Archiv der Kategorie: Fußballdeutschland

Mourinho des Monats (August 2010)

Wer mich holt, weiß, wen er holt. Meine Konzepte sind bekannt, meine Methoden ebenso. Ich kann die Befürchtungen der Fans nicht verstehen oder nachvollziehen, denn ich habe mich nicht gemeldet und gesagt, ich will nach Schalke, sondern Clemens Tönnies ist nach Wolfsburg gefahren und hat gesagt, ich brauche einen starken Mann. Wenn das jetzt nicht mehr gewünscht ist, bin ich der falsche Mann. (Felix Magath laut süddeutsche.de [broken Link] vom 19.08.2010)

Ach lieber Felix Magath: Meine Bewunderung für José Mourinho hatte ich schon verschiedentlich ausgedrückt. Sie sind mit Ihrer egozentrisch-selbstsicheren und sportlich erfolgreichen Art auf jeden Fall ganz nah dran am aktuell Besten Europas. Wie Sie derzeit auf Schalke mit aus Ihrer Perspektive völlig nachvollziehbaren Argumenten einen öffentlichen Aufschrei nach dem nächsten ernten, ist phänomenal. Man darf gespannt sein, ob eventueller sportlicher Erfolg den scheinbaren Bruch mit Teilen der Fanszene wieder kitten kann oder ob Sie aufgrund Ihres wirtschaftlichen und sportlichen Pragmatismus nicht die besten Schalke-Zeiten bereits hinter sich haben. Wie auch immer, aus meiner Sicht verdienen Sie für Ihre Auftritte in den letzten Wochen den Titel ‘Mourinho des Monats’. Herzlichen Glückwunsch.

Panini-Sticker: Endbilanz

Da die K-Frage dank Abwesenheit der Protagonisten auf einen ultimativen Showdown verschoben wurde (wobei ich glaube, dass Jogi Löw bereits die nächsten 4 Jahre plant und deshalb wohl eher auf Michael Ballack als Leader auf Zeit verzichten wird), durfte plötzlich Thomas Hitzlsperger wieder im Rampenlicht stehen. Hitzlsperger? War da nicht mal was? Ja, da war doch mal was, nämlich der Beginn meiner Panini-WM-Sammelei und der nun ja unglückliche Start mit eben jenem Hitzlsperger. 3 Monate später ist es Zeit für eine Bilanz. Wäre ich Fußball-Profi würde ich jetzt vor den Altar der Öffentlichkeit kriechen und in langen Sätzen mein unprofessionelles Verhalten, meine Abschlussschwäche und meinen fehlenden Willen gestehen, um gleichzeitig meine Anhänger um Verzeihung und Unterstützung zu bitten und Besserung zu geloben. Da ich kein Fußball-Profi bin sondern (zumindest hier) Blogger, kann ich stattdessen einfach sagen, dass ich das Panini-Sammeln nicht leiden kann. Nicht weil mir die zwanghafte Tätigkeit des Sammelns keinen Spaß machen würde, sondern weil ich es eine Zumutung finde, 640 (!) Bilder zu sammeln und mit diesen Nationalmannschaften zu komplettieren, die in der Form zu WM-Beginn schon wieder völlig inaktuell waren. Von daher bin ich froh, dass die Panini-Erfahrung hinter mir liegt. Immerhin 6 der 32 Teams konnte ich komplettieren (zuallererst die Weltmeisterbesieger aus der Schweiz). 46 Bilder fehlen, um auch die restlichen freien Stellen auszufüllen. Und Michael Ballack und Phillip Lahm gucken sich immer so komisch an, während sich für Hitzlsperger keiner interessiert. Oder bilde ich mir das nur ein? Egal, Buch zu, Panini vorbei.

Pro 50+1, contra 50+1?

Sind Sie eigentlich Freund oder Feind der 50+1-Regel, die den deutschen Profiklubs ihre Eigenständigkeit erhalten soll?
Ich sehe es leidenschaftslos. Aber ich gebe der aktuellen Regelung dauerhaft keine Chance. Wenn einer – vielleicht zieht es Herr Kind ja durch – vor dem Europäischen Gerichtshof klagt, denke ich die 50+1 wird fallen.
Haben Sie keine Angst, dass einige Klubs – wie in England geschehen – danach zum reinen Spekulationsobjekt werden?
Dagegen spricht das Financial Fairplay, das die UEFA etablieren wird. Dann dürfen Klubs nur ausgeben, was sie auch eingenommen haben. Für Leute, die das schnelle Geld machen wollen, sind die Vereine dann uninteressant. Außerdem wird sich das Gesicht der Liga nicht grundlegend ändern. Vielleicht kommt mal ein neuer Klub wie Hoffenheim dazu. Oder Leipzig, wo jetzt Red Bull das Sagen hat. Die Traditionsvereine werden es sicher verstehen, diese Red Bulls schnell einzufangen. Für Red Bull wäre Dortmund doch ein wesentlich besseres Werbeobjekt als Leipzig. (Dietmar Hopp, Sport BILD vom 4.8.2010) Pro 50+1, contra 50+1? weiterlesen

games (endlich) over

Aus, aus, aus, Spanien ist Weltmeister. Naja, ganz so spannend war das diesjährige Turnier der besten Fußballnationalmannschaften dann doch nicht, dass man in große Euphorie verfallen müsste. Dass Spanien völlig verdient Weltmeister geworden ist, passt da irgendwie ins Bild. Nicht dass ich ihre spielerische Qualität anzweifeln wollen würde, aber mit dem formschwachen und zudem durch diverse Auswechslungen leicht demontierten Torres fehlte selbst den Spaniern das Puzzleteil, das aus ihrem ansehnlichen Gekicke ein torgefährliches Gekicke macht. David Villa, lange Zeit auf dem Weg zum besten Spieler des Turniers verblasste in dem Moment, als er die Rolle von Fernando Torres in der Sturmzentrale spielen sollte. Und trotzdem wäre alles andere als der Titel ungerecht gewesen, auch wenn es die Niederländer überraschend gut verstanden, lange Ballstafetten der Spanier zu unterbinden und sogar selbst einige große Chancen kreierten. Dass die Spanier im Angesicht der rustikalen Spielweise der Niederländer in alte Muster des Lamentierens und lange Bälle Schlagens verfielen, zeigte relativ eindrücklich, dass auch dieses Team nicht unschlagbar ist.

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(Gescheiterte) Finalisten

Ach liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: Ein bisschen war es wie vor zwei Jahren beim EM-Finale. Nach dem Spiel waren Sie natürlich enttäuscht, aber auch wiederum nicht so richtig. Keine dicken Tränen, die aus den Gesichter rollerten, keine Spieler, die minutenlang völlig zerstört am Boden lagen. Was auch nachvollziehbar ist, denn Sie hatten gerade ein Spiel verloren, in dem man nie das Gefühl gewann, dass Sie eine Chance auf den Sieg hätten. Was wiederum komisch ist, bedenkt man, dass Ihre spanischen Kontrahenten ‘nur’ durch einen Standard das Spiel entschieden. Einen Standard, bei dem man nie und nimmer den Herrn Puyol derartig frei zum Kopfball kommen lassen darf. Denn, auch wenn Ihr Spiel sicherlich nicht sehr gut war, lief doch eigentlich vieles für Sie. Die Spanier spielen und spielen, ohne aus ihrem perfekt organisierten Spiel das entscheidende Tor zu kreieren (was auch an einem fehlenden Torres in Top-Form lag) und je länger das Spiel dauert, desto eher könnte ein schneller Konter die Spielanteile auf den Kopf stellen. Von daher hatten Sie sicher die große Chance, den großen Spaniern ein Bein zu stellen. Sie hätten vielleicht einfach mehr dran glauben müssen. (Gescheiterte) Finalisten weiterlesen

Großes Kino

Ach liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: Dass Sie einen ansehnlichen und produktiven, offensiven Kombinationsfußball spielen können, wusste ich schon. Dass Sie diesen Fußball auch erfolgreich und in Perfektion gegen Argentinien spielen würden, konnte ich höchstens vermuten. Dass Sie das einzige Team bei der Weltmeisterschaft sein würden, das dieserart positiv überrascht, konnte nun aber wirklich niemand ahnen. Chapeau. Großes Kino weiterlesen

Zu Besuch bei flachen Hierarchien

Ballack ist der erfahrenste Spieler der Deutschen. In so einem Turnier reichen nicht nur Talente aus, du brauchst Erfahrung in der Mannschaft. Es ist schwer zu sagen, er hat eine gute Karriere hinter sich. Ich denke: Habt Respekt vor Ballack und seiner Karriere. Im Sport werden erbrachte Leistungen viel zu schnell wieder vergessen. Das stört mich in vielen Diskussionen. (Nemanja Vidic in der Sport BILD vom 23.06.2010 auf die Frage, ob Deutschland ohne Ballack besser wäre)

Nemanja Vidic hat zuerst einmal uneingeschränkt recht. Respekt ist tatsächlich ein wenig vorhandenes Gut, wenn die Öffentlichkeit auf Personen öffentlichen Interesses blickt. Und was gestern noch gut war, ist heute schon vergessen bzw. verdreht sich in sein Gegenteil. Zu Besuch bei flachen Hierarchien weiterlesen

Entscheidende Tore

Ach, lieber Mesut Özil: (sehen Sie es als Nachtrag zum letzten Blog-Beitrag hier drunter) Klar war das toll, dass Sie gegen Ghana ihr Abschlusspech überwanden und den glücklichen Siegtreffer erzielten. Aber seien wird doch mal ehrlich: Mit diesem – zugegebenermaßen wunderschönen – Treffer haben Sie aus den bei einem Unentschieden wartenden USA und (im möglichen Viertelfinale) Uruguay oder Südkorea die Gegner England und wahrscheinlich Argentinien gemacht. Womit Sie auch einen sehr gut möglichen Halbfinal-Einzug in ein wahrscheinliches Achtelfinal-Aus verwandelt haben. Hätten Sie eigentlich nicht noch ein Spiel warten können mit dem Tore Schießen?

Das Turnier als Flachetappe

Ach, liebe Fußball-Weltmeisterschaft: Irgendwie fühlen Sie sich an, wie eine Live-Übertragung einer Tour de France-Flachetappe. Viel Geplänkel, ein paar Ausreißversuche und zum Schluss freut man sich darüber, dass jemand gewonnen hat bzw. eigentlich viel mehr darüber, dass es vorbei ist. Das Turnier als Flachetappe weiterlesen

Ab in den Norden

Ich hatte ja vor kurzem noch darüber spekuliert, ob – angesichts der Tatsache, dass die Regionalliga Süd zu dem Zeitpunkt nur aus 17 statt 18 Teams bestand – RasenBallsport Leipzig eventuell in den Süden müsse. Spätestens seitdem der Bonner SC keine Lizenz für die Regionalliga bekam und der Nachrücker Wormatia Worms signalisierte, dass man gerne das Team sei, dass die Südstaffel komplettiert, war RasenBallsport Leipzig raus aus dem undankbaren Rennen um einen nicht gewollten Platz in der falschen Liga. Ab in den Norden weiterlesen