Die Transferliste seit gestern geschlossen, der Winter bricht langsam herein, es gibt fast keinen besseren Zeitpunkt für den Start in die verbleibenden 15 Spiele, die man vereinfacht Rückrunde nennen kann, auch wenn diese genaugenommen ja schon vor Weihnachten mit dem Spiel in Aalen losging. Für RB Leipzig ist die Situation in diesem Jahr ähnlich der vor 12 Monaten in der dritten Liga. Nachdem man zu Beginn der Saison noch eher vorsichtig von einem Ankommen in der neuen Liga gesprochen hatte, liegt der Fokus inzwischen schon recht deutlich (wenn auch lange nicht so deutlich wie vor einem Jahr) auf dem Aufstieg.
Mitverantwortlich dafür neben einer zumindest akzeptablen Ausgangssituation in der Tabelle vor allem die Neuzugänge für die RB Leipzig den Gerüchten nach wohl irgendwas um die 9 Millionen Euro ausgegeben hat. Eine Summe, die natürlich im Vergleich zur Ligakonkurrenz (alle zusammen irgendwas über 2 Millionen Transferausgaben diesen Winter) jenseits von Gut und Böse ist. Zumal man nur für zwei (Damari, Forsberg) der vier (zudem Reyna, Rodnei) Neuzugänge Ablöse bezahlte.
Mit drei Neuzugängen und zwei Abgängen (Palacios Martinez, Morys) baute man die Sturmpositionen fast komplett um, sodass man in diesem Mannschaftsteil nun nominell zumindest in der Breite die beste Besetzung der ganzen Liga hat. Wenn ein Daniel Frahn wahrscheinlich nur Stürmer Nummer 6 ist, wenn alle fit sind, dann sagt das schon alles über die Qualität im Team aus.
Mit dem vermeintlichen Ausmerzen der vermeintlich einzig großen Schwachstelle der Hinrunde, der Offensive und hier vor allem der Verarbeitung von Bällen mit dem ersten Kontakt und auch mal der physischen Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler, wird RB Leipzig natürlich endgültig zu einem der Aufstiegsfavoriten. Das ist bei der Investitionssumme auch gar nicht anders vermittelbar und erhöht auch deutlich den Druck auf Team und Trainerstab.
Wobei man die Rolle des Aufstiegsfavoriten natürlich auch relativieren kann. Denn auch wenn die Neuzugänge insbesondere im Sturm eine sehr hohe sportliche Qualität mitbringen, bleibt der Fakt, dass drei von vier Neuzugängen die Vorbereitung praktisch komplett verpasst haben und mit Forsberg auch nur einer die komplette Trainingslagerzeit mitgemacht hat. Sprich, noch ist das RB-Team bis auf Forsberg noch identisch mit jenem aus der Hinrunde und alle anderen Spieler müssen erst mal gesund (Damari) oder integriert werden (Rodnei, Reyna).
Das heißt, dass RB Leipzig mittelfristig auf jeden Fall eine deutliche Steigerung der Qualität erfahren muss, sich aber kurzfristig die Frage stellt, welchen Beitrag zur Auffrischung das frische Spielerblut tatsächlich leisten kann. Das kann auch durchaus erstmal nicht allzuviel sein, was bedeuten würde, dass zuerst einmal die alteingesessenen Spieler einen weiteren Leistungssprung hinlegen müssten, um als Mannschaft einen Qualitätssprung hinzukriegen.
Nimmt man die Transferbilanz von RB Leipzig insgesamt, dann zeichnet sich ein durchwachsenes Bild. Sportlich gehört das Quartett sicherlich von Qualität und Talent her zur Zweitligaspitze. Wäre alles glatt gelaufen, hätte man zumindest den Sturm auch schon vor dem Trainingslager in Katar zusammengehabt. Dass Damari gleich zu Beginn in Katar verletzt ausfiel, war Pech. Dass der bereits verpflichtete Quaschner kurz vor Trainingslagerende auf FIFA-Empfehlung wieder entpflichtet wird, war dagegen nur teilweise Pech, sondern auch selbstverschuldet.
Durch den Quaschner-Fehler kam man schon das erste Mal in die Verlegenheit, sich in der Not des schließenden Transferfensters noch schnell einen Offensivspieler holen zu müssen. Den Ralf Rangnick dann in dem von ihm von Salzburg nach Grödig verliehenen peruanischen Nationalspieler Yordy Reyna (der witzigerweise als Stürmertyp seinem Vorgänger Quaschner nicht sonderlich ähnelt) fand. Eher eine Notlösung auch die Verpflichtung von Rodnei für die Innenverteidigung, für die man lange nach einem Neuzugang fahndete, dann aber doch nur kurz vor knapp intern einen bereits 29jährigen Spieler aus Salzburg holte, der dort seit mehr als zehn Monaten wegen Verletzungen kein Pflichtspiel mehr bestritten hatte.
So richtig kreativ war die Wintertransferperiode nicht. Zwei Spieler, die in Spielen gegen Red Bull Salzburg glänzen konnten für sehr viel Geld aus Verträgen rausgekauft (Damari, Forsberg). Dazu zwei Spieler, denen man einen ‘internen’ Wechsel schmackhaft machen konnte (was vor allem bei Rodnei und dessen auslaufendem Vertrag nicht so schwer gewesen sein dürfte), geholt. So ganz nach dem Finden von Perlen durch intensives Scouting klingt das nicht.
Zumal man ein bisschen geneigt ist an Teemu Pukki zu denken, den Rangnick 2011 zu Schalke 04 holte, weil der in zwei Europa-League-Qualispielen drei Tore gegen das Rangnick-Team geschossen hatte. In zwei Spielzeiten danach kam Pukki dann über die Rolle als Ergänzungsspieler bei Schalke 04 nicht hinaus. Zwar stand er immerhin in reichlich der Hälfte der Bundesligaspiele auf dem Platz, bekam in diesen Spielen aber im Schnitt auch nur knapp 30 Minuten Einsatzzeit.
Letztlich ist Kreativität aber auch kein geeignetes Beurteilungskriterium für den Sinn und Unsinn von Transfers. Und in jedem der vier Wechsel steckt eine nachvollziehbare Idee für die Kaderplanung und sportlicher Mehrwert ist auch zu erwarten. Bei allen kleineren Fehlern, die mindestens drei der vier Transfers vielleicht haben, das Gesamtpaket stimmt, wenn die entscheidenden Kriterien die Verbesserung der Teamqualität und das Ausmerzen von Kaderproblemen, sprich die deutliche Erhöhung der sportlichen Erfolgschancen sind.
Mit den Neuzugängen möchte man bei RB Leipzig den Umstieg auf ein 4-3-3 schaffen, das man in der Hinrunde der vergangenen Drittligasaison bereits überwiegend spielte. Auch wenn es also noch gar nicht so lange her ist, dass man in diesem System agierte, bleiben hier (verbunden damit, dass Reyna und Damari in der Vorbereitung nicht dabei waren) noch einige Anpassungsprozesse zu erledigen. Klar ist aktuell, dass Forsberg und Poulsen gesetzt sind, aber nur bei Forsberg ist klar, wo er spielt (links außen). Poulsen wurde zuletzt mehrmals als Mittelstürmer getestet, weil Damari verletzt war, sodass dann seine rechte Außenbahn vakant wurde (von Reyna und Rebic besetzt).
Es ist also aktuell, nicht zuletzt wegen der Verletztensituation (Damari, Rebic), noch relativ offen, wie der Dreiersturm besetzt sein wird. Und es wird sich auch erst noch zeigen, wie die Anbindung des Sturms ans Mittelfeld im Spiel mit dem Ball, aber auch ohne den Ball in Pflichtspielen funktioniert und ob die Balance zwischen Offensive und Defensive passt. Das 4-3-3 bedeutet auch, dass die offensiven Außenspieler wohl verstärkt Defensivaufgaben erhalten. Was nicht für jeden (Reyna, Rebic) per se im Spielergen verankert sein dürfte.
Man sieht allerdings auch bereits den Vorteil des 4-3-3, ein System das im Spiel mit dem Ball durch die je nach Spielsituation mit einrückenden Außenstürmer immer wieder Anspielstationen in Strafraumnähe schafft und das Spiel weiter nach vorn verlagert. So sollen auch die Probleme von RB Leipzig aus der Hinrunde im Spiel mit dem Ball behoben werden. Anspielstationen im vorderen Spielfelddrittel könnten jedenfalls dazu führen, dass man nicht mehr so oft wie in den ersten 19 Ligaspielen auf den langen Ball zurückgreift. Zumal die Sturmneuverpflichtungen auch nicht unbedingt dazu auserkoren sind, um lange, hohe Bälle zu kämpfen.
In der Vergangenheit kam es RB Leipzig und der Gegenpressingphilosophie jedenfalls sehr entgegen, wenn man denn in der Lage war, den Ball erst mal geordnet tief in des Gegners Hälfte zu bekommen und dort dann bei eventuellen Ballverlusten überhaupt erst die Möglichkeit zu bekommen, ihn sich schnell wiederzuholen. Weswegen Verbesserungen im Spiel mit dem Ball auch Vereinfachungen in der RB-Kerndisziplin, also im Spiel gegen den Ball bedeuten würden. Denn von dieser Kernphilosophie des hohen Ballgewinns und des schnellen Spielens in die Tiefe aus diesem Ballgewinn wird man nicht abrücken. Die darauf abgestimmten Neuverpflichtungen Damari, Reyna, Forsberg unterstreichen dies.
Nimmt man das 4-3-3 als gesetzt, dann dürften mindestens sechs Plätze vergeben sein. Fabio Coltorti kann sich nur selbst aus dem Tor schießen. Anthony Jung hat noch den Hinrundenbonus. Dominik Kaiser und Joshua Kimmich haben im Mittelfeld die höchste Qualität, sollten sich aber nicht darauf ausruhen. Und im Angriff sind Emil Forsberg und Yussuf Poulsen nicht nur abseits des Platzes schnell miteinander warm geworden, sondern auch auf dem Platz die Hoffnung auf eine bessere offensive Zukunft. Quasi, das neue nordeuropäische Traumduo.
Bleiben noch fünf Plätze. Rechts hinten sollte sich Georg Teigl im Normalfall gegen den anklopfenden Sebastian Heidinger durchsetzen. Im zentralen Mittelfeld dürfte Khedira schon wegen der Körpergröße und seiner Einsetzbarkeit bei Standards einen Vorteil gegenüber Demme haben. Außer man spielt gegen kleine Teams wie gegen Aue am Freitag. Baustelle ist der dritte Sturmposten. Omer Damari wäre wohl als Mittelstürmer gesetzt, wenn er sich nicht verletzt hätte. Hat er aber, sodass man erst mal zaubern muss und der dritte Sturmplatz vorerst auch im Wochenrhythmus neu besetzt werden könnte, bis Damari endgültig fit ist (was nicht so lange dauern soll).
Bliebe noch die Innenverteidigung, die durch die Neuverpflichtung von Rodnei ganz schön durcheinandergewirbelt werden könnte. Compper, der in Aue gelbgesperrt fehlt, sollte dabei ganz gute Karten haben, sich dauerhaft durchzusetzen. Und dann wird es ein offenes Rennen, in dem Tim Sebastian durch seine sehr gute Hinrunde ganz gute Karten und Niklas Hoheneder durch seine Nachwirkungen hinsichtlich der Armkoordination von seinem Sturz auf den Kopf früh in der Hinrunde offenbar eher schlechte Karten hat. Lukas Klostermann, der auch außen verteidigen könnte, dürfte kartentechnisch irgendwo dazwischenstehen. Und Rodnei hat zumindest mal einen Neuzugangsbonus, muss sich seinen Platz im Team aber auch erst erkämpfen.
Möchte man prognostizieren, wie in der Rückrunde bei ausbleibenden Verletzungen ungefähr die meisteingesetzte Elf aussieht, dann würde man vermutlich darauf kommen: Coltorti – Teigl, Sebastian (Rodnei), Compper, Jung – Kimmich, Khedira, Kaiser – Poulsen, Damari, Forsberg. Was zwei (Forsberg, Damari für Frahn, Demme) bis (mit Rodnei) drei Veränderungen in der Stammelf gegenüber der Hinrunde bedeuten würde. Das ist nicht so viel, als dass es von der Integration her nicht zu bewerkstelligen wäre. Zusammen mit dem Umbau des Systems bleibt es aber trotzdem eine Herausforderung.
RB Leipzig versucht also, in vielerlei Hinsicht von Kader und System erneuert, in der Rückrunde noch einmal die ersten drei Tabellenplätze anzugreifen. Ein Unterfangen, das angesichts der Konkurrenz durchaus ambitioniert zu nennen ist. Ingolstadt ist bei 11 Punkten Vorsprung für RB Leipzig im Normalfall nicht mehr erreichbar, zumal sie sich mit Pledl und Christiansen noch mal schlau und in der Breite verstärkt haben.
Nimmt man Ingolstadt als gesetzt (was sie natürlich nach einer Hinrunde über ihrem Niveau auch nicht zu 100% sind), dann gibt es dahinter ein enormes Hauen und Stechen um die Plätze 2 und 3. Für die vor allem Braunschweig, Kaiserslautern, Düsseldorf, Karlsruhe aber auch mit deutlichen Abstrichen Darmstadt die Konkurrenten sein dürften, während man Nürnberg von hinten kommend absolut noch nicht abschreiben darf. Die aktuellen Plätze 2 bis 8 dürften also die finalen Plätze 2 und 3 unter sich ausmachen.
Die besten Chancen hat dabei sicherlich Braunschweig, die schon am Ende der Hinrunde sehr konstant auftraten und sich wie Ingolstadt noch mal punktuell und schlau (und vor allem ohne Unruhe ins Team zu bringen) verstärkten (Omladovic, Berggreen). Auch Kaiserslautern, Karlsruhe und Darmstadt haben in der Theorie sehr kluge Transfers getätigt, die das Team entwickeln, ohne an den Grundfesten zu rütteln. Kapitän Lakic abzugeben und Zoller zu holen, birgt zwar für Kaiserslautern auch Gefahren, könnte sich aber auch schnell auszahlen, wenn Zoller zurück in seine letztjährige Kaiserslautern-Form findet.
Nicht ganz so überzeugend die Wintertransfers in Düsseldorf und Nürnberg. Düsseldorf vertraut komplett dem Kader der Hinrunde und hat dafür natürlich auch gute sportliche Gründe. In Nürnberg hat man sich vor ein paar Wochen auf Abgangs- und Zugangsseite aber sicher mehr an Umbau vorgestellt als man letztlich vollzog. Mit dem ziemlich schlauen Neucoach René Weiler sitzt das Faustpfand für eine sehr gute Rückrunde aber auch auf der Bank.
Im Aufstiegskampf sicherlich auch nicht irrelevant wie ruhig es rund um die Vereine bleibt. In Nürnberg und Kaiserslautern war es in der Hinrunde schon teilweise recht unruhig. Bei ersteren nicht verwunderlich, bei zweiteren angesichts eines starken spielerischen Auftretens und einer enorm jungen Mannschaft eher erstaunlich. Düsseldorf ist auch nicht gerade das allergeduldigste Fußballpflaster und ein weiteres Abrutschen in der Tabelle oder ein Verharren auf Platz 6 würde wohl eher als Misserfolg interpretiert werden. Wohingegen vor allem in Darmstadt, aber auch in Braunschweig oder in Karlsruhe die Hinrunde für so viel Ruhe im Umfeld gesorgt haben dürften, dass man in der Rückrunde ohne Störungen arbeiten kann, wenn denn nicht ganz außergewöhnlich negative Dinge passieren.
Bei RB Leipzig ging es in den letzten zweieinhalb Jahren seit dem Antritt von Alexander Zorniger eigentlich immer nur nach oben. Trotzdem spürt man im Umfeld aktuell keine Euphorie, sondern im besten Fall Realismus. Auch wenn die Stimmung noch nie kippte, ist durchaus zu spüren, dass eine schlechte Rückrunde (und angesichts der Investitionen und der damit ausgesprochenen Versprechung wird wohl alles, was nicht zu einer Verbesserung des Tabellenplatzes führt, als schlecht wahrgenommen) nicht nur medialerseits, sondern auch von Seiten der Fans zu Unruhe oder Missmut führen könnte. Weswegen wohl für einen gute Rückrunde auch ein guter Start wichtig sein könnte.
Das muss gar nicht unbedingt heißen, dass man in Aue gewinnen muss, aber man sollte in den ersten drei, vier Spielen nach der Winterpause insgesamt durchaus eine Entwicklung auf dem Rasen und damit korrespondierend ein Dranbleiben in der Tabelle erkennen können. Bis Ende März, wenn das erste pflichtspiellose Wochenende ansteht, wird man dann schon sehen, in welche Richtung die Saison stimmungstechnisch geht. Aber Unruhe im Verein und um den Verein herum könnte für RB Leipzig durchaus auch zu einem negativen Faktor im Aufstiegskampf werden.
Bis Ende März auch schon gespielt ist das Achtelfinale im DFB-Pokal, das Anfang März ausgetragen wird. Gegen den VfL Wolfsburg wartet eine enorm schwere, reizvolle, aber (Stichwort Pokal) auch nicht unlösbare Aufgabe, auch wenn die Wolfsburger individuell und mannschaftlich natürlich in anderen Welten schweben, wie man in der Bundesliga gut sehen kann. Aber im DFB-Pokal trifft man sich im selben Kosmos und auf dem Weg nach Berlin, auf dem sich jeder Pokalteilnehmer per se befindet, muss man eben im Fall der Fälle auch Wolfsburg schlagen. Vielleicht schwingt sich ja Daniel Frahn noch mal zu höchsten Höhen auf wie beim 3:2 im Pokal gegen Wolfsburg im Sommer 2011.
In den letzten Wochen wurde rund um RB Leipzig zudem die Frage diskutiert, ob denn ein Aufstieg in die zweite Liga nicht zu früh käme und mit dieser Frage versucht, eine Dissonanz zwischen Sportdirektor Rangnick und Trainer Zorniger zu begründen. Eine Dissonanz, die es zumindest sportlich nicht gibt, denn beide würden den Durchmarsch als sportliches Ereignis sicherlich gern mitnehmen und haben dafür kadertechnisch auch erstmal alles getan.
Allerdings ist der Zungenschlag bei Alexander Zorniger noch mal ein anderer, weil er einen Blick über den rein sportlichen Modus des Teams hinaus hat und auch die Entwicklungen des gesamten Vereins plus Umfeld sieht. Weswegen er in der Vergangenheit auch immer wieder zu Recht davor warnte, dass man nicht den Spaß verlieren dürfe, man mehr Demut brauche und man nicht vergessen dürfe, dass der Weg das Ziel bleibt.
Vor allem letzteres ist nicht unwichtig für die Vereinsentwicklung, da die permanente Fokussierung auf die im Hintergrund mitschwebenden Langzeitziele von Bundesligaspitze und Europa aktuell nur den Spaß an kleinen Verbesseungen im Team und bei der täglichen Arbeit und an jedem einzelnen Spieltag verstellen würde. Wenn man alles nur daraufhin befragt, ob man schnell ganz oben landet, bleibt der Blick auf das aktuelle Spieltagsdetail relativ schnell auf der Strecke und auf Fehler und Misserfolge wird vom Umfeld mit Unwillen und reflexhaft mit der Forderung nach personellem Austausch reagiert.
“Dann kann es sein, das Dinge nicht stabil werden.”, ließ Zorniger zuletzt im MDR in Bezug auf das Denken, immer nur schnell nach oben zu wollen, noch mal wissen. Dass er damit gehört und allgemein verstanden wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Wobei man damit auch die Früchte erntet, die Red Bull mit seinem ‘think big, think europäisch’ und der Verein mit zwei Aufstiegen in Folge und dem dritten auf der Agenda gesät haben. Drei Regionalligajahre mit einem in dieser Zeit zu Geduld und Demut erzogenen und gewachsenen, treuen Umfeld sind halt auch schon wieder lange her und bei manch einem auch vergessen.
Fazit: RB Leipzig muss angesichts der in der Winterpause locker gemachten finanziellen Mittel naturgemäß als Aufstiegsfavorit in die Rückrunde gehen. Wobei die Fallstricke schon ausgelegt sind. Neuzugänge, die die Vorbereitung nicht mitbestreiten konnten und teilweise eher aus der Not heraus geboren wurden. Ein neues System, das schon gute Ansätze zeigt, aber noch lange nicht als eingespielt und wie eine zweite Haut passend gelten darf. Und dazu ein Vereinsumfeld, in dem Unruhe ausbrechen könnte, wenn sich die RasenBallsportler weiter von Platz 2 und 3 entfernen.
Es wird nicht ganz einfach, die ausgelegten Fallstricke zu umgehen. Auch weil die Konkurrenten von RB Leipzig nach den Wintertransfers noch mal ganz besonders motiviert zeigen werden wollen, dass Herz Kommerz schlägt. Oder was auch immer in der Rückrunde an ideologischem Kauderwelsch aufgefahren wird. Inhaltlich mag da viel Quatsch drinstecken, aber psychologisch könnte es sein, dass viele Teams in den Spielen gegen RB Leipzig noch viel stärker an die Rolle des moralisch besseren Underdogs glauben als bisher schon. Das wäre dann so eine Art Darmstadtisierung der zweiten Liga.
Was ja möglicherweise wie schon in der Vergangenheit die Chance bietet, dass die RasenBallsportler noch mal in besonderem Maße zusammenhalten und zu einem Kollektiv verwachsen. Schon bisher bestand darin eine zentrale Stärke unter Zorniger. Aber auch dies muss sich angesichts von vier Neuzugängen, die alle gern in die Stammelf wollen, wieder mal neu beweisen.
Insgesamt sprechen also nicht alle Indizien dafür, dass RB Leipzig die Favoritenrolle, die sie nun zwangsläufig zugeschoben bekommen, auch auf Dauer wird ausfüllen können. Vielleicht liegt im Brechen der Schwierigkeiten und Herausforderungen ja letztlich neben Verbesserungen im Spiel mit dem Ball und im Kreieren und Verwerten von Torchancen der (psychologische) Schlüssel, um am Ende erfolgreich zu sein. Was auch immer das Wörtchen ‘erfolgreich’ am Ende für die Vereinsführung und jeden Einzelnen im Umfeld bedeutet in Bezug auf das Auftreten des Teams und die Ergebnisse in DFB-Pokal und Meisterschaft.
Du hast 90% der Punkte aufgegriffen, die ich morgen bringen wollte, mist. Aber dafür hast Du sie viel viel besser ausformuliert, was mich dann schon wieder beruhigt. Mal schauen ob mir bis Freitag noch was einfällt.
Rot/Weisse Grüße!!!
“….Darmstadtisierung der zweiten Liga…” – You made my day!!!
Eine Darmstadtisierung der zweiten Liga ist aber was postives, oder?
@Heiner: Alles eine Frage der Perspektive..
@Bullster: Ach, du findest schon was. Und Doppeltgemoppeltes schadet meistens auch gar nicht..