[Direkt unter dem folgenden Vorbericht zur Partie von RB Leipzig gegen den 1.FC Köln (25.02.2017, 15.30 Uhr) befindet sich diesmal aufgrund von gestriger Abwesenheit meinerseits kein Liveticker von der Pressekonferenz. Wer nicht ohne auskommt, findet im Ticker bei rblive.de die wichtigsten Aussagen von Trainer Ralph Hasenhüttl.]
Nein, am 22. Spieltag einer Saison gibt es final noch nichts zu gewinnen oder zu verlieren. Auch in dieser Spielzeit nicht. Trotzdem kann RB Leipzig schon jetzt einen entscheidenden Schritt machen. Denn durch einen Heimsieg gegen den 1.FC Köln könnte man den Vorsprung auf Platz 7, den ersten Platz der nicht sicher für einen europäischen Wettbewerb reicht, auf 15 Punkte vergrößern. 15 Punkte Vorsprung zwölf Spiele vor dem Ende, das wäre nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu verspielen. Alternativ könnte das Feld zwischen Platz 2 und 7 bei einer RB-Niederlage wieder auf acht Punkte Differenz zusammenrücken.
Mit dem 1.FC Köln wartet sportlich eine sehr unangenehme Aufgabe. Erst einmal hat der Klub diese Saison in der Bundesliga mit mehr als einem Tor Differenz verloren. Und das war das Freak-Spiel in Hoffenheim. Ansonsten ist man unheimlich schwer zu bezwingen. Erst viermal (wie Dortmund und Leipzig) ging man überhaupt als Verlierer vom Platz. 19 Gegentore sind die zweitwenigsten der Liga.
So richtig weiß man aktuell trotzdem nicht, wo der 1.FC Köln gerade steht. Nach der Winterpause startete man mit sieben Punkten aus drei Spielen und unter anderem dem 6:1-Feuerwerk in Darmstadt. Anschließend flog man allerdings in Hamburg auch aus dem Pokal, verlor man in Freiburg und holte (eher glücklich) einen Punkt gegen Schalke 04. Ein bisschen könnte man angesichts dessen vermuten, dass ihnen so ein bisschen die Luft ausgeht. Inwieweit die letzten Spiele aber eine Tendenz darstellen, ist noch nicht endgültig zu beurteilen.
Möglich ist, dass die eher dünne Personaldecke der Kölner zu einem Faktor werden könnte. Die langfristige Verletzung von Marcel Risse, der bis zu seinem Ausfall eine starke Saison spielte, tat sehr weh. Dass Leonardo Bittencourt kürzlich dazukam, macht die Dinge auf den Außenbahnen nicht einfacher. Die Abwesenheit von Kapitän Matthias Lehmann ist auch nicht ohne. Dass Artjoms Rudnevs nach Grippe langsam wieder fit wird, ist ein positives Signal, das für das Spiel in Leipzig wahrscheinlich wenig bedeuten wird, weil das Spiel noch zu früh kommt. Sehrou Guirassy fehlt. Stammkeeper Timo Horn ist auch schon länger nicht dabei, wird aber von Thomas Kessler sehr gut vertreten (wobei ein paar kleine Prozent im Vergleich trotzdem fehlen). Frederik Sörensen hat gegen Schalke seine fünfte gelbe Karte kassiert und muss entsprechend pausieren. Zuletzt war er aber in der Abwehrkette nicht der sicherste der Defensivspieler. Die Veränderung im Winter (Mavraj weg, Subotic da) war zudem nominell keine Verschlechterung, ist aber auch erst mal mit Anpassungen verbunden.
Der Kader des 1.FC Köln hat durchaus Möglichkeiten auf Ausfälle zu reagieren. Aber in der Masse der Veränderungen und angesichts dessen, dass die Kaderbreite auch nicht die größte der Liga ist, bleibt es trotzdem eine Herausforderung für das Team, die Umstellungen aufzufangen. Ein kleiner Substanzverlust, der dann auch mal (über ein paar Wochen gesehen) den Unterschied machen kann.
Bisher spielt man aber eine unheimlich konstante Saison. Noch nie war man schlechter als Platz 7, auf den man sich seit ein paar Spieltagen eingeschossen hat. Das korrespondiert ganz wunderbar auch mit der Spielidee der Kölner, die für Stabilität und Konstanz auch jenseits der konkreten Besetzung steht. Ob Dreier- oder Viererkette in der Abwehr ist dabei egal. Grundprinzip ist, möglichst jederzeit hinter dem Ball gut organisiert und unanfällig für schnelles Umschaltspiel bei den Gegnern zu sein.
Man spielt gegen den Ball nicht sonderlich aggressiv oder pressingintensiv. Vielmehr ist man mit gutem Zweikampfverhalten bemüht die Räume Richtung eigenen Strafraum durch gutes Verschieben immer weiter zu verdichten. Vor allem am und im eigenen Strafraum geht es entsprechend sehr vielbeinig zu. In Ballnähe geht es zudem auch mal gut zur Sache. Man foult nicht überdurchschnittlich viel, aber kassiert die zweitmeisten gelben Karten der Liga. Was dann eben auch dafür spricht, dass man ganz gut zulangen oder in wichtigen Szenen das taktische Foul ziehen kann.
Entsprechend der Spielweise ist es für die Gegner nicht besonders leicht, sich sehr gute Gelegenheiten zu erarbeiten. Köln lässt die drittwenigsten Großchancen aller Bundesligisten zu. Und das obwohl die Gegner nicht sonderlich selten am und im Strafraum zum Abschluss kommen. Halt aber eben nicht unbedrängt und selten frei vor Kessler oder Horn. Was den Keepern auch die Arbeit erleichtert und ihre sehr gute Quote von 77 bis 80% gehaltene Bälle (deutlich über dem Bundesligaschnitt) erklärt.
Köln kommt nicht unbedingt über den Ballbesitz, sondern gehört eher zu den Teams, die den Ball lieber nicht haben. Eine Passquote im Bundesligaschnitt heißt aber auch, dass man nach Ballgewinn nicht nur auf möglichst schnelles Spiel in die Spitze (also Schnelligkeit vor Genauigkeit) setzt, sondern durchaus auch spielerische Lösungen sucht.
Dabei ist man vergleichsweise erfolgreich. Man gehört zu den besseren Teams der Liga wenn es darum geht, sich Großchancen herauszuarbeiten. Natürlich ist dafür auch das Offensivduo verantwortlich. Über Modeste muss man nicht besonders reden. Ein Stürmer, der wie zuletzt gegen Schalke auch aus dem Nichts ein Tor machen kann und damit für einige Punkte pro Saison gut ist. Köln ohne Modeste könnte man sich diese Saison (als erfolgreiches Team) nicht wirklich vorstellen.
Dabei geht die sehr gute Saison des Yoya Osako fast ein wenig unter. Mit seiner unkonventionellen, zielstrebige-quirligen Art macht er manche Räume in der Offensive überhaupt erst möglich. Zweitbester Scorer ist er beim 1.FC Köln. Mit ein bisschen mehr Effektivität vor dem Tor wäre es nicht bei ‘nur’ neun Torbeteiligungen geblieben. Modeste/ Osako, das gehört aber in jedem Fall zu den offensiven Vorzeigeduos der Bundesliga.
Für die Stabilität des 1.FC Köln spricht auch, dass man nach Führung diese Saison noch nicht verloren hat. Das dürfte klare Folge der Spielidee des Verdichtens von Räumen in der eigenen Hälfte sein und davon, dass man das routiniert durchziehen kann. Aber auch die Tatsache, dass man ein relativ erfahrenes Team versammelt hat, dürfte die Statistik erklären.
Vielleicht ein wenig erstaunlich, dass man trotz Erfahrung und Stabilität erst drei Spiele mit einem Tor Unterschied gewonnen und dafür schon neun Unentschieden gesammelt hat. Ganz leicht fällt es dem Team offenbar nicht, Spiele auch mal knapp zu gewinnen. Wie auch immer man das interpretieren mag.
Interessant vielleicht auch, dass der 1.FC Köln das Team der Bundesliga mit dem geringsten Laufaufwand ist. Was wieder mal zeigt, dass Laufaufwand selber wenig über Mannschaftserfolg aussagt. Eher etwas über die Spielweise des jeweiligen Teams. Das genaue, aber ruhige Verschieben beim 1.FC Köln und die Tatsache, dass man nicht unbedingt mit fünf, sechs Spielern gleichzeitig angreift (was Teil der defensiven Stabilität ist), führt dann offenbar zu weniger Aufwand beim Laufen bei gleichzeitig nicht ausbleibendem Erfolg.
Es treffen mit dem 1.FC Köln und RB Leipzig durchaus unterschiedliche Spielideen aufeinander (was ja auch Peter Stöger immer wieder betont). Was nicht heißt, dass defensive Stabilität für RB Leipzig unwichtig wäre, aber man versucht es auf anderem Wege zu erreichen.
Zur defensiven Stabilität darf auch Willi Orban bei RB Leipzig diesmal wieder beitragen. Nach seiner Gelbsperre kehrt er in die Mannschaft zurück und wird sicher zusammen mit Marvin Compper die Innenverteidigung bilden. Das führt dann mal eben zu einem deutlichen Luxusproblem auf den Positionen davor. Mit Demme, Ilsanker und Keita hätte man drei Spieler für zwei Positionen auf der Sechs. Keinen davon will man aktuell eigentlich auf die Bank setzen. Was dann bedeuten würde, dass Keita wieder auf die Zehn rücken müsste, wo er in den letzten Wochen nicht ganz ideal besetzt schien. Rückt Keita auf die Zehn, müsste man Sabitzer auf die Position des zweiten Stürmers neben Werner schieben. Was im Gegensatz zu frühreren Versuchen zumindest gegen den HSV nicht so richtig gut funktionierte.
Lösen ließe sich das ‘Problem’ Sabitzer, wenn er für die Startelf ausfallen würde. Wegen Adduktorenproblemen verpasste er Teile der Trainingswoche und ist entsprechend noch fraglich. Wie man Sabitzer kennt, wird er am Samstag trotzdem in der Startelf stehen wollen.
Lösen ließen sich die Aufstellungsfragen auch, wenn man vom gewohnten 4-2-2-2 abweicht und auf ein 4-3-3 alias 4-1-2-2-1 switcht. Ilsanker als Sechser. Demme und Keita als Achter. Sabitzer und Forsberg als Zehner. Und Werner in der Spitze. Wäre am Ende eine Formation, in der die einzelnen Spieler auf ihnen am besten entsprechenden Positionen spielen könnten. So viel zentraler Fokus könnte aber gegen Köln, die auch viel auf die Außenpositionen setzen, nicht unbedingt gefragt sein. Zumal das 4-1-2-2-1 in den letzten Wochen und Monaten keine wirkliche Rolle in Testspielen oder gar Pflichtspielen spielte.
Ausfallen wird wohl in jedem Fall Oliver Burke. Oberschenkelprobleme hielten ihn in dieser Woche vom Trainieren ab. Wäre vor allem wegen einer wegfallenden Option für die Bank schlecht. Dass er erneut in der Startformation aufläuft, ist eher nicht zu erwarten. Dass Selke mitspielt, wäre zudem wohl nur zu erwarten, falls Sabitzer tatsächlich ausfällt.
Mögliche Aufstellungen:
- RB Leipzig: Gulacsi – Schmitz (Bernardo), Orban, Compper, Halstenberg – Ilsanker, Demme – Keita, Forsberg – Sabitzer (Selke), Werner
- 1.FC Köln: Kessler – Maroh, Subotic, Heintz – Olkowski, Hector, Höger, Rausch – Clemens (Zoller, Jojic), Osako – Modeste
Fazit: Gegen Köln hat RB Leipzig die erste Chance, eine kleine Vorentscheidung im Kampf um einen Platz in Europa herbeizuführen. Im Gegensatz zum Hinspiel haben sich dabei die Vorzeichen etwas verschoben. Damals war RB noch eher Außenseiter gegen ein gestandenes, gut gestartetes Bundesligateam. 17 Spiele und eine entsprechende Mannschaftsentwicklung später liegt die Favoritenrolle inzwischen bei den Gastgebern. Heißt wie immer und gerade gegen ein stabiles Team wie den 1.FC Köln nur nicht so richtig viel.
[Wer das Spiel von RB Leipzig gegen den 1.FC Köln nicht vor Ort verfolgen kann und am 25.02.2017, ab 15.30 Uhr trotzdem dabei sein will, nutze die üblichen Kanäle also Liveticker und Vereinsradio. Bilder gibt es live bei Sky.]
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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. 1.FC Köln
- 25.09.2016: 1.FC Köln vs. RB Leipzig 1:1 (Bundesliga)
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War schon echt komisch, so eine Woche voller Fußball und rund um Rasenballsport hier im Blog nix zu lesen.
Gerade nach dem BMG Spiel, mit Werner oder den CL fake news. Du wirst das bestimmt in Ruhe! aufarbeiten.
Der Live Ticker hat gut funktioniert drüben bei RB-live.
Wird morgen auf jeden Fall ein wichtiges Spiel werden. Wenn es Orban und Co wie im Hinspiel gelingt Modeste in den Griff zu bekommen, sollten die Puntke in Leipzig bleiben. Aber im Fußball ist halt alles möglich, wie gestern BMG oder heute Bremen.
Ich denke Hasenhüttl macht keine großen Experimente. Sprich Ilse und Demme auf der 6 und Keita mit Fprsberg die Außen und Sabitzer als HS.