Die Floskel von der besten Mannschaft der Welt war wohl eine der verbreitetesten im Zusammenhang mit dem Gastauftritt des FC Barcelona bei Bayer 04 Leverkusen. Vor und nach dem Spiel vernahm man nicht viel mehr als respektvolles Staunen über ein Team, das wie ein Haufen Außerirdischer dargestellt wurde, ein Haufen der unmöglich besiegbar sei. Offenbar dachte keiner im Traum daran, eine Kampfansage zu formulieren.
Fast schon folgerichtig, dass man nach dem Spiel nicht mal richtig traurig war über die Niederlage, geschweige denn sich ein bisschen fürs Rückspiel aufgeplustert hätte. Nein, nach einer mutlosen ersten Hälfte habe man eigentlich ordentlich gespielt und sogar Chancen gegen Barcelona generieren können. Nicht zu vergessen, dass man gleich zwei Messi-Trikots abstauben konnte.
Es ist schon ziemlich erstaunlich – und vermutlich ziemlich weit verbreitet – dass kaum noch jemand den Mut aufbringt, mit dem Willen in ein Spiel gegen Barcelona zu gehen, dieses auch gewinnen zu wollen. Spiele gegen Barcelona sind offenbar immer weniger sportliche Wettkämpfe, sondern eher Möglichkeiten, seinen Stars mal 90 Minuten lang ganz nahe sein zu dürfen. Fast schon so, als spielte ein Sechstligist gegen einen Bundesligisten. Hier aber spielte der letztjährige Zweite der Bundesliga gegen den Ersten der spanischen Liga. Ja, ich weiß, die Saison von Bayer ist mies, aber eine 1:3-Heimpleite im Achtelfinale der Champions League gegen Barcelona hinzunehmen, als wäre es ein Freunschaftsspiel, lässt mich leicht ratlos zurück.
Da ist mir die Einstellung von Arsenal-Trainer Arsene Wenger wesentlich sympathischer, der natürlich daran glaubt, dass sein Verein die Champions League gewinnen könne (und einen Überkader hat der Verein auch nicht), weil er ansonsten ja auch nicht antreten bräuchte. Das hat zwar mit einem 0:4 in Mailand nicht zu einem besseren Ergebnis geführt, aber immerhin zu viel Traurigkeit und Enttäuschung bei Spielern und Verein im Nachhinein. Weil sie sportlich das Ziel hatten, weiterzukommen. Die Stimmen in Leverkusen verwiesen darauf, dass man nie auch nur vom Viertelfinale geträumt hatte.
Der FC Barcelona wird sicherlich mit einigem Recht als beste Mannschaft der Welt bezeichnet. Wird einem der Titel vor allem nach einem Spiel verliehen, dann sollte man sich aber zumindest Gedanken machen, warum diese Aussage von wem getroffen wurde und ob es nicht auch darum ging, die eigene Leistung höher zu hängen. Und überhaupt: die beste Mannschaft der Welt verlor nur drei Tage vor dem Spiel in Leverkusen in Pamplona beim spanischen Tabellenneunten CA Osasuna mit 2:3. Mit einer Mannschaft, die sich bis auf Iniesta nicht wirklich vom Auftritt in Leverkusen unterschied.
Das Spiel und einige andere in Spaniens Liga zeigen, dass der FC Barcelona durchaus besiegbar ist. Man sollte vielleicht in Fußball-Europa wieder dazu übergehen, genau das auch zu wollen. Frei nach dem Motto: Auch gegen den FC Barcelona sollten Niederlagen schmerzhaft sein.