[Direkt unter dem folgenden Vorbericht zur Partie von RB Leipzig beim FC Augsburg (03.03.2017, 20.30 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel. Mit Ralph Hasenhüttl.]
Dank Freitagspiel diesmal eine kurze Woche. Es geht in der Bundesliga bereits in das letzte Saisondrittel. Zwölf Spiele sind noch zu absolvieren. Es wartet die Auswärtsfahrt zum FC Augsburg. Dreimal hat RB Leipzig mit dem FCA bereits die sportlichen Klingen gekreuzt. Nach zwei Spielen im DFB-Pokal und dem Hinspiel in der Bundesliga tritt man nun erstmals auch in Augsburg an.
Viel konstanter als der FC Augsburg kann man eine Saison nicht spielen. Seit dem 2. Spieltag stand man immer zwischen den Plätzen 10 und 13. Also immer irgendwo in der unteren Tabellenhälfte, aber nie so, dass man im engeren Sinne in den Abstiegsstrudel geraten wäre. Als 13. steht man derzeit auch punktetechnisch im Niemandsland der Tabelle. Sechs Punkte hat man Rückstand auf den 1.FC Köln auf Platz 7, sieben Punkte Vorsprung sind es auf Relegationsplatz 16.
Vielleicht kann man das als besondere Qualität des FC Augsburg in dieser Saison beschreiben, dass man immer dann gepunktet hat, wenn die Gefahr größer wurde, dass man unten rein rutscht. Vor allem Spiele gegen die letzten fünf der Tabelle waren dabei entscheidend. Sechs von bisher acht Spielen gegen Wolfsburg, Bremen, Hamburg, Ingolstadt und Darmstadt hat man gewinnen können. Bei insgesamt nur sieben Siegen. Gegen die ersten sieben der Tabelle reichte es bisher bei immerhin vier Unentschieden noch zu gar keinem Sieg.
Besonders auffällig bei den Siegen gegen die untersten fünf der Tabelle, dass man hier häufig Spiele drehte. Bei vier der sechs Siege lag man zwischenzeitlich zurück. Dazu passt auch, dass Augsburg in allen sechs Spielen 2017 jeweils das erste Tor kassierte. Dreimal reichte es dabei trotzdem noch zum Sieg. 14 Punkte aus 15 Spielen, in denen man zurücklag, sind Höchstwert in der Bundesliga (wobei es nur wenige Teams gab, die überhaupt öfters zurücklagen). Vier Siege nach Rückstand sind auch Topwert.
Gerade die drei Siege nach Rückstand im Jahr 2017 führen dazu, dass der FC Augsburg relativ entspannt in die Zukunft gucken kann, auch wenn man noch lange nicht komplett gesichert ist. In der Rückrundentabelle liegt man dadurch punktgleich mit RB Leipzig im oberen Tabellendrittel. Allerdings gewann man seit der Winterpause auch ausschließlich gegen Mannschaften, die schlechter standen als der FCA.
Trotzdem kann Trainer Manuel Baum bisher auf eine gute Bilanz zurückblicken. 13 Punkte sammelte er seit seinem Amtsantritt Mitte Dezember 2016 in acht Spielen. Vom Punkteschnitt her ist das ungefähr Europa-League-Kurs. Und damit dann doch einigermaßen deutlich über dem einen Punkt pro Spiel, den man unter Dirk Schuster sammelte.
Der Abgang von Dirk Schuster, der für viele überraschend und etwas arg Hals über Kopf kam, erklärt sich mit seinen ganzen Hintergründen bis heute noch nicht komplett. Er ließ bei schwerer Situation im Sturm, wo es viele Ausfälle gab Schuster-Fußball (bei nicht ganz so hoher Intensität wie in Darmstadt) spielen und war damit als direkter Weinzierl-Nachfolger im erwartbaren und ordentlichen Rahmen erfolgreich. Dass man ihn nach 14 Punkten aus 14 Spielen trotzdem wegschickte, gehört zu den kleineren Mysterien dieser Bundesliga-Saison.
Mit dem Abschied von Schuster ist auch eine Veränderung in der Spielidee verbunden gewesen. Statt im Schnitt 1,8 Tore fallen nun bei Augsburg-Spielen imSchnitt 2,8 Tore. Wobei man sowohl mehr Treffer erzielt, als auch mehr Treffer zulässt. Was auch darauf zurückzuführen ist, dass man verstärkt fußballerische Eigeninitiative über defensive Sicherheit stellt. Was dann auch begründet, warum man in der Lage ist, nach Rückständen noch mal ins Spiel zurückzufinden.
Taktisch gesehen agiert man unter Manuel Baum relativ variabel. Man versucht sich durchaus auch in einem intensiven und hohen Pressing, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, kann aber auch an der Mittellinie auf den Gegner warten und switcht zwischen verschiedenen Formationen. Das 4-1-4-1 ist dabei so etwas wie das Vorzeigesystem, das gerade offensiv viele Möglichkeiten bereithält. Zuletzt in Darmstadt agierte man aus einem 4-2-3-1 heraus eher mit defensivem Fokus. Wobei man das System gegen den Ball auch immer wieder in ein 4-4-2 verschob.
Gerade im 4-1-4-1 ergab sich bisher beim FC Augsburg noch zu oft das Problem, dass die Räume zwischen den Mannschaftsteilen zu groß wurden. Bzw. war der Abstand zwischen Angreifern und Abwehrspielern bei der Defensivarbeit oft zu groß, sodass die Gegner dazwischen viel Platz hatte, um den Raum hinter den beiden Achtern/ Zehnern rund um die Sechs mit viel Tempo bespielen und so die Abwehrkette vor Probleme stellen zu können. Gerade Leverkusen fühlte sich in diesen Räumen pudelwohl. Gegen Leipzig dürfte Augsburg dann aber in Sachen Ordnung und Kompaktheit eher wie in Darmstadt und nicht wie gegen Leverkusen auftreten.
Kadertechnisch ist der FC Augsburg weiterhin ordentlich besetzt. Zuletzt fiel Jeffrey Gouweleeuw aus, was die Besetzung der zweiten Innenverteidigerposition neben Martin Hinteregger zu einer Problemstelle macht. Janker und Kacar hießen da in den letzten beiden Spielen die jeweiligen Vertreter. Gouweleeuw könnte gegen Leipzig aber wieder ins Team zurückkehren. Abgesehen davon ist man auf allen Positionen eigentlich doppelt besetzt, sodass man letzte Woche in Darmstadt auch den Ausfall von Daniel Baier als Kopf des Augsburger Spiels verkraften konnte.
Sehnlichst zurückerwartet wird derweil Alfred Finnbogason. Der Stürmer konnte diese Saison bisher gerade mal sechs Bundesliga-Spiele absolvieren. Das Spiel in Leipzig war das letzte, bei dem er auf dem Platz stand. Weswegen zuletzt Raúl Bobadilla den Alleinunterhalter im Augsburger Angriff gab. Das macht der extrem robuste Stürmer gut, aber Hilfe kann er auf jeden Fall gebrauchen. Zumal Koo und Ji eine gute Saison spielen, aber die ganz große Effektivität vor dem Tor nicht ihre Stärke ist.
Nicht wirklich effektiv vor dem Tor ist der FC Augsburg vor allem vor der Pause. Gerade mal fünf Treffer hat man bis zum Pausenpfiff erzielt. Immerhin 16 folgen nach dem Seitenwechsel. Passt natürlich auch ganz gut dazu, dass man gern Spiele nach Rückstand noch dreht. Auf der anderen Seite ist mand dagegen ganz gut darin, Führungen über die Runden zu bringen. Bisher hat man noch keine Führung verspielt. Bei acht Spielen mit Führungen stehen sieben Siege und ein Unentschieden auf der Haben-Seite.
Leichte Offensivprobleme spiegeln sich auch darin wieder, dass Augsburg sich bisher die wenigsten Chancen aller Mannschaften der Bundesliga erarbeitete. In Sachen Großchancen (also Chancen, bei denen jemand zentral frei vor dem Torhüter auftaucht) ist nur Darmstadt schwächer.
Wobei diese Statistiken (wie auch die unterdurchschnittlichen Laufdaten) noch sehr von der Schuster-Zeit geprägt sind. Unter Baum hat man gerade aus dem zentralen Mittelfeld mit Akteuren wie Altintop oder Kohr oder Weitschussspezialist Daniel Baier und dank guten Passspielqualitäten durchaus verschiedene Optionen, um den Offensivspielern Power und Flexibiliät beim Erarbeiten von Chancen zur Seite zu stellen.
Gerade in der Mittelfeldzentrale bzw. gegen in den Strafraum ziehende Mittelfeldspieler wird RB Leipzig entsprechend gut zupacken müssen, wenn man in Augsburg etwas holen will. Aufstellungstechnisch dürfte sich dabei nicht viel verändern gegenüber dem Spiel gegen Köln. Wenn sich nicht noch jemand verletzt. Wobei die Frage steht, ob man wieder in einem 4-3-3 alias 4-1-2-2-1 aufläuft oder zum 4-2-2-2 zurückkehrt. Das 4-3-3 hatte auf den Außenpositionen die eine oder andere Lücke, die Köln mit zunehmender Spielzeit zu bespielen wusste. Mit Koo und Ji und der Unterstützung der jeweiligen Außenverteidiger hätte der FC Augsburg auch Waffen diese Lücken zu bespielen und auszunutzen.
Bei einem 4-2-2-2 stellt sich derweil weiter das Problem, dass man manche Spieler auf Positionen einsetzen müsste, auf denen sie nicht 100% optimal besetzt wären. Zumindest wenn man an Keita auf der Zehn und Sabitzer als zweiten Stürmer denkt. Keita ist aus der Tiefe heraus stärker. Und Sabitzer kann seine Fähigkeiten zwischen den Linien und seine Stärken gegen den Ball von der Zehn etwas besser einbringen. Dass Burke, Selke, Upamecano, Kaiser und Co plötzlich einen der Köln-Starter aus der Elf verdrängen, ist derweil unwahrscheinlich. Lediglich ein Auflaufen von Bernardo für Schmitz wäre denkbar. Wobei Schmitz die Sache rechts hinten in den letzten beiden Spielen recht gut gelöst hat und vor allem offensiv die bessere Option ist.
Mögliche Aufstellungen:
- FC Augsburg: Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw (Janker, Kacar), Hinteregger, Stafylidis – Baier (Moravek, Kacar), Kohr – Koo, Altintop, Ji – Bobadilla
- RB Leipzig: Gulacsi – Schmitz (Bernardo), Orban, Compper, Halstenberg – Demme, Ilsanker – Keita, Forsberg – Sabitzer, Werner
Fazit: Klar fährt RB Leipzig angesichts der Tabellensituation als Favorit zum FC Augsburg. Ein zurückhaltendes Team wie beim Hinspiel sollte allerdings niemand erwarten. Der FCA verfügt inzwischen durchaus über ordentliche Qualitäten, offensiven Druck aus allen Mannschaftsteilen aufzubauen. Wenn sie es dazu hinbekommen, defensiv kompakt zu agieren, sind sie ein äußerst unangenehmer Gegner. Wenn sie ähnliche Räume lassen wie gegen Leverkusen, kann es auch viel Spaß machen, gegen sie zu spielen.
[Wer das Spiel von RB Leipzig beim FC Augsburg nicht vor Ort verfolgen kann und am 03.03.2017, ab 20.30 Uhr trotzdem dabei sein will, nutze die üblichen Kanäle also Liveticker und Vereinsradio. Bilder gibt es live bei Sky.]
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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. FC Augsburg
- 30.09.2016: RB Leipzig vs. FC Augsburg 2:1 (Bundesliga)
- 02.08.2013: RB Leipzig vs. FC Augsburg 0:2 (DFB-Pokal, 1.Runde)
- 25.10.2011: RB Leipzig vs. FC Augsburg 0:1 (DFB-Pokal, 2.Runde)
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Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel von RB Leipzig beim FC Augsburg mit Ralph Hasenhüttl.
11.50
So. Diese Woche also wieder hier im Blog der Liveticker. Mein Urlaub ist vorbei. Es geht mit dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg weiter. Ist sicherlich nicht das Freitagsspiel, auf das die ganze Bundesliga seit Wochen hinfiebert. Nichtsdestotrotz ist es ein interessantes Auswärtsspiel bei einem gut besetzten Team, das unter Manuel Baum fußballerisch wieder zugelegt hat, aber im Abstiegskampf auch noch lange nicht komplett gesichert ist.
11.54
Sehr überschaubarer Medienauflauf hier heute vor der Partie des 23.Spieltags. Könnte also recht schnell gehen mit der Pressekonferenz. Vielleicht gibt es ja aber bei den verbliebenen Leuten ein erhöhtes Informationsinteresse.
12.01
Der Trainer macht sich auch erstmal über den geringen Besuch im Saal lustig..
Hasenhüttl zur Personalsituation: Burke wird nicht dabei sein. Muskel macht nicht mit. “Gehen kein Risiko ein. Spiel kommt zu früh.” Poulsen und Klostermann weiter langzeitverletzt. Ansonsten alle dabei. Schmitz Anfang der Woche mit Problemen. Geht aber wieder. “Bereiten uns auf ein sehr schweres Auswärtsspiel vor.”
12.04
Hasenhüttl zu Augsburg: “Kenne Manuel Baum sehr gut aus Unterhaching-Zeiten. Macht sich sehr viel Gedanken über die Art zu spielen. Habe bei ihm in Augsburg Automatismen entdeckt, für die er auch früher stand. Augsburg verfolgt klaren Plan. Können aber auch wie in Darmstadt defensiver agieren. Versuchen über mehr Fußball Identität zu schaffen. Habe Spiele gesehen, in denen es hin und her ging. Taktisch steht die Mannschaft anders da und ist für uns schwerer zu bespielen.”
Zur Plakatkontrolle in Augsburg: “Mache ich mir keinen Kopf drüber. Geht mir um 90 Minuten Bundesliga-Fußball. Die Heimvereine sind natürlich sensibilisiert, das ist auch gut so. Kontrollen an den Eingängen gehören dazu. Das ist normal.”
12.09
Personell: Möglich bzw. wahrscheinlich, dass es bei RB die Anfangsaufstellung von letzten Samstag wird. Welche taktische Aufstellung es wird, wird nicht verraten. Variabilität, die man hat, tue gut. Dadurch könne man sich besser auf Gegner einstellen.
Zu Timo Werner und der Nationalmannschaft und einer möglichen Einladung schon im März: “Man macht nichts falsch mit Timo Werner im Sturm.” Hat Speed und Torgefahr. “Würde es ihm gönnen. Hat es sich verdient. Wenn sein Stürmertyp gefragt ist, muss man auf Timo Werner zurückgreifen.”
Zu Selke: “Wenn man die Chance bekommt zu spielen, sollte man auf sich aufmerksam machen. Hat gegen Dortmund oder HSV nicht die besten Spiele gemacht. Hat er auch selber so gesehen. Konkurrenz ist da. Letztes Spiel mit anderer Taktik gespielt, von daher kein Platz für ihn.” Muss Chance nutzen, wenn er sie bekommt. “Lässt sich im Training nicht hängen. Man sieht an Khedira, dass es schnell geht. Wichtig ist weiterzuarbeiten. Dann hat man auch mal Glück reinzukommen und ein Topspiel zu machen.” Dann steige auch das Standing beim Trainer. Es spielen die besten Elf und da ist Selke momentan nicht dabei.
12.13
Hasenhüttl: 4-3-3, das gegen Köln zu Beginn gewählt wurde, in Ingolstadt schon immer gespielt. Vor allem gegen Spielaufbau mit drei Spielern sehr gut, wenn man höher anlaufen will. “Hat sich gegen Köln angeboten.” Immer gut, wenn man einen Plan B in der Tasche hat. Ob es auch in Augsburg ein 4-3-3 wird, ist noch unklar. Systemwechsel gegen Köln hatte nichts mit Poulsen-Ausfall zu tun. Doppelspitze könnten auch Werner und Sabitzer spielen.
In der Bundesliga jedes Spiel schwierig. In der Hinserie kamen nach dem Köln-Spiel acht Siege am Stück. Hasenhüttl erinnert daran, dass da auch einige enge und glückliche Spiele dabei waren.
“Augsburg ist stabiler geworden, deswegen ist es eine Herausforderung wie andere Auswärtssspiele auch.”
12.13
Hasenhüttl kann Götze gut nachvollziehen, weil er einst mal den Hantavirus hatte, der ihn länger außer Gefecht setzte. Schiebt man glücklicherweise schnell wieder beiseite, aber während der Erkrankung ist es schon schwierig.
12.15
Wie vermutet war das heute eine eher schnelle Geschichte. Wenig Gesprächsbedarf. Hasenhüttl will offenbar die Mannschaft nach dem Köln-Sieg nicht verändern. Nur noch unklar, ob man im 4-2-2-2 oder im 4-3-3 aufläuft. Der Trainer sieht auch die fußballerischen Fortschritte beim FC Augsburg und wird sich entsprechend sicher was ausdenken für das Spiel. Mal sehen, wie das dann auf dem Platz aussieht und ob er sich die richtigen Dinge ausdenkt. In diesem Sinne erstmal noch eine schöne Woche.