Testspiel: RB Leipzig vs. Dukla Prag 3:2

Wieder mal Testspiel am Cottaweg. Wieder mal gegen den tschechischen Erstligisten Dukla Prag. Eines dieser beliebten Testspiele, wenn sowieso die Hälfte der Mannschaft auf Länderspielreise ist. Zusätzlich zu den zehn Profis und sieben U19-Spielern (von den Spielern, die bei einem DFB-Sichtungslehrgang des U18-Jahrgangs in Sachsen sind, ganz zu schweigen) verzichtete Ralph Hasenhüttl auch noch freiwillig auf Bernardo, Halstenberg, Compper und Orban, weil er seine Stammviererkette keinem Verletzungsrisiko aussetzen wollte. Zudem fehlte Zsolt Kalmár aus irgendeinem Grund. Also falls er irgendjemandem fehlte. In den letzten Wochen ist der Ungar ja eher zu einem Phantom im RB-Team geworden.

Eine Aufstellung hat Ralph Hasenhütt trotzdem noch zusammenbekommen. Im Kader standen allerdings auch nur 16 Spieler. Was dann eben auch bedeutete, dass das sonst bei Testspielen übliche Durchwechseln zur Pause wegfiel. Lediglich die Profis, die bisher in der Bundesliga viel Einsatzzeit hatten, namentlich Demme und Kaiser wurden zur Pause ausgetauscht. Dazu durfte auch Terrence Boyd nach einer Dreiviertelstunde duschen. Genauso wie Fabio Coltorti, der sich die Spielzeit mit Marius Müller teilte.

Auf dem Platz tummelte sich also eine bunte Mischung aus (abgesehen von Demme und Kaiser) Profis mit wenig Bundesliga-Spielzeit, U23-Spielern und U19-Spielern. Was den Wert des Testspiels zumindest dahingehend einschränkte, dass es hinsichtlich der Abstimmung im Zusammenspiel eher wertlos war, weil man so nie wieder zusammenspielen wird. Andererseits konnten sich ein paar Nachwuchsspieler dem Chefcoach der Profis zeigen (und hatten das zuvor ja auch im Training schon getan) und bekamen Spieler ein bisschen Spielpraxis, die sonst überwiegend Bank und Training kennen.

Zu Beginn merkte man dem Team jedenfalls die Abstimmungsprobleme auf vielen Ebenen jedenfalls deutlich an. In der Gesamtformation, aber auch in einzelnen Mannschaftsteilen wie zum Beispiel der Innenverteidigung (mit dem 18jährigen Julian Chabot). Logische Folge dessen das frühe 0:1. Anschließend lernte man aber schnell und bekam das Spiel ganz gut unter Kontrolle ohne defensiv immer sicher zu sein (natürlich nicht).

Dominik Kaiser hatte das seltene Vergnügen den Ausgleich mit dem Kopf zu erzielen. In die Gasse einlaufen, Strauß anzeigen, wo man den Ball hinhaben will, den Ball genau dorthin kriegen und dann über den etwas übereifrig herauseilenden Keeper hinweg einköpfen. Hübsch gespielt. Und während Kaiser noch auf seine Stirn zeigte, mit der er den Treffer erzielte, formte sich beim Beobachter die Frage im Kopf, ob Patrick Strauß wohl demnächst mal einen Verein in zweiter oder dritter Liga finden wird, bei dem er den nächsten Schritt machen kann, wenn der bei RB Leipzig zu groß ist. Gegen Dukla Prag gab er den Rechtsverteidiger. Auch das etwas, was er durchaus kann, auch wenn er damit bei RB nicht an Bernardo und Schmitz vorbeikommen dürfte.

Rani Khedira machte später nach einer Eckenvariante noch das 2:1. Ball kurz und Richtung Mittelfeld zurückgespielt, um ihn dann wieder tief auf den einlaufenden Palacios zu spielen. Querpass auf Khedira und der hat das seltene Vergnügen, auch mal ein Tor zu erzielen. Inwieweit das für ihn Balsam auf die nicht spielende Fußballseele ist, wird er, der er in der zweiten Halbzeit die Kapitänsbinde tragen durfte, selber am besten wissen.

Apropos zweite Halbzeit. Die war im Gegensatz zu einer nach Problemen in der Anfangsviertelstunde recht geordneten ersten Halbzeit eher wild. Ein buntes Spielchen, bei dem man merkte, dass nun der Nachwuchs bei RB Leipzig deutlich in der Überzahl war und gegen ein Männerteam antrat. Sprich, RB Leipzig spielte einen eigentlich ganz hübschen und technisch versierten Ball. Und die Gäste nutzten die Einladung zum Fußballspielen und kombinierten phasenweise ganz ansehnlich in den entstehenden Lücken zurück.

Skurril wurde es nach 55 Minuten, als Gästekeeper Hrosso zum zweiten Mal eine Notbremse auspackte. In der ersten Halbzeit hatte er den durchgelaufenen Boyd umgerannt und dafür gelb gesehen. Was angesichts der Tatsache, dass das Foul außerhalb des Strafraums stattfand auch mit neuem Notbremsen-Regelwerk eine sehr humane Angelegenheit war (aber wer will schon ein Testspiel elf gegen zehn für eine Stunde, keins der beteiligten Teams). Nach 55 Minuten also die nächste Notbremse gegen Martinovic und die logische Konsequenz nach neuer Regel (Ball war zumindest halbwegs in der Nähe) wäre gelb gewesen.

Schiedsrichter Sather bedeutete dem etwas verdutzten Keeper allerdings eindringlich, dass er sich auswechseln lassen solle, weil er ihn sonst vom Platz stellen müsse. Das ist zwar vom Regelwerk nicht gedeckt, zeigte aber zumindest Fingerspitzengefühl hinsichtlich der Fortsetzung eines vernünftigen Testspiels mit ausgeglichenen Kräfteverhältnissen. Trotzdem witzig, dass ein Torwart, der zweimal hätte vom Platz fliegen können bzw. müssen, am Ende doch nur ausgewechselt wird. Passend zur Szene, dass Khedira mit dem fälligen Elfmeter am Ersatzkeeper scheiterte.

Die Führung erhöhte später dann Federico Palacios, einst als großes Talent für ordentliches Geld in der Winterpause 2013/2014 nach Leipzig geholt, inzwischen bei einem respektablen Regionalliga-Spieler eher deutlich auch unter seiner eigenen Erwartungshaltung angekommen. In einer Szene, in der er eine verheißungsvolle Situation gegen zwei Verteidiger schon fast zu verdribbeln schien, um sich dann doch noch eine Schussposition zu sichern und den Ball perfekt in den linken Winkel zu schlenzen. Sehr schöner Treffer. Aber auch einer, der in der Entwicklung die manchmal etwas unpassende Verspieltheit von Palacios zeigte.

Den Rest der Spielzeit bestimmten dann die Gäste, die aus einer Vielzahl an Chancen aber nur noch einen Treffer machten. Daran war auch ein Marius Müller nicht ganz unschuldig. Der hielt einen gar nicht mal so schwach geschossenen Elfmeter und zeigte sich auch sonst auf der Linie und im Herauslaufen sehr sicher.

Insgesamt sollte man über das Spiel nicht allzu viele Worte verlieren. Es war ein unterhaltsamer, aber auch wenig aussagekräftiger Kick, bei dem man sehen konnte, dass RB Leipzig ein paar Talente hat, die Fußball spielen können. Diawusie, Grauschopf und der frisch mit einem Profivertrag ausgestattete Beiersdorf sind da sicherlich von den eingesetzten Spielern die vielversprechendsten Spieler. Ein Reddemann ist mit seinen 20 Jahren für einen Innenverteidiger auch noch in einem sehr jugendlichen Alter und trägt dafür in der U23 schon ordentlich Verantwortung.

Nach zwei 1:1-Testspielen gegen Traditionstestgegner Dukla Prag vor einem reichlichen Jahr und vor fast genau fünf Jahren diesmal also ein 3:2-Sieg. Mit dem Profi- und Nachwuchsanschlusskader eines Bundesligisten. Gut anzuschauen und wie immer ganz angenehm am Cottaweg, wenn man von herbstlicher Kühle und Nässe absieht. Man kann einen Abend sicherlich schlechter verbringen, aber enorm viel wird von dem Spiel auch nicht hängenbleiben.

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Tore: 0:1 Manzia (8.), 1:1 Kaiser (14.), 2:1 Khedira (27.), 3:1 Palacios (71.), 3:2 Vopat (77.)

Aufstellung 1.Hälfte: Coltorti – Strauß, Reddemann, Chabot, Schmitz – Khedira, Demme – Kaiser, Diawusie – Palacios, Boyd

Aufstellung 2.Hälfte: Müller – Strauß, Reddemann, Grauschopf, Schmitz – Khedira, Siebeck – Beiersdorf, Diawusie – Palacios, Martinovic

Zuschauer: 512 (am Cottaweg)

Links: RBL-Bericht

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Bisherige Testspiele 2016/2017

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Testspieltorschützen 2016/2017

Selke – 7; Werner – 5; Poulsen – 3; Compper, Keita, Bruno, Boyd, Kaiser – je 2; Beiersdorf, Klostermann, Dadashov, Sabitzer, Nukan, Halstenberg, Khedira, Palacios – je 1; Eigentore – 2

Testspieleinsatzzeiten

  • Schmitz – 497 Minuten
  • Kaiser – 431 Minuten
  • Keita – 421 Minuten
  • Orban – 421 Minuten
  • Khedira – 410 Minuten
  • Poulsen – 376 Minuten
  • Werner – 362 Minuten
  • Nukan – 358 Minuten
  • Demme – 353 Minuten
  • Boyd – 334 Minuten
  • Halstenberg – 317 Minuten
  • Müller – 315 Minuten
  • Gipson – 313 Minuten
  • Bruno – 306 Minuten
  • Kalmár – 304 Minuten
  • Ilsanker – 270 Minuten
  • Gulacsi – 270 Minuten
  • Reddemann – 270 Minuten
  • Forsberg – 263 Minuten
  • Compper – 256 Minuten
  • Sabitzer – 251 Minuten
  • Coltorti – 225 Minuten
  • Diawusie – 194 Minuten
  • Janelt – 180 Minuten
  • Beiersdorf – 180 Minuten
  • Klostermann – 135 Minuten
  • Selke – 135 Minuten
  • Jung – 135 Minuten
  • Fechner – 135 Minuten
  • Grauschopf – 133 Minuten
  • Strauß – 90 Minuten
  • Palacios – 90 Minuten
  • Dadashov – 45 Minuten
  • Chabot – 45 Minuten
  • Siebeck – 45 Minuten
  • Martinovic – 45 Minuten

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Federico Palacios. Foto: GEPA Pictures - Kerstin Kummer.
Foto: GEPA Pictures – Kerstin Kummer.

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