Regionalliga: RB Leipzig vs. SV Meppen 3:2

Unverhofft kommt hofft. Vor einer Woche war die Saison gefühlt bereits gelaufen, im negativen Sinne. Das war natürlich mathematisch gesehen Unsinn, denn ein Abstand von einem Punkt auf den Tabellenführer ist nicht unbedingt die Welt. Und so ergab es sich, dass RB Leipzig dank der freitäglichen Punkteteilung zwischen Kiel und Halle doch noch die Möglichkeit bekam, sich vor der Winterpause die Tabellenführung zurückzuerobern. Was völlig verdienter Weise auch gelang.

Man könnte das gestrige Spiel als versöhnlichen Abschluss einer insgesamt guten Hinrunde (plus eins) sehen. Quasi auch als Spiegelbild der besseren Teile der bisherigen 18 Liga-Spiele. Einiges an Licht wird ergänzt durch beachtliche Anteile an Schatten. Man hat ein Fundament, aber die Wände sind bei weitem noch nicht fertig, geschweige denn schön angemalt.

Dass das gestern ein völlig verdienter Sieg wurde, hätte man nach 10 Minuten wohl kaum für möglich gehalten. Kurzzeitig war das Entsetzen zurückgekehrt, die Angst, dass das Spiel von letzte Woche, das über das ich nicht sprechen möchte, wieder in die Köpfe und Glieder fährt und diese lähmt und die nächste Pleite produziert. 0:1 stand es zu diesem Zeitpunkt verdientermaßen und der Gast aus Meppen hatte neben dem glücklichen, weil abgefälschten Freistoßtor noch zwei weitere gute Torgelegenheiten.

Was danach kam war dann aber doch häufig ein Spiel auf ein Tor, gelegentlich unterbrochen von ganz passabel anzusehenden, aber wenig durchschlagkräftigen Meppener Offensivversuchen. Unterstützt vom schnellen Ausgleich durch einen Sonntagsschuß von Tom Geißler, der mal wieder mitspielen durfte (weil Timo Rost eine Gelbsperre abbrummte), gewannen die Aktionen von RB Leipzig schnell wieder Sicherheit und bis zur Halbzeitpause lief der Ball phasenweise passabel und vor allem schnell durch die eigenen Reihen. Inklusive diverser Tormöglichkeiten. Die hübscheste von allen war ein Dropkick von Umut Kocin aus 20 Metern, der noch das Dreiangel touchierte. Zur Pause jedenfalls stand es durch einen Frahn-Elfer völlig verdient 2:1.

Dass der Ball lief und das ganze oft ganz passabel aussah, lag vor allem an der Personalie Tom Geißler. Bzw. vielleicht nicht mal persönlich an ihm, sondern an ihm als Spielertypen. Während sonst das Doppel Rost/ Schulz sein Unwesen im Mittelfeld trieb, also zwei Spieler, deren herausstechende Eigenschaften nicht gerade Kreativität und schnelles Passpiel heißen, ergänzte Geißler die Zerstörerqualität von Schulz durch schnelles Passspiel auf die Außen und permanente Anspielbereitschaft. Dabei war er weniger klassischer Sechser als eher ein Achter. Raute light sozusagen. Und sehr viel weniger behäbig als bei anderen Spielen mit Doppelsechs beobachtet.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste endete. RB Leipzig spielte das mindestens passabel mit einigen spielerischen Farbtupfern. Zu diesen gehörte auch das 3:1, das von Kutschke und Müller gleichermaßen gut vorbereitet, wie von Frahn vollendet wurde. 60 Minuten waren um, die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen mehr als deutlich und das Chancenverhältnis auch. Dass das Spiel gelaufen sein würde, dachten offenbar auch die RasenBallsportler, die in der Folge ein wenig nachließen und den Sieg nach Hause bringen wollten. Kann man machen, aber dann sollte man bei einer Ecke nicht jemanden völlig frei stehen lassen. Schwupps, 3:2 und ein Spiel wird noch mal spannend, das eigentlich nicht noch einmal hätte spannend werden müssen.

Anschließend hatte aber erst einmal der Schiedsrichter seinen Auftritt und verwies einen Meppener nach grobem Foul an der Außenlinie mit glatt Rot des Platzes. Kann man geben, muss man meiner Meinung nach nicht unbedingt. Gelb hätte es auch getan. Sagt mir sowohl die Tribünen- als auch die Fernsehsicht. Mit Gelb nicht getan war es eigentlich kurze Zeit später, als der Schiedsrichter den Rempler des weit und breit letzten  Meppeners gegen den ansonsten durchbrechenden Daniel Frahn als Foul wertete, den Spieler aber anschließend nicht vom Platz stellte. Man kann sicher streiten, ob es ein Foul war, wenn der Schieri die Aktion aber als Foul pfeifft, ist Rot eigentlich zwingend. Sei es, wie es sei, heraus kam ein 11 gegen 10 und das war wohl insgesamt den beiden Aktionen in Summe angemessen..

Dass man selbst mit 11 gegen 10 noch bis zum Schlusspfiff warten musste, um sich des Sieges sicher zu sein, lag zu allererst an einer ziemlich katastrophalen Verwertung eigener Konter- und Angriffschancen gegen einen Gegner, der auf Dreierkette umgestellt hatte und hinten ziemlich offen agierte. Den negativen Höhepunkt setzte dabei Carsten Kammlott, der einen Ball aus drei Metern am Tor vorbeischob. Auch sowas kann wohl mal passieren..

Dass man bis zum Schlusspfiff mit der Siegesfeier warten musste – freilich ohne dass Meppen noch einmal wirklich gefährlich hätte werden können – lag aber auch an einer nicht immer optimalen Defensivarbeit und gelegentlich völlig unnötigen Fehlern im Spielaufbau bereits in Strafraumnähe. Ein stärkerer Gegner als Meppen hätte daraus vielleicht noch mal Kapital geschlagen, Meppen konnte das nicht.

Fazit: Es war ein versöhnlicher Nachmittag mit einem verdienten Sieg. Versöhnlich, weil RB Leipzig zumindest zwischen der 10. und 60. Minute ziemlich gut Fußball kickte. Verdient, weil man den Gast genaugenommen hätte mit sechs Treffern nach Hause schicken müssen. Die Defensive der Meppener war 90 Minuten lang nicht regionalligatauglich. Oder die Offensive (was das Herausspielen von Chancen betrifft) der RasenBallsportler war 90 Minuten lang mindestens drittligareif. Möge sich jeder die passende Mischung aus diesen beiden Aussagen selbst zusammenstellen. Ich jedenfalls mochte den Fußballnachmittag, auch wenn die offensiv inkonsequenten und defensiv nachlässigen letzten 30 Minuten etwas abfielen im Vergleich zum Rest.

Randbemerkung1: Angesteckt von der streckenweise inspirierten Spielweise der RasenBallsportler zeigte sich auch der Support in Sektor B, der die auch stimmliche Niederlage vor einer Woche gut weggesteckt zu haben schien und der Mannschaft eine gut wahrnehmbare Unterstützung angedeihen ließ. Manchmal hat man das Gefühl, dass viele Zuschauer nicht unbedingt gleichbedeutend sind mit viel Stimmung. Der Fanblock jedenfalls war im Vergleich zur Vorwoche zwar sehr viel schmaler besetzte, aber kaum leiser. Nett finde ich ja die Hüpfeinlagen (die schon letzte Woche gut aussahen). Gerade im Winter bekommt man da doch Lust, sich mal eben rüberzubeamen..

Randbemerkung 2: Auf der anderen Seite fiel beim (angesichts der Entfernung) gut gefüllten (100 Leute) und meist gut gelaunten Meppener Fansektor vor allem auf, dass man sich eigens so etwas wie einen kleinen Zaun mitgebracht hatte, den man dann mitten im Block aufbaute, um dort seine Banner anzubringen und sich dahinterzustellen. Vielleicht wusste man ja in Meppen, dass man in der Red Bull Arena bei Regen nass wird, wenn man ganz unten an der Stadionbrüstung steht..

Lichtblicke:

  • Tom Geißler: Hatte lange nicht mehr gespielt, kam in die Mannschaft und nutzte seine Chance. Immer anspielbereit war er nicht nur Spielzerstörer, sondern immer bemühter Gestalter. Der Treffer zum 1:1 schien ihn noch mal zusätzlich zu beflügeln. Spielte einige gute und schnelle Pässe auf die Außenpositionen.
  • Christian Müller: Als Rechtsverteidiger viel unterwegs. Einige Male Richtung Grundlinie durchgebrochen mit gefährlichen Flanken, eine davon landete auf Frahns Kopf und danach zum 3:1 im Tor. Müller war gestern sehr aktiv, passsicher und defensiv ordentlich.

Schattenblicke: ab sofort verzichte ich auf diese Rubrik. Ist mir irgendwie zu prangermäßig hier jemanden stellvertretend die dunkle Seite der Medaille anzuhängen

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Tore: 0:1 Hartwig (8.), 1:1 Geißler (11.), 2:1 Frahn (42./ FE), 3:1 Frahn (54.), 3:2 Nacar (66.)

Rot: Schepers (69./ Foulspiel – Meppen)

Aufstellung: Borel – Müller, Ernst, Franke, Kocin – Röttger, Schulz (67. Hoffmann), Geißler, Rockenbach (87. Heidinger) – Kutschke (57. Kammlott), Frahn

Zuschauer: 3.442

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