29. Spieltag in der Bundesliga bereits. Das Aufsteigerduell zwischen RB Leipzig und dem SC Freiburg stand an. Überraschend daran, dass es das Duell Zweiter gegen Sechster war. So etwas wie das Duell der Überraschungsteams also.
Überraschend auch, was Ralph Hasenhüttl aufstellungstechnisch veranstaltete. Denn da saß plötzlich Stefan Ilsanker anfangs auf der Bank, etwas was man sich gar nicht mehr so richtig vorstellen konnte. Dayot Upamecano ersetzte den gesperrten Willi Orban in der Innenverteidigung. Marcel Halstenberg kehrte links hinten wie erwartet zurück ins Team. Sodass Bernardo wieder nach rechts hinten rutschte und für Ilsanker nur die Bank blieb. Auf der Bank blieb zudem wie erwartet Oliver Burke, für den Yussuf Poulsen in der Startelf stand. Organisiert das Team wieder im 4-2-2-2.
Auf Freiburger Seite musste Christian Streich nach Maximilian Philipp auch noch Vincenzo Grifo ersetzen. Karim Guede kam als zweite Spitze und als kämpferischer Anläufer in die Mannschaft. Haberer rückte dafür auf die Grifo-Position links außen. Organisiert war das ganze im 4-4-2. Also keine Fünferkettenexperimente wie im Hinspiel.
Die ersten 20 Minuten des Spiels gehörten deutlich RB Leipzig. Es war beileibe kein Offensivfeuerwerk, aber es war ein sehr sachlicher und souveräner Spielvortrag, bei dem man auch immer wieder geduldig den Weg hinten rum über die Innenverteidiger ging, um von dort einen neuen Anlauf auf der Suche nach der Lücke zu nehmen. Immer wieder gingen dafür Keita und Demme in die Halbräume und suchten von dort nach Wegen Richtung Strafraum. Auch Halstenberg und Bernardo waren da gut eingebunden.
Daraus entsprangen schon früh ganz gute Chancen. Forsberg mit einem abgefälschten Fernschuss, der rechts am Pfosten vorbeistrich. Demme mit einem Torabschluss im Strafraum. Bernardo, der den Ball sechs Meter vor dem Tor nicht richtig trifft. Und Poulsen, der an einer Werner-Eingabe vorbeirutscht. Bis zur 20. Minute hatte RB ein paar gute, wenn auch nicht ganz große Torchancen.
Von Freiburg war wenig zu sehen. Nach vorn hatte man durch die fehlenden Philipp und Grifo kaum Optionen, Bälle auch mal länger zu halten und daraus Gefahr zu entwickeln. Aus der Abwehr heraus sah man sich immer wieder dem wie schon gegen Leverkusen sehr guten Spiel gegen den Ball von RB gegenüber und fand kaum Wege das zu überspielen. Defensiv machte man es derweil noch ganz gut. Vorn arbeiteten Niederlechner und Guede ab kurz vor der Mittellinie gegen den RB-Spielaufbau und dahinter versuchte man in Ballnähe die RB-Spieler bei der Ballverarbeitung zu bearbeiten. Am und im Strafraum ließ man dann durch diese Arbeit und ein paar gute Söyüncü-Grätschen wenig klares zu.
Diese Defensivarbeit führte dann zwischen der 20. und 35. Minute dazu, dass RB Leipzig offensiv praktisch kaum noch gefährliche Situationen erspielte. Und dafür plötzlich in der Defensive zittern musste. In Situationen allerdings, bei denen RB auch gut mithilft. Zuerst guckt Halstenberg bei einem 50-Meter-Pass zu, wie Frantz in seinem Rücken entwischt, den Ball mit der Brust perfekt mitnimmt und dann mit seinem Abschluss am herauskommenden Gulacsi scheitert. Niederlechner kam kurz darauf zu einer weiteren guten Gelegenheit, als Gulacsi beim Herauskommen einen Ball nicht festhalten kann, aber der SC-Stürmer beim Versuch aus der Drehung ins torhüterlose Tor zu schießen, sich mit seinen eigenen Beinen verheddert.
Als sich das Spiel eigentlich zu einem entwickelt hatte, in dem die Leipziger Offensivbemühungen kaum noch gefährlich wurden und Freiburg von kleinen Defensivwacklern bei RB profitierte, also zu einem Zeitpunkt, als eine RB-Führung nicht mehr zwingend in der Luft lag, kam sie dann doch noch. In einer Form, wie sie zu diesem Zeitpunkt vielleicht nur noch kommen konnte. Nach einem Standard aus relativ zentraler Position etwa 35 Meter vor dem SC-Tor. Eigentlich also eine eher ungefährliche Situation. Zumindest, wenn man einen solchen Standard als Flanke spielt. Aber nicht, wenn man vorn einen Poulsen drin hat, der sich gegen den bis dahin guten Söyüncü im Luftduell fast spielerisch durchsetzt und den Ball aus sechs Metern ins lange Eck nickt. Das zweite 1:0 von Poulsen in zwei Spielen.
Und weil man in Sachen Effektivität nun schon mal dabei war, legte man das 2:0 gleich hinterher. Mit einem klassischen RB-Angriff. Balleroberung durch Upamecano in der eigenen Hälfte. Poulsen nimmt den Ball an der Mittellinie auf. Werner startet bereits in die Gasse, in die Poulsen den Ball dann legt. Und wenn Werner den Ball zentral mit Tempo in den Lauf gespielt bekommt, ist er faktisch mit lauteren Mitteln nicht mehr zu stoppen. Durchgesprintet und dann mit Übersicht und Routine vor Schwolow die Nerven behalten und vollendet.
2:0 stand es damit nach 45 Minuten. Womit man nach 35 Minuten gar nicht mehr wirklich rechnen konnte. 20 Minuten war es ein sehr gutes und dominantes RB-Spiel. Danach fehlte eine Viertelstunde lang die Durchschlagskraft und hinten wurde es wacklig. Die Führung war wegen der ersten 20 Minuten absolut verdient, aber gleich zwei Tore vorn zu sein, war angesichts der nur wenigen klaren Toraktionen und der zwei guten Freiburger Chancen dann doch eigentlich ein Tor zu hoch. Auch wenn Freiburg aus eigener Kraft praktisch gar keine Offensivgefahr ausstrahlte.
Das machte die Aufgabe für Freiburg in der zweiten Halbzeit natürlich zu einer noch schwierigeren. Praktisch zu einer unlösbaren. Mit Petersen und Höfler für Guede und Schuster wollte man noch mal in die Ballsicherheit investieren, die bis zur Pause extrem überschaubar war. Und Kübler versuchte sich aus halbrechter Position direkt nach dem Wiederanpfiff in einem ersten, nicht ungefährlichen Torschuss.
Aber bevor das Spiel hätte noch mal richtig anfangen können, war es praktisch auch schon zu Ende. Denn nach bereits 50 Minuten machte RB das dritte Tor. Keita mit einem seiner unwiderstehlichen Offensivaktionen. Ball runter nehmen und dann mit ihm am Fuß durch die Räume gleiten, wie nur er gleiten kann. Doppelpass mit Werner. Versuchter Pass in die Tiefe auf Poulsen. Kempf nimmt Poulsen die Chance vom Fuß, sodass der Ball wieder zurück zu Keita springt. Na gut, denkt sich Keita, dann versenke ich ihn eben selbst rechts oben. Wie beim Torwandschießen. Es sieht so leicht aus.
Der Rest der zweiten Halbzeit lief dann angesichts des Spielstands mehr oder weniger herunter. Leipzig spielte weiterhin meist ganz gut gegen den Ball, auch wenn die letzte Intensität raus war. Nach vorn ging derweil nicht mehr viel. Man ließ oft einfach nur den Ball laufen. Freiburg versuchte dann sogar immer mal ein hohes Anlaufen, woraufhin dann ein paar lange Bälle gespielt wurden. Zwischendurch versuchte man es auch immer mal mit Geschwindigkeit in die Tiefe. Aber Genauigkeit und Zielstrebigkeit fehlten. Man verwaltete den Vorsprung und das machte man bei deutlich zunehmendem Ballbesitz für die Freiburger insgesamt recht gut.
Glück hatte man trotzdem noch zweimal. Einmal verlegte Gräfe ein Foul an Niederlechner (zumindest bewertete er die Aktion als Foul), das eigentlich eher auf der Linie, die zum Strafraum gehört, stattfand, auf außerhalb des Strafraums. Und bei einem Tor von Petersen nach 79 Minuten hatte der Assistent ein Abseits gesehen, das zumindest sehr knapp war.
Wie das dann in solchen Spielen so ist, in denen viel für das eine Team läuft, fiel das Tor dann noch auf der anderen Seite. In seiner historischen Version. Denn es war das erste Tor für Diego Demme seit seinen U19-Tagen, also sein erstes Tor im Männerbereich überhaupt. Mit dem Kopf drückt er den Ball irgendwie aus Nahdistanz über die Linie, nachdem Kaiser schön geflankt und Werner mit dem Kopf vorbereitet hatte. Und kriegt dabei Höflers Fuß überflüssigerweise ins Gesicht gedrückt.
Das machte dann am Ende einen Schneidezahn weniger. Für das Spiel hat das aber nur noch die Bedeutung, dass die Behandlungspause so lange dauert, dass inzwischen auch die Nachspielzeit (zumindest wenn man großzügig ist, denn eigentlich fehlt noch eine Minute) abgelaufen ist und Manuel Gräfe die Partie abpfeift, ohne den Anstoß nach dem 4:0 noch ausführen zu lassen.
Insgesamt war den Chancen bzw. deren Klarheit nach das 4:0 eher ein, zwei Tore zu hoch. Die ersten 20 Leipziger Minuten waren sehr gut. Danach wurde es 15 Minuten lang wackliger, bevor in den nächsten 15 Minuten halbzeitpausenübergreifend alles für RB Leipzig lief, was für RB laufen konnte. Aus drei Torabschlüssen drei Tore gemacht. Das nennt man wohl effektiv. Der Rest war relativ mühelose Verwaltung des Vorsprungs, wobei Freiburg zwischenzeitlich vielleicht auch den Ehrentreffer hätte machen können. Aber man hatte auch immer das Gefühl, dass die RasenBallsportler im Fall der Fälle noch mal eine Schippe drauflegen können.
Fazit: Trotzdem man die zwanzigminütige Druckphase zu Beginn der Partie nicht nutzen konnte, war es ein souverän errungener und runtergespielter Sieg von RB Leipzig, bei dem man sich aus Sicht der Gastgeber spätestens ab der 50. Minute entspannt zurücklehnen und dem Schlusspfiff entgegenblicken konnte. Hätte Freiburg eine der zwei guten Chancen in der ersten Halbzeit genutzt, dann wäre die Partie vielleicht knifflig geworden. Selbst wenn der SC keinen guten Tag erwischt hatte und vor allem im Spiel nach vorn kaum gute Lösungen hatte oder am guten Spiel gegen den Ball von RB scheiterte. Da man diese Chancen nicht nutzte, setzte sich Leipzig dank überragender Effektivität zwischen 35. und 50. Minuten völlig verdient mit 4:0 durch, ohne dafür den ganz großen Zaubernachmittag hinlegen zu müssen.
Randbemerkung 1: 30 Punkte holte RB Leipzig in den ersten zwölf Spielen der Hinrunde. 22 Punkte sind es gegen dieselben Gegner in der Rückrunde. Man hängt hinter der (deutlich außerhalb des Normalen liegenden) Hinrunde weiter hinterher (und kann die dortige Punktausbeute von 39 Punkten gar nicht mehr knacken). In der Rückrundentabelle steht man mit nur einem Punkt Rückstand auf Hoffenheim und Dortmund in Abhängigkeit vom Ausgang des Spiels zwischen Bremen und Hamburg aber auch schon wieder Platz 5 oder 6. Und das kann man im Gegensatz zu den 39 Hinrundenpunkten inzwischen wohl als absolut realistisches Leistungsvermögen annehmen.
Randbemerkung 2: 61 Punkte Punkte auf dem Konto. Damit kann man auch theoretisch nicht mehr schlechter als Vierter werden. Damit ist man zumindest sicher in der Europa League. Denn wenn man noch Vierter wird, dann müsste man in die Champions-League-Qualifikation. Wenn man dort in der Playoff-Runde in Hin- und Rückspiel ausscheidet, käme man direkt in die Gruppenphase der Europa League. Will man die CL-Qualifikationsrunde vermeiden, dann müsste man in der Bundesliga Zweiter oder Dritter werden. Gesetzt den Fall, dass Dortmund das Heimspiel gegen Hoffenheim nicht verliert und beide Teams ihre restlichen sonstigen Spiele gewinnen, braucht RB noch zwei Siege, um sich direkt für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Verliert Dortmund gegen Hoffenheim und gewinnt alle anderen Spiele, dann reichen sogar ein Sieg und zwei Unentschieden für RB aus den restlichen fünf Spielen. Es ist noch nicht geschafft, aber der Weg in die Champions-League-Gruppenphase wird immer kürzer.
Randbemerkung 3: Platz 2 mit acht Punkten Rückstand auf die Bayern und sieben Punkten Vorsprung auf Platz 3. Auch eine Art Niemandsland der Tabelle. 18 Punkte Vorsprung auf Platz 5 sind im Übrigen mehr als der Fünfte auf Platz 17 hat. Nur um mal die Dimensionen zu verdeutlichen. Und ganz leise im Hinterkopf darf man durchrechnen, wie die Tabelle aussehen würde, wenn RB aus den Rückrundenspielen gegen Augsburg, Bremen, Wolfsburg und Hamburg nicht nur einen Punkt, sondern vielleicht sechs mitgenommen hätte..
Randbemerkung 4: Acht Tore in den ersten sechs Minuten hat RB Leipzig bis zum 22.Spieltag erzielt. Seitdem stehen in sieben Spielen für diese frühe Phase des Spiels exakt null Tore. Wenn das nicht als Krise der Spielphilosophie von RB durchgeht..
Randbemerkung 5: 208 Pflichtspiele hatte Diego Demme bisher für Leipzig, Paderborn und Bielefeld im Männerbereich in den Knochen. Bundesliga, 2. Liga, 3. Liga, Regionalliga, NRW-Liga, DFB-Pokal, Westfalenpokal, Sachsenpokal. 208mal blieb er in dieser buntesten aller bunten Ansammlungen an diversesten Wettbewerben torlos. Letzte Saison war er in der zweiten Liga zweimal recht nah dran. Einmal traf er die Latte (gegen 1860) und einmal traf er ins Tor (gegen Bochum), bekam es allerdings (umstritten) abgepfiffen, weil Poulsen vorher gefoult haben sollte. Im 209. Pflichtspiel im Männerbereich war es nun dann mit 25 Jahren doch noch so weit, dass Demme sich das lang ersehnte Tor gutschreiben konnte. Nicht sonderlich glamourös angesichts des Treffers zum 4:0 in einem entschiedenen Spiel und angesichts einer Situation, in der er den Ball nur über die Linie drückt, aber immerhin. Wenn Demme gewusst hätte, dass er für diesen Treffer einen Zahn opfern muss, hätte er vielleicht aber drauf verzichtet. Denn beim Kopfball(!) wurde er vom Gegenspieler mit dem Schuh im Gesicht getroffen, wodurch ein Schneidezahn abbrach. Irgendwie passt das aber auch zu dieser Geschichte des langwierigen Wartens auf den ersten Treffer, dass es keiner sein konnte, nach dem man einfach befreit jubeln kann. Selbst Stadionsprecher Tim Thoelke hielt mit der Toransage inne, bis Diego Demme wieder auf den Füßen stand und klar war, dass es ihm wieder ok geht. Dieses erste Tor überhaupt im Männerbereich wird Diego Demme entsprechend aus verschiedenen Gründen nicht mehr vergessen.
Randbemerkung 6: Noch ein paar kurze Bemerkungen zu Upamecano, der unten in den Lichtblicken nicht auftaucht. Was er hätte auch können, aber andere gehörten da (für mich) mehr rein. Nach ein paar harten Erfahrungen und frühen Auswechslungen war das Spiel gegen Freiburg erst das zweite Spiel über 90 Minuten für den Neuzugang. Und man hat sehr gut gesehen, was für ein unglaubliches Potenzial in ihm steckt. Aber auch woran es (naturgemäß) noch hakt. Vor allem in Luftduellen kann er ein enorm unangenehmer Zweikämpfer sein. Gegen Freiburg hatte er die besten Zweikampfwerte aller RB-Spieler mit mindestens zehn Zweikämpfen. Er hat einen sehr guten Fuß für das Spiel nach vorn. Für moderne Innenverteidiger unheimlich wichtig, auch immer mal in Halbräume vorzustoßen, wenn sie den Platz kriegen und so die Spielsituation zu verändern und den Gegner zu Reaktionen zu zwingen und Lücken an anderen Stellen aufzureißen (oder so wie Sokratis gegen Frankfurt oder Süle letztens in Berlin den Ball einfach selbst ins Tor zu zimmern). Das alles kann man Upamecano zutrauen, dafür bringt er alles mit. Manchmal unterlaufen ihm halt noch Fehlpässe, weil er zu risikobehaftete Varianten wählt. Manchmal braucht er zu lange, um eine Entscheidung zu treffen, wie er weiterspielt und dann gerät er dadurch unter Druck. Manchmal verhält er sich mit dem Ball (wenn er sich beispielsweise im Vorwärtsgang an der Seitenlinie einklemmen lässt oder Bernardo durch einen Pass einklemmt) oder auch gegen den Ball (im Stellungsspiel gegen den Gegenspieler) taktisch noch nicht gut oder clever genug. Aber wenn man will, dass er sich seinem Potenzial entsprechend entwickelt, muss man ihn spielen und Fehler machen lassen. Und gegen Freiburg überwogen die positiven Dinge die Fehler deutlich. Aber so diese ein, zwei nicht unwesentlichen Fehler im Aufbauspiel oder im Zweikampf mit Niederlechner nach der Pause, der auch einen Elfmeter zur Folge haben kann, waren halt trotzdem drin. Und das ist für einen Innenverteidiger meist eher ungünstig. Man darf sich trotzdem auf die Entwicklung des Franzosen freuen. Weiterhin gilt die Einschätzung, dass er bei ‘normaler’ Entwicklung eine große Karriere vor sich hat.
Randbemerkung 7: Nach der Einführung der Ticketbörse und der Möglichkeit, ungenutzte Dauerkartenplätze weiterzuverkaufen, war ein bisschen interessant, wie sich das auf leere Plätze in der Red Bull Arena auswirken würde. Wobei das mit den leeren Plätzen auch schwierig zu beurteilen ist, weil insbesondere in Sektor C und D viele Menschen hinter den Sitzplätzen im Umlauf stehen und von dort zugucken. Direkte bzw. sichtbare Auswirkungen hatte die Ticketbörse aber nicht so richtig. Zumindest blieben ähnlich viele oder gar mehr Plätze unbesetzt als sonst zu Spielen auch. Da dürfte dann auch Ostern und die Abwesenheit von Menschen, die von der Ticketbörse und der Möglichkeit, die Dauerkarte dort für dieses Spiel zu verkaufen, nichts wussten, eine Rolle gespielt haben. Wird man die nächsten und vor allem bei ausverkauften Spielen weiter beobachten müssen, ob die Ticketbörse am Ende dann doch zu mehr belegten (und nicht nur verkauften) Plätzen führt als bisher.
Randbemerkung 8: Kleine Tapeten im RB-Block, die sich anlässlich des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus gegen Terror und Hass und für das Basteln von Geschenken statt Bomben aussprachen.
Randbemerkung 9: Letztens schon so eine Tragödie am Einlass, bei der ein Mann zusammenbrach und später verstarb. Diesmal passierte dies wieder und zwar offenbar vor dem Spiel in Sektor C. “Plötzlicher Herztod” hieß es nach dem Spiel und dass der Betroffene später im Krankenhaus starb. Klar, Tod gehört zum Leben dazu und solange nicht Leute mit Metallgegenständen gefüllte Bomben explodieren lassen, um andere umzubringen, ist es halt der natürliche Lauf der biologischen Dinge. Aber irgendwie schluckt man dann doch immer, wenn es im Rahmen von etwas passiert, das doch eigentlich Spaß bringen soll.
Lichtblicke:
- Yussuf Poulsen: Derjenige, der das Spiel Richtung Sieg lenkte. Das 1:0 nach Standard köpft bei RB in der Form wohl nur Poulsen, weil sich niemand anders so durchsetzen könnte. Vor dem 2:0 spielt er zum perfekten Zeitpunkt den perfekten Pass. Wieder viel gearbeitet, viel den Gegner beschäftigt. Und dazu auch noch vor dem Tor ein entscheidender Faktor.
- Diego Demme: Erstes Tor im Männerbereich, verlorener Zahn. Der Tag wird Demme sicherlich in Erinnerung bleiben. Unheimlich viele aktive Balleroberungen, dazu wie gewohnt die zentrale Anspielstation im RB-Spiel und immer und überall präsent. Sehr gute Passquote, ordentliche Zweikampfquote. Sehr gutes Spiel des 25-Jährigen, der Willi Orban bzw. Dominik Kaiser als Kapitän vertrat und zu dem die Binde auch sehr gut passt.
- Timo Werner: Man reduziert ihn gern auf seine inzwischen 16 Tore. Und die Abgeklärtheit, mit der er aus der Geschwindigkeit heraus Tore wie das 2:0 gegen Freiburg macht, bietet sich natürlich dafür an. Aber Werner ist auch gegen den SC wieder wesentlich mehr gewesen. Nämlich unheimlich fleißiger Anläufer in vorderster Reihe, der Stress beim Gegner auslöst in Situationen, in denen man das vorher gar nicht erahnen würde. Dazu hat er sich auch als Kombinationsstürmer unheimlich weiterentwickelt im Laufe der Saison und ist so nun auch außerhalb des Strafraums und als Vorbereiter von Torschüssen und von Toren wie vor dem 3:0 und 4:0 wichtig. Fleißig, effektiv, mannschaftsdienlich, torgefährlich. Und gerade mal 21 Jahre alt..
Fanarena-Spieltagsspieler:
(Quelle: iPhone und Android App FanArena für RB Leipzig Fans – www.fan-arena.com [broken Link])
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Tore: 1:0 Poulsen (36.), 2:0 Werner (42.), 3:0 Keita (51.), 4:0 Demme (90.)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Bernardo, Upamecano, Compper, Halstenberg – Demme, Keita (Ilsanker) – Sabitzer (Kaiser), Forsberg – Werner, Poulsen (Burke); Bank: Müller, Selke, Schmitz, Khedira; Nicht im Kader: Klostermann (Aufbautraining), Orban (gesperrt), Coltorti, Gipson
Aufstellung Bayer Leverkusen: Schwolow – Kübler, Söyüncü, Kempf, Ignjovski – Schuster (46. Höfler), Abrashi (80. Stenzel) – Frantz, Haberer – Guede (46. Petersen), Niederlechner
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Insgesamt wie gewohnt ein vom Auftreten und Umgang mit den Spielern her souveräner Auftritt mit manchmal etwas zu kleinlichen Zweikampfbewertungen. In der ersten Halbzeit hätte er nach Foul an Keita Elfmeter geben können. Petersens Tor nach angeblichem Abseits zurückzupfeifen, war sehr knapp, aber ist maximal dem Assistenten anzulasten (der später dann dafür eine etwas deutlichere Abseitsstellung nicht anzeigte). Und das Foulspiel gegen Niederlechner auf außerhalb des Sechzehners zu verlegen, war eher salomonisch, weil die Frage war, ob überhaupt ein Foul vorlag. Für alle Entscheidungen gab es aber in Originalgeschwindigkeit und Livesicht auch gute Argumente. Insgesamt eine gute Schiedsrichterleitung, weil eine klare Linie vorlag, auch gut mit Vorteilssituationen hantiert wurde und wo zwingende nötig der gelbe Karton gezeigt wurde (wobei Ilsanker Glück hatte, dass er nicht auch noch eine gelbe Karte mitnahm.)
Gelbe Karten: Keita (6.) – Haberer, Kübler
Zuschauer: 41.446 (davon 1.700 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], SCF-Bericht, Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Ticker
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- Torschüsse: 13 : 11
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 8 : 7
- Schüsse auf das Tor: 6 : 2
- gewonnene Zweikämpfe: 40,0% : 60,0%
- Ballbesitz: 54,3% : 45,7%
- Passquote: 79,2% : 69,6%
- Laufstrecke: 111,6 km : 111,5 km
- Sprints: 185 : 183
- Intensive Läufe: 566 : 568
- Fouls: 17 : 11
- Ecken: 6 : 0
- Abseits: 3 : 1
- Meiste Torschüsse: Halstenberg, Demme, Forsberg, Werner, Poulsen: je 2 – Haberer: 4
- Meiste Torschussvorlagen: Werner: 4 – Frantz: 3
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Upamecano: 51,9% – Kempf: 78,6%
- Meiste Ballkontakte: Demme: 92 – Kempf: 61
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Keita: 91,8% – Höfler: 93,2%
- Größte Laufstrecke: Demme: 11,8 km – Niederlechner: 11,0 km
- Meiste Sprints: Werner: 32 – Frantz: 24
Statistiken von bundesliga.de, bild.de, FourFourTwo [broken Link]
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Saisontorschützen: Werner – 16; Forsberg, Keita – je 8; Sabitzer – 6; Orban, Poulsen – je 3; Selke, Compper – je 2; Kaiser, Burke, Demme – je 1; Eigentore: Baumgartlinger, Kolasinac, Vallejo, Maroh
Saisonvorlagengeber: Forsberg – 17; Werner – 9; Keita – 8; Poulsen, Sabitzer – je 4; Demme, Halstenberg – je 3; Burke – 2; Schmitz, Orban, Compper, Selke, Ilsanker – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Demme – 13; Sabitzer – 12; Orban – 9; Forsberg – 8; Ilsanker – 7; Compper, Keita, Poulsen – je 6; Halstenberg – 4; Bernardo, Gulacsi, Upamecano, Kaiser – je 3; Werner, Schmitz, Burke – je 2; Selke – 1
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Glückwunsch an Yussuf Poulsen: Er hatte ja versprochen (sicherlich etwas im Scherz), dass er in der Rückrunde mehr Tore als in der Hinrunde schießen würde. Das ist schon jetzt trotz langer Verletzungspause geschehen!
Haben sie es den Buben aus Freiburg mal so richtig gezeigt. 4:0 schönes Ergebnis.
Randbemerkung 5 – einfach nur Gänsehaut beim Lesen!
Im Stadion haben wir nicht sehen können, wer getroffen hat. Auch hatte es Tim noch nicht angekündigt. Als es dann feststand, wer da getroffen hat, haben nochmals gejubelt!
Randbemerkung 6 – finde es wunderbar wie Du Dich erklärst, weil Upamecano nicht in den Lichtblicken auftaucht. ;-)
Ich habe ihn in der TV-Wiederholung auch mal genauer beobachtet. Und es bestätigt Deine Aussagen. Was mir besonders gefallen hat, ist sein Kopfballspiel. Auch waren diese fast alle fair, sprich ohne aufstützen. Und dazu wie gegen Leverkusen köpft er den Ball genau zum Mitspieler, was dann ein Tor einleitet, wie eben das zum 2:0.
Auch ganz stark, wie sich da Poulsen weiter entwickelt hat. Sein 1:0 wäre vor einem Jahr nicht so gefallen, weil es abgepfiffen worden wäre, weil er seine Arme zu sehr einsetzte.
Was gestern etwas unterging und bei Dir nur im Kleingedruckten steht: Forsberg mit Assist Nummer 17. Am 29. Spieltag und er 3 Spiele rotgesperrt fehlte. Was für eine Quote!
Schade, daß sich Timo Werner nicht seine 5. gelbe Karte abgeholt hat. Nun muss er durch das Stahlbad auf Schalke. Bin da echt gespannt, wie er da durch kommt.