke (46. Hoheneder), Schinke – Lagerblom – Kammlott, Heidinger (46. Wisio) – Rockenbach (46. Ernst) – Wallner, Frahn (46. Watzka)
Aufstellung ab 62. Minute: Borel – Sebastian, Ernst, Hoheneder, Wisio – Watzka, Schulz, Geißler, Schinke (73. Lewerenz) – Kutschke, Kammlott
Zuschauer: 328
Links: RBL-Bericht [broken Link], RB-Fans-Bericht, Bernburg-Bericht (broken Link)