Die gestern abgehandelten Transfergerüchte Thomas Paulus und Maik Kegel hatte ich schon für relativ spektakulär gehalten. Beides immerhin mehr oder weniger etablierte Zweitligaspieler. Doch das, was da gestern nachmittag begann, durch die Online-Welt zu wabern, schlug die Zweitligisten doch um Längen. Es geht um den möglichen Wechsel von Roman Wallner von Red Bull Salzburg zu RB Leipzig, der gestern soweit ich sehen kann zuerst von sport10.at [broken Link] ins Spiel gebracht wurde. Es wäre der erste Wechsel zwischen den verwandten Vereinen aus dem Hause Red Bull.
Roman Wallner wird Anfang des kommenden Jahres die 30 voll machen und hat in seinem Fußballerleben (bis auf die deutsche Regionalliga natürlich) schon so ziemlich alles gesehen von der Champions League bis zur schottischen, zweiten Liga. Graz, Rapid Wien, Hannover 96, Mödling (Leihe), Austria Wien (Leihe), Falkirk (Schottland), Hamilton Academical FC (Schottlands zweite Liga, Leihe), Apollon Kalamaria (Griechenland), Skoda Xanthi (Griechenland), Linz, Salzburg. 13 Jahre, 11 Vereine. Ein großes Talent, das nirgends so richtig glücklich wurde, nachdem er immerhin fünf Jahre lang bei Rapid Wien spielte und dort nach seinem Durchbruch 2000/2001 vier Jahre lang Stammkraft war.
Mit Hannover 96 kam der Karrierebruch. Schon bei Rapid wegen Alkohols auffällig geworden, wurde er in Hannover betrunken am Steuer erwischt. Wenige Einsätze, kein Erfolg. Das sportliche Muster durchzog die Jahre 2004 bis 2009 mit seinen teils nur halbjährigen Engagements. Fast schon eine dieser tragischen Figuren mit viel Talent und dazu umgekehrt proportionalen Erfolg. 2009 jedenfalls ging es für Roman Wallner in seiner österreichischen Heimat, in Linz wieder aufwärts, soweit aufwärts, dass auch Huub Stevens, Dietmar Beiersdorfer und Red Bull Salzburg auf ihn aufmerksam wurden und ihn Anfang 2010 verpflichteten. In 59 Spielen in der österreichischen Bundesliga hat Wallner seitdem 26 Tore für Salzburg erzielt. Nicht soooo schlecht.
Der aktuelle Trainer bei Red Bull Salzburg Ricardo Moniz scheint aber kein Anhänger von Roman Wallner zu sein und so gilt dieser als Kandidat für eine Ausdünnung des Kaders. Wodurch offenbar RB Leipzig ins Spiel kommt. Warum und weshalb auch immer ein Mann mit einem Marktwert von 1.300.000 Euro aus der Europa League in die deutsche Regionalliga wechseln sollte. Mögliche Gründe neben dem fehlenden Spaß in Salzburg wären ein gleichbleibendes Gehalt und Peter Pacult. Letzterer scheint schon im Sommer beim einen oder anderen Spielertransfer seine ihm offenbar eigene Überzeugungskraft erfolgreich eingesetzt zu haben und sei laut Medienberichten dem Fußballer Roman Wallner sehr gewogen.
Nehmen wir mal für einen kurzen Moment an, so jemand wie der Weltenbummler Wallner wolle sich mit Leipzig einen weiteren Ground erkämpfen. Dann sollte man auch feststellen dürfen, dass Roman Wallner eher dem Typus schneller Konterstürmer zugerechnet wird. Einen solchen gibt es in der Form im Leipziger Kader nicht. Was für ihn spräche. Allerdings stellt sich auch die Frage, inwieweit man diesen Spielertypus bräuchte oder inwieweit Roman Wallner auch (bspw. gegen 10 mauernde Regionalliga-Spieler) anders könnte (was ich nur schwerlich einschätzen kann). In jedem Fall könnte man Wallner in einem 4-4-2 eher als passende Ergänzung zu Daniel Frahn sehen. Einer der mit dem Ball am Fuß und mit Schnelligkeit Lücken in die gegnerische Abwehr reißt und so seinem Nachbarn verbesserte Chancen zum Torerfolg ermöglicht.
Rechnet Pacult weiter mit einem 4-4-2, dann macht Wallner sportlich durchaus Sinn und Kutschke und vor allem Kammlott könnten ihre Sturm-Avancen wohl vorerst begraben. Denkt Pacult aber tatsächlich an die Verpflichtung eines offensiven Mittelfeldspielers (wie es das gestrige Gerücht Kegel nahelegte) und damit an ein 4-2-3-1, dann wäre die Personalie Wallner genaugenommen überflüssig bzw. in seiner Klasse völlig überdimensioniert, um auf der Bank Platz zunehmen und vom Typ her der falsche, um den alleinigen Stürmer zu geben.
Fazit: Roman Wallner klingt natürlich erst mal gut, so als spektakulärer Name. Mit seiner wechselhaft-schillernden, nicht immer guten und nicht immer professionellen Vergangenheit ist mit Wallner aber natürlich auch ein Risiko verbunden. Inwiefern Wallner tatsächlich nach Leipzig passen würde, hinge auch an Pacults sportlichen Plänen. Genauso wie ein Transfer letztlich natürlich am Wohlwollen des Spielers selbst hängt. Der würde schließlich mit einem Wechsel in die vierte Liga sehr wahrscheinlich seine europäische Karriere (Europa League mit Salzburg, Nationalmannschaft) endgültig an den Nagel hängen. Eigentlich unglaublich für einen 30jährigen Stürmer. Laut Salzburger Nachrichten [broken Link] heiße es aus Wallners Umfeld trotzdem, dass der Wechsel “so gut wie vollzogen sei”. Ah ja. Ich warte dann wohl mal ab bis aus dem ‘so gut wie’ ein ‘wurde’ geworden ist. Bis dahin bin ich vorsichtig skeptisch in Bezug auf den Transfer und dessen Sinnhaftigkeit. Der Klang des Namens erzeugt ein gewisses (irrationales) Wohlgefühl in mir, aber irgendwie ist mir das Gerücht für die aktuelle Situation eine Nummer zu überdimensioniert.