Nichts verdeutlicht die Unwichtigkeit des rein formalen Chefpostens bei RB Leipzig mehr als die Tatsache, dass die Neubesetzung des Vorstandsvorsitzes lediglich im Impressum der Vereinshomepage nachzuvollziehen ist. Dass Ex-Allmacht Dietmar Beiersdorfer nun einen Nachfolger hat, entdeckte und verbreitete bereits gestern der offizielle RB-Fanclub namens Bulls-Club [broken Link]. Größere diskursive Folgen hatte dies in Fanforen und offiziellen Medien vorerst nicht. Dass der Verein derartige Personalentscheidungen nicht kommuniziert, daran hat man sich ja inzwischen (fast) schon gewöhnt.
Der glückliche oder zwangsverpflichtete neue formale Vereinsboss heißt Florian Müller. Die erste und einzige mir bekannte urkundliche Erwähnung des Herren fand am 07.07.2011 in der BILD, dem investigativen Notnagel in newsarmen Zeiten statt. Im Gepäck des Head of was auch immer bei Red Bull Detlef Kornett soll dieser damals die Geschäftsstelle von RB Leipzig besucht haben. Rechtsanwalt so hieß es im damaligen Artikel sei der Herr. Dass es derselbe Florian Müller gewesen ist, der nun auf dem Chefposten bei RB Leipzig sitzt, davon kann man jedenfalls ausgehen.
“Florian Müller + Anwalt” ist nun jedenfalls nicht gerade eine zielführende Suche bei Google (und sicherlich auch nicht bei allen anderen existierenden Suchmaschinen). Orte kriegt man ein paar. Würzburg, Ismaning, Herrsching. Viel mehr nicht.
Nach rotebrauseblogger-Informationen (wollt ich schon immer mal irgendwo unterbringen die Formulierung) führt die heißeste und wahrscheinliche Spur zu einem österreichischen Dr. Florian Müller, der für Red Bull als “Legal Counsel Global Soccer” arbeitet. Was soviel bedeutet, als dass dieser Mann eine Art juristischer Beistand im direkten Verantwortungsbereich von Detlef Kornett ist. Und nun also offenbar Vorsitzender bei RB Leipzig.
Nun ja, die Position des Chefs bei RB Leipzig ist genaugenommen organisatorisch witzlos irgendwo zwischen den tatsächlichen Entscheidungspolen Pacult (und ein bisschen Loos) und Salzburger Zentrale. Trotzdem ist die heimlich-stille Einsetzung eines österreichischen Juristen eine eher stillose Nummer. Das heimlich-stille sowieso. Und anstelle eines österreichischen Juristen hätte man sich eine repräsentative Persönlichkeit auf dem Posten des Leipziger RB-Bundespräsidenten zumindest vorstellen können. Jemand mit einem Namen und einem Gesicht. Der neue Vorstandsvorsitzende hat nun immerhin einen Namen. Ein Gesicht war offenbar nicht vorgesehen.
Update 07.09.2011: Auf Nachfrage bestätigte Sharif Shoukry, Leiter Media und Kommunikation bei RB Leipzig schriftlich meine Vermutungen/ Recherchen zur Person des Vorstandsvorsitzenden:
“Dr. Florian Müller ist 32 Jahre alt und in Wien geboren. Er ist seit mehr als 5 Jahren für Red Bull tätig und leitet die Rechtsabteilung bei Red Bull Global Soccer. Er ist somit für alle 5 Standorte (Salzburg, New York, Brasilien, Ghana und Leipzig) für juristische Angelegenheiten leitend verantwortlich. Nach dem Ausscheiden von Dietmar Beiersdorfer wurde Dr. Müller vom Ehrenrat des Vereins zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt.”
feinfein, pointiert,
macht spaß zu lesen
wo ist der like-it-button?
Der Like-Button fällt den deutschen Datenschutzbestimmungen zum Opfer. So wie wohl auch die Like-Box rechts in Zukunft wegfallen wird. Wobei es um die auch nicht wirklich schade ist..
Ein freundlicher Geist hat auch die Wiki mit ein paar Infos gefüttert:
http://www.rbl-wiki.de/index.php5?title=Florian_M%C3%BCller
Wer oder was ist denn der “Ehrenrat des Vereins”…?
PS: Danke übrigens für die immer wieder interessanten Artikel!
Gute Frage. Da es keine Vereins-Organigramm gibt, bleibt die Antwort leider offen..
PS: Danke.
Zumindest der VfB Lübeck hat auch einen zu bieten:
Der aus drei Personen bestehende Ehrenrat ist dafür zuständig, Streitigkeiten im Verein zu schlichten und ist als einziges Gremium dazu befugt, Mitgliedern Strafen aufzuerlegen (theoretisch bis zum Vereinsausschluss). Eines der drei Mitglieder des Ehrenrates wird Vorsitzender des Gremiums; es wird wie die anderen beiden Mitglieder und zwei stellvertretenden Mitglieder für drei Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt.
https://de.wikipedia.org/wiki/VfB_L%C3%BCbeck#Weitere_Gremien_im_Gesamtverein
“…weil nur die sieben RB-Gründungsmitglieder ein Stimmrecht haben. Diese würden einen dreiköpfigen Ehrenrat bilden, der dann für sieben Jahre gewählt ist und dann nicht von anderen kontrolliert werden kann.”
kuckst du hier: [broken Link]
oder hier: [broken Link] kostet aber ein paar Euronen.
Ach ja, gute Arbeit hier …
Vielen Dank für das Ausgraben des Links. Kannte ich noch nicht, obwohl ich mich an den Kochschen Prüfwillen noch erinnere. Das erklärt dann auch, dass der Ehrenrat ein Gremium mit tatsächlichen Vereins-Befugnissen ist.