Ein bisschen fühlt es sich an, als hätte jemand an einer Straße, auf der noch nie jemand schneller als 70 km/h gefahren ist, ein Schild aufgestellt, das eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h ausweist, worauf hin jene, die die Straße nutzen, empört aufschreien und prostestierend anmerken, dass sie sich vom Fahren mit 70 km/h nicht abhalten lassen werden. Eine Situation, in der weder die Schildaufsteller, noch die Protestierer eine sonderlich gute Figur abgeben.
Klar, es geht um die gestrige Entscheidung der DFL bzw. der Vollversammlung aller 36 Profifußballvereine, die 16 Anträge, mit der die Sicherheit in den Stadien verbessert werden soll, mehrheitlich zu verabschieden. Was den Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft Wendt zur mehr als gewagten These trieb, dass “es höchste Zeit war, der zunehmenden Gewalt in und um deutsche Fußball-Stadien mit konkreten Maßnahmen” zu begegnen und aus der Ecke der Fans die ebenso gewagte These laut werden ließ, dass durch die DFL-Entscheidung die Fankultur untergehen würde.
Das hohe Maß an emotionaler Aufladung der Debatte erschließt sich nicht wirklich, bedenkt man, dass die 16 Anträge, wie sie im Vorfeld veröffentlicht wurden (pdf-Datei), entweder nichts beinhalteten, was nicht sowieso schon Praxis gewesen wäre (Möglichkeit situationsabhängig in Eigenverantwortung Einlasskontrollen durchzuführen, Reduzierung der Auswärtskontingente bei Risikospielen) oder aber harmlos bis durchaus positiv ist (Qualifizierung des Ordnerpersonals, Dialog zwischen Vereinen und Fans, Einbindung von Fanbetreuern und Ordnern des Gastvereins beim Spieltagsablauf, Vorrang der Polizei beim Zugriff auf die Videoüberwachung etc.).