Schlagwort-Archive: SV Darmstadt 98

Meister der Über- und Unterzahl

Irgendwo las ich zuletzt, dass die Ausbeute des Chemnitzer FC bei Spielen in Überzahl katastrophal sei. Auch über Burghausen wurde dies nach der Niederlage in Dortmund gegen lange Zeit des Spiels nur 10 Gastgeber behauptet.

Im Hinterkopf rumort bei solchen Sachen immer die alte Fußballphrase, dass es gegen 10 oft schwerer sei als gegen 11. Betrachtet man die bisherigen 16 Spieltage in der dritten Liga, dann lässt sich zumindest diese Binsenweisheit nicht bestätigen, denn in 38 (von insgesamt 160) Spielen, in denen es eine Überzahlsituation gab, gewann am Ende in 16 Fällen auch das zahlenmäßig bevorteilte Team. In 16 Fällen endete die Partie mit einer Punkteteilung, in 12 Fällen gewann die Mannschaft in Unterzahl.

Deutlicher wird es noch beim Torverhältnis, denn in 1088 Minuten Überzahlzeit holte sich das vollzählige Team insgesamt 27:12 Tore. Das bedeutet auch, dass nach Platzverweisen deutlich mehr Tore fallen als bei Gleichstand. Während in Überzahlsituationen hochgerechnet auf 90 Minuten 3,23 Tore fallen, begnügt man sich in Situationen der personellen Gleichzahl mit 2,57 Toren pro 90 Minuten. Was zumindest die Annahme widerlegen würde, dass man mit 10 Spielern genauso gut verteidigen kann wie mit 11.

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Kaderbreite als positiver Faktor

Jedenfalls hat RB Leipzig die Möglichkeit, mangelnde Frische in Kopf und Glieder aus den Tiefen des Kaders heraus auszugleichen. (Zwischen Rationalität und realistischem Traum)

So schmiss ich gestern fröhlich in den virtuellen Raum hinein. Bei einem 25er Kader, in dem so ziemlich jeder Spieler entweder bereits höherklassig Erfahrungen gesammelt und/oder entsprechendes Talent hat, zukünftig welche zu sammeln, keine ganz gewagte Behauptung.

Tatsächlich ist es so, dass RB Leipzig im Vergleich der Drittligateams die geringste Konstanz bei der Aufstellung hat. Sprich, jenes Team ist, dass von der ganzen Breite des Kaders am umfangreichsten Gebrauch macht. Lediglich sechs Spieler haben bisher mindestens zehn Startelfeinsätze auf dem Buckel, während es bei der Hälfte aller Teams der 3. Liga mindestens zehn Spieler sind, die schon zehnmal oder mehr zu Spielbeginn aufs Feld laufen durften. Nicht ganz zufällig gehört Spitzenreiter Heidenheim, die ja eigentlich auch wie RB über einen breiten Kader verfügen, zu den vier Teams, die mit 11 Spielern mit mindestens zehn Startelfeinsätzen über eine Art fest eingespielte Stammelf verfügen. Kaderbreite als positiver Faktor weiterlesen

Zwischen Rationalität und realistischem Traum

“Wir wissen das einzuordnen”, kommentierte Coach Alexander Zorniger nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund Fragen, ob man angesichts von Tabellenplatz 2 nun vom Aufstieg träumen dürfe. Eine Woche später dürfte sich an der Einstellung des Übungsleiters nicht so viel geändert haben, zumal in Darmstadt zwar drei Punkte heraussprangen, der Weg zu diesen aber eher durchwachsen und spielerisch überschaubar war, also das Spiel von seiner Art und Weise nicht unbedingt zum Träumen anregte.

Niklas Hoheneder war es, der im Gegensatz zum Trainer kürzlich [broken Link] als erster relativ klar auch öffentlich aussprach, dass im Mannschaftskreis natürlich der Aufstieg das Ziel sei, auch wenn es vereinsseitig keine klaren Vorgaben diesbezüglich gebe. Und nach dem Sieg in Darmstadt wird Niklas Hoheneder, auch wenn er selbst auf dem Platz gar nicht beteiligt war, keine Gründe haben, von dieser Aussage abzuweichen.

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3.Liga: SV Darmstadt 98 vs. RB Leipzig 0:1

Es war als Spitzenspiel angekündigt, das Aufeinandertreffen zwischen dem SV Darmstadt 98 und RB Leipzig. Ein Anspruch, den die Partie zumindest in Bezug auf die spielerische Klasse beiderseits nicht halten konnte. Nichtsdestrotz war es eine intensive Partie mit unheimlich viel Tempo, in der RB Leipzig letztlich das glücklichere Ende für sich hatte.

Angefangen hatte der Spieltag mit einer Überrraschung bei der Nominierung. Zwar hatte der Coach Alexander Zorniger schon vor der Partie erklärt, dass er das Innenverteidigerdou Franke/Willers nicht verändern und damit Niklas Hoheneder nach Gelbsperre nicht in der Startelf stehen werde. Dass Hoheneder es nicht mal in den Kader schaffte, damit konnte man aber nicht rechnen (machte aber Sinn, da mit Tim Sebastian auf der Bank schon ein Innenverteidiger saß, der potenziell auch Außenverteidiger und Sechser hätte spielen können, also flexibler einsetzbar als Hoheneder war).

Dass auch Anthony Jung nicht mal im Kader stand, war auch ein wenig überraschend, aber im Vergleich zu Hoheneder, der bis zu seiner Gelbsperre alle bisherigen Saisonspiele bestritten hatte, nicht ganz so sehr. Als Außenverteidigerersatz durfte anstelle von Jung Juri Judt die Bank besetzen.

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Mehr als nur Mentalität

[Direkt unter dem folgenden Vorbericht zur Partie von RB Leipzig beim SV Darmstadt 98 (09.11.2013, 14.00 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel. Mit Alexander Zorniger und Denis Thomalla.]

Bereits zum fünften Mal in dieser Spielzeit spielt RB Leipzig gegen ein Team, das vor dem Aufeinandertreffen auf einem der drei Topplätze liegt. Nach Preußen Münster (gut, am 2.Spieltag war das vielleicht noch nicht ganz so aussagekräftig), Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel und Heidenheim geht es nun also zum SV Darmstadt 98. Die bisherige Bilanz in diesen Toppartien spricht bei zwei Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage (Wehen Wiesbaden) leicht für RB Leipzig.

Für den SV Darmstadt ist es erst das dritte Mal, das man auf ein aktuelles Topteam der Liga trifft. Zum dritten Mal hat man dabei Heimrecht. Bisher stehen eine Niederlage gegen Osnabrück und ein Sieg gegen Heidenheim in diesen Spielen zu Buche. Mit Darmstadt und Leipzig treffen also auch die beiden bisher einzigen Heidenheim-Bezwinger aufeinander.

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Enge Spiele

Dass in dieser Liga jeder jeden schlagen könne und es deshalb ganz eng zugehe, gehört ja inzwischen zum Allgemeinwissen zwischen Kiel und Burghausen oder Heidenheim und abermals Burghausen. Dass es jenseits dessen auch noch Differenzierungen gibt, zeigt die untige Tabelle, die aufweist, wie viele klare Siege oder Niederlagen ein Verein in der aktuellen Spielzeit bisher feiern konnte oder hinnehmen musste.

(‘Klar’ ist ein Sieg in dieser Statistik hier genau dann, wenn er mit mindestens zwei Toren Vorsprung herausgeschossen wurde und der Vorsprung von zwei Tore schon vor den letzten 10 Minuten auf der Anzeigetafel stand, die Entscheidung im Spiel also nicht erst kurz vor dem Ende bspw. durch einen Konter fiel.)

Wenn man sich diese Statistik ansieht, fällt auf, dass Spiele mit Beteiligung von RB Leipzig fast immer bis zum Ende spannend sind bzw. erst in den letzten 10 Minuten entschieden werden. Lediglich ein Spiel von bisher 15 war schon 10 Minuten vor dem Ende praktisch entschieden. Und das war ausgerechnet die Partie beim Spitzenreiter 1.FC Heidenheim, wo es 10 Minuten vor dem Ende 2:0 für RB stand.

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Eine Frage der Konstanz

Ein wichtiger Bestandteil des Baukastens der Fußballweisheiten besagt, dass es nicht relevant sei, wo man am 10., 15., 20. oder 25. Spieltag stehe, sondern nur die Tabelle nach dem letzten Spieltag zähle. Das ist natürlich gleichermaßen stimmig wie langweilig. Denn wenn man dies wirklich ernst nähme, könnten 95% der Angebote rund um den Fußball einfach dicht machen. Das Interesse am Fußball manifestiert sich geradezu darin, dass permanent über Perspektiven, Potenziale und Tendenzen debattiert werden will.

Das gilt auch für die Zeit nach dem 13.Spieltag in der dritten Liga. Immerhin also nach bereits einem Drittel der in dieser Saison zu absolvierenden Spiele. Ein Spieltag, nach dem RB Leipzig zum ersten Mal in dieser Saison einen direkten Aufstiegsplatz belegt. Zwei weitere Male belegte man noch den dritten Platz, ansonsten tummelte man sich irgendwo dahinter.

Ein gern beschworener Begriff ist in dieser Saison die Konstanz, die bei RB Leipzig laut Trainer Alexander Zorniger, aber auch laut verschiedenen Beobachtern noch fehlt. Diese sei aber in einer engen Liga wie der dritten die zentrale Komponente für sportlichen Erfolg. Wer konstant Punkte einfahre, der werde am Ende auch ganz oben mitspielen können.

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Eingespieltheit wins Championships?

Eine nicht unplausible These lautet, dass Mannschaften, die über einen längeren Zeitraum gewachsen sind, bessere Chancen auf sportliche Erfolge haben. Vermutlich kippt diese Kurve an einem bestimmten Zeitpunkt, wenn ein Team so viele sportliche Erfolge gesammelt hat, dass sie gesättigt ist, aber für unsere Zwecke hier soll die Eingangsthese trotzdem erst einmal genügen.

Eine weitere Behauptung lautet gemeinhin, dass RB Leipzig ein Durchlauferhitzer sei, bei dem permanent die Spieler ausgetauscht werden, während anderswo die Vereine genötigt seien, mit dem zu arbeiten, was sie eh schon haben. Wobei dies in der dritten Liga auch ein wenig schwierig ist zu behaupten, da gute Spieler immer das Ziel haben werden, die Liga – mit oder ohne den aktuellen Verein – nach oben zu verlassen bzw. die Vereine immer wieder Talente aus der Regionalliga holen und dadurch per se eine gewisse Fluktuation entsteht, die es bspw. in der 1. Bundesliga in der Form nicht gibt.

Wie auch immer, die folgende Tabelle zeigt für alle Mannschaften der dritten Liga den Tabellenplatz, wie viele Spieler in jedem Team stehen, wieviele Spielzeiten sie mit der aktuellen im Schnitt für ihre Mannschaft bestreiten, welchen Marktwert die Spieler im Schnitt haben und wie effektiv die Mannschaften sind, wenn man die erreichten Punkte in Bezug setzt zum durchschnittlichen Marktwert der Spieler.

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Finale Prognosen

Letztlich ist der geliebte Fußball eine Sache von Wahrscheinlichkeiten. Man kann die Wahrscheinlichkeit, in einer Saison gut abzuschneiden, durch eine kluge Kaderzusammenstellung (mit oder ohne Geld) oder durch fachlich sehr gut ausgebildetes Personal zu seinen Gunsten beeinflussen. Und man kann die Wahrscheinlichkeit, dass die einzelnen Spiele gewonnen werden, durch Scouting, Aufstellung und Taktik erhöhen oder bei falschen Entscheidungen verringern. Und nicht zuletzt spielt in einer so engen und ausgeglichenen Liga wie der dritthöchsten deutschen Spielklasse auch das Momentum keine zu unterschätzende Rolle. Man kann sich in den 38 Saisonspielen in einen Flow spielen, der zum Schluss den Aufstieg sichert. Aber genausogut kann man in einen negativen Strudel geraten, der wiederum die Wahrscheinlichkeit, Spiele zu gewinnen, deutlich verringert.

Was man bei all dem nicht kriegt, ist Sicherheit. Ich kann so ziemlich alles richtig machen und am Ende trotzdem nicht ganz oben stehen, weil man eben doch nur Wahrscheinlichkeiten erhöhte, ohne Sicherheit zu kriegen. Weswegen es eigentlich eine ziemlich brotlose Sache ist, vor der Saison Prognosen über deren Verlauf abzugeben. Denn letztlich wird das endgültige Saisonergebnis auch durch Zufälle, Schiedsrichterentscheidungen oder abgefälschte Bälle entschieden. Sodass man meist oberhalb oder unterhalb des ‘theoretisch’ wahrscheinlichen landet. Es wird zwar nie der Fall eintreten, dass der FC Bayern absteigt, das wäre schlicht eine zu große Abweichung von der Wahrscheinlichkeit, aber der FC Bayern kann auch mal Dritter oder Vierter werden, ohne dass dies – im Sinne der Wahrscheinlichkeit – ein extremes Ergebnis wäre.

Was auch heißt, dass das Reden darüber, wer wohl am Ende der Drittligasaison 2013/2014 aufsteigen wird, letztlich außer Acht lässt, dass man eigentlich mit gutem Gewissen immer nur einen Ereigniskorridor vorgeben kann und das Küren von Favoriten noch nicht sonderlich viel heißt. Trotzdem herrscht in Expertenkreisen und das sind die 20 Drittligatrainer nun mal, weitgehend Einigkeit, dass das Quartett 1.FC Heidenheim, Preußen Münster, Chemnitzer FC und RB Leipzig die heißesten Anwärter auf einen der drei Topplätze am Ende der Saison stellt.

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Neuland unterm Fußball

Ich werde nie dazu neigen die Fußballgeschichte in Leipzig als gemeinsame Stadtgeschichte zu verallgemeinern. Spiele, die der VfB Leipzig oder der FC Sachsen oder Lok oder wer auch immer bestritten haben, eignen sich nicht unbedingt als geschichtliche Bezugsnahme, wenn man über die kommende Drittligasaison von RB Leipzig reden will. Jeder dieser Vereine hatte seine ganz eigene Geschichte, die sich schlecht unter einem globalen Stadtlabel vereinnahmen lässt.

Trotzdem ist es ganz interessant, mal zu gucken, wann in dieser Stadt eigentlich so das letzte Mal gegen jene Vereine gespielt wurde, gegen die RB Leipzig 2013/2014 in der dritten Liga antreten wird. Denn in den entsprechenden Daten zeigt sich auch, wie lange es eigentlich her ist, dass eines der Leipziger Teams Fußball höherklassig Fußball spielte. 1997/1998 spielte mit dem VfB Leipzig letztmalig ein Club aus Leipzig in einer eingleisigen, bundesdeutschen Liga, nämlich in der zweiten Bundesliga. 20o3/2004 war ein Leipziger Team letztmalig drittklassig. Damals der FC Sachsen Leipzig im Rahmen der zweigleisigen Regionalliga. Am Ende stand der Abstieg und wohl eines der entscheidenden Ereignisse, die einen Einstieg von Red Bull in Leipzig überhaupt erst möglich machten. Die These steht weiterhin, dass eine erfolgreiche Konsolidierung des FC Sachsen damals im frisch umgebauten Zentralstadion und im Profifußball der Idee Red Bull einen frühen Riegel vorgeschoben hätte.

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