Testspiel: RB Leipzig vs. Udinese Calcio 2:2

Das 19.Testspiel von RB Leipzig in der Saison 2014/2015 brachte mit Udinese Calcio einen italienischen Erstligisten in die Red Bull Arena. Und mit Antonio di Natale gab es einen echten Star obendrauf. Der nach seiner Einwechslung spät in der Partie seine Klasse andeutete, aber auch zeigte, dass er um seinen Status als Star weiß.

Mit Udinese Calcio war auch ein Team zu Besuch, das so etwas wie der Bruder im Geiste von RB Leipzig ist. Denn der Besitzer des Clubs Gianpaolo Pozzo ist gleichzeitig Besitzer eines englischen Zweitligisten und eines spanischen Erstligisten (FC Watford und FC Granada). Ein Geflecht, das schon mal dazu genutzt wird, Spieler von A nach B oder C zu verleihen oder abzugeben.

Wobei die Kaderpolitik der Italiener sowieso eher ungewöhnlich ist. Denn aktuell hat man mehr als 30 Spieler, die zu anderen Vereinen verliehen wurden. Da wartet im Sommer, wenn fast alle dieser Spieler formal erst mal wieder zurück kommen, viel Arbeit auf die sportliche Leitung..

Angetreten waren die Italiener in Leipzig im Großen und Ganzen mit ihrer A-Elf. Wobei die ganz große Lust auf phänomenale Fußballtaten nicht wirklich zu verspüren war. Lediglich 20 Minuten lang nach der Halbzeit spielte man einige Angriffe konsequent und mit Tempo aus, nahm die Flügelspieler mit und brachte die RB-Verteidigung so mehrmals in Verlegenheit.

Am auffälligsten über 90 Minuten gesehen (nicht nur wegen seiner 77 auf dem Rücken) der Franzose Cyril Théréau, der als Stürmer nicht nur das 1:0 erzielte, sondern auch sonst viele gute Aktionen hatte. Wenn man mal davon absieht, dass er bei einer Großchance in der zweiten Halbzeit aus fünf Metern Benjamin Bellot anschoss, statt einen Treffer zu erzielen.

Auf Seiten von RB Leipzig fehlten sieben Spieler wegen Einsätzen mit verschiedensten Nationalmannschaften. Da weitere sechs Spieler verletzt oder krank ausfielen (Daniel Frahn und Sebastian Heidinger mussten kurzfristig passen und auch Hierländer fehlte letztlich auf dem Spielberichtsbogen), blieben aus dem Profikader nur noch 10 Feldspieler für das Testspiel übrig. Mit Ernst, Hoheneder, Strauß oder Reyna auch einige, die nicht gerade zu den engen Stammspielern gehören.

Aufgefüllt wurde die Mannschaft mit fünf U19-Spielern, von denen Joshua Endres über 90 Minuten im Sturm kicken durfte. Was zumindest dahingehend nicht verwunderte, dass bis auf Reyna und dem kranken Frahn alle Profistürmer auf Länderspielreisen weilen. Endres zeigte sich (wie alle Nachwuchsakteure) sehr engagiert und couragiert, auch wenn insgesamt in Sachen Laufwege, Robustheit und Dynamik (natürlich) noch einiges fehlt.

Gespielt wurde bei RB Leipzig durchgehend im 4-4-2 mit Doppelsechs. Offensichtlich weiterhin das System, dass das präferierte ist. Wobei angesichts der dünnen Kaderdecke auch einige Positionsbesetzungen versucht wurden, die man in Pflichtspielen wohl nicht noch mal erleben wird. So zum Beispiel einen Marvin Compper, der nach der Pause 25 Minuten lang auf der Sechs agierte.

Insgesamt verblieb es ein Spiel mit vielen Experimenten auf Seiten von RB Leipzig. Bedenkt man dies, dann hat man die Sache alles in allem sehr ordentlich gelöst. Auch wenn gerade in den Offensivversuchen bei vielerlei Räumen im Passspiel oft die falsche Entscheidung getroffen wurde und man sich entsprechend immer wieder an der Defensive der Italiener festlief. Mit etwas klareren Offensivstrukturen wäre da noch deutlich mehr an Chancen möglich gewesen als man sowieso schon das ganze Spiel über hatte.

Sieht man mal vom Engagement ab, dann verbleibt aber auch ein Test, der aus Perspektive von RB Leipzig wenig aussagekräftig war. Dazu investierte Udinese einfach zu wenig in dieses Spiel. Die individuelle Klasse, die größere Geschwindigkeit und die besseren technischen Fähigkeiten blitzten immer wieder auf, wurden aber nicht mit letzter Konsequenz eingesetzt. So richtig ernst schien der italienische Erstligist nie zu machen.

Weshalb es auch schwierig ist zu beurteilen, inwiefern das 4-4-2 gut funtionierte. Offensiv brauchte man eine ganze Weile ehe man die Defensive der Italiener vor Probleme stellen konnte. Und defensiv ließ man immer wieder mal Lücken, wo die Kompaktheit nicht ausreichend schien.

Auffällig auch, das manchmal riesige Loch zwischen RB-Abwehrspielern und Rest bei eigenen Angriffen. Während die Mittelfeldspieler und Stürmer am und im gegnerischen Strafraum agierten, standen die Abwehrspieler abwartend noch hinter der Mittellinie in der eigenen Hälfte. Was dann dazu führte, dass die Offensivkräfte der Gäste in diesem Riesenloch zwischen den Mannschaftsteilen die abgewehrten Bälle sichern und für potenziell gefährliche Offensivaktionen verarbeiten konnten.

In Führung gegangen waren die Gäste schon früh durch den schon erwähnten Cyril Théréau. Das 1:1 kurz vor der Pause dann hochverdient durch Dominik Kaiser, der nach einer Kombination eine Vorlage von Reyna nur noch über die Linie drücken musste. Vorher war Joshua Endres schon mit einem Schlenzer knapp gescheitert. Und auch in einigen anderen Situationen ging es vor dem Udinese-Kasten verheißungsvoll zu.

Nach der Pause machten die Italiener dann eine Zeitlang offensiv viel Betrieb und gingen durch Rodrigo Aguirre wiederum verdient in Führung. Wobei Benjamin Bellot bei dem nicht extrem scharfen Schuss ins lange Eck aus eher spitzem Winkel nicht sonderlich glücklich auszusehen schien. Kurz darauf bediente der eingewechselte, überhaupt erst im Winter aus Jena zur RB-U19 gekommene Timo Mauer den im Strafraum lauernden John-Patrick Strauß (spielt aktuell auch U19, gehört aber zum Profikader), der wie Kaiser den Ball über die Linie drückte.

Der eingewechselte Anthony Barylla hätte die Partie durch einen spektakulären Volleyknaller von der Strafraumkante, der auf die Latte tropfte, die Partie sogar noch entscheiden können. Simone Pontisso hatte zuvor bei einem Lattenknaller aus ähnlicher Position auch Pech. Nicht nur wegen dieser Ausgeglichenheit der Ereignisse ging das 2:2 insgesamt völlig in Ordnung.

Man kann sich natürlich trefflich über die Wertigkeit eines solchen Testspiels in der Länderspielpause, bei dem mehr als die halbe RB-Mannschaft aus unterschiedlichen Gründen fehlt, streiten. Gerade für die jungen Spieler war es aber sicherlich ein großartiges Erlebnis vor 7.000 Zuschauern einen italienischen Erstligisten zu bespielen und auch Motivation, ihre Entwicklung weiter voranzutreiben.

Ein Sören Reddemann ist sicherlich nicht mehr extrem weit vom Profiteam weg, zu dem John-Patrick Strauß per Vertrag berechtigterweise gehört. Bei Joshua Endres, Firat Suczuz, Timo Mauer und Anthony Barylla ist der Schritt in den Profibereich bei aller sichtbarer individueller Klasse aber noch ein vergleichsweise großer.

Fazit: Ein unterhaltsames Testspiel vor guter Kulisse, das vor allem zeigte, dass RB Leipzig über sehr talentierte Nachwuchsspieler verfügt, die keinen großen Respekt zeigen, wenn sie mal eben gegen einen italienischen Erstligisten spielen dürfen. Ansonsten war der Erkenntnisgewinn eher überschaubar, da der Gegner bei allen individuellen Fähigkeiten bei weitem nicht mit der Ernsthaftigkeit und Kompaktheit eines deutschen Zweitliga-Pflichtspielkontrahenten auftrat.

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Tore: 0:1 Théréau (7.), 1:1 Kaiser (38.), 1:2 Aguirre (63.), 2:2 Strauß (65.)

Aufstellung 1.Halbzeit: Bellot – Teigl, Hoheneder, Compper (70. Rodnei), Jung (46. Suczuz) – Demme, Kaiser (64. Mauer), Ernst (46. Reddemann), Strauß – Reyna (81. Barylla), Endres

Aufstellung am Ende: Bellot – Teigl, Hohender, Rodnei, Suczuz – Barylla, Demme, Reddemann, Strauß – Mauer, Endres

Aufstellung Udinese: Perisan (82. Radikon) – Danilo (82. Zossi), Bubnjic, G. Silva, Heurtaux (52. Coppolaro) – Guilherme (73. Jádson), Allan (56. Aguirre), Pinzi (73. Pontisso) – Zapata (77. Bonilla), Théréau, Geijo (64. Di Natale)

Nicht dabei: Boyd, Franke, Sebastian, Khedira, Hierländer, Frahn, Heidinger (alle verletzt oder krank), Rebic, Damari, Forsberg, Poulsen, Kalmár, Kimmich, Klostermann (alle Nationalmannschaftsreisen), Coltorti (Heimaturlaub), Dähne (Bank)

Zuschauer:  7.196 (in der Leipziger Red Bull Arena)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Bericht

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