Länderspielpausen führen immer ein wenig dazu, dass der folgende Spieltag eine kleine Wundertüte ist. Weil man nicht so richtig weiß, was die Clubs mit ihrer freien Zeit angestellt haben und wer vielleicht erfolgreich an kleineren Stellschrauben drehen konnte oder ob andere ihre gute Form über die Pause in Selbstzufriedenheit haben umschlagen lassen.
Dazu kommt auch das wichtiger werdende Thema der Länderspielabstellungen. RB Leipzig und der 1.FC Nürnberg waren in der zu Ende gehenden Länderspielpause jeweils mit vier Spielern betroffen. Zwei davon waren bei beiden Teams zuletzt gesetzt (Kimmich und Poulsen bzw. Stark und Petrak). Was natürlich noch mal schwieriger wird, wenn man anschließend in einem Freitagsspiel ran muss. Denn eine Pause zum Durchpusten bleibt nicht mehr, wenn man am Mittwoch von der Nationalmannschaft zurückkehrt und zwei Tage später ein wichtiges Pflichtspiel bestreitet (Nürnbergs Christian Ramirez kam sogar gestern erst wieder von der Nationalmannschaft Ecuadors zurück).
Probleme kann da im Fall der Fälle auch das Montagsspiel der zweiten Liga bereiten, denn durch die neuen UEFA-Spieltage, die in der Länderspielpause im Fall der Fälle Donnerstag/Sonntag sein können, blieben einem abgestellten Spieler gerade mal zwei Tage bei der Nationalelf vor dem ersten Einsatz. Was für die Vorbereiung ungünstig ist und zudem auch Probleme mit dem Heimatverein bringen könnte, wenn der Nationalverband auf einer früheren Abstellung besteht.
Wobei das Montagsspiel selbst ja sowieso immer wieder problematisiert wird, weil ein solches für potenzielle Gästefans ein untragbares, zeitliches Abenteuer sei. RB Leipzig hat bis zur Winterpause noch zwei solcher Spiele, allerdings zu Hause. Spiele, bei denen die Gäste aus Kaiserslautern circa 500 bzw. deutlich über 400 km anreisen müssten. Zumindest die, die vorhaben anzureisen. Was deutlich mehr als die 300 km sind, die als eine Zielmarke gelten, auf die sich Fans und Verbände einmal informell geeinigt hatten.
Insgesamt landen nur sechs der bis zum 21.Spieltag geplanten Montagsspiele im 300-km-Radius. In diesen Spielen reisen die Gästeteams im Schnitt etwa 150 km (was auch Duellen wie Fürth-Nürnberg oder Bochum-Düsseldorf geschuldet ist). In den anderen 12 Montagsspielen müssen die Gäste dagegen im Schnitt circa 480 km auf sich nehmen, um bei ihrem jeweiligen Gastgeber zu landen. Was für einen Montagabend sehr viel ist.
Zudem kommen insgesamt zehn Teams in den Genuss eines Montagsheimspiels, während gleichzeitig nur acht Teams die 18 Auswärtsspiele unter sich aufteilen, sieben der Teams müssen sogar mindestens zweimal reisen. Die Fürther Anhänger dürfen für ihre zwei Partien in der Fremde mal eben im Schnitt je reichlich 1.000 km pro Tour für Hin- und Rückweg einplanen.
Mit Leipzig, Bochum, Braunschweig und Darmstadt gibt es vier Teams, die zwar Montags ein Heimspiel, aber kein Auswärtsspiel absolvieren. Hier in Leipzig ist die Verzerrung am stärksten. Dreimal Heimspiel, kein Auswärtsspiel. Werden sich nicht so richtig viele drüber ärgern. Heidenheim ist auf der anderen Seite das einzige Team, das bisher nur Auswärtsspiele am Montag abgekriegt hat.
Dass die Teams und vor allem die Anhänger am Montagabend teils ordentliche Touren abkriegen und die Last sogar auf wenigen Schultern liegt, begründet sich auch nicht dadurch, dass es zu wenige potenzielle Partien im 300-km-Radius gäbe. Insgesamt zehn Mannschaften haben zwischen acht und zwölf potenzielle Gegner in einer Enfernung von (großzügig mit Auto gerechnet) maximal 300 km. Von diesen zehn Mannschaften haben aber erstaunliche fünf (Aalen, Sandhausen, Frankfurt, Karlsruhe, Ingolstadt) trotz großer Gegnerauswahl noch gar kein Montagsspiel erhalten. Wobei die Begründung da natürlich auch zumindest teilweise in der Fernsehattraktivität zu finden sein dürfte.
Man kann von Montagsspielen halten, was man will (es gibt in vielerlei Hinsicht Pro und Contra). Fakt ist aber, dass die Vergabe der Spiele offenbar einiges an Ungleichgewicht beinhaltet und viel zu viele Partien mit enormen Reisewegen ausgetragen werden. Wo es doch für jede Mannschaft auch attraktive Gegner in näherer Entfernung gäbe. Dass man nicht immer die 300-km-Regel einhalten kann, ist geschenkt, wenn man an entscheidende Spitzenspiele denkt, aber Montagabend im Schnitt(!) fast 500 km zwischen den Mannschaften zu haben bzw. in der Spitze sogar 600 km, macht alles in allem nicht wirklich Sinn.
Zumal wenn dann Partien wie die zwischen Fürth und St. Pauli vor ein paar Wochen entstehen, von der man noch nicht mal sagen kann, dass die gesamte Republik von diesem Duell in einer Form elektrisiert ist, dass man dafür extra den exklusiven Montagstermin ausbuddeln musste. Da hätte man genausogut Bochum-Braunschweig, Karlsruhe-Heidenheim oder 1860-Darmstadt zeigen können und wäre wohl ähnlich zufrieden gewesen. Klar, man kann es nie allen recht machen und man muss die Partien schließlich auch um einiges vor der eigentlichen Austragung festlegen, aber so ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl würde der ganzen Sache dann vielleicht doch stehen. Ob die montägliche Partie an diesem Spieltag zwischen Düsseldorf und St.Paul schon darunter fällt, mag jeder für sich entscheiden.
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Fakten
- 6 von 18 Montagsspielen im 300-km-Radius
- Insgesamt ca. 6710 km Reiseweg, im Schnitt ca. 340 km
- Reiseweg zu den 6 Montagsspielen im 300-km-Radius: ca. 910 km (ca. 150 km im Schnitt)
- Reiseweg zu den 12 Montagsspielen außerhalb des 300-km-Radius: ca. 5.800 km (ca. 480 im Schnitt)
Heimspiele am Montag bis zum 21. Spieltag
- Nürnberg, Leipzig: 3
- Fürth, Bochum, München, Düsseldorf: 2
- Kaiserslautern, Darmstadt, Hamburg, Braunschweig: 1
- Sandhausen, Heidenheim, Aalen, Frankfurt, Ingolstadt, Aue, Berlin, Karlsruhe: 0
Auswärtsspiele am Montag bis zum 21.Spieltag (in Klammern Gesamtkilometer einfache Strecke)
- München (1010 km), Nürnberg (690 km), Düsseldorf (1100 km): 3
- Fürth (1040 km), Hamburg (980 km), Kaiserslautern (800 km), Heidenheim (570 km): 2
- Berlin (520 km): 1
- Hamburg, Leipzig, Aue, Ingolstadt, Bochum, Darmstadt, Frankfurt, Aalen, Sandhausen, Karlsruhe: 0
Montagsspiele im 300-km-Radius bis zum 21.Spieltag
- Fürth-Nürnberg
- Bochum-Düsseldorf
- Nürnberg-Kaiserslautern
- Nürnberg-München
- Darmstadt-Nürnberg
- München-Heidenheim
Anzahl der Gegner, zu denen man maximal 300 km reisen muss
- Hamburg: 2 (Braunschweig, Berlin)
- Bochum: 4 (Düsseldorf, Braunschweig, Frankfurt, Darmstadt)
- Braunschweig: 4 (Berlin, Hamburg, Leipzig, Bochum)
- Berlin: 4 (Leipzig, Braunschweig, Aue, Hamburg)
- Aue: 5 (Ingolstadt, Nürnberg, Fürth, Leipzig, Berlin)
- Leipzig: 5 (Berlin, Aue, Nürnberg, Fürth, Braunschweig)
- Düsseldorf: 5 (Bochum, Frankfurt, Darmstadt, Kaiserslautern, Sandhausen)
- München: 6 (Ingolstadt, Nürnberg, Fürth, Heidenheim, Aalen, Karlsruhe)
- Ingolstadt: 8 (München, Nürnberg, Fürth, Heidenheim, Aalen, Sandhausen, Karlsruhe, Aue)
- Kaiserslautern: 9 (Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe, Sandhausen, Aalen, Heidenheim, Düsseldorf, Fürth, Nürnberg)
- Heidenheim: 10 (Ingolstadt, Kaiserslautern, München, Aalen, Sandhausen, Fürth, Nürnberg, Darmstadt, Frankfurt, Karlsruhe)
- Darmstadt: 10 (Kaiserslautern, Frankfurt, Sandhausen, Heidenheim, Aalen, Karlsruhe, Düsseldorf, Fürth, Nürnberg, Bochum)
- Karlsruhe: 10 (Ingolstadt, Kaiserslautern, Darmstadt, Frankfurt, Sandhausen, Heidenheim, Aalen, München, Fürth, Nürnberg)
- Sandhausen: 10 (Ingolstadt, Kaiserslautern, Düsseldorf, Heidenheim, Darmstadt, Fürth, Karlsruhe, Nürnberg, Aalen, Frankfurt)
- Aalen: 10 (Ingolstadt, Kaiserslautern, Heidenheim, Darmstadt, Fürth, Karlsruhe, Sandhausen, Nürnberg, München, Frankfurt)
- Frankfurt: 10 (Kaiserslautern, Düsseldorf, Heidenheim, Darmstadt, Fürth, Bochum, Karlsruhe, Sandhausen, Nürnberg, Aalen)
- Nürnberg: 12 (Fürth, Ingolstadt, München, Leipzig, Aue, Darmstadt, Kaiserslautern, Heidenheim, Aalen, Karlsruhe, Frankfurt, Sandhausen)
- Fürth: 12 (Nürnberg, Ingolstadt, München, Leipzig, Aue, Darmstadt, Kaiserslautern, Heidenheim, Aalen, Karlsruhe, Frankfurt, Sandhausen)
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10. Spieltag
- VfL Bochum – SV Darmstadt 98 – 0
- 1. FC Heidenheim – 1. FC Kaiserslautern – 1
- 1. FC Nürnberg – RB Leipzig – 2
- Eintracht Braunschweig – SpVgg Greuther Fürth – 1
- 1. FC Union Berlin – SV Sandhausen – 1
- Karlsruher SC – VfR Aalen – 1
- FSV Frankfurt – FC Ingolstadt – 2
- FC Erzgebirge Aue – TSV 1860 München – 0
- Fortuna Düsseldorf – FC St. Pauli – 1
Bisherige Tippquote: 34 von 81 (Quote bei RB-Spielen: 4 von 9)