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Besitzstandswahrung

Immer wieder treiben Hans-Joachim Watzke die Ungerechtigkeiten der bundesdeutschen Fußballwelt um. So auch im neuesten Kapitel, in dem es um seine Forderung nach weichen Faktoren für die Vergabe der Fernsehgelder geht.

Man muss sich doch fragen, von welchen Klubs die Bundesliga nachhaltig profitiert: Da gehören nicht unbedingt Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim dazu. Das sind die Bayern, die sowieso über allen stehen, Schalke, Dortmund und Hamburg, aber auch Köln, Gladbach und Frankfurt. Das sind Klubs, die viele Menschen bewegen. Die müssten aus meiner Sicht für das, was sie an Input in die Liga geben, mehr belohnt werden als die Klubs, die durch einen Konzern oder eine Privatperson groß gemacht werden und deshalb Erfolg haben. (…) Ich bin für einen Mix nach dem holländischen Modell. Natürlich muss der Erfolg ein Kriterium für die Ausschüttung der Fernsehgelder bleiben. Aber es gibt auch weiche Faktoren, die Erfolg ausmachen und statistisch längst zu erfassen sind: Wie viele Sympathisanten hat ein Klub, wie viele Fans fahren zu Auswärtsspielen, was sagt die Gesellschaft für Konsumforschung? Diese Daten kann man in eine Matrix einfließen lassen und hinterher sagen, es gibt einen Verteilungsschlüssel: Fünfzig Prozent des Fernsehgeldes oberhalb des Sockelbetrages werden nach dem Erfolgsprinzip verteilt und fünfzig Prozent nach einer Regel, die auf weichen Faktoren beruht. (Hans-Joachim Watzke, faz.net am 19.10.2010) Besitzstandswahrung weiterlesen

Besondere Gefahrensituationen

Als Veranstalter haben Fußballvereine bzw. die Stadionbetreiber natürlich grundsätzlich die Verantwortung für den geregelten Ablauf von Fußballspielen. Von daher stehen sie auch in der Verantwortung, durch Einlasskontrollen Gefahrenpotenzial auszuschließen. Vor dem Spiel Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt führte dies jedoch zu der abstrus anmutenden Situation, dass vor der BayArena Zelte aufgebaut wurden, in denen weibliche Gästeanhänger nahezu unbekleidet Leibesvisitationen über sich ergehen lassen mussten (vgl. hier [broken Link] und hier [broken Link]).

Auslöser war anscheinend ein anonymer Hinweis, dass die Gästefans Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln wollten. Mal ganz davon abgesehen, dass die Vereine natürlich Pyrotechnik nicht im Stadion haben wollen (nicht nur wegen der drohenden Geldstrafen), stellt sich doch die Frage des vernünftigen Umgangs mit Besuchern von Bundesligaspielen. Tut es der Bundesliga gut, wenn man Gästefans fast ausschließlich als verdächtige Störfaktoren wahrnimmt, die man auf immer schlechtere Plätze in den Arenen abschiebt? Macht es Sinn mit Kanonen (Nackt-Leibesvisitationen) auf vergleichsweise Spatzen (Pyro) zu schießen, zumal die Video-Technik in den Stadien das Verfolgen von Pyrotechnik-Aktionen eigentlich ein leichtes lassen sollte? Wie wäre man denn in der BayArena vorgegangen, wenn jemand einen anonymen Hinweis gehabt hätte, dass auf der Haupttribüne Pyrotechnik eingesetzt werden soll; hätte man das Heimpublikum ebensolchen Maßnahmen unterzogen?

Ob bei der Durchsuchung der Gästefans irgendetwas Gefährliches sichergestellt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Hingegen bin ich mir sicher, dass nur wenige Fußballanhänger sich gerne vor dem Stadion ausziehen, bevor sie ein Fußballspiel besuchen dürfen. Und nein, es ist beileibe nicht beruhigend, dass es ‘nur’ die Auswärtsfans trifft, ganz im Gegenteil.