Siebter Spieltag in der Bundesliga. RB Leipzig trat beim 1.FC Köln an. Packendes Spiel. Unheimlich viel los vor den Toren. RB nach 90 Minuten mit dem besseren Ende, das man sich vor allem durch ein deutliches Chancenplus in der zweiten Halbzeit verdiente.
In die Partie gegangen war Ralph Hasenhüttl mit einer Rotation light. Vier Spieler tauschte er im Vergleich zur Istanbul-Partie unter der Woche. Keita fehlte gesperrt und Werner war verletzt. Augustin und überraschend auch Orban saßen auf der Bank. Dafür durfte Ibrahima Konaté sein Debüt im RB-Dress feiern und standen Bruma, Lukas Klostermann und Yussuf Poulsen in der Startelf.
Organisiert war das wie immer im 4-2-2-2, in dem Sabitzer an die Seite von Poulsen in den Sturm rückte. Allerdings waren die Offensivpositionen recht flexibel besetzt. So tauschten nicht nur Bruma und Forsberg auch mal die Positionen, sondern spielte Bruma zeitweise auch mal neben Poulsen im Sturm, während Sabitzer auf die Zehn zurückrutschte.
Der 1.FC Köln wechselte gegenüber der Europa League auf drei Positionen. Guirassy, Olkowski und Mere mussten raus. Dafür kamen Klünter, Bittencourt und Osako rein. Etwas unerwartet, dass Köln-Coach Peter Stöger auf die Fünferkette verzichtete, mit der man in Hannover zuletzt die Null halten konnte, sondern sich für die etwas aktivere Formation mit einer Viererkette und einer durchaus recht offensiven Besetzung entschied.
Entsprechend legte Köln in den ersten 20 Minuten auch los. Man ließ den RasenBallsportlern wenig Luft zum Atmen. Die RB-Versuche, den Ball organisiert nach vorn zu spielen, scheiterten meist daran, dass man die Bälle nicht festmachen konnte oder sich verdribbelte. Was dann auch gleich das Kölner Publikum mit ins Boot nahm, die sich naturgemäß an den gewonnenen Zweikämpfen aufrichteten.
So wurde es vor dem Tor von Peter Gulacsi schon früh einige Male turbulent. Vor allem mit Osako schien man im RB-Strafraum nicht viel anfangen zu können. Der durfte in den ersten 20 Minuten gleich zweimal frei zum Kopfball hochsteigen, fand aber (das gehört zur Osako-Story ja auch immer irgendwie dazu) in Gulacsi seinen Meister. Auch Bittencourt und Jojic scheiterten mit ihren Versuchen.
Ab der 20. Minute wurde dann aus einem von Köln dominierten Spiel ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. RB sah dabei vor allem in der Zweikampfführung in der letzten Reihe nicht sonderlich gut aus (wenn man vorn gut anläuft, ist es essenziell, dass man in der letzten Reihe die zwangsläufig folgenden langen Bälle sauber verteidigt und dem Gegner nicht die Chance gibt, sich darüber am Strafraum festzusetzen). Auf der anderen Seite spielte RB nun einige Ballgewinne oder Angriffe besser aus, was die Kölner Verteidigung gleich in Verlegenheit brachte.
Die erste Riesenchance für RB hatte dann Yussuf Poulsen, der nach einem Pfostentreffer von Halstenberg ganz allein vor Timo Horn auftaucht. Und zu viel Zeit zum Nachdenken hat und dann mit seinem Schuss am starken Keeper der Gastgeber scheitert. Doch kurz darauf macht es Lukas Klostermann besser. Von Sabitzer wird er auf der rechten Seite freigespielt und zieht endlich mal durch Richtung Tor und versenkt den Ball aus durchaus spitzem Winkel.
Der Rest der ersten Halbzeit war dann weiter ein permanentes Hoch und Runter. Rausch zwingt Gulacsi zu einer ganz starken Parade. Bruma beschäftigt auf der anderen Seite die Kölner Defensive. Und kurz vor der Halbzeit wäre laxes Zweikampfverhalten auf dem rechten RB-Flügel fast bestraft worden, als sich Bittencourt spielend gegen zwei durchsetzt und perfekt auf Jojic in den Rückraum zurücklegt, der freistehend den Ball aber knapp über den RB-Kasten setzt.
Die Halbzeit-Führung von RB Leipzig war letztlich eine glückliche, in einem Spiel, das auch gut 3:3 hätte stehen können. Weil Köln anfangs das dominatere und gefährlichere Team war und es einfach verpasste, daraus etwas zählbares mitzunehmen. Wenn man so will, dann war RB das etwas effektivere zweier nicht so richtig effektiven Teams.
Die Führung kam RB Leipzig natürlich für das Spiel nach der Pause entgegen. Denn Köln musste nun noch mehr investieren, um noch mindestens einen Punkt mitzunehmen. Und RB konnte sich die Räume ausgucken, die man nun bespielen wollte.
Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit war noch ausgeglichen (inklusive eines vom eingewechselten Pizarro vorbereiteten Bittencourt-Treffers, der allerdings wegen Abseits nicht anerkannt wurde), aber je länger die Partie dauerte, desto besser hatte RB die Partie im Griff. In der letzten Reihe arbeitete man nun meist aufmerksam und zweikamfstark. Und in der Offensive profitierte man von einigen Fehlern der Kölner im Spiel nach vorn. Hohe Ballgewinne nimmt man bei RB natürlich immer gern Ein bisschen mehr Konsequenz beim Ausspielen der Ballgewinne wäre aus RB-Sicht aber sicherlich wünschenswert. Insbesondere Bruma tendiert immer noch ein bisschen zu sehr zum Ballschleppen anstatt zu Dynamik.
Poulsen hatte wie schon in Hälfte 1 nach reichlich einer Stunde die Chance, die Weichen auf Sieg zu stellen, scheiterte aber auf Sabitzer-Zuspiel erneut frei vor Horn. Klostermann ist zehn Minuten später der nächste RB-Spieler, der aus Nahdistanz an Horn scheitert. Zwischenzeitlich kratzt Gulacsi noch mal einen Schuss vom eingewechselten Tim Handwerker wie schon gegen Rausch aus dem Eck. Und dann kommt erneut Sabitzer und legt von links mit schöner Flanke wieder auf Poulsen auf. Diesmal nutzt der Däne die Chance und versenkt den Ball per Kopf im Winkel. Es war vermutlich der schwierigste der drei Bälle, die Poulsen in diesem Spiel serviert bekam.
Das Spiel schien nun entschieden und die ersten Zuschauer verließen das Stadion. Zu deutlich die (Chancen-)Dominanz von RB Leipzig in dieser Phase. Zu unrealistisch, dass Köln in den letzten zehn Minuten noch mal in die Partie zurückfindet, nachdem man bis dahin in der zweiten Halbzeit offensiv kaum durchgekommen war.
Doch direkt nach dem 2:0 wurde es doch noch mal spannend. Weil sich Klostermann und Kampl über den Haufen rennen und Handwerker deswegen links viel Platz hat. Und diesen Platz für eine perfekte Flanke auf Osako nutzt. Der die Chance diesmal nicht (wie schon so oft in dieser Saison) liegenlässt, sondern im RB-Kasten unterbringt. Das erste Tor eines Kölner Offensivspielers in dieser Bundesliga-Saison. Das zweite Tor erst überhaupt.
Dadurch wurde dann die Schlussphase noch mal heißer als nötig. Auch weil von RB in Sachen Ballsicherheit in der Offensive nun nicht mehr viel kam und die Bälle zu schnell wieder Richtung RB-Strafraum segelten. Viel Aufregung rund um den Sechzehner, ein paar strittige Szenen, in denen die Gastgeber den Videoassisten forderten, der aber kein Grund zum Eingreifen sah. Ein paar abgeblockte Schüsse. Zittern. Ende.
Letztlich war es ein sehr wildes Spiel mit zwei Defensivreihen, die viel zuließen. Bei RB, weil vor allem in der ersten Halbzeit das Verteidigen und das Zweikampfverhalten in der letzten Reihe nicht so richtig gut klappte. Bei Köln, weil man sich immer mal wieder Fehler im Spiel mit dem Ball leistete und RB zum Umkehrspiel einlud. Dass die Gäste mit einem 2:1 nach Hause fuhren, ging dann aber schon irgendwie ok, weil sie die größere Zahl an größeren Chancen hatten.
Letztlich wohl entscheidend, dass man nicht in Rückstand geriet. Gegen Publikum und sich zurückziehende Gastgeber anzuspielen, hätte durchaus eine ordentliche Herausforderung werden können. Durch die Führung konnte RB in der zweiten Halbzeit weiter auf Ballgewinne und Umkehrspiel setzen und machte das phasenweise recht souverän, vergaß aber den Sack zuzumachen bzw. zuzulassen.
Fazit: Ein unerwartet spektakuläres Fußballspiel zwischen Köln und Leipzig. Mit einem Tabellenletzten, der zeigte, dass er Fußballspielen und Offensivgefahr kreieren kann, aber vor dem Tor derzeit ein Problem hat. RB war auf der anderen Seite in Sachen Chancenverwertung auch nicht gerade konsequent, aber um das eine Tor konsequenter als die Hausherren. Und zumindest in der zweiten Halbzeit auch dieses eine Tor besser. Ein Spiel, in das beide Seiten enorm viel investierten. Ein hart erkämpfter Sieg, der den Gästen gut tut und eine Niederlage, die für die Gastgebern ein weiterer Tiefschlag ist.
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Randbemerkung 1:Im Vergleich zur Vorsaison RB Leipzig nach sieben Spielen mit zwei Punkten weniger. Gegen dieselben Gegner wie 2016/2017 holte man in dieser Saison bisher genauso viele Punkte wie im Vorjahr. Auch wenn manches noch nicht perfekt läuft, bleibt doch der Fakt, dass man trotz neuer Situation mit der Dreifachbelastung genauso unterwegs ist wie in der überragenden Vorsaison. Mit Platz 4 hat man sich eine hervorragende Ausgangssituation für die kommenden Wochen geschaffen. Wenn man mal annimmt, dass die Plätze 1 und 2 diese Saison fest an Bayern und den BVB vergeben sind, dann ist es durchaus erstaunlich, dass man trotz Ausrutscher wie dem in Augsburg schon wieder die meisten der Konkurrenten im Kampf um einen Platz in einem europäischen Wettbewerb hinter sich gelassen hat. Aber gut, gucken wir uns das nach zehn Spielen noch mal an. Dann sind die Auswärtsspiele in Dortmund und München auch bereits Geschichte. Bis dahin bleibt der Fakt, dass 13 Punkte aus sieben Spielen sehr ordentlich sind, auch wenn das Auftaktprogramm insgesamt von einem überschaubaren Schwierigkeitsgrad war und Siege gegen Freiburg, Köln und Hamburg in deren jeweiligen aktuellen sportlichen Situationen beispielsweise überspitzt gesagt fast schon Pflichtsiege sind, wenn du dauerhaft im oberen Drittel der Tabelle mitspielen willst.
Randbemerkung 2: Etwa 800 RB-Fans mit beim Auswärtsspiel in Köln. Im Vergleich zur Vorsaison (ebenfalls Sonntag Abend) waren das 200 Leute weniger. Insgesamt waren es damit bisher rund 200 Fans mehr bei vier Auswärtsspielen als gegen die selben Gegner im Vorjahr.
Randbemerkung 3: Ja, die Beziehung Köln – Leipzig ist nach den zerstochenen Reifen und dem blockierten Bus aus dem Vorjahr leicht gestört. Aber das Kölner Stadion gehört trotzdem zu einem der interessanteren Orte des Landes. Die Inbrunst, mit der man dort die Hymne mitsingt (bzw. nach dem Anpfiff weitersingt), gibt es so nirgendwo anders, das fetzt durchaus. Und wenn das Stadion in Wallung kommt, kann es ein ganz schöner Kessel sein. Nicht auf dem Niveau von Besiktas Istanbul, sicher, aber für deutsche Verhältnisse durchaus bemerkenswert. Insgesamt war es diesmal auch sehr viel entspannter (freundlich wäre dann doch etwas arg hoch gegriffen und wohl auch gar nicht wünschenswert) als noch im Vorjahr. Ein paar Banner zu den (tödlichen) Folgen des Extremsports aus dem Hause Red Bull. Eine Zaunfahne, die Herzblut gegen Geschäftemacherei ausspielt (nun ja). Und ansonsten etwas weniger Brimborium auch im Umgang zwischen Gästeblock und angrenzenden Blöcken als noch letzte Saison.
Randbemerkung 4: Speziell an Köln ist auch, dass Verkäufer mit Bauchladen durch die Reihen gehen und Eis verkaufen. Ich mein, Eis? Wenn mich jemand spontan im Stadion fragen würde, was ich auf jeden Fall haben will, dann wäre Eis wahrscheinlich auch nichts, was auf den ersten zehn Plätzen kommen würde. Aber scheint ja als Konzept zu funktionieren.
Randbemerkung 5: Übrigens: Wer noch mal über den Öffentlichen Personennahverkehr in Leipzig bei Fußballspielen schimpft, wird mit der Anreise zu Effzeh-Heimspielen nicht unter fünf Stück verdonnert..
Randbemerkung 6: Eher peinlich, wenn man im Gästeblock nach dem 2:0 anfängt, ein “Zweite Liga, Kölle ist dabei” zu singen. Häme ist in der Form ziemlich unsexy (da gibt es noch mal einen deutlichen Unterschied dazu, dem Gegenüber den eigenen Sieg genüsslich unter die Nase zu reiben). Und in der konkreten Situation war es so völlig unangebracht. War allerdings glücklicherweise auch nur der kleinere Teil des Gästeblocks (der aufgrund seiner geringen Größe sowieso kaum zu hören war im Stadionrund), der diese Häme-Extrawurst intonierte (und kurz darauf vom Gegentor gleich wieder deutlich eingebremst wurde).
Randbemerkung 7: Nicht mit nach Köln fuhr Timo Werner. Eine “Blockade der Halswirbelsäulen-Muskulatur sowie des Kiefergelenkes” hat man nun diagnostiziert. Das scheint die Ursache für die Schwindelgefühle zu sein. Auch für die Nationalmannschaft dürfte Timo Werner nun ausfallen. Die Verletzung ist natürlich blöd für die letzten beiden Spiele in der WM-Qualifikation mit der Nationalelf, aber grundsätzlich kann es ihm auch gut tun, dass er ein bisschen Pause bekommt. Er hat zu Beginn der Saison viel und ohne Pause spielen müssen, was für ihn auch neu ist. Vor den Aufgaben im Oktober noch mal durchzuschnaufen und sich auszukurieren, könnte für die Wochen bis zur Winterpause durchaus hilfreich sein. Für Werner und damit auch für RB. Und die Nationalelf wird sich wohl auch ohne ihn für die WM qualifizieren.
Randbemerkung 8: RB Leipzig ohne Werner und Keita. Vor der Saison hätte man gedacht, dass das exakt die beiden Spieler sind, die RB nicht adäquat ersetzen kann. In Köln lösten das Teamplayer wie Sabitzer und Ilsanker aber sehr gut. Klar, dass ein RBL mit Keita und Werner in einem fitten Zustand besser ist als ohne. Aber so ganz komplett abhängig ist man dank eines inzwischen recht tiefen Kaders von den beiden nicht.
Randbemerkung 9: Lukas Klostermann mit seinem ersten Bundesligatreffer für RB Leipzig. In einem Spiel, in dem man wieder mehr vom alten Klostermann von vor seiner Verletzung sah. In den ersten Wochen dieser Saison wirkte er noch sehr zurückhaltend und in Zweikämpfen nicht immer sicher. Gut, Defensivzweikämpfe waren schon in der zweiten Liga auch wegen Nachteilen in der Physis nicht immer seine ganz große Stärke. Damals löste er noch viel über Geschwindigkeit, die in der Bundesliga nicht mehr im selben Maße sein Vorteil ist. Erstaunlich aber vor allem, wie zurückhaltend Klostermann bisher im Offensivspiel agierte. Sehr oft, dass er in Situationen zurückzog, wo man mit etwas mehr Mut auch hätte am Gegenspieler vorbeiziehen können. In Köln nun suchte er die Situationen wieder, in denen er mit in den Strafraum ziehen kann. Und schoss prompt ein Tor und fast auch noch ein zweites. Wäre schön, wenn man künftig wieder mehr von dem dynamischen Außenverteidiger Klostermann sieht, der vor einem Jahr bei Olympia die Experten von sich überzeugte und sich auf den Notizzettel von Jogi Löw spielte.
Randbemerkung 10: Dayot Upamecano und Ibrahima Konate. Zwei 18-Jährige bilden in einem Bundesligaspiel die Innenverteidigung. Spielen also in jenem Mannschaftsteil, in dem man oft erst oberhalb der 20 landet (remeber Boateng, der in seiner frühen Phase oft auf die Außenverteidigerposition abgeschoben wurde, damit er nicht so viel Schaden anrichten kann). Man merkt natürlich in Sachen Entscheidungsfindung das Alter immer wieder, aber gerade Upamecano hat sich in den letzten Monaten zu einer stabilen Zweikampfmaschine entwickelt, dessen Geschwindigkeit man in der Rückwärtsbewegung nicht missen möchte. Witzig ist, dass man Upamecano und Konate (der ein solides Debüt feierte, aber wie Upamecano vor einem halben Jahr auch noch Fehler machte und aufgrund einer frühen gelben Karte in den Zweikämpfen zu zurückhalten agieren musste) aufgrund ihrer Spiel- und Laufweise und ihrer Zweikampfführung und ihrer Statur wohl kaum unterscheiden könnte, wenn sie nicht dieselben Rückennummern tragen würden. Krasses Duo und gerade Upamecano dürften alle denkbaren Karrierewege offenstehen, wenn er sich halbwegs zu dem entwickelt, was er schon jetzt andeutet. Witzig in dem Zusammenhang, dass Upamecano immer noch nicht zur französischen U21 eingeladen wurde. Was Ralf Rangnick in Erstaunen versetzte und ihn zur sarkastischen Bemerkung trieb, dass man gleich Scouts in die Spur geschickt hat, um zu gucken, welche vier Franzosen in diesem Alter besser sein sollen als Upamecano. Tatsächlich schwer vorstellbar, dass man in Frankreich Spieler auf diesem Niveau eines der besten Zweikämpfer der Bundesliga in Hülle und Fülle hat.
Randbemerkung 11: 40 Torschüsse (und 16! Ecken) wurden für die Partie zwischen RB Leipzig und dem 1.FC Köln vermeldet. Irgendwo las ich, dass es diese Saison noch nie in einem Spiel mehr Abschlüsse gab. Wenn man bedenkt, dass die Nettospielzeit bei Fußballspielen irgendwo bei 60 Minuten oder leicht drüber liegt, dann gab es alle 1,5 Minuten einen Torschuss, wenn der Ball im Spiel war. Beim Spiel zwischen Köln und Leipzig, in dem man eher Teams erwarten musste, die zuerst auf Stabilität setzen. Weil Köln nach vielen Gegentoren in den ersten Spielen zuletzt in Hannover Beton anzurühren versuchte und Leipzigs Hasenhüttl verstärkten Fokus auf das Spiel gegen den Ball angekündigt hatte. Irgendwas muss in der Fußballmatrix gestern schiefgelaufen sein. Aber wer will sich darüber schon beschweren..
Randbemerkung 12: Dass das Spiel etwas anders verlief als erwartet, manifestiert sich auch an einer fast komplett ausgeglichenen Ballbesitzstatistik. Nichts mit Kölner Fünferkette, die wie in Hannover den Ball nicht haben, sondern einfach nur weghaben will. Nichts mit einem RB-Spiel, bei dem man wie im Handball immer schön um den Strafraum rumspielen muss. Tat dem Spiel natürlich auch gut, dass der 1.FC Köln auf die Karte Fußball setzte. Ob das Spiel anders gelaufen wäre, wenn man Ballbesitz und Aktivität abgeben hätte, wäre pure Spekulation.
Randbemerkung 13: Ralph Hasenhüttl scheint es durchziehen zu wollen, sein Wechselspiel. Orban vor der Länderspielpause auf die Bank zu setzen und Konaté zu bringen, war durchaus ein Hammer (weil Belastungssteuerung bezüglich des Kapitäns angesichts der zwei Wochen Pause nicht das entscheidende Argument sein kann). Und nach der Pause mal eben die Doppelsechs komplett neu aufgestellt, anstatt Orban für Konaté zu bringen und nur den angeschlagenen Demme auf der Sechs zu tauschen, was ja auch möglich gewesen wäre. Wenn Hasenhüttl in den kommenden Wochen seiner Linie treu bleibt, dann kann daraus tatsächlich was Gutes entstehen, weil er am Ende vielleicht 17, 18 Feldspieler hat, die er jederzeit bringen kann, weil alle irgendwie Praxis sammeln und im Rhythmus bleiben. Wenn du mit so einer Rotation ohne größere Reibungsverluste arbeiten könntest, dann wäre das durchaus ein Vorteil in den vielen englischen Wochen, die bis zur Winterpause noch warten. Ob Spieler wie Willi Orban sonderlich glücklich sind über die Rotation, ist allerdings nicht überliefert. Hasenhüttl hatte zuletzt ja schon erklärt, dass die Spieler je nach Typ völlig unterschiedlich auf ihre Bankplätze reagieren. Ein Marcel Sabitzer wäre vermutlich auch dann noch sauer über einen Bank- oder Tribünenplatz, wenn man gegen Pupskleckersdorf im Saure-Gurken-Pokal antritt..
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Lichtblicke:
- Marcel Sabitzer: Was er in diesen Wochen abreißt, ist phänomenal. Der konstanteste und wichtigste unter den RB-Offensivspielern. Sowohl fußballerisch, als auch von seiner Mentalität her. Zwei Torvorlagen in Köln und weitere gute Pässe auf die Mitspieler und ein paar eigene Abschlüsse. Immer unterwegs, immer anspielbereit, immer gegen den Ball arbeitend, immer vorangehend. Vielleicht ist er nicht derjenige mit dem größten Talent (wenn man es auf fußballerisch-technische Fähigkeiten bezieht) im Vergleich mit anderen im Team, aber das Gesamtpaket Sabitzer ist derzeit bei RB unerreicht.
- Stefan Ilsanker: Schien zu Beginn der Saison schon ein wenig in einer Ersatzrolle angekommen. Und nun ist er doch wieder ein Turm in den Schlachten und ein verlässlicher Defensivspieler, egal ob er auf der Sechs oder in der Innenverteidigung oder als Rechtsverteidiger spielt. Auch gegen Köln wieder mit vielen guten Taten in der Defensive und gutem Auge für das Spiel. Gute Tacklings, gute Klärungen, gute Zweikampfbilanz. Sehr gute Vorstellung.
- Peter Gulacsi: Kriegt ja nicht allzu oft viel aufs Tor. Diesmal war es mal soweit, dass er sich auszeichnen durfte. Hielt früh gegen Osako zweimal die Null fest. Und fischte zwei flache Schüsse spektakulär aus der Ecke. Hatte sich vor der Saison vorgenommen, noch mehr Punkte festzuhalten als in der letzten Spielzeit. Diese drei Punkte in Köln darf er sich mit auf die Fahne schreiben.
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Tore: 0:1 Klostermann (30.), 0:2 Poulsen (80.), Osako (82.)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Konaté (46. Kampl), Halstenberg – Demme (46. Laimer), Ilsanker – Bruma (90. Bernardo), Forsberg – Sabitzer, Poulsen; Bank: Mvogo, Orban, Kaiser, Augustin; Nicht im Kader: Werner (verletzt), Keita (gesperrt), Coltorti, Köhn, Compper, Schmitz, Abouchabaka, Kühn, Palacios
Aufstellung 1.FC Köln: Horn – Klünter (87. Klünter), Sörensen (68. Handwerker), Heintz, Rausch – Jojic, Lehmann, Özcan, Bittencourt – Osako – Cordoba (54. Pizarro)
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Unaufgeregte, souveräne Partie, bei der er alle wichtigen Entscheidungen vernünftig und nachvollziehbar traf. Auch in der hektischen Schlussphase ganz ruhig und knifflige Situationen in Rücksprache mit dem Videoassistenten lösend. Bei einer Szene, in der ersten Hälfte, als Upamecano mit etwas hohem Bein gegen den durchbrechenden Cordoba klärt und Zwayer weiterspielen lässt, kann man diskutieren, ansonsten gibt es gar nichts zu meckern.)
Gelbe Karten: keine – Konaté (1.), Demme (2.)
Zuschauer: 48.700 (davon 800 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], Effzeh-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 17 : 23
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 9 : 14
- Schüsse auf das Tor: 6 : 10
- gewonnene Zweikämpfe: 51,8% : 48,2%
- Ballbesitz: 49,4% : 51,6%
- Passquote: 82,4% : 83,1%
- Laufstrecke: 114,3 km : 117,4 km
- Sprints: 197 : 207
- Intensive Läufe: 592 : 623
- Fouls: 9 : 13
- Ecken: 9 : 7
- Abseits: 6 : 4
- Meiste Torschüsse: Jojic, Bittencourt, Osakao: je 3 – Poulsen: 6
- Meiste Torschussvorlagen: Rausch, Jojic, Bittencourt, Osako: je 2 – Sabitzer: 5
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Lehmann: 72,7% – Sabitzer: 66,7%
- Meiste Ballkontakte: Rausch: 71 – Halstenberg: 79
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Öczan: 91% – Upamecano: 94%
- Größte Laufstrecke: Jojic: 12,3 km – Poulsen: 11,8 km
- Meiste Sprints: Jojic: 37 – Halstenberg, Bruma: je 25
Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com
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Saisontorschützen: Werner – 5; Augustin – 2; Orban, Bruma, Keita, Klostermann, Poulsen – je 1
Saisonvorlagengeber: Sabitzer, Augustin – 3; Forsberg, Halstenberg, Kampl, Bernardo, Keita, Werner – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Demme, Sabitzer – je 3; Kampl, Forsberg, Upamecano, Laimer – je 2; Gulasci, Keita, Ilsanker, Klostermann, Bruma, Halstenberg – je 1
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
“Pupskleckersdorf im Saure-Gurken-Pokal” Hehe… herrlich.
Wie immer eine sehr sehr gute Analyse. Weiter so!
Hi, hi, ist ja witzig.
Also wie Du mit Randbemerkungen 9+10 die Lichtblicke erweiterst ;-)
Sabitzer kann man nicht genug loben und bis jetzt der Spieler der Hinrunde. Was der Junge für ein Einsatz zeigt ist richtig stark und Dein Satz mit Pupskleckersdorf und Saure-Gurken-Pokal trifft es voll.
Und gestern wieder so eine Szene, wo ich nicht in der Haut eines Mitspielers sein wollte. Sprich, die 78. Minute als Bruma wieder mit dem Kopf durch die Wand wollte und Sabitzer links frei war.
Bruma spielte nicht ab und Sabitzer ist ausgetickt.
Vielleicht ist es manchmal übertrieben, aber ich liebe ihn dafür und ich hoffe auf eine baldige Vertragsverlängerung.
Auch finde ich es richtig stark, wenn Hasenhüttl einen wie Konate in das kalte Wasser wirft. Ich habe heute irgendwo gelesen (glaube bei Euch und RB-Live), daß es so etwas letzmals 1980 gab, das zwei 18jährige eine IV bildeten.
Die Auswechlung in der Hz war aber nachvollziehbar.
Das Ilsanker so viele Spielzeiten bekommt, hätte ich nie so erwartet, aber der Junge liefert, egal wo er eingesetzt wird. Ganz stark!
Tja, und Gulacsi. Bin ja einer seiner Kritiker, aber das war gestern eine sehr gute Leistung, auch wenn ich denke, beim Gegentor muss er (wieder) raus kommen.
Wenn RBL das mit den Hymnen weiter so durchzieht, diese beim Heimspiel zu spielen, freue ich mich schon auf das Rückspiel. ;-)
Ecken 2:4?
Ach ja, da Du im Stadion warst: In einem anderen Forum sagte ein Effzeh-Fan, daß bei der Auswechlung von Cordoba/Pizarro sich einige Fans über das “Aus” von Cordoba mehr freuten als über die Einwechslung.
Ach ja 2
Auf Twitter wird immer so viel unter Deinem Tweets / Blogankündigung geschrieben. Warum denn nicht hier?
Echt Schade.
Hummels und Subotic waren damals glaube ich auch junge 18-19 Jahre alt als Kloppo die in kalte Wasser geworfen hat.
Immerhin hat sich Hasenhüttl als möglicher Bayern-Coach nun eindeutig selbst rausrotiert, da sind wir doch alle froh drüber…
Ich fand unsere Defensive gestern grottig, Upa mal ausgenommen.
Den Guido S. in der LVZ finde ich als Ex-Fan von ihm so etwas von “daneben”, mittlerweile hat er ja auch ein Praktikantin (Frau Grimm) zur Seite gestellt bekommen, gut so!
In der CL haben wir mit gestern nix zu suchen, ich hoffe auf verunsicherte Bayern am 25.10.17 hier, aktuell erkenne ich mein Team der Vorsaison kaum noch – woran liegt es?
Mir wurden 3 Weisheitszähne vor Jahrzehnten in der Frühe entfernt, ich ging eine Stunde später arbeiten, mein Chef versteckte mich im Schreibbüro, da ich für die “Kunden” so nicht tragbar war…
Wie das allgemeine Gucken, Besuchen und öfter auch Auswärtsfahren jedes RB-Spiel gehört die Lektüre dieser trefflichen Analysen zum Pflichtteil und Abrundung jedes Spieltags. Grosse Klasse.
Randbemerkungen. Wir brauchen mehr Randbemerkungen! ;-)