30. Spieltag der Bundesliga. Es geht langsam um die berühmte Wurst in der Bundesliga. Die schmackhafte gibt es auf den Plätzen 2 bis 4. Die Wurst dahinter ist in der allgemeinen Wahrnehmung eher so diätetisches Lebensmittel. Da Leverkusen am Samstag mit einem Sieg gegen Frankfurt vorgelegt hatte, stand RB Leipzig im Kampf um einen Champions-League-Platz schon ein wenig unter Druck. Das 1:1 in Bremen war diesbezüglich nicht wirklich hilfreich. Aufgrund der zweiten Halbzeit blieb aber der positive psychologische Effekt, einen Rückstand noch verdient aufgeholt zu haben.
Ralph Hasenhüttl hatte nach dem aufreibenden Spiel in Marseille gleich mal auf sechs Positionen gewechselt. Sabitzer und Upamecano fehlten verletzt. Klostermann, Bruma, Augustin und Keita saßen nur auf der Bank. Orban, Bernardo, Kaiser, Forsberg, Werner und Poulsen kamen neu in die Startformation.
Bremen wechselte nach neun Tagen Spielpause auf drei Positionen. Moisander kehrte für Langkamp zurück in die Mannschaft. Dazu ersetzten Rashica und Junuzovic auf den offensiven Außenbahnen Belfodil und Kainz. Organisiert war das in einer Art 4-3-3, das man in Bremen recht flexibel spielt und in dem Bargfrede eine ähnliche Rolle spielt wie Khedira in Augsburg, nämlich als Sechser auch immer mal zwischen die Innenverteidigung zu rutschen. Das scheint ein taktischer Kniff zu sein, der in der Bundesliga durchaus vermehrt Anwendung findet.
RB Leipzig war von der Formation her in einem 4-2-2-2 bzw. eher im 4-4-2 angeordnet, interpretierte diese Formation aber sehr passiv und defensiv. Kaiser spielte teilweise einen zweiten Rechtsverteidiger neben Ilsanker statt eines Zehners. Forsberg auf der anderen Seite gab teilweise einen zusätzlichen Sechser und sicherte den Raum vor Bernardo und Konaté ab, anstatt im Zehnerraum anzupressen.
Die Grundidee war klar. Nach neun Gegentoren in zwei Spielen wollte man sich erstmal Sicherheit durch eine stabile Defensive verschaffen und sich nicht von vornherein hinten jede Chance auf einen Sieg verbauen. Das funktionierte in der ersten Halbzeit vor allem in der ersten halben Stunde sogar ganz gut, hatte aber auch zwei Haken. Einerseits blieben durch die tiefe Positionierung von Forsberg und Kaiser die Halbräume vor den Sechsern frei, in die die Innenverteidiger von Werder entsprechend relativ ungestört vorstoßen konnten. Wodurch es den Gastgebern dann doch ein Stück zu einfach gemacht wurde, den Ball in die gegnerische Hälfte zu tragen.
Daraus resultierte direkt Haken Nummer 2. Denn wenn der Ball viel in der eigenen Hälfte ist, dann sind damit fast schon zwangsläufig auch vermehrt Standards für den Gegner verbunden, erst recht wenn dem Schiedsrichter die Pfeife recht locker sitzt. Da RB Leipzig allerdings zuletzt wieder vermehrt Probleme beim Verteidigen von Standards hatte, ist es natürlich auch keine ganz prima Idee, sich in eine Situation zu bringen, in der der Gegner vermehrt Bälle aus strafraumnahen Standards vors Gulacsi-Tor bringen darf. Da brannte die Luft vor dem RB-Tor in der ersten Hälfte dann doch einige Male.
Ansonsten war die Idee des passiven Verteidigens und des Sicherns der Null nachvollziehbar, auch weil damit ein geringerer Laufaufwand verbunden war. Keine unwesentliche Sache im dritten Spiel in sieben Tagen, dass die Laufleistung insgesamt bei beiden Teams an diesem Tag eher gering war und Leipzig die Partie so auf ein Level ziehen konnte, auf dem sie physisch bis zur 90. Minute mithalten konnten.
Allerdings war mit dem defensiven Ansatz auch verbunden, dass RB offensiv 45 Minuten lang fast gar nicht stattfand. In den ersten zehn Minuten gab es zwei Situationen, in denen Kampl und Poulsen im Werder-Strafraum lange Bälle freistehend nicht verarbeitet bekamen. Da hatte man noch das Gefühl, dass es im Spiel nach vorn zumindest eine Idee gibt. In den folgenden 35 Minuten passierte vor dem Werder-Tor aber praktisch nichts mehr.
Entsprechend gehörte die erste Halbzeit chancentechnisch komplett den Gastgebern, die vor allem mit Fernschüssen und mit Standards gefährlich wurden. Aber wie gesagt, in der ersten knappen halben Stunde wird das selten wirklich gefährlich. Bis dann in der 28. Minute doch das 1:0 fällt. Kruse darf aus 20 Metern abziehen und zielt Richtung Winkel. Gulacsi kann den Ball noch gerade so mit den Fingerspitzen an die Latte lenken. Doch passend zur aktuellen Situation landete der Abpraller direkt auf dem Fuß von Moisander von wo aus er in die andere Ecke kullert, ohne dass Gulacsi noch eingreifen kann. Erinnerte ein bisschen an das Spiel in Bremen vor einem Jahr, als auch ein Fernschuss der Dosenöffner in einem bis dahin chancenarmen Spiel war.
In der letzten Viertelstunde vor der Pause dann nur noch Bremen, die immer wieder Richtung RB-Strafraum anlaufen. Und nur knapp am 2:0 vorbeischrammen. Ein von Kruse verlängerter Freistoß, an dem Vejlkovic vorbeirauscht. Zwei Paraden von Gulacsi gegen Bremer Fernschüsse. War jetzt auch nicht so, dass permanent ein Bremer allein vor dem Tor von Gulacsi stand, aber das Torschuss-Plus für Werder in der ersten Halbzeit war durchaus deutlich. 8:1 Torschüsse, davon 4:0 von innerhalb des Strafraums standen letztlich in den Bilanzen. Und der eine RB-Torschuss war ein Freistoß in die Mauer..
Der Ansatz der ersten Halbzeit, mit wenig Aufwand die Null zu halten, war nachvollziehbar, aber angesichts des Spielstands auch in der zweiten Halbzeit nicht mehr haltbar. Entsprechend stellte Hasenhüttl seine Mannschaft zur Pause auch um. Aus dem eher als 4-4-2 gespielten 4-2-2-2 wurde nun ein 4-3-3. Lookman rückte auf die linke Offensivseite, Poulsen übernahm die rechte Seite. Forsberg und Kampl spielten die Achter vor Demme. Vor allem Forsberg spielte eine extrem ballsichere Partie, blieb aber (typisch in dieser Saison) Richtung Tor erfolglos.
Mit dem 4-3-3 wurde in jedem Fall schon mal das Problem behoben, dass die Halbräume nicht besetzt waren. Sprich, für Bremen blieb nun kaum noch Zeit und Raum, sich ohne Gegenwehr in die gegnerische Hälfte zu spielen, weil Lookman und Poulsen die Räume seitlich vor den Sechsern zumachten und auch Forsberg und Kampl nach außen aushalfen. RB spielte nun die Formation sehr viel aktiver und aggressiver, was sich in Ballgewinnen widerspiegelte. Es war nun der klassischere Kampf eines RB Leipzig im Ballbesitz und aktiven (Gegen-)Pressing gegen eine Mannschaft, die auf die entscheidende Umchaltsituation lauert.
Auf diese Art und Weise entstand ein sehr offenes, sehr interessantes Fußballspiel, in dem RB die ersten zehn Minuten nach der Pause dominierte. Und sich schon früh belohnte. Der extrem aktive Ilsanker hatte auf der rechten Außenbahn mal wieder zu viel Platz und brachte den Ball nach innen. Wo Ademola Lookman den Ball aufnahm, sich freispielte und humorlos ins kurze Eck vollendete. Ein schöner Beweis dafür, dass man auch über die Außenbahn Tore erzielen kann, wenn man dort auch mal variabel in die Mitte spielt (in dem Fall in den Rücken der Abwehr) und dann auch die Besetzung im Strafraum stimmt (in dem Fall, dass jemand Richtung kurzem Pfosten einläuft und gleich vier Spieler den Strafraum besetzen).
Werner hat kurz darauf auch einen ersten Auftritt und wird auf der linken Seite freigespielt. Doch sein Abschluss aus spitzem Winkel geht am Kasten von Pavlenka vorbei. Kurz danach lässt er einen Kopfball noch fast perfekt über den Scheitel rutschen, verfehlt aber das Werder-Tor erneut, diesmal vergleichsweise knapp.
Danach wird die Partie chancentechnisch wieder ausgeglichener, wobei die ganz großen Szenen ausbleiben. Kruse im RB-Strafraum. Forsberg per Freistoß und Fernschuss. Es ging hin und her, aber abschlusstechnisch hielt man sich vom Strafraum eher fern.
So richtig spektakulär wurde es dann in den letzten fünf Minuten plus zwei Minuten Nachspielzeit. Zuerst war es Timo Werner, der die sichere Führung auf dem Fuß hatte, als er von Lookman freigespielt wurde und zentral allein auf Pavlenka zulief. Ob jetzt Werner nicht die Nerven behielt oder Pavlenka mit einer starken Fußabwehr klärte, darf jeder selbst interpretieren. So richtig oft lässt sich Werner solche Großchancen allerdings nicht entgehen.
Danach wird es etwas wild. Leipzig im Gefühl des ‘Wir gehen jetzt auf den Sieg’ mit etwas übermütigen Aktionen und Ballverlusten. Bernardo dribbelt sich im Mittelfeld fest und verliert den Ball. Umschaltspiel Bremen. Gulacsi kann gegen Belfodil noch klären und muss dann zuschauen, wie Moisander den Ball freistehend am leeren Tor vorbeiköpft.
Es sollte nicht der letzte Moment des Durchatmens bleiben, denn in der Nachspielzeit kam Bremen noch einmal zu einer Ecke. Wieder mal eine, die extrem gefährlich wurde. Aber Belfodil konnte den Ball auch aus Nahdistanz nicht aufs Tor bringen, sondern köpfte knapp an der Kiste vorbei. Und sol blieb es bei einem Unentschieden in einem Spiel, in dem es für beide Teams Phasen gab, in denen sie die Partie auf ihre Seite hätten ziehen können.
Fazit: 45 Minuten lang spielte RB Leipzig mit extremem Defensivfokus. Knapp 30 Minuten lang ging das auf Kraftsparen zielende Konzept gut, danach hatte man etwas Glück, nur mit einem 0:1-Rückstand in die Kabine zu gehen. Nach der Umstellung auf Aktivität und Offensive nach der Pause war RB Leipzig zehn Minuten lang extrem dominant und hätte sogar in Führung gehen können. Am Ende verpassten dann beide Teams jeweils bei Großchancen die Entscheidung. Insgesamt entsprach das 1:1 wohl ganz gut dem Spiel und seinem Verlauf. Auch wenn es RB im Kampf um Platz 4 nicht so richtig weiterhilft, war es nach den beiden Klatschen unter der Woche und neun Gegentoren ein Schritt nach vorn, nach Rückstand mit einer taktischen Umstellung zurück ins Spiel zu kommen, eine gute zweite Halbzeit zu spielen und noch einen Punkt mitzunehmen. Auch ein bisschen typisch für die RB-Saison, dass man sich permanent fragen kann, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Die Tendenz geht angesichts der Vorgeschichte der letzten Spiele auch beim Bremen-Unentschieden hin zu halbvoll.
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Randbemerkung 1: Im Vergleich zur Vorsaison RB Leipzig nach 30 Spielen mit 15 Punkten weniger. Gegen dieselben Gegner wie 2016/2017 holte man in dieser Saison bisher 12 Punkte weniger als im Vorjahr (wenn man die Aufsteiger Stuttgart und Hannover gegen die Absteiger Ingolstadt und Darmstadt tauscht). Macht dann aktuell Platz 5. Der Rückstand auf Platz 4 beträgt nun schon vier Punkte und wenn man das schlechte Torverhältnis nimmt, dann eigentlich schon fünf. Wenn man noch in die Champions League will, könnte es sein, dass man bereits vier Siege aus vier Spielen braucht. Von daher war das 1:1 in Bremen tabellarisch wenig hilfreich. Minimalziel bleibt die Europa League und hier sollte man vor Hoffenheim bleiben, um nicht im schlechtesten Fall schon im Juli in die Qualifikationsrunden einsteigen zu müssen. Wie passend, dass man sich am Samstag zum direkten Duell aka El Plastico trifft. Da steckt einiges drin in der schon seit Wochen ausverkauften Partie.
Randbemerkung 2: Offiziell rund 800 RB-Fans mit in Bremen. Im Vergleich zur Vorsaison (wenn man es mit Darmstadt vergleicht) waren das rund 1.200 weniger an wesentlich ungünstigerem Spieltermin am Sontagabend. Insgesamt waren es damit bisher in dieser Saison rund 7.300 Fans weniger bei 15 Auswärtsspielen als gegen die selben Gegner wie im Vorjahr (die Aufsteiger Hannover und Stuttgart ersetzen die Absteiger Darmstadt und Ingolstadt). Was im Kern an den 5.000 Fans, die diese Saison in Dortmund und den knapp 2.000, die am Montagabend in Frankfurt fehlten, liegt.
Randbemerkung 3: Seltsam, dass die Partie in Bremen offiziell als ausverkauft gemeldet wurde. Denn im Gästeblock war ganz offensichtlich noch einiges an Platz frei und deutlich nicht ausverkauft (was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass es im Gästebereich nicht so ein Gequetesche gab wie letzte Saison). So viel Platz auch, dass die örtliche Polizei mal eben (gefühlt) eine Hundertschaft ihrer Einsatzkräfte im Sitzplatzbereich des Gästeblocks unterbrachte. Was die Polizei in dem Bereich des Stadions gegenüber den Gästefans fast schon in Überzahl brachte. Vielleicht hat man sich ja bei Werder auch gedacht, dass die von der Polizei besetzten Plätze mitzählen und ist deswegen auf ausverkauft gekommen..
Randbemerkung 4: Eigentlich immer ganz schick in Bremen. Das Publikum ist auf angenehme Art entflammbar, während es ansonsten rund um das Stadion überwiegend entspannt zugeht. Warum man in Bremen das komplette Stadion mit Klatschpappen ausstatten musste, ist aber eine der Seltsamkeiten, die man nicht verstehen muss. Persönlich finde ich ja vor allem das Geräusch der Dinger unangenehm. Aber muss ja auch jeder selber wissen, was er seinen Anhängern so auf den Platz legt. Wurden jedenfalls schon deutlich vor dem Anpfiff mit großer Begeisterung geschwungen, die Klatschpappen.
Randbemerkung 5: Das erste Bundesligaspiel für RB nach dem Boykott-Trallala mit seinen Begleiterscheinungen gegen Leverkusen. Ohne besondere Auffälligkeiten im Gästeblock. War eigentlich alles wie immer und von Animositäten gegenüber den beiden Capos (wobei Sebastian nicht da war) keine Spur. Liegt vermutlich auch daran, dass die Gruppe der Auswärtsfahrer eher klein und homogen war. So richtig wird sich erst beim Spiel gegen Hoffenheim zeigen, ob und welche Nachwirkungen die gegenseitigen Feindseeligkeiten vom letzten Montag so haben.
Randbemerkung 6: Dünne Personaldecke bei RB Leipzig angesichts von gleich vier Verletzten (Laimer, Halstenberg, Sabitzer, Upamecano) und einem Profikader, der sowieso nur aus 20 Feldspieler besteht. Dass man aber noch nicht mal mit einer vollen Bank anreiste, überraschte dann doch einigermaßen. Warum Schmitz dort nicht saß und den 18er-Kader vollmachte, blieb unklar. Dass der Rechtsverteidiger keine Rolle mehr spielt, ist aber spätestens klar, seitdem man auf die Verletzung von Halstenberg damit reagierte, dass man Laimer zum Außenverteidiger umfunktionierte. Nun übernahm in Bremen dann Ilsanker die Rolle als Backup für Klostermann. Auch einen Nachwuchsakteur hatte Hasenhüttl nicht zum Auffüllen auf die Bank gesetzt. Dabei spielte die U19 einen Tag vorher noch in Hamburg, also in der Nähe. Letztlich auch egal, weil derjenige, der dort gesessen hätte (egal ob Schmitz oder ein Nachwuchsakteur) eh kaum Chancen auf Spielzeit gehabt hätte, aber man sieht es auf dem professionellen Niveau doch eher selten, dass ein Team keine 18 Spiele nominiert.
Randbemerkung 7: So richtig hatte man nicht damit gerechnet, dass man Dominik Kaiser vor seinem Abschiedsspiel am 13.05. noch mal in einer RB-Startformation sieht. Gegen Bremen war es nun soweit. Immer schwierig, einen Spieler zu bewerten, der ewig lange nur auf der Bank oder auf der Tribüne saß. Aber so richtig rund wirkte das bei Kaiser bei allem Bemühen vor allem bei der Adaption der Spielgeschwindigkeit auf dem Niveau nicht. Durchaus nachvollziehbar (rein von den zu besetzten Positionen her), dass er in Halbzeit 2 der Systemumstellung zum Opfer fiel. Auch wenn es für ihn sicherlich blöd war, bei seinem ersten Einsatz seit Ewigkeiten, dann gleich in der Pause wieder ausgewechselt zu werden.
Randbemerkung 8: Dinge, die man eigentlich nicht erwartet, wenn es um RB Leipzig geht: “Were effective at creating goalscoring opportunities from the flanks”. So zumindest die Whoscored-Feststellung aufgrund der Statistiken. Torgefahr von den Flanken. Da fällt einem fast der Stift aus der Hand, war doch dies in der bisherigen Spielzeit eine der Problemzonen des Ballbesitzes schlechthin, gute Feldpositionen auf dem Flügeln, auch auszunutzen. Doch gerade beim 1:1 zeigte sich, dass man sehr wohl aus guten Ballbesitzpositionen seitlich des Strafraums auch Torgefahr produzieren kann, wenn eine gute Passaktion mit einer guten Strafraumbesetzung zusammenfällt.
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Lichtblicke:
- Stefan Ilsanker: Die Defensivallzweckwaffe. Diesmal wieder mal als Rechtsverteidiger unterwegs. Stabil, zweikampfstark und auch offenisv mit guten Akzenten. Für die Stabilität und die Balance ein ganz wichtiger Spieler in der Partie in Bremen. Und dann fing er in der zweiten Halbzeit auch noch an, zum Flügelläufer zu werden (eine Rolle, die man ihm spontan nicht wirklich zuschreiben würde). Und bereitete so auch den Ausgleich vor. Sehr gute Partie von Ilsanker, mit der er sich vor den gelernten Rechtsverteidigern nicht verstecken muss, sondern sich eher als hochklassige Alternative präsentierte.
- Peter Gulacsi: War in einigen Situationen ein mehr als verlässllicher Rückhalt und hielt seine Mannschaft lange im Spiel. Hatte beim 1:0 wie schon in Marseille das Pech stark zu parieren und trotzdem den Ball aus dem Netz zu holen, weil die Vorderleute den nächsten Abschluss nicht verhindern können. Aber zeigte sich wieder als ein Keeper, der auf der Linie sehr stark ist. Über die langen Abschläge schweigen wir heute aber lieber mal. Da gab es in Sachen Präzision in einigen Szenen viel Luft nach oben.
- Ademola Lookman: Kam in der Pause in die Partie, nachdem er zuletzt viel auf der Bank gesessen hatte. Und überzeugte vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen (vier von insgesamt nur fünf gewonnen RB-Dribblings gingen auf Lookmans Konto). Manchmal noch etwas wild in seiner Art zu spielen und mit zu wenig Überblick und Blick für die Mitspieler. Aber seine Bewegungen mit dem Ball sind sehr gut und gegen den Ball passte er sich besser in das Team ein als in seinen Anfangstagen. Wenn Lookman auf diesem Niveau weitermacht, muss sich Bruma in den letzten Spielen warm anziehen. Rein vom Spielertyp her sind sich Lookman und Bruma recht ähnlich, nur dass der Engländer bisher bei wesentlich geringerer Spielzeit der effizientere Spieler ist.
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Tore: 1:0 Moisander (28.), 1:1 Lookman (50.)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Ilsanker, Orban, Konaté, Bernardo – Demme, Kampl (76. Keita) – Kaiser (46. Lookman), Forsberg – Poulsen, Werner; Bank: Mvogo, Augustin, Bruma, Klostermann; Nicht im Kader: Laimer, Halstenberg, Sabitzer, Upamecano (alle verletzt), Coltorti, Köhn, Schmitz
Aufstellung Werder Bremen: Pavlenka – Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Friedl – Eggestein (90. Kainz), Bargfrede, Delaney – Junuzovic (79. Gondorf), Kruse, Rashica (62. Belfodil)
Schiedsrichter: Christian Dingert (Mir persönlich in der ersten Halbzeit manchmal zu schnell mit der Pfeife am Mund. In der zweiten Hälfte ließ er bei einem Foul an Lookman die Karte stecken, wo sie vielleicht angebracht gewesen wäre. Aber insgesamt wenig Probleme mit der Partie. Strittig war, ob der Videoassistent bei einem Handspiel im Strafraum nach Kaiser-Freistoß in Hälfte 1 hätte einschreiten und einen Elfmeter empfehlen müssen. Hab die Szene nicht noch mal am TV gesehen, von daher habe ich dazu nichts beizutragen. Außer, dass der Videoassistent das offenbar nicht als klare Fehlentscheidung gesehen hat.)
Gelbe Karten: Moisander, Delaney – Orban (4.)
Zuschauer: 42.100 (davon 800 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, SVW-Bericht, Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 16 : 10
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 11 : 7
- Schüsse auf das Tor: 6 : 4
- gewonnene Zweikämpfe: 47,4% : 52,6%
- Ballbesitz: 44,5% : 55,5%
- Passquote: 77,7% : 84,2%
- Laufstrecke: 111,3 km : 112,4 km
- Sprints: 187 : 182
- Intensive Läufe: 621 : 602
- Fouls: 17 : 13
- Ecken: 5 : 2
- Abseits: 1 : 2
- Meiste Torschüsse: Rashica, Kruse: je 3 – Werner: 4
- Meiste Torschussvorlagen: Kruse, Delaney: je 3 – Ilsanker – 2
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Gebre Selassie: 81,0% – Konaté: 80,0%
- Meiste Ballkontakte: Friedl: 74 – Demme: 112
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Moisander: 93,2% – Forsberg: 96,9%
- Größte Laufstrecke: Delaney: 11,8 km – Demme: 12,3 km
- Meiste Sprints: Delaney: 25 – Werner: 26
Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com
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Saisontorschützen: Werner – 11; Augustin – 6; Keita – 5; Poulsen – 4; Sabitzer, Orban, Bruma – je 3; Halstenberg, Forsberg, Lookman – je 2; Klostermann, Bernardo; Kampl, Upamecano – je 1
Saisonvorlagengeber: Werner – 8; Sabitzer – 7; Keita – 5; Augustin – 4; Kampl, Forsberg, Demme, Poulsen – je 3; Halstenberg, Bruma, Laimer – je 2; Bernardo, Lookman, Ilsanker – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Kampl, Demme – je 10; Keita – 8; Sabitzer, Upamecano – je 7; Forsberg, Laimer – je 6; Ilsanker, Bruma, Bernardo – je 5; Halstenberg, Klostermann – je 4; Werner, Poulsen, Gulasci – je 2; Augustin – 1
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Bild: © GEPA pictures/ Sven Sonntag
Die Abwehr beim Kaiser-Freistoß war ein ganz klarer Elfer; der Spieler vergrößert mit dem Abwehr-Arm seine Körperoberfläche eindeutig.
Warum hier der Video-Schiedsrichter nicht eingegriffen hat ist mir schleierhaft, sonst melden die sich doch bei jedem Blödsinn nur hier war schweigen angesagt.
Na, vielleicht war er ja mal den Kaffee wegbringen, ansonsten sollte er mal zum Augenarzt. Schade um die nicht gegebene Chance, drei Punkte wären sehr wichtig gewesen.
Ich Grüße dich,
ich mag deinen Blog sehr, da er sehr treffend geschrieben ist und meist recht neutral gehalten ist.
Treffende Analyse, wobei ich dir in der Aufstellung der 1. Halbzeit widersprechen würde. In meinen Augen war das eher ein 5-3-2 bzw. 3-5-2 mit Konate, Orban und Ilse als IV Bernardo als linker und Kaiser als rechter Abwehrspieler. Und dabei sind Kaiser seine Talente leider zu Großteilen verschenkt. Noch dazu wenn quasi keine offensiv Bemühungen erfolgen.
LG
Matthias
Ich habe es nur im TV gesehen. Der Arm ist leicht abgewinkelt, steht also vom Körper leicht weg, dazu gibt es kurz vor Berührung des Balles am Ellenbogen eine klare Aktion der Schulter und damit des gesamten Armes Richtung Ball. Ergo: klare Fehlentscheidung für mich.
Moisander: insgesamt geht es wohl so in Ordnung, aber er hat Glück bei der Aktion in der ersten.Hälfte nicht rot zu sehen. Klarer Schlag mit dem Arm gegen die Brust, keine Chance auf den Ball, dazu schon im Seitenaus. Bissl höher wäre es deutlich rot. Dazu ein taktisches Foul in Halbzeit 2. Glück gehabt.