Spiel 1 unter Neucoach Achim Beierlorzer. Eine Premiere, die am Ende ergebnistechnisch komplett in die Hose ging. Denn ein 0:1 gegen den FSV Frankfurt, der angetreten ohne die wichtigste Offensivkraft Vincenzo Grifo offensiv meist harmlos auftrat, entspricht sicherlich nicht den Hoffnungen beim Neutrainer und bei den Verantwortlichen, von Spielern und Fans mal ganz zu schweigen.
Achim Beierlorzer hatte nicht sehr viele, aber durchaus bemerkenswerte Änderungen am Team vorgenommen. Neu in die Startelf rückten der zuletzt gelbgesperrte Marvin Compper und Georg Teigl in der Abwehrkette. Womit die gewohnte Abwehrviererketten-Stammformation wieder hergestellt wurde (die weitestgehend ohne Probleme agierte). Im Mittelfeld durfte Zsolt Kalmár zum zweiten Mal diese Saison von Beginn an ran und spielte erstmals durch. Und im Sturm setzte Beierlorzer auf Ante Rebic, der wie Kalmár zum zweiten Mal in der Startelf stand und sich deswegen vor dem Spiel via Facebook noch freudig erregt und kampfeslustig gezeigt hatte (auf dem Platz blieb er meist unauffällig).
Spannender aber fast schon, wer es alles nicht in den Kader geschafft hatte, denn mit Hoheneder, Heidinger, Frahn und auch Kaiser saß ein ganz zentrales Quartett aus dem Drittligajahr nur auf der Tribüne. Was bei Frahn und Hoheneder angesichts der direkten Konkurrenz nicht so sehr überraschen mochte, überraschte bei Heidinger (dem Klostermann für die Bank vorgezogen wurde) und Kaiser (bei dem körperliche Gründe geltend gemacht wurden) dann umso mehr. Alles in allem geht es als Indiz durch, dass Beierlorzer mit dem klaren Auftrag in seine Amtszeit geht, vor allem auf die Neuzugänge dieser Saison zu setzen.
Angetreten war RB Leipzig im gewohnten und gewollten 4-3-3-System, in dem die drei Stürmer ziemlich permanent ihre Plätze wechselten und sich auch immer wieder mindestens einer tief ins Mittelfeld fallen ließ, um als Anspielstation zu dienen. Ein gewolltes oder ungewolltes Konzept, das nicht immer aufging, weil beispielsweise ein Poulsen nicht unbedingt der perfekte Pass- und Kombinationsspieler ist und im Mittelfeld eher seine Schwächen auffallen, als dass seine Stärken zum Tragen kommen.
Die erste Halbzeit war insgesamt eher eine Demonstration dessen, woran RB Leipzig gerade arbeiten muss. Denn über 45 Minuten kam man aus dem Spiel heraus zu keinen klaren Toraktionen. Ein Forsberg-Schuss von der Strafraumkante, der Gäste-Keeper Klandt zum Fliegen einlud, war schon das gefährlichste, was die erste Hälfte zu bieten hatte. Ansonsten gab es viel Bemühen um den Spielaufbau, aber insgesamt viel zu wenig Bewegung und Überraschung, um Anspielstationen zu schaffen, sodass der ballführende Spieler meist an der Aufgabe scheitern musste, einen Mitspieler zu finden. Teilweise wurde die Aufgabe auch dadurch erschwert, dass zwischen ballführender Innenverteidigung bzw. Sechser und den nächsten anspielbaren Spielern eine Lücke von 30 Metern klaffte, sodass es fast nicht möglich war, diese durch die Frankfurter Spieler hindurch anzuspielen.
Auch deswegen ging es in der ersten Halbzeit des öfteren über den langen Ball. Was bei drei Stürmern und entsprechend günstigen Zweikampfsituationen mit der gegnerischen Verteidigung und einem hoch stehenden, gegenpressingbereiten Mittelfeld durchaus ein probates Mittel sein kann. Wenn denn die langen Bälle wenigstens genau gespielt werden. Doch da fehlte es über 90 Minuten doch in einigen Situationen.
Abgesehen davon tat sich RB Leipzig auch schwer, mit ihren drei Stürmern in Situationen zu kommen, in denen sie in die Tiefe starten konnten, sodass es meist zäh blieb. Was auch daran lag, dass der FSV Frankfurt mit seinem 4-1-4-1 und seiner flexiblen Vierermittelfeldkette die Räume und vor allem auch Passwege klug zustellte und so ein ums andere Mal Ideen zur Spielöffnung frühzeitig zerstörte. Offensivgefahr entstand vor dem Tor von Coltorti dabei allerdings kaum. Bittroff, Roshi und Balitsch mit Torannäherungen, die man auch nur mit viel Willen als Chancen bezeichnen konnte.
So richtig gefährlich wurde es in Hälfte 1 eigentlich nur bei einem Standard von RB Leipzig. Denn nach einem Jung-Freistoß nach einer knappen halben Stunde verlängert Ante Rebic den Ball wunderschön per Kopf ins lange Eck. Stadionregie so: Tormusik ab. Spieler so: Party on. Schiedsrichter so: Nö, lass mal, es gibt Freistoß für den FSV. Eher zurecht, denn Marvin Compper hatte Manuel Konrad am Trikot nach unten gezogen und somit am Eingreifen gehindert. Blöd gelaufen, aber wenn man die erste Halbzeit insgesamt nimmt, dann ging es auch völlig in Ordnung, dass man mit einem 0:0 in die Kabine ging, weil es den beidseitigen Offensivbemühungen entsprach.
Beide Teams kamen dann unverändert aus der Kabine und doch änderte sich das Spielgeschehen komplett, weil RB Leipzig nun vollständig die Initiative übernahm und der FSV Frankfurt immer weiter in die eigene Hälfte zurückrutschte und das 4-1-4-1 nicht mehr sonderlich flexibel, sondern immer mehr als pures Strafraumsicherungssystem interpretierte.
Insbesondere in den 20 Minuten direkt nach der Pause machte RB Leipzig sehr viel richtig, spielte den Ball flach durch die eigenen Reihen, bewegte sich und rotierte viel, spielte immer wieder (Chip)-Bälle in den Strafraum und gewann durchs (Gegen-)Pressing Bälle schon sehr früh in des Gegners Hälfte. Sofort brannte es in einigen Situationen lichterloh vor dem FSV-Tor. Poulsen, Forsberg und Compper scheiterten, dazu einige im Ansatz sehr hübsche und zielführende Aktionen. Es sah gut aus, was man auf den Platz brachte und es zeigte auch, wie man einen tief verteidigenden, defensiv denkenden Gegner durcheinander bringen kann.
Es schien für ein paar Minuten nur noch eine Frage der Zeit, bis das fällige 1:0 für RB Leipzig auch auf der Anzeigetafel erscheint. Und wie es dann eben mal so ist, wenn man sowieso schon an einem Umbruch knabbern muss und die Selbstsicherheit nicht extrem groß zu sein scheint, passiert dann auch mal ein Bock. Ausgerechnet Keeper Fabio Coltorti, in den letzten zweieinhalb Jahren, wenn er gesund war, eigentlich der Inbegriff von Zuverlässigkeit, schob am eigenen Strafraum unbedrängt dem fünf Meter entfernten Odise Roshi den Ball in den Fuß anstatt ihn wegzuschlagen, was sich der 23jährige Albaner natürlich nicht entgehen ließ und den Ball zur Führung ins Tor beförderte.
Gäste-Coach Möhlmann sollte später in der Pressekonferenz dazu sagen, dass man “ohne Torchance sogar noch ein Tor erzielt” hat. Damit hatte er Recht, denn zusammen mit einem ansatzweisen Versuch von Engels, der allerdings vor dem Schuss noch gestört wurde, hat man die gesamte Offensivleistung des FSV in Hälfte 2 schon beschrieben.
Das 0:1 mitten in die gute Phase hinein war ordentlich bitter für RB Leipzig, entfaltete aber erst mittelfristig seine Wirkung. Denn zuerst einmal war man um eine direkte Antwort bemüht. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Joshua Kimmich nach 60 Minuten eine von Compper und vor allem Kalmár perfekt herausgespielte und damit prototypisch für die 20 Minuten nach der Pause stehende Chance versenkt hätte. Doch Joshua Kimmich demonstrierte freistehend 10 Meter vor dem Tor, warum noch kein RB-Mittelfeldspieler in dieser Saison aus dem Spiel heraus ein Tor geschossen hat. Und Patric Klandt im FSV-Tor demonstriert, warum ihn viele für einen der besten Zweitligakeeper auf der Linie halten.
Mit zunehmender Spielzeit wurde es dann immer schwerer für RB Leipzig, weil das Spiel nun wieder etwas ungenauer und die Formation wilder wurde. Auch die drohende Niederlage schien bleiern in den Gliedern zu hängen. ‘Wir können doch nicht schon wieder verlieren’, ist kein guter Begleiter beim Drehen eines Rückstands. Und so verrannen die Minuten mit immer häufiger werdenden, ungenauen Bällen in die Strafraumtiefen und immer weniger Torgefahr. Tim Sebastian mit einem Fernschuss und Yordy Reyna mit einem Kopfball aus fünf Metern, bei dem er den Ball nicht richtig trifft. So richtig viel Offensivgefahr wollte trotz allem Offensivgeist und zum Schluss vier Stürmern auf dem Feld nicht mehr entstehen, sodass der FSV Frankfurt das 1:0 mit einer soliden Defensivleistung über die Zeit schaukelte.
Fazit: Es war ein extrem unglückliches Debüt für Achim Beierlorzer auf der Trainerbank und eine sehr unglückliche Niederlage für seine Mannschaft. Denn ohne Fabio Coltorti im RB-Tor in 90 Minuten auch nur einmal ernsthaft geprüft zu haben, fuhr der FSV Frankfurt nach einer 90minütigen, soliden Defensivleistung und einem zum Schluss mit allen Mitteln verteidigten Strafraum mit drei Punkten nach Hause. Die RasenBallsportler müssen sich vorwerfen lassen, aus ihren Offensivmöglichkeiten (mal wieder) zu wenig gemacht, die erste Halbzeit verschenkt und sich vom Rückstand beeindrucken lassen zu haben. Trotzdem haben 20 Minuten nach der Pause angedeutet, was für Potenzial in den RB-Offensivkräften auch im spielerischen Bereich steckt, wenn es ihnen denn mal gelingt, Fußball zu spielen. Das sollte man in dieser Situation, in der es ja nach der Winterpause weiterhin darum geht, den nächsten Schritt in der Entwicklung zu machen und auch ein offensiv durchschlagskräftiges Team zu werden, festhalten und darauf aufbauen.
Randbemerkung 1: Vor dem Spiel das allgemeine Dankeschön an den alten Coach Alexander Zorniger mit tausenden, hochgehaltenen “Danke Alex”-Zetteln und einem entsprechenden Banner im Fanblock (“Danke Alex für die geile Zeit”). War das mindeste, was man als Schlusspunkt unter zweieinhalb Jahre mit dem erfolgreichen Coach setzen konnte.
Randbemerkung 2: In Spiel 1 nach Zorniger klang das Publikum noch ein wenig nach angezogener Handbremse. Eigentlich vergleichsweise untypisch für die Atmosphäre bei RB-Spielen die teilweise mit vernehmbaren Pfiffen (wobei die nach dem Schluss auch dem Schiedsrichter gegolten haben dürften) unterlegte Unruhe im Stadion. Es wäre eine eher unangenehme Entwicklung, wenn der Verein mit dem Trainerwechsel dazu beigetragen hätte, sich eine Erfolgserwartungshaltung bei den Fans zu züchten, die bei ausbleibendem Erfolg zum pfeifenden Abwenden noch während der Partie führt (wenn also quasi die vereinsoffizielle Abkehr vom Demut-Thema von den Zuschauern verinnerlicht wird). Letztlich ging auf den Rängen Richtung Schluss noch viel weniger ein Ruck durch die Reihen als auf dem Rasen. Gerade als es die Mannschaft am dringensten gebraucht hätte. Mal abwarten, wie sich die Dinge in den nächsten Wochen entwickeln.
Randbemerkung 3: Kein einziges Tor in vier Spielen gegen Aalen und Frankfurt. Kein Tor in 180 Minuten nach der Winterpause. Die Zahlen drücken ganz gut aus, wo weiterhin der Schuh drückt.
Randbemerkung 4: Reichlich 80% angekommene Pässe liegen deutlich über dem Saisonschnitt. Insgesamt 176 Sprints aller 14 eingesetzten Spieler sind unterdurchschnittlich. Man könnte das dahingehend interpretieren, dass man darin schon ein wenig die Handschrift Beierlorzers sieht, Dinge auch vermehrt spielerisch und nicht nur über Schnelligkeit und Physis zu lösen. Die 20 Minuten nach der Pause wären ein Indiz für diese These. Andererseits sind eine hohe Passgenauigkeit und nicht ganz so viele Sprints auch Merkmale eines Spiels gegen eine tief stehende Mannschaft. Denn bei einem solchen Spiel sind dann auch viele Pässe dabei, die man ohne Gegenwehr durch das Mittelfeld spielt (wie man gegen den FSV insbesondere in Hälfte 2 sehen konnte) und die fehlenden Räume in die Tiefe verhindern das Gesprinte. Mal sehen, wie sich die Daten und das Geschehen auf dem Platz über ein paar Wochen entwickeln.
Randbemerkung 5: Irgendwie scheint sich das Poulsen-Verhalten in Bezug auf Schiedsrichterentscheidungen auf die Mannschaft übertragen zu haben. Gegen Frankfurt waren auch Kimmich, Khedira und andere mit allerlei Lamentieren auffällig. Betrachtet man es von außen, dann bekam man gegen den FSV gerade in der ersten Halbzeit den Eindruck, als täte man sich mit dieser Diskutiererei selbst keinen Gefallen. Oder anders gesagt: Selbst wenn man unzufrieden mit Schiedsrichterpfiffen ist, wäre es sehr viel sinniger, einfach konzentriert weiterzuspielen, als sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen. Der Fokus auf den Schiedsrichter nimmt auch viel vom Fokus auf das eigene Spiel. War gegen Frankfurt völlig unnötig, sich auf diese Diskussionen einzulassen. Vielleicht aber auch Folge dessen, dass man nach dem Trainerwechsel besonders viel zeigen wollte, ohne dass die Strukturen in der Mannschaft schon gefestigt wären.
Randbemerkung 6: Apropos Mannschaftsstrukturen. Mit Heidinger, Frahn, Hoheneder und Kaiser fehlten gleich vier Spieler gänzlich im Kader, die unter Zorniger im Teamgefüge ziemlich wichtige Spieler waren. Wobei Hoheneder ja bereits in Aue fehlte und Frahns Demission nicht überraschen konnte, angesichts der Tatsache, dass seine Sturmkontrahenten allesamt fit waren. Überraschend vor allem das Fehlen Kaisers, das offiziell mit körperlichen Defiziten begründet wurde. Dass es nicht mal für 20 Minuten am Schluss gereicht haben soll, erscheint aber schon eher fragwürdig. Sei es drum, man könnte zumindest die Hypothese aufstellen, dass sich die Mannschaft auch in Bezug auf Hierarchien und Strukturen erst mal neu finden und die Nichtberücksichtigung einer für die interne Hierarchie nicht unwichtigen Achse erst mal kompensieren muss. Da hilft unter einem neuen Trainer wohl auch nur ein bisschen Zeit.
Randbemerkung 7: Letztlich hat man der Mannschaft angemerkt, dass der Trainerwechsel unter der Woche für die meisten kein Schritt der Befreiung von einem Trainer, dem man nicht mehr folgen wollte, war (zumindest Frahn und Kaiser äußerten ja auch öffentlich, dass sie vom Zorniger-Abgang überrascht waren). Das ist nicht sonderlich überraschend, führt dann aber mit den Umbauten im Team dazu, dass man zwar auf dem grünen Rasen schon sieht, was sich der neue Coach sportlich vorstellt, aber auch zu sehen ist, dass die Mannschaft abseits dessen erst wieder zu einer Einheit und Struktur zusammenwachsen muss, die auch unter neuen Gegebenheiten und mit einer veränderten Kernmannschaft funktioniert.
Randbemerkung 8: Tino Vogel bleibt weiterhin der einzige Trainer bei RB Leipzig, der bei seiner Liga-Heimpremiere gewinnen konnte. 4:0 hieß es 2009 am zweiten Spieltag gegen den FSV Zwickau nach einem 1:1 bei Carl Zeiss Jena II zum Auftakt. Ein Jahr später startet Tomas Oral mit einem depremierenden 1:1 gegen Türkiyemsport Berlin in die Saison. Peter Pacult verlor daheim ein Jahr darauf gegen den HSV II am zweiten Spieltag mit 1:2. Und auch Alexander Zorniger musste sich 2012 mit einem 1:1 gegen Union Berlin zum Start in eine niederlagenlose Saison begnügen. Insofern hat Beierlorzers Auftakt in Leipzig schon eine gewisse Tradtion und sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, wie es in den kommenden Wochen weitergeht. (Der einzige Trainer mit einem Sieg bei seinem Pflichtspieldebüt bleibt derweil Peter Pacult mit seinem 3:2 gegen den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal 2011.)
Lichtblicke:
- Zsolt Kalmár: Kriegt einen Fleiß-Lichtblick. War unheimlich engagiert und forderte immer wieder den Ball, um etwas für die Offensive zu kreieren. Ging im zweiten Teil der ersten Hälfte etwas unter, war dann in der zweiten Hälfte wieder da. Es gelang im Passspiel und im Dribbling bei weitem nicht alles, aber Kalmár forderte den Ball und übernahm Verantwortung. 12,2 km Laufstrecke und damit der Topwert bei RB Leipzig zeugen auch davon, dass sich der Ungar enorm willig zeigte. Er braucht sicherlich weiter noch Spielpraxis, um zu lernen, wann man welche Entscheidung trifft. Und er muss mit seinen durchaus torgefährlichen Qualitäten näher ans gegnerische Tor ran und Torgefahr entwickeln als teilweise in der ersten Halbzeit.
- Georg Teigl: Ging viele gute Wege auf der rechten Seite und bekam sogar auch manchmal den Ball in die Sprintwege gespielt. Mit 33 Sprints mit Abstand die meisten aller Feldspieler, mit denen er auch seinem Gegenspieler Mario Engels einige Male den Schneid abkaufte. Insgesamt eine zumindest solide Vorstellung des Außenverteidigers.
- Tim Sebastian: Gegen Frankfurt lief er als Kapitän aufs Feld und hatte gegen die tiefstehenden Gäste viele Aufgaben im Spielaufbau zu übernehmen. Auch weil Rani Khedira nur selten zwischen die Innenverteidiger abklappte. 113 Ballkontakte, 100 Pässe und 90% Passquote bei lediglich acht Zweikämpfen zeigen, was Sebastians Hauptaufgabe in diesem Spiel war. Hatte bei einem Fernschuss, der knapp am Tor vorbeistrich sicherlich Pech. Insgesamt einer der besseren Spieler im Team.
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Tore: 0:1 Roshi (58.)
Aufstellung RB Leipzig: Coltorti – Teigl, Sebastian, Compper, Jung – Kimmich (82. Hierländer), Khedira (69. Reyna), Kalmár – Rebic (59. Damari), Poulsen, Forsberg; nicht eingewechselt: Bellot, Klostermann, Rodnei, Demme; nicht im Kader: Franke, Boyd, Ernst (alle verletzt oder nach Verletzung noch nicht so weit), Dähne, Strauß, Hoheneder, Heidinger, Kaiser, Frahn
Aufstellung FSV Frankfurt: Klandt – Huber, Balitsch, Oumari, Bittroff – Konrad – Roshi (67. Golley), Kauko, Kruska, Engels (90. Ballas) – Aoudia (86. Kapllani)
Schiedsrichter: Norbert Grudzinski (Was seine Bewertung von Foulspielen angeht, lag Grudzinski zumeist richtig, auch wenn dies im Stadion viele anders sahen und auch wenn er beileibe kein Heimschiedsrichter war. Das mögliche 1:0 für RB Leipzig durch Rebic nicht zu geben, war ok, weil Compper Konrad am Trikot nach unten zieht. Am umstrittensten wohl noch eine Situation Mitte der zweiten Halbzeit, als Khedira an der Strafraumkante bei einem Zuspiel von Kimmich von Bittroff gelegt wird und ohne Foul hätte frei aufs Tor ziehen können. In der dritten Zeitlupe gut zu sehen, dass Bittroff Khedira nur am Knöchel trifft. In Spielgeschwindigkeit hätte man auch denken können, dass Bittroff zuerst den Ball spielt und mit Khedira, der deswegen anschließend verletzt runter muss, dabei eher unglücklich zusammenstößt. Erschwerend noch, dass Poulsen dem Schiedsrichter in der Situation ein bisschen die direkte Sicht versperrt und der Linienrichter von der falschen Seite drauf guckt, um es gut zu sehen. Unsouverän wirkte der Spielleiter aber vor allem beim Umgang mit permanent mit ihm diskutierenden Spielern beider Mannschaften, was die sowieso schon vorhandene Unruhe im Spiel und im Stadion noch deutlich verstärkte. Da hätte er in Halbzeit 1 frühzeitiger deutlich machen müssen, wo die Grenzen liegen. Grudzinski schien sich dann sogar insofern von der Unruhe anstecken lassen, dass er gegen einen Frankfurter eine gelbe Karte zog, die nur der Beruhigung aufgebrachter Gastgeber auf dem Feld und auf den Rängen zu dienen schien (Gelb für Teigl kurz vor Schluss war ähnlich undurchsichtig). Letztlich blieb der Gesamteindruck des Unparteiischen deswegen durchwachsen, auch wenn er im Kernbereich seines Jobs, dem Benutzen der Pfeife, nur wenig falsch machte.)
Gelbe Karten: Compper (6. gelbe Karte), Teigl (3.) – Konrad, Kauko, Engels
Zuschauer: 18.237 (davon 70 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], FSV-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Liveticker
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- Torschüsse: 12 : 6
- gewonnene Zweikämpfe: 46,1% : 53,9%
- Ballbesitz: 62,7% : 37,3%
- Passquote: 80,5% : 61,6%
- Laufstrecke: 119,3 : 110,9 km
- Sprints: 176 : 155
- Fouls: 19 : 7
- Ecken: 12 : 2
- Abseits: 1 : 1
- Meiste Torschüsse: Forsberg, Jung, Khedira, Poulsen: je 2 – Roshi: 3
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Compper: 64,7% – Bittroff: 78,6%
- Meiste Ballkontakte: Sebastian, Compper: je 113 – Bittroff: 53
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Sebastian: 90,0% – Balitsch: 78,6%
- Größte Laufstrecke: Kalmár: 12,2 km – Engels: 11,1 km
- Meiste Sprints: Teigl: 33 – Engels: 25
Statistiken von bundesliga.de, bild.de
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Saisontorschützen: Poulsen – 8; Frahn – 3; Teigl, Kaiser, Boyd – je 2; Thomalla, Morys, Hoheneder, Holthaus (VfL Bochum/ Eigentor), Verhoek (St. Pauli/ Eigentor) – je 1 Treffer
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Moin!
mag sein, ich seh das aus nicht ganz objektiver Sicht, aber ich fand den Schiri in so einigen Situationen nicht so gut. Fouls wurden unterschiedlich bewertet sowohl was die gelbwürdigkeit anging als auch was das diskutieren anging.
nicht davon zu reden, dass der ball min. 2x schon im aus war und trotzdem weitergespielt wird. (der assistent keine 2m daneben!).
was das lamentieren angeht, muss ich jedoch feststellen, dass es besonders schlimm bei den frankfurtern war. scheint eine neue mode zu sein, mit 6 mann auf den schiri solange einzureden bis er sich vlt. doch umentscheidet. das konnte man bei so ziemlich jeder entscheidung des schiris sehen. dauernd waren min. 3 frankfurter zum diskutieren da. egal ob ecke, freistoß, einwurf etc.
auch eine neue unart ist es, sich laut aua schreiend fallen zu lassen, um den schiri dadurch zu beeinflussen. da gabs min. 2-3 situationen im spiel wo es nicht mal nen foul war .. aber es gabs einfach nur weil man laut schreiend hinfällt. auch hier sind die frankfurter wieder führend gewesen. erinnerte mich teilweise ein wenig an letztes jahr darmstadt und das ständige hinfallen lassen um auf teufel komm raus nur standards zu produzieren. würde man sowohl beim lamentieren als auch beim übertriebenen fallen lassen schneller gelb ziehen regelt sich das vlt. von allein.
was das tor angeht darf man bei allem diskutieren ob das jetzt foul war oder nicht durchaus festhalten, dass der gefoulte nicht mal hätte das tor verhindern können wenn er gewollt hätte. zu weit links..zu weit weg.
(Nicht nur) zu Randbemerkung 6: Ich frage mich wozu man im Deluxe-Trainingslager in Dubai war. Ist mir hinsichtlich der Neuordnung des Mannschaftsgefüges und auch hinsichtlich des Trainers völlig unklar.
@Matthias: Es macht für die Frage Foulspiel oder nicht keinen Unterschied, ob das Foul in Ballnähe passiert oder nicht. Wenn der Ball im Spiel ist, wird jedes Foulspiel mit Freistoß (oder entsprechend Elfmeter bestraft). Wenn Coltorti im eigenen Sechzehner einen gegnerischen Spieler foulen würde, obwohl der Ball auf der anderen Spielfeldseite ist, gäbe es Elfmeter.
Im konkreten Compper-Fall hätte Konrad aber sogar noch zum Ball gelangen können. Sieht man gut daran, dass Compper, der ja mit Konrad auf Augenhöhe startet, auch noch in die Flugbahn des Balls sprintet und ihn locker hätte mit dem Kopf berühren können.
Ich sehe mehr Licht als Schatten, im Vergleich zum Aue Spiel.
Rebic kam mir persönlich sehr lustlos vor, wirkte wie ein Fremdkörper.
Das Fabio auch mal ein Bock schießt, geschenkt, passt zur aktuellen Situation.
Das der Schiedsrichter nicht souverän in seinem Auftreten war, wen wundert es?
Ein Tor was nicht zählt, dies oben drauf.
Ein Sonntag, wo nur viel Natur hilft. Oder ein Zoobesuch, mit einer Jahreskarte auch 16.00 Uhr ein Erlebnis. Besonders das Hefeweizen zum Pflaumenkuchen.
Das ist kein Frust, überhaupt nicht…
Für mich war das gestern ein extrem unbefriedigender Spieltag. Der Rauswurf Zornigers lag bleischwer in der Luft. Dem neuen Trainer kann man das wahrlich nicht ankreiden und es war sichtbar, dass er einiges anpacken wollte. Dennoch denke ich, dass man die Defizite, die es in den letzten 8-10 Spielen sichtbar gab, auch mit dem bisherigen Trainer hätte lösen können müssen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Zorniger blind war oder so stur, dass er sich nicht hätte dahingehend beraten lassen. Ich hadere einfach mit dieser Entscheidung, weil für mich (und möglicherweise ein paar andere) das “Gesicht” des Vereins seit 2.5 Jahren mit der Person Zorniger an Gestalt, Menschlichkeit und Glaubwürdigkeit gewonnen hatte. Trotz aller sichtbaren Schwächen im ersten Jahr in Liga 2 war ich der Meinung und hatte erwartet, dass wir noch einige Jahre gemeinsam mit diesem Trainer die Identität des Vereins aufbauen. Stattdessen wurde jedes spielerische Defizit dieser noch jungen Mannschaft an den Trainer geheftet und damit eine Rausschmiss mehr oder minder begründet. Das wird noch eine Weile an mir nagen…
Zurück zum Spiel:
Was mir gestern fehlte war das frühe Stören und Team-Pressing. Mir schien das ganze mehr zergliedert in Einzelspieler-Aktionen. Sicherlich kann man so Fußballspiele gewinnen, aber die spezifische Handschrift von RB, die auch in der PK beschworen worden war und in den Jugendmannschaften gespielt wird, konnte ich gestern nicht erkennen.
Abschließend ein Highlight: Zsolt Kalmar scheint mir auf dem richtigen Weg – er war präsent und viel sichtbar, wenn auch erstaunlich häufig weit im defensiven Mittelfeld. Nach vorne gelangen viele durchgesteckte Bälle nicht so wie gewünscht, aber das kann noch werden. Wenn er mit Kaiser, Demme oder Kimmich ein Duo bilden kann, das dem 3-er Sturm die Bälle zuarbeite, sollte die Chancenarmut allmählich abgebaut werden können.
Die angeblichen Bälle im Aus habe ich nicht gesehen. Ich denke Matthias spielt auf 2 Szenen in der 1. HZ an, bei dem der FSV einen langen Ball an der Seitenauslinie entlang nach vorne spielt. Ich saß in Block 24 und hatte eine perfekte Sicht – bei dem Pass bzw. der eigenen Vorlage des Frankfurters hatte der Ball die Linie nicht im vollen Umfang überschritten. Also richtige Entscheidung des Linienrichters.
Desweiteren finde ich es albern den Schiedsrichter und den gegnerischen Torwart jedes Mal als Sündenbock hinzustellen und auszupfeifen. (Danke T9! Wäre ich doch fast reingetappt: ” Wir pfeiffen auf RB” – Darmstadt lässt grüßen.)
Es bleibt interessant, wie sich die Mannschaft in den nächsten Spielen präsentieren wird. Die Zuschauerentwicklung befürchte ich, wird für den Rest der Saison bei ca. 18.000 stagnieren( außer gegen Wolfsburg und Union).
Danke an Rotebrauseblogger für Deine fachlichen und sachlichen Einschätzungen!
Weiter so…
Also Leute ich weis nicht was für ein Spiel Ihr gesehn habt?Aber die Statistik lügt nicht.
Khedira 38% seiner Zweikämpfe gewonnen, Passgenauigkeit brauchen wir nicht drüber reden , er spielt nur Alibi Pässe, für den Spielaufbau tut er gar nichts, und seine Kopfballstärke sehe ich auch nicht.Der würde nicht mal Regionalliga spielen wenn er nicht Khedira heißen würde.
Zu Kalmar 34% Zweikämpfe gewonnen, die 2 Liga ist keine Operettenliga wie in Ungarn.Passgenauigkeit 50%.
Mit diesem Mittelfeld und System gewinnen Wir kein Spiel, und ich habe es schon mal geschrieben Ohne Demme ( der Macht die Drecksarbeit und kann auch Den Tödlichen Pass geben) geht es nicht.
Auch wenn der Khedira heißt
Um es mal mit Uwe Seeler auszudrücken: Ich mache mir Sorgen um RB Leipzig.
Es gibt momentan so viele Dinge, die einem zu denken geben. Da wäre das Spielsystem, das gestern nicht mal phasenweise so wirkte, als hätten es die Jungs verinnerlicht. 4-3-3 war die Vorgabe, auf dem Platz war es aber eher ein 2-1-7 oder 4-1-5. Zu uninspiriert, zu wenig Bewegung, zu wenig Ballsicherheit und vor allem zu wenig Selbstsicherheit. Wenn man mal im Strafraumnähe kam, stimmten die Laufwege bzw. die letzten Pässe nicht. Da fragt man sich schon, was im Trainingslager überhaupt trainiert wurde.
Natürlich halte ich der Mannschaft diesen absurden Trainerwechsel zu Gute. Dadurch hat der eine oder andere vielleicht wirklich ein wenig mehr gegrübelt. Nicht unterschätzen möchte ich auch die psychologische Komponente. Didi und RR machen durch die Entscheidung mächtig Druck auf die Spieler, der auch kontraproduktiv sein kann.
Ich halte es außerdem für bedenklich, das Korsett des Aufstiegs (Frahn, Kaiser, Hoheneder und Heidinger) abzusägen. Wenn es für Beierlorzer dumm läuft, hat er bald mehrere Grüppchen und keine Mannschaft mehr, insbesondere im Fall des Misserfolgs.
A propos. Die Mannschaft braucht dringend Erfolgserlebnisse, sei es nur mal wieder ein Tor. Nicht auszudenken, wenn die nächsten Spiele auch noch verloren gehen und man sich plötzlich mental eher in Richtung Klassenerhalt umstellen muss – Borussia Dortmund lässt grüßen.
@ Sephive: kann ich soweit unterschreiben. Nur bei den Zuschauerzahlen bin ich optimistischer, spätestens wenn es wärmer wird bzw wenn der erste 3er eingefahren wurde rechne ich schon mit mehr.
@meyer: Zweikampf-Werte als anrennende Mannschaft sind schwer über 50% zu halten, dass gestern war wie ein Handballspiel, so wie Frankfurt stand. Nur dass Fußkoordination nicht mit Handkoordination zu vergleichen ist und es darum schwerer ist, ein Tor gegen ein solches Abwehrbollwerk zu erzielen ;)
Demut und Zeit, auch (und eigentlich insbesondere!) beim neuen Trainer Baierlorzer – nicht die schlechteste Idee. Zumindest wenigstens für die Eingewöhnung an mögliche neue Stammspieler und deren miteinander auf dem Platz, die Eingewöhnung der Spieler an die neue Trainingsbedingungen und naturlich ähnlich wie der Trainer, der die Grenzen seiner Mitspieler sowie deren Schwächen und Stärken kennen lernen muss.
@rotebrauseblogger: Messerscharf wie immer. Auch wenn ich nicht erklären kann, warum sich deine Einschätzungen fast immer zu gefühlt 90% mit meinen zu decken scheinen. Irgendwann mach ich mal den Tests aufs Exempel und schick dir meine Matchanalyse, bevor du deine veröffentlichst, dann kannst du mir vlt sagen, ob diese Kongruenz nur meine subjektive Sicht ist :D
@Rotebrauseblogger: es ist schon richtig was du sagst zur bewertung der situation … wenn … man davon ausgehen könnte, dass immer gleich gepfiffen wird. wird aber nicht! so werden kleinere fouls (auch ziehen) bei angreifern gerne als foul abgepfiffen (für die verteidigende mannschaft) aber andersrum wenn der stürmer gefoult wird auf die gleiche art ist es eine fairer zweikampf. dazu kommt, dass ich mich frage ob das tor gegeben worden wäre, wäre nicht ganz frankfurt auf den schiri eingestürmt. genau wie bei so vielen anderen entscheidungen.
und genau diese kombi ist, was mir halt extrem mißfällt. aber so grundsätzlich bei vielen spielen und nicht nur bei RB.
zum ball im seitenaus: doch min. der eine war ganz sicher 10cm im aus. hat man selbst aus ungünstiger kameraperspektive genau gesehen. kam auch in zeitlupe und da war es noch viel eindeutiger.
Würde meine Hand nicht ins Feuer legen, aber von den live-Bildern am Sonntag lässt sich in keiner von mir gesehenen Kameraperspektive eindeutig sagen, ob der Ball im Aus war. Er muss auch vollumfänglich draußen sein, oder? Dh meineserachtens, dass es nicht reicht, den “Scheitelpunkt” zu beobachten.