Größter Außenseitererfolg aller Zeiten. Vorhersehbarer, erkaufter Erfolg. Nach der Übernahme der Tabellenführung durch RB Leipzig ist es, wie es im modernen medialen Zeitalter nun mal ist. Differenzierungen sind nicht unbedingt gefragt. Frag nach bei den Kösters und Draxlers dieser Welt.
Wobei der Köstersche N-TV-Versuch, den RB-Erfolg komplett klein zu reden, etwas arg bemüht und vom persönlichen ‘RB Leipzig ist doof’-Standpunkt getrieben wirkt. Eines der dortigen Argumente besteht zum Beispiel darin, die durchschnittlichen Kaderkosten bei RB Leipzig anzuzweifeln.
Lassen wir mal das dort auch genannte Leicester bei Seite (wobei es auch gute Gründe gibt, Leipzig und Leicester (mal abgesehen vom Alter der Mannschaften) miteinander zu vergleichen und die Bedingungen in England aufgrund einer geringeren Schere beim TV-Geld auch für kleinere Klubs ganz ok sind). Dann bleibt, dass eine Behauptung einer Behauptung entgegengestellt wird.
Kaderkosten und Gehaltsbeschränkung bei RB Leipzig
Behauptet wird von Seiten von RB Leipzig, dass man mit den Kaderkosten im Mittelfeld der Bundesliga liegt. Kolportierte Zahlen liegen zwischen 30 und 40 Millionen. Realistisch dürfte es auf letzteres hinauslaufen. Das wäre irgendwo hinter den großen Klubs Dortmund, München, Schalke, Wolfsburg, Leverkusen und Mönchengladbach und irgendwo im breiten Mittelfeld aus Hamburg, Frankfurt, Hertha, Hoffenheim, Bremen, Köln oder auch Mainz.
Köster behauptet nun dagegen, dass das nicht stimmt und RB Leipzig längst zum oberen Drittel gehört. Warum das so sein soll, begründet er nicht. Aktuell gibt es mehr gute Gründe, die Theorie vom Mittelfeld der Bundesliga als die vernünftigere anzunehmen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass man eben vorerst auf eine Gehaltsbeschränkung setzt und nebenbei auch noch diverse Altverträge im Kader hat, die mit einem vergleichsweise niedrigen Verdienst über das Feld wirbeln, wenn man beispielsweise an einen Diego Demme denkt.
Dass Köster auf die allgemeine mediale Berichterstattung hereinfällt (oder hereinfallen will, weil es in die Argumentation passt), dass diese Gehaltsbeschränkung für dauerhafte Vereinsdemut stand und nun durch Ralf Rangnick aufgekündigt wurde, muss er selbst mit sich ausmachen. Hierzulande wurde die Gehaltsbeschränkung immer nur als eine Entscheidung nach dem Aufstieg verkauft, die natürlich nicht für ewig und noch nicht mal für lange hält. Insofern ist Rangnicks aktuelle Ankündigung, dass man das Salary Cap auch bald wieder brechen werde, entsprechend nichts als eine Wiederholung einer alten Ankündigung, die sich um Einnahmesteigerung und finanzielles Wachstum dreht.
Sowieso bleibt der Fakt, dass RB Leipzig in den letzten Jahren Unmengen an Geld in Transfers gesteckt hat und die Selbstbeschränkung in Sachen Gehalt entsprechend per se kein besonderes Zeichen von Demut sein kann. Es ist schlicht eine strategische Entscheidung, mit der man kurzfristig verhindern will, dass sich die Aufstiegsmannschaft wegen unterschiedlicher Einkommen auseinanderdividiert, noch bevor man sich in der Bundesliga etabliert hat. Es geht hier also vor allem auch um die Maximierung sportlicher Erfolgsaussichten. Und vielleicht auch gleichzeitig um ein öffentliches Verhandlungssignal an die Berater dieser Welt. Als strategische Entscheidung macht die Gehaltsbeschränkung Sinn. Sich wegen der Berichterstattung vom wirtschaftlich demütigen Aufsteigerklub aufzuplustern vielleicht auch, aber da muss man sich dann eben auch die entsprechenden Adressaten suchen, um das an denen abzuarbeiten.
Trotzdem ist der Verweis auf angeblich höhere Kaderkosten nicht uninteressant. Weil die Delegitimierung des RB-Erfolgs ja derzeit häufig darauf hinausläuft, dass man einfach auf den finanziellen Hintergrund des Vereins verweist und dann erklärt, dass es ja kein Wunder wäre, dass man damit Erfolg hat. Wobei man da wieder vergessen muss, warum Hamburg, Leverkusen, Wolfsburg und Co nicht an der Tabellenspitze stehen, sondern eben Leipzig mit deutlichem Vorsprung vor den genannten Teams die Bundesliga anführt. Und man eben auch die generelle wirtschaftliche Potenz des Vereins in eins setzen muss mit seinem aktuellen sportlichen Potenzial. Bzw. Ablösesummen mit sofortigem sportlichen Gegenwert gleichsetzen muss.
RB Leipzig auf der nach oben offenen Leicester-Skala
Man muss sich angesichts des Starterfolgs von RB Leipzig auch nicht blöde machen. Natürlich ist Leipzig nicht die Wiederkehr eines Underdogs wie es der SV Darmstadt letztes Jahr war. Das hat aber bei aller Vorsichtigkeit bei der Formulierung von Saisonzielen hierzulande auch nie jemand behauptet. Und trotzdem kommt man ja nicht umhin festzustellen, dass RB Leipzig von seinen ganzen Kaderstrukturen her vor der Saison nicht zu einem Topteam gemacht werden konnte. Ein Team, das im Normalfall mit dem Abstiegskampf nichts zu tun hat, was in Deutschland in den letzten Jahren auch immer hieß, um Plätze in der Europa League mitzuspielen, aber auch kein Team, das bereits in die Phalanx der vier, fünf Topteams der Liga eindringen kann.
Es ist am Ende bei all dem eine recht mühselige Frage, ob Leipzig nun auf der nach oben offenen Leicester-Skala in den ersten elf Saisonspielen ein Über-Wunder, ein Wunder oder nur eine Überraschung geschafft hat. Fakt ist, dass Ralf Rangnick seit seiner Amtsübernahme handgeschätze 100 Millionen Euro in Transfers stecken konnte. Und darüber auch sportliche Werte geschaffen hat, wenn man mal von ein paar Transferflops wie Damari, Bruno oder Nukan im Wert von ja auch immerhin um die 20 Millionen Euro absieht.
Trotzdem kommt man nicht weiter, wenn man die 100 Millionen Euro sieht und daraus die derzeitige sportliche Leistungskraft abzuschätzen versucht. Weil die sich dann doch eher in Gehalt und nicht in Ablösesummen ausdrückt. Gerade bei jungen Spielern zahlt man bei Transfers immer auch einen ordentlichen Altersaufschlag. Sprich, von einem Talent wie Breel Embolo würde auf Schalke wohl kaum jemand erwarten, dass er schon jetzt wie einer performt, der mehr als 20 Millionen gekostet hat. Sondern eher wie einer, der irgendwas um die 3 Millionen an Gehalt kassiert und irgendwann mal die mehr als 20 Millionen wert ist, die man jetzt schon gezahlt hat. Es wurde also Geld in ein Spielertalent gesteckt, das man über eine Ablöse später vielleicht wiederkriegt und nicht in ein üppigeres Gehalt, das kurzfristig vielleicht einen individuell besseren, älteren Spieler gebracht, aber mittelfristig keine sportliche und keine wirtschaftliche Wertsteigerung versprochen hätte.
Entsprechend ist das bei RB Leipzig auch das Konzept. Sodass man nicht erwarten konnte, dass eine Mannschaft, die die jüngste der Bundesliga ist und kaum über nennenswerte Erfahrung in einer europäischen Topliga verfügt und gehaltstechnisch eher durchschnittlich unterwegs ist und deren Spitzenspieler bis zum Sommer in durchschnittlichen Nationalmannschaften nicht unbedingt tragende bzw. überragende Rollen spielten, elf Spieltage lang ungeschlagen bleibt. Wer das erwartet hat, hat hoffentlich vor der Saison entsprechende Scheine im Wettbüro des Vertrauens abgegben. Dann hätte er damit sehr viel Geld verdienen können.
Dass diese Leistung überaus erstaunlich ist, sieht man schon daran, dass es bisher nur sehr wenigen Bundesligateams gelang, seit Einführung der Dreipunktregel überhaupt nach elf Spielen 27 Punkte oder mehr einzufahren. Nur München, Dortmund, Stuttgart und Leverkusen gelang dies in den letzten 21 Spielzeiten. Kein Schalke, kein Wolfsburg, kein Mönchengladbach oder wer auch immer von den etablierten Bundesligaklubs. Und dann soll es keine Überraschung sein, dass das einem Aufsteiger gelingt, nur weil der Geld hat, junge Spieler mit viel Potenzial und Perspektive zu verpflichten? Wenn es so einfach wäre, dann gäbe es in der Bundesliga viele Kandidaten, die das in den nächsten Jahren einfach mal eben wiederholen könnten.
Ob RB Leipzig das aktuelle Niveau tatsächlich über 34 Spieltag halten kann, ist noch mehr als eine offene Frage. Aktuell reitet man die Erfolgswelle. Auch weil die Bundesliga mit der Geschwindigkeit des Teams noch wenig anzufangen weiß. Was ein interessantes Phänomen ist, dass die fußballerische Topliga auf physischer Ebene nicht wirklich in der Lage ist, auf eine Spielweise wie die von RB Leipzig adäquat zu reagieren. Erstaunlich, dass man von einem letztjährigen Zweitligisten wie Freiburg viel eher erwartet, dass er damit umgehen kann, als von Augsburg, Bremen, Wolfsburg und wie sie alle heißen.
Willfähriger DFB, Probleme mit der UEFA wegen Financial Fairplay?
Interessant vielleicht auch noch der Seitenhieb Kösters Richtung DFB-Funktionäre, dass diese bei der Lizenzerteilung für RB Leizig willfährig gehandelt hätten. Ist ja auch nicht neu, diese Art von Dolchstoßlegende, bei der das Messer im Rücken der wahren Fußballfans oder des wahren Fußballs landet (wer auch immer dieses Wahre und Echte definieren mag). Und man hat beginnend ab 2009 so oft damit gewedelt, dass man dem Verein keine Lizenz erteilen dürfe, dass man irgendwann einfach vergessen hat, das auch anhand der Sachlage zu begründen.
Einer der garantiert gegenüber RB Leipzig nicht willfährig ist, hat es letztens im Millernton [broken Link] ansatzweise gut beschrieben. Der gute Mann heißt Andreas Rettig und war bei DFL mit dafür zuständig, RB 2014 die Lizenz für die zweite Liga zu erteilen und damit den endgültigen Eintritt in den Profifußball zu ermöglichen. Der ließ im St.-Pauli-Pdocast durchblicken, dass er dabei gar keine andere Wahl gehabt hätte, weil das die eigenen Regularien eben gar nicht hergaben. Und das Hin und Her mit Lizenzverweigerung und Lizenzerteilung letztlich nur ein kleines Spielchen und ein Ausreizen des Möglichen in Sachen ärgern des Verhandlungspartners war.
Es ähnelt ein bisschen der Lizenzgeschichte im deutschen Fußball, wenn Köster nun behauptet, dass RB Leipzig mit seinen “offenkundigen Verstößen gegen das Financial Fairplay noch gehörigen Ärger” bekommen könnte. Worin die Verstöße bestehen sollen, bleibt erst mal offen und wird in der Print-Ausgabe der aktuellen 11Freunde zu erklären versucht. Unbefriedigende Erklärungen, weil sie in der Sache nicht zutreffen dürften, genausowenig wie damals bei der Lizenzierung durch DFB und später DFL, wenn man sich die verfügbaren Materialen zum Financial Fairplay anschaut.
Im Kern behauptet der 11Freunde-Beitrag zum Beispiel, dass ein Geldgeber über drei Jahre nur 30 Millionen an Defizit ausgleichen darf. Eine Regel, die bei Red Bull gar keine Anwendung finden dürfte, da diese mit ihren Geldzahlungen wie ein Sponsor einen Teil des Etats bereitstellen. Und man für die Geldzahlungen einen Werbegegenwert bekommt. Die 30-Millionen-Regel gilt nur für Investoren und Besitzer, die solche Summen ohne Gegenwert in den Verein pumpen, damit der über die Runden kommt.
Ein Geldgeber wie Red Bull fällt maximal unter die Regel, dass seine Geldzahlungen von der UEFA dahingehend unter die Lupe genommen werden, ob sie auch marktgerecht ist. Sprich, wenn Red Bull für einen kleinen Bullen am Eingang 500 Millionen Euro zahlen würde, würde das die UEFA nicht gut finden und bei einem Lizenzierungs-Antrag, wenn RB Leipzig mal europäisch spielen will, erklären, dass man für den Bullen nur 5,50 Euro als Einnahme in die Bilanz schreiben dürfe.
Bei VW und Wolfsburg ermittelte vor einem reichlichen Jahr die UEFA, ob die hohen zweistelligen Millionenzahlungen des Konzerns an den Verein, auch durch einen Werbewert gedeckt seien. Wolfsburg soll damals Expertisen eingereicht haben, die den Werbewert auf 100 Millionen bezifferten. Und kam damit bei der UEFA durch. Schwer vorstellbar, dass die UEFA bei einem omnipräsenten Geldgeber wie Red Bull einen geringeren Werbewert ansetzen würde. Mal abgesehen davon, ob man bei Red Bull überhaupt in den Dimensionen jährlich investiert oder investieren will.
Denn letztlich will RB Leipzig den Anteil von Red Bull am Etat auf unter 30% begrenzen. Auch das hat mit Financial Fairplay wenig zu tun. Und erst recht nicht wie von den 11Freunden behauptet, dass Red Bull nur für 30% der Sponsoreneinnahmen sorgen darf. Red Bull könnte am Ende den Etat auch komplett selbst stemmen. Allerdings wäre man nach UEFA-Regularien ein Geldgeber mit bestimmendem Einfluss und damit quasi Besitzer von RB Leipzig, wenn man mehr als 30% des Etats bestimmt.
Red Bull Salzburg, RB Leipzig und die Wettbewerbsintegrität
Das verträgt sich aber unter Umständen nicht so recht damit, dass die UEFA aufgrund eigener Integritätsbestimmungen nicht mehrere Vereine des selben Besitzers zu europäischen Wettbewerben zulässt. Selbst wenn die Vereine in unterschiedlichen Wettbewerben, also in Champions und Europa League antreten würden. Sprich, die Konstruktion mit Salzburg und Leipzig könnte bei der Lizenzierung durch die UEFA ein Problem werden, wenn Red Bull bei RB Leipzig bestimmenden Einfluss hat.
Die verfügbaren Regularien zum Financial Fairplay lassen verlauten, dass sich die 30% auf alle relevanten Einnahmen des Vereins beziehen. Nehmen wir mal an, dass RB Leipzig für die kommende Saison einen Etat von 100 Millionen Euro für den Gesamtverein inklusive der Funktionsteams, Miete, Strom und Abteilungen bräuchte. Wobei man bei der Summe bedenken muss, dass die UEFA beispielsweise Ausgaben für die Jugendarbeit oder für Infrastruktur (Stadion!) nicht als Ausgaben zählt, weil das Investitionen in Nachhaltigkeit sind. Das gesamte Nachwuchsleistungszentrum wäre so beispielsweise nicht Teil der Ausgaben, die RB Leipzig bei der UEFA als gegenfinanziert nachweisen muss.
Nehmen wir die 100 Millionen, die gegenfinanziert werden müssen also mal als fiktiv und gegeben an. Nur zum Rechnen. Dann dürfte Red Bull nicht mehr als 33 Millionen davon finanzieren, um nicht als bestimmende Partei zu gelten. Bleiben also 66 Millionen übrig, die man woanders herkriegen müsste. TV-Geld, wenn man international spielt (und darum geht es ja, wenn man über UEFA-Lizenzierung spricht), wäre ein hübsches Sümmchen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Zumal ab kommender Saison der neue TV-Vertrag gilt. Dazu Stadioneinnahmen, Merchandising, sonstige Sponsoren und der ganze Kleinkram. 66 Millionen Euro zusammenzukratzen, ist das Gegenteil von aussichtslos. Aber es ist am Ende auch nur eine Beispielrechnung, die nur die Dimensionen verdeutlichen soll und natürlich keine Luft für Transferausgaben von nochmal 50 Millionen Euro lässt.
Die Frage wäre halt, was passiert, wenn man es nicht schafft, Red Bull unter 30% des Etateinsatzes zu drücken. Dann wäre man hier in Leipzig Eigner und dann käme es drauf an, wie die UEFA Red Bull Salzburg bewertet. Formal ist man dort unabhängig von Red Bull bzw. die nur Sponsor. Um den Anteil von Red Bull am Etat auf unter 30% zu drücken, bräuchte man aber wohl jedes Jahr gute Transfereinnahmen. Und nicht gerade welche von RB Leipzig, die dann dort auf die Bilanz schlagen.
Der Punkt an der Rechnerei ist, dass es bei der ganzen Sache nicht um Financial Fairplay im Sinne einer Prüfung von gesunden Klubfinanzen geht (die sind durch Red Bull eh UEFA-gesund), sondern eben um die sogenannte Integrität des Wettbewerbs. Können Salzburg und Leipzig nachweisen bzw. glaubhaft machen, dass sie voneinander unabhängig in dem Sinne agieren, dass Red Bull keinen bestimmenden Einfluss auf beide hat? Und wie bewertet die UEFA weiche Faktoren wie die praktisch gleichen Logos beider Klubs oder die gemeinsame Website oder andere Dinge der Corporate Identity? Mal ganz davon abgesehen, dass Ralf Rangnicks Aussage im Sommer nach Bernardos Wechsel von Salzburg nach Leipzig, dass man die Ablöse mit Salzburg noch verhandeln werde, auch eher wenig auf Unabhängigkeit voneinander schließen lässt. Und vieles mehr an alltäglichen Geschichten.
Auch am Tag sind die Dinge meist grau
Es gibt also durchaus Dinge, die noch offen sind. Bzw. bei denen die Frage steht, wie streng sich die UEFA an die Buchstaben ihrer Regelungen hält oder ob man die eher interpretiert. Halt nur nicht in Sachen Financial Fairplay. Die 11Freunde präsentieren in ihrem Beitrag entsprechend auch einen Sportrechtler, der der Meinung ist, dass die UEFA bei Dingen der Wettbewerbsintegrität eher strenger hinschaut. Andererseits hat man früher bei der UEFA das Salzburger Bullen-Logo mit den klaren Sponsorenbezügen durchgewunken, sodass sich auch die DFL am Ende gezwungen sah, dies in der Leipziger Form durchzuwinken.
Man wird sehen, ob Salzburg und Leipzig irgendwann durch die UEFA-Lizenzierung durchkommen und in welchem Jahr das überhaupt Thema sein wird. In Hoffenheim hat man Europa jedenfalls bis heute nicht gesehen. Fakt ist, dass die Welt nicht so schwarz ist wie bei Köster und nicht so weiß wie bei Draxler. Sie ist wie immer grau und das meiste, was Fußballstrukturen machen, machen sie aus strategischen und sachlichen Erwägungen und nicht, weil Demut oder weniger Geld ausgeben oder das selbstlose Ausbilden zukünftiger Hinterhofkicker zentrales Motiv ihrer Organisationsstrukturen wären. Wobei in den Strukturen eben Menschen miteinander arbeiten, die im Rahmen ihrer Persönlichkeitsstrukturen aufeinander aufpassen, Ideen entwickeln und mal vernünftigere und mal unvernünftigere Dinge tun.
Man muss bei all dem gar nicht dem Strom an Jubelarien zu RB Leipzig hinterherrennen und es gibt im deutschen (Online-)Blätterwald auch immer noch ab und zu Leute, die es auf vernünftige Weise hinkriegen, sich dem Wirbel zu entziehen. Nur wird es halt Quatsch, wenn man einfach den dem Positivismus entgegengesetzten Pol bezieht und sich dort offenbar auf einem Thron fühlt, von dem herunter man tatsächlich bestimmt, dass “man bitte nicht so tun soll, als sei hier ein krasser Außenseiter sensationell und unerwartet auf Titelkurs”. Vielleicht liegt die Betonung ja aber auch auf Titelkurs, dann wird der Satz sogar noch mal halbwegs stimmig. Wenn nicht, dann ist es halt Business as usual. Vielleicht nicht an der Tabellenspitze der Bundesliga, aber zumindest im Hause der 11Freunde.
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Sehr schöner Artikel! Ja es ist wieder die alte “was nicht sein darf das nicht sein kann”-Leier aus der Betonkopfecke. Kalter Kaffee. Es wird wohl genau wie bei der DFL Lizenz auf ein paar substanzlose kosmetische Änderungen hinauslaufen. Wenn überhaupt.
Und übrigens 30 % von 100 Mio sind 30 Mio. ;-)
Ich muss zugeben, dass ich unterm Strich auch eher kritisch gegenüber RB eingestellt bin, versuche mich aber durchaus auch differenziert damit zu beschäftigen! Auch unter dieser Grundlage aber ein super Artikel!
Auf der “Leicester-Skala” würde ich RB durchaus in die Kategorie Überraschung stecken. Vor der Saison habe ich schon mit der Region Platz 4-6 gerechnet, aber in diesem Jahr noch nicht mit dem Mitspielen ganz vorne, insofern: Überraschung. Die Beispiele Wolfsburg & Hamburg bringe ich im persönlichen Umfeld auch immer sehr gerne als Beispiele an, wie man eben auch Geld ausgeben kann, ohne Erfolg damit zu haben. Das muss man Leipzig ganz klar zugestehen: das gesamte Konzept aus Spiel- & Spielerphilosophie, Taktik, Trainer, Scouting etc. scheint erstklassig umgesetzt.
Aber diese Negativ-Beispiele dürfen auf der anderen Seite auch nicht herhalten, um den monetären Aspekt gravierend zu entkräften. Um das Maximum zu erreichen, reicht eben weder allein das Konzept oder die Kohle, sondern nur beides zusammen, denke ich.
Die “handgeschätzten” 100 Mio. seit Rangnicks Übernahme solltest du dir unter dem Aspekt auch noch einmal anschauen ;-) Zufällig habe ich mir kürzlich nur mal die Saisons 16/17, 15/16, 14/15 angeschaut, da waren es alleine schon rund 100 Mio. Transferdefizit insgesamt, und in jeder dieser Saisons auch mit Abstand das größte Defizit der jeweiligen Liga. Schön auch gesagt von dir mit der “Betonung auf TitelKURS”; in Zusammenhang mit den doch über Verhältnis stehenden Gesamtausgaben und dem Fakt, dass zumindest mittelfristig der/die Titel definitiv das Ziel sind, stößt mir die Deklarierung als “Wunder” dann eben doch auf.
Beim Anschauen der Transferausgaben in den letzten Saisons war ich auch ins Grübeln über die ganzen RB-internen Transfers gekommen, vielleicht kannst du da helfen? Da ich es als hanebüchen bezeichnen würde, die beiden Vereine Salzburg & Leipzig tatsächlich faktisch als voneinander unabhängig agierend zu sehen, frage ich mich die Transferentscheidungen und vor allem die Ansetzung der Transfersumme tatsächlich getroffen werden? Könnte man theoretisch auch z.B. symbolische 1-Euro-Transfers durchführen? Welche Regeln in welcher Instanz gibt es da, die dagegen sprechen würden? (Ist als ehrliche Frage des Interesses gemeint, nicht als rhetorische ;-) ) Welcher Marktwertannahmen stehen hinter den tatsächlich gewählten deklarierten Summen? Wann kann man diese tatsächlich als marktgerecht oder einer “normalen” Verhandlung gleichsetzen?
Noch einmal genauer zum Thema “unabhängig agieren”: Abgesehen von den formalen Vorgaben zu Zahlen und Finanzierung, würdest du tatsächlich behaupten, dass da annäherend größere Entscheidungen in irgendeiner Weise unabhängig voneinander getroffen werden?
Was mir insgesamt an RB halt doch aufstößt sind v.a. das Vorgehen mit der Austria damals und das teilweise schamlose Ausnutzen der Verflechtungen (Stichwort Sabitzer) oder merkwürdige Ausnahmen wie der Farmverein in der 2. Ö.-Liga. Die Frage um stimmberechtigte Mitglieder etc. mutet auch komisch an, aber da ist sicher fraglich, inwiefern die Mitglieder in anderen Vereinen überhaupt eine reale Rolle spielen.
Das mir den Farmvereinen ist so eine Sache. Wenn Du dich dort unabhängig machen möchtest, dann müsstest Du einfach nur alle Spieler zukünftig zu RB Leipzig holen und verleihst sie dann sofort wieder nach Österreich für sehr günstiges Geld. Wenn Du dann meinst, dass der Spieler einschlägt, dann holst Du ihn wieder zurück. So wie es die Englischen Top Vereine schon jahre lang machen. Nur eben, dass man an einen Verein eher bevorzugt verleiht, da er die gleiche Spiel Philosophie hat. Nach dem Motte wenn Ihr unseren Neulingen das hohe Gegenpressing beibringt, bekommt ihr einen Spannenden Spieler für wenig Geld für 1-2 Jahre.
Die Transfers der vergangenen Jahre hatten das Problem, dass die erste Österreiche Liga höher angesehen wurde, als die 3. oder 2. Bundesliga. Ein verleihen also nur durch interenen Druck zustanden kommen sein könnte. Zukünftig wird ein Verein mit CL Ambitionen einen Spieler zum Aufbau nach Österreich schicken und irgendwann wieder zurück holen. Diese Praxis ist gelebt und würde auch vermutlich nicht mehr hinterfragt werden. Wer Fragt nach Nils Quaschner, ob er freiwilligt nach Österreich gegangen ist?
Die unabhängigkeit bei Spielertransfers sehe ich nicht als Problem. Eher das Problem, ob man Leipzig oder Salzburg seitens RB verbieten wollen würde int. zu spielen.
“Aber diese Negativ-Beispiele dürfen auf der anderen Seite auch nicht herhalten, um den monetären Aspekt gravierend zu entkräften.”
Doch natürlich, sinnlos Geld verpulvern kann jeder. Dies funktionierend hinbekommen ist eben die große Kunst.
“Funktionieren” darfst du aber nicht nur auf Konzept + Kohle definieren.
Das Konzept bei RB ist: junge, schnelle, dynamische und lernfähige Spieler holen für relativ wenig Geld (im Verhältnis).
Neben dem Konzept gibt es dann aber viele wichtige andere Faktoren wie:
– Struktur / Infrastruktur
– Taktik
– Manschafts-Chemie
– Trainerteam (Training, Coaching, Analyse, Betreuung)
Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass die später genannten Faktoren zusammen wichtiger sind als der Faktor Geld.
Denk nur an den VFB S. und “die jungen Wilden”. In der passenden Struktur, die passende Mannschaft (die war nicht teuer! schliesslich sind beim vfb alle entscheidungsträger schwaben!), Chemie und Trainerteam passten hier perfekt zusammen und holten entsprechend den Meistertitel. Die theoretische Möglichkeit des VfB mehr Geld auszugeben musste hier gar nicht genutzt werden.
Auf Leipzig Seite siehst du auch ganz schön, welche Entwicklung die einzelnen Positionen hier teilweise genommen haben. Sei es ein Dominik Kaiser oder ein Poulsen oder Forsberg. Das waren keine teuren Topspieler … Sie kamen aber in ein Umfeld mit den nötigen Vorraussetzungen (sowohl des Umfelds als auch das eigene Können) und wurden so erfolgreich.
Außer Keita und Werner spielen soweit ich mich erinnern kann Neue auch keine Rolle. Worauf ja Mathias anspricht, wenn er sagt: “Am Geld kann man es nicht festmachen”.
Dafür sind sowohl die Negativbeispiele als auch Positivbeispiele sehr gut… keiner gewinnt mit Geld Spiele. Nicht mal die Bayern. Hier passt einer der Faktoren nicht (Geld ist es sicher nicht) und schon ist es vorbei mit der Dominanz. ( Wobei ich hier davon ausgehe, dass sich das verbessern wird.)
Im Übrigen sind 100mille hin oder her auch völlig wurscht! Viele der gekauften Spieler verschwanden ja direkt. Das sollte man also mit einrechnen. Gerade der Fall Sabitzer war hier klar: gekauft hat ihn Leipzig. Gespielt hat er in Ö. als Leihspieler.
Formal mag hier also L den Transfer gemacht haben(wir erinnern uns auch alle gut daran, warum) defakto war es ein Salzburg Transfer. Ähnliches bei Damari und wie Sie alle hießen.
Was RedBull und das Vorgehen bei der Austria angeht würde ich das entspannter sehen. Jeder Profi-Fußballverein ist hauptsächlich ein komerzielles Unternehmen. diese zeichnen sich ja schon per Definition darin aus, geldlich das Beste rausholen zu wollen. Das ist eben mit Sabitzer passiert.
Wenn die Austria nen deutschen Partnerverein hätte, könnten Sie ja das Gleiche machen. Da muss man keine Moralkeule schwingen. Grundsätzlich strebt jeder Verein nach Gewinnmaximierung. Die einen schaffen dabei mehr .. die anderen weniger.
Das da der Neid natürlich bei den “weniger” groß ist, ist klar.. aber das an eine Moralglocke zu hängen ist Fantasterei.
Sicherlich hat McDonalds auch bessere Karten als BurgerKing … da würde sich auch keiner moralisch aufregen.
zum thema formal:
formal abgrenzen bedeutet, auf dem Papier abgegrenzt zu sein. Alles andere interessiert nicht.
was intern wie warum besprochen wird, ist hierbei wurscht.
Formal sind ja auch Vereine wie Bayern oder Dortmund abgegrenzt zu ihren Sponsoren.
Praktisch werden große Entscheidungen auch immer mit vom Sponsor entschieden.
@Matthias:
“Doch natürlich, sinnlos Geld verpulvern kann jeder. Dies funktionierend hinbekommen ist eben die große Kunst.”
Habe ja oben schon gesagt, dass man das auf jeden Fall zugestehen muss, dass da auch super gearbeitet wird, das Wort “Konzept” sollte hierbei für mich auch schon die von dir genannten Punkte Infrastruktur, Team, Scouting etc. mit einbegreifen und nochmal: das Ganze ist in beeindruckender Weise ausgeführt!
Trotzdem bleibe ich dabei, dass es ohne vergleichbare monetäre Mittel über die bisherige Laufzeit in der heutigen Zeit niemals so hätte funktionieren können, v.a. nicht so schnell!
Mit der Sache Austria meinte ich im Übrigen das regelrechte Auslöschen der Identität & Historie…
Ich gebe zu, dass ich nach dem Lesen des Artikels bei NTV in einer ersten Reaktion das Bedürfnis hatte, frustriert in mein Wasserglas zu beißen. Ich konnte es kaum fassen, dass sich ein studierter, aufgeklärter Mensch, sich in einer öffentlichen Kolumne so dermaßen unreflektiert und populistisch äußern kann. Letztendlich ist es offensichtlich, dass er sich von seinen tiefen, von purer Abneigung zerfressenen Emotionen hat leiten lassen. Angemessene Kritik und belegbare Argumente ließen sich vergeblich suchen. Wobei aber genau das, die Voraussetzung für eine konstruktive Diskussion wäre. Letztendlich bin ich mir sicher, dass seine Aussagen beim geneigten (objektiven) Leser eher als Eigentor ^^ wahrgenommen werden.
Vielen Dank RoteBrauseBlogger, dass du es wieder einmal geschafft hast, meine Gedanken in Worte zu fassen :-).
Schöner, stimmiger Artikel. Ich mag Deine nüchterne, differenzierte Betrachtungsweise sehr.
Zwei Punkte hätte ich dann aber doch gerne näher angesprochen: Zum einen die hanebüchene Behauptung von der Unabhängigkeit der Salzburger vom Red Bull Konzern (wobei Du da ja noch deutlich zurückhaltender formulierst als die Verantwortlichen). Wir hatten dazu bei uns mal eine kurze Unterhaltung (ab dem verlinkten Kommentar ff.).
Und in diesem Zusammenhang die Sternchen an der Leipziger Transferbilanz. Ich sehe z.B. nicht, wer für Keita auch nur annähernd die im Raum stehende Summe gezahlt hätte. Ist er mittlerweile vielleicht sogar wert, aber für einen jungen Spieler aus der österreichischen Liga? Kann ich mir nicht vorstellen.
Und zum anderen glaube zwar auch ich, dass die Regularien ein Verweigern der Zulassung von RBS Leipzig niemals hergegeben hätten. Aber dann darf man schon noch anfügen, dann halt die Regularien doof zu finden. Und so geht es mir. Denn egal ob man die 50+1-Regelung gut findet, nach der jeder Teilnehmer von einem e.V. beherrscht werden muss (ich finde sie gut), oder nicht – wenn damit kein klassischer Publikumsverein gemeint ist, dann geht die Regel völlig ins Leere. Da kann man sie sich auch gleich sparen. Allerdings hat man diese Fehler viele Jahre vor dem Auftauchen von Red Bull gemacht.
Außerdem muss ich einfach zugeben, mich von diesem dreist grinsenden “Ätschbätsch, klar sind wir ein e.V.” einfach auch verarscht vorzukommen. So legitim das ist. Aber zur Sympathiesteigerung gegenüber dem Konzern trägt es für mich nicht unbedingt bei.
Was die Bedenken betreffend des FFP angeht (höre ich btw zum ersten Mal) teile ich Deine Einschätzung. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass Red Bull auch nur einen Cent in diesen Club steckt, den es nicht in Form von Werbewert wieder heraus zu holen gedenkt. Warum sollten sie das tun? Das ist doch gerade der Sinn der ganzen Veranstaltung. Bei VW sehe ich das übrigens weniger eindeutig. Da habe ich schon manchmal das Gefühl, dass die Motivation, a) den Wolfsburger Mitarbeitern etwas zu bieten und b) sich als VW-Manager im Glanz der bundesweiten Aufmerksamkeit des Fußballs zu sonnen, bei den Entscheidungsfindungen nicht immer völlig außer Acht gelassen wurden. Jedenfalls wundere ich mich schon lange, warum Aktionäre und Mitarbeiter (-Vertreter) eigentlich so lange so wenig Fragen darüber gestellt haben, ob sich die ganzen Investitionen eigentlich für irgendwas rechnen. Aber bei Red Bull? Was sollten die davon haben? Die Mitarbeiter sind in Salzburg und wenn Mateschitz einen auf ganz dicke Hose machen will, dann geht er halt zur Formel 1.
Davon unabhängig wünsche ich Dir einfach weiterhin Spaß und Freude am Fußball der Leipziger Franchise und lass Dich von allzu bornierten Fans der “Traditionsvereine” nicht allzu dolle ärgern.