Grundsätzliche Probleme an den zweiten Mannschaften der Proficlubs festzumachen, ist aber Quatsch. (…) Und den Wettbewerb verfälschen wir auch nicht, weil niemand Lizenzspieler delegiert, um die zweite Mannschaft zu stärken. (Heribert Bruchhagen, Mitglied des Ligavorstandes der DFL zur Forderung, die Zweitvertretungen der Proficlubs in eine eigene Regionalliga zu verschieben, siehe zdf.de (broken Link) – oder in ausführlicher Replik hier)
Der FC Energie Cottbus wird erst im Sommer 2011 das geplante Benefizspiel in Görlitz zugunsten der Hochwasser-Opfer austragen. Ursprünglich war dieses Testspiel (…) für den 7.November 2010 vereinbart worden. Da die U 23 des FC Energie Cottbus an jenem Sonntag gegen RB Leipzig um Regionalliga-Punkte spielt und dort so viele Spieler wie möglich aus dem Profikader zum Einsatz kommen sollen (…) wurde Kontakt zum NFV Gelb-Weiß Görlitz aufgenommen. (Offizielle Vereinsmitteilung des FC Energie Cottbus auf der eigenen Homepage [broken Link])
Ob sich Herr Bruchhagen schon mal bei den Proficlubs, die er in seiner Funktion ja vertritt, umgeguckt hat? Dass zweite Mannschaften fast immer Wundertüten sind, die durchaus mal als besseres A-Junioren-Team mal als Profi-Anschlusskader daher kommen, für dieses Wissen braucht man keine ausgeklügelten Analysetools. Es nervt, dass die Debatte um die Regionalliga-Reform mit unsachlichen Argumenten der Bruchhagenschen Art geführt wurde (und das nicht nur von Profiseite). Dass ein Profiverein aber extra ein Freundschaftsspiel absagt, um seine Profis in die Regionalliga schicken zu können, ist mir auch neu. Ob man in Cottbus den zukünftigen Konkurrenten in unmittelbarer Nähe fürchtet, der in mittlerer Zukunft auf derselben Wiese Nachwuchstalente grast, auf der es sich Energie schon seit einigen Jahren gemütlich macht?
Nun ja, mir persönlich soll die Handhabe der Cottbuser im konkreten Fall gleich sein. Mit dem Kader von RasenBallsport Leipzig muss man den Anspruch haben, überall gewinnen zu wollen. Ob da drei, vier oder fünf Zweitligaanschlusskader die U23 von Energie Cottbus verstärken, sollte für diese Zielsetzung irrelevant sein. Wie sagte der Co-Trainer von RB Leipzig Ali-Kayhan Cakici vor dem Spiel gegen den Hertha-Nachwuchs angesprochen auf die Mitwirkung diverser Profis sinngemäß so schön: Das wird unsere Spieler noch zusätzlich motivieren. So sieht es aus. Man nehme diese zusätzliche Motivation (vll. könnte man Pele Wollitz irgendwo in eine Ecke des Stadions setzen, dann könnte es sein, dass der von ihm ausgebotete Timo Rost doppelt zusätzlich motiviert ist), holt sich aus Cottbus 3 Punkte (meinetwegen auch mit einem dreckigen Sieg) und schaut dann weiter nach vorn. Ja, das wäre das richtige Szenario für mein sehr früheres Fußball-Wohnzimmer Stadion der Freundschaft, das ich mit seiner vielen neuen Tapete wohl nicht mehr wiedererkennen würde.
Ist ja eine ganz neue Qualität und schon extrem seltsam für einen “Traditionsverein”! Trotzdem muß RB die halt weghauen, wird halt nur ein noch dickeres Brett zu bohren.
Gibts dazu eigentlich ein Reglement oder könnten die kurzfristig die ganze A-Truppe auflaufen lassen?
Ich bin jetzt nicht der Regelexperte, aber ein Blick in das DFB-Regelwerk [broken Link/ 20.04.2011] besagt, dass in den zweiten Mannschaften maximal 3 Spieler über 23 eingesetzt werden dürfen (was einen Großteil der Profis der ersten Mannschaft schon mal ausschließt). Ansonsten ist prinzipiell jeder Spieler des Vereins in der zweiten Mannschaft spielberechtigt. Allerdings gibt es im Regelwerk auch folgende Passage:
“Nach einem Einsatz in einem Pflichtspiel einer Lizenzspieler-Mannschaft sind Spieler des Vereins, auch wenn sie nicht Stammspieler der Lizenzspieler- Mannschaft sind, für das nächste Pflichtspiel der Zweiten Mannschaft von Lizenzvereinen und alle anderen Mannschaften ihres Vereins mit Aufstiegsrecht, längstens für zehn Tage, nicht spielberechtigt.”
Allerdings lief im letzten RB-Spiel gegen Hertha II mit Lasogga auch ein Spieler auf, der tags zuvor bei der ersten Mannschaft eingewechselt wurde. Von daher ist mir unklar, wie diese Regel konkret umgesetzt wird.
Außerdem gibt es noch die Regel, dass Stammspieler der 1.Mannschaft (Spieler, die mehr als die Hälfte der Pflichtspiele bestritten haben) nicht für die 2.Mannschaft auflaufen dürfen.
In früheren Zeiten hätte gar keiner von der Ersten aushelfen können, wären ja bei Energie alles nicht EU-Spieler gewesen, hehe.
Zur Zeit lese ich in 4 “fremden” Fanforen mit (FCM, HFC, VfB Lübeck und RB-Fans). Während es beim FCM komplett und beim HFC in Teilen eine äußerst quälende Angelegenheit ist (fürchterliches Deutsch, null Selbstreflektion), macht dies in den anderen beiden Foren durchaus Spaß. Beim Thema 2. Mannschaften hört aber seit kurzen der Spaß auch im RB Forum auf und der übliche Verschwörungsquark feiert skurrile Blüten.
Es ärgert mich sehr, dass der RB Leipzig die einzige Mannschaft der Regionalliga Nord gewesen ist, die das Anliegen (2. Mannschaften in eine Extrastaffel) der “originären” Regionalligisten nicht mitgetragen hat. Dazu noch der überhebliche Ausspruch, dass man nächstes Jahr eh nix mehr mit der Regionalliga zu tun haben wird. Nenene, da freut man sich über Punktverluste gegen 2. Mannschaften doppelt. Pädagogisch am sinnvollsten wäre unter diesen Umständen natürlich ein Aufstieg der Wolfsburger 2.! Mein Interesse an der Pädagogik endet da allerdings. Hoffentlich ist der CFC vor Wob 2.
Zu den Foren zurück. Seitens der Fans ist diese Entscheidung von RB Leipzig nie sonderlich kritisiert worden.
Deswegen sollte man jetzt nicht plötzlich anfangen zu meckern.
@KMKS: Das hier ist aber kein RB-Forum und meine Position zur Regionalliga-Reform habe ich in diversesten Beiträgen klar gemacht (einfach die Suchfunktion oben rechts nutzen). Mir geht es hier in diesem Beitrag auch nicht um RB-bezogene Jammerei, sondern eher um das Feststellen, dass in der Diskussion um die Regionalliga-Reform unsachliche Argumente ins Feld geführt wurden und werden (unter anderem zum Nicht-Einsatz von Profis in den Zweitvertretungen).
Und zu den von Dir genannten “originären Regionalligisten”: Die haben ihre Forderung nach einer eigenen Staffel für Zweitvertretungen kurz vor dem DFB-Bundestag nach einem Treffen mit der DFL fallengelasse und forderten stattdessen Sachen wie einen zusätzlichen Aufstiegsplatz oder zusätzliche Startplätze im DFB-Pokal, um die Plätze hinter der Nummer 1 interessanter zu machen. Dass sie nicht mal damit durchgekommen sind, ist allerdings ein Dilemma.
Nach all den großen Worten war ich schwer enttäuscht, dass faktisch null Interessenvertretung und Widerstand seitens der Regionalligaverantwortlichen übrig geblieben ist. Damit wächst die Grenze zwischen 3. und 4. Liga nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich zu einem tiefen Graben. Wenn Chemnitz dieses Jahr den Aufstieg verpasst, wird die Hürde jedes Jahr höher und ist irgendwann nicht mehr zu meistern.
PS:
Ich schreibe hier, weil ich kein Bock auf das übliche hin und her Bashing habe, dass fast überall praktiziert wird. Ich find die Schreibkultur in diesem Blog sehr angenehm, obwohl er faktisch vom “Feind” betrieben wird. Insofern heul ich mich möglicherweise an falscher Stelle aus. Interessant ist es trotzdem, dass in allen RB Fanmedien* die zweiten Mannschaften plötzlich unter anderem Vorzeichen im Fokus stehen.
*Fanmedien ist überhaupt nicht abwertend gemeint!
Ok, hatte tatsächlich ein bissel das Gefühl, dass Du mich für Deine Forenerfahrungen verantwortlich machen willst.
Deine Verwunderung über die Nichtthematisierung der Regionalliga-Reform in RB-Foren und das Thematisieren der zweiten Mannschaften unter dem Fokus der Wettbewerbsverzerrung kann ich trotzdem nachvollziehen. Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass ich auch oberhalb der Regionalliga von keinen nennenswerten Beiträgen zur Unterstützung der Forderung nach einer Regionalliga-Reform gehört habe (möge man mich korrigieren, wenn ich falsch liege). Und da sind Mannschaften dabei, deren Fans noch bis vor kurzem selbst über zweite Mannschaften geflucht haben.
Mal davon abgesehen, dass Anhänger von Profimannschaften ihre zweiten Mannschaften oft sehr lieb haben. Auf einer Cottbuser Fanpage las ich gerade erst sinngemäß Cottbus Amas sind Kult. Ich vermute, etwas Ähnliches dürfte in Chemnitz und in Leipzig auch passieren, je höher die U23-Teams spielen. Und tatsächlich macht es ja auch Spaß, dem ‘eigenen’ Nachwuchs zuzugucken. Geht halt nur ein Stückweit auf Kosten der Attraktivität der Regionalligen..