Kadertechnisch geht es auf die Winterpausenzielgerade. Bis kommenden Montag haben die Teams in Deutschland und so auch RB Leipzig noch Zeit, Veränderungen vorzunehmen. Bei den Zweitligateams werden sich die ganz großen Aktivitäten dabei in Grenzen halten.
Auch bei RB Leipzig sind keine ausufernden Aktivitäten mehr zu erwarten. Ein Innenverteidiger darf noch kommen, ansonsten ist die Neuzugangsseite nach den Verpflichtungen gleich dreier Stürmer (Damari, Forsberg, Quaschner) zu.
Abgehen könnte noch Mikko Sumusalo, der sogar schon zum Probetraining bei Sturm Graz weilte, sich dort aber laut österreichischer Krone an den Adduktoren verletzte. Fast schon prototypisch für den nicht vom Glück verfolgten 24jährigen Finnen, der in den vergangenen 12 Monaten bei RB Leipzig auch oft verletzt war und nie den Anschluss fand.
Platzt der Wechsel nach Graz, dann wird es langsam eng für den Linksverteidiger, in der Winterpause noch einen Verein zu finden, bei dem er leihweise Spielpraxis sammeln kann. Kehrt er nach Leipzig zurück, warten auf ihn die Tribüne beim Zweitligateam und eventuell gelegentliche Einsätze in der Oberliga bei der zweiten Mannschaft. Das ist für Sumusalo natürlich viel zu wenig in Bezug auf Karriere und individuelle Entwicklung.
Auch bei Daniel Frahn stellt sich die Frage, wie es mit seiner Karriere weitergeht. Kurzfristig hat er sich erst einmal gegen Unmengen an Angeboten vor allem aus der dritten Liga und für RB Leipzig entschieden, wo er zumindest bis zum Sommer um Einsatzminuten kämpfen wird. Letztlich eine gute Entscheidung für RB Leipzig, weil Kapitän Frahn weiterhin wichtiges Puzzlestück für das Mannschaftsgefüge ist (was im Aufstiegskampf kein zu unterschätzender Faktor werden könnte) und trotz vermutlicher Reservistenrolle keinen Ärger machen wird. Und auch eine gute Entscheidung für Frahn, der nun bis zum Sommer überlegen kann, wie es weitergeht und was er aus seiner Karriere noch machen will.
Ob er dann auch über 2015 hinaus bei RB Leipzig zu finden sein wird, muss man abwarten. Sportlich gesehen muss es eigentlich der Anspruch des 27jährigen Stürmers sein, sich noch mal auf gehobenem Drittliga oder auf mindestens durchschnittlichem Zweitliganiveau zu beweisen und durchzusetzen. Diese Chance wird er bei RB Leipzig auch in der zweiten Mannschaft nicht kriegen. Ambitionierte Drittligateams wie Münster oder Cottbus sind da schon eher die richtige Anlaufstelle.
Die perfekte Anlaufstelle hat Federico Palacios Martinez mit Rot-Weiß Erfurt bereits gefunden. Bereits im Sommer als Verleihkandidat auf dem Zettel hat es jetzt im Winter endlich geklappt, den 19jährigen Offensivspieler davon zu überzeugen, dass es wichtig ist, Einsatzzeiten im Männerbereich zu kriegen. In Erfurt kann er um entsprechende Minuten in einem Drittligateam kämpfen, das ganz heimlich auch Richtung Aufstiegsplätze schielt.
Für Palacios Martinez wäre es in der Rückrunde der aktuellen Saison noch schwieriger gewesen, Einsatzzeiten bei RB Leipzig zu bekommen. In Sachen Robustheit fehlen dem treffsicheren und technisch sehr starken Spieler noch einige Lektionen, sodass er für Zweitligaeinsätze nicht die allererste und auch nicht die zweite oder dritte Option ist. Welche Option er in Erfurt sein wird, muss man zwar abwarten, weil man nicht per se erwarten kann, dass Palacios Martinez plötzlich Startelfeinsätze bekommt, aber seine Chancen, sich mit dem Männerbereich vertraut zu machen, sind insgesamt trotzdem besser als in Leipzig.
Bei seiner vorerst bis zum Saisonende begrenzten Leihe trifft Palacios Martinez auch auf Carsten Kammlott, der vor einem Jahr RB Leipzig kurz vor der Verpflichtung von Federico Palacios Martinez verließ. Nun kämpft man eventuell um denselben Platz im Sturm, wenn denn Coach Kogler seinen neuen Offensivmann nicht als zweiten Stürmer oder hängenden Stürmer oder Zehner oder Außenspieler einsetzen will. Zusammen mit Judt bilden Kammlott und Palacios Martinez gleich ein Trio ehemaliger RB-Spieler. Eine kleine Enklave in Thüringen.
Eine Zweierminienklave könnte das heutige LVZ- und Kickergerücht zusammen mit Terrence Boyd bei RB Leipzig bilden. Denn der 19jährige Innenverteidiger Matthew Miazga, der vorerst nur zur Probe im Trainingslager in Katar mittrainiert und vielleicht ja morgen im Test gegen Red Bull Salzburg mitwirkt, ist wie Boyd US-Nationalspieler, wenn auch nur im Nachwuchsbereich.
Genaugenommen ist Miazga in Leipzig schon bekannt, da er vor knapp zwei Jahren (damals noch 17 Jahre jung) bereits ein Probetraining unter Alexander Zorniger absolvierte. Damals ging er dann allerdings doch den Weg von der Akademie der New York Red Bulls quasi über den Aufstieg im eigenen Verein in die Major League Soccer (MLS), weil der Schritt in die dritte Liga im Sommer 2013 viel zu groß gewesen wäre.
Bei den New York Red Bulls sammelte Miazga seitdem unregelmäßig Spielpraxis in der MLS oder in einem der nationalen oder internationalen Cupwettbewerbe. In New York, wo man im (Fan-)Umfeld des Clubs mit den neuen Verantwortlichen Ali Curtis (Sportdirektor) und Jesse Marsch (Trainer) und auch dem möglichen Abgeben von Miazga größere Probleme hat, gilt er als großes Talent, dem nicht alle zutrauen, die Rolle als Stamminnenverteidiger bereits komplett auszufüllen. Als 19jähriger macht er zumindest noch einige Fehler, die in seinem Alter aber eben auch noch typisch sind.
Davon abgesehen hat Matthew Miazga mit 1,90 m für einen zentralen Verteidiger durchaus perfekte Körpermaße, auch wenn er in Sachen Robustheit noch zulegen kann. Zu Miazgas Qualitäten gehört zudem ein ordentliches Passspiel, das zumindest gut zur Leipziger RB-Philosophie passen würde, dass ein Innenverteidiger auch mal einen gepflegten flachen Pass durch das Mittelfeld spielen können muss, selbst wenn es dort eng zugeht.
Miazga ist sicherlich ein sehr interessantes Talent, das noch geschliffen werden will und Erfahrungen sammeln muss. Worin sich auch der Haken versteckt, denn eigentlich sucht RB Leipzig einen Innenverteidiger, den man auch sofort in die zweite Liga werfen kann. Diesbezüglich darf man bei Miazga doch leise zweifeln. Zumal die Saison in den USA seit Ende Oktober vorbei ist und Matthew Miazga seitdem nur mit der U20-Nationalmannschaft der USA Mitte November noch Pflichtspiele bestritt.
Sprich, Miazga ist seit reichlich zwei Monaten aus dem fordernden Fußballalltag ausgeschieden und hatte seine letzte Strecke in New York mit ein paar Pflichtspielen am Stück im letzten Sommer, hat also per se einen sicherlich spürbaren Trainingsrückstand und soll sich nun binnen knapp zwei Wochen bis zum Rückrundenstart in Form bringen und das Leipziger Spielsystem zumindest in den Grundzügen verinnerlichen, um dann auch eine ernsthafte Option zu sein? Der Zeitplan geht vermutlich nie und nimmer auf.
Letztlich dürften mehrere Fragen entscheidend sein für die Frage nach der Verpflichtung von Miazga. Reicht sein Talent zumindest mittelfristig für RB Leipzig? Möglicherweise mit leisen Zweifeln. Kann er sich schnell genug auf einen Stand bringen, in dem er RB Leipzig weiterhilft, also nicht erst zum Saisonende? Eher zweifelhaft. Wäre Miazga eine Option, die dem aktuell in den Testspielen als vierter Innenverteidiger auflaufenden Lukas Klostermann per se vorzuziehen wäre? Akut wohl eher nicht. (Wobei Lukas Klostermann vom Trainierteam auch als Alternative auf den unterbesetzten Außenverteidigerpositionen gesehen werden könnte, wenn denn ein weiterer Innenverteidiger kommt.)
Matthew Miazga ist aufgrund seines Leistungsstandes in sehr jungen Jahren trotz dieser Fragezeichen ein sehr interessantes Talent. Als Neuzugang für die RB-Innenverteidigung scheint er aber eher eine C-Lösung zu sein, auf die man zurückgreift, weil sich in den letzten Wochen diebezüglich auf dem Transfermarkt gar nichts anderes aufgetan hat. Eine Woche vor Schließung der Transferliste auf eine ‘interne’ Lösung zu spekulieren, die man schon Anfang Januar zum Trainingsstart forciert hätte, wenn man damals schon davon überzeugt gewesen wäre, lässt jedenfalls vermuten, dass Ralf Rangnick aktuell keine andere Lösung mehr sieht. Ob Miazga wirklich kommt, hängt wohl einerseits davon ab, wie er sich beim Probetraining im Trainingslager in Katar präsentiert und wie wichtig es den Verantwortlichen tatsächlich ist, noch einen Innenverteidiger ins Team zu holen, auch wenn man vielleicht nicht zu 100% überzeugt ist.
Zugegeben, verschiedene Spieler des Zweitligisten aus Leipzig sind gegenwärtig vom argen Verletzungspech verfolgt, das heißt, die Liste der länger pausierenden Aktiven ist unnormal groß! Weil in dieser Hinsicht aber regelrecht die Würmer im starken Gebälk der erhofften Aufstiegsanwärter nagen, darf man hinterfragen, warum die sportlichen Leitung um Rangnick und Zorniger verschiedene Spieler infrage stellte und sie (teilweise leihweise) vor Ablauf ihrer Verträge ziehen ließ, statt ihnen gerade mit noch intensiverer Zusammenarbeit Mut zu geben, durch starkes Selbstbewusstsein nun erst recht an sich zu glauben. Dazu zählte auch eigentlich die inoffiziell ausgesprochene vorfristige Freigabe des eigentlichen Torgaranten und Publikumslieblings, D. Frahn, die in der Öffentlichkeit für Verwunderung und Unverständnis sorgte und für andere Vereine natürlich eine besondere Aufmerksamkeit hervorlockte. Diese zwischenzeitliche Aufregung, die nicht gerade zum bedingungslosen „Wir-Gefühl“ beitrug, allerdings geklärt zu sein scheint, hätte man sich wirklich ersparen können!
Mir fehlt besonders das Verständnis, warum die sportlichen Führungen vom VfB Wolfsburg und RaBa Leipzig sich so sehr in dem damals 18- jährigen Ausnahme- und Riesentalent, P. Martinez täuschten. Als der Deutsch/Spanier und erfolgsversprechende Torjäger in der VW-Stadt plötzlich nicht mehr gebraucht wurde, heuerte er in der Winterpause der letzten Saison in Leipzig an und erhielt als Dank für seine überraschende Wechselbereitschaft einen lukrativen Vertrag mit einem recht hohen, wie kann es anders sein, „Verfallsdatum“ 2018 ! Weil irgendwie sein Motor doch etwas mehr als erwartet stotterte, lieh ihn der Leipziger Club bereits nach nur einem Jahr an seinen „Ablegerverein“, den FC RWE aus, wo bekanntlich schon bereits die früheren Messestädter C. Kammlott und J. Judt unterkamen. Vielleicht kann er in Thüringen bei ein paar mehr Mitspielmöglichkeiten, zumindest bis zum Ende dieser Saison, sein tatsächlich vorhandenes Leistungsvermögen präsentieren……
Übrigens scheint in Hinsicht Überzeugungsstärke der bereits in Leipzig bekannte 19- jährige großgewachsene US-Boy, M. Miazga, als Neuzugang auch nicht die besten Karten für einen sofortigen Einsatz in der Innenverteidigung zu haben. Wenn im Sommer diesen Jahres die Verträge von zehn (!) Spielern auslaufen, dürfte die nächste Saison – egal in welcher Liga – in Hinsicht der Besetzungen ganz schön spannend werden!
Abschließend würde mich einmal interessieren, in welchem derzeitigen Gesundheitszustand des vor einem Jahr im türkischen Trainingslager von Belek bei einem Freundschaftstreffen am Knie schwer verletzten Ch. Müller, der mittlerweile als vereinslos gemeldet ist, sich gegenwärtig befindet. R. Rangnick versprach bekanntlich vor einigen Monaten, dass er sich mit seinem Verein bis zu dessen völliger Genesung voll für ihn einsetzen wird!
Christian Müller ist aus Versicherungsgründen bis zum Ende der Reha (Berufsgenossenschaft zahlt das vermutlich) ohne Verein (wenn mich nicht alles täuscht, geht es da um Berufsunfähigkeit und ähnliches). Wenn die Reha, mit welchem Ergebnis auch immer, abgeschlossen ist, wird man weitersehen und Christian Müller im Fall der Fälle in einer passenden Position bei RB Leipzig landen. Bis dahin gibt es weiterhin viele Berührungspunkte zwischen RB und Müller, ist die Unterstützung aber vor allem ideell.
Vielen Dank,”rotebrauseblogger”,
für die schnelle und gleichzeitig erfreuliche Antwort, speziell zur Angelegenheit um Christian Müller. Besonders der damalige relativ ausführliche Zwischenbericht des MDR – Fernsehens nach ein paar Monaten während seiner Reha hat bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen und wünsche ihm natürlich weiterhin alles Gute!