Das nun fast schon obligatorische Testspiel in einer Länderspielpause brachte RB Leipzig den Sechstligisten Kickers Markkleeberg als Gegner. Die Partie wurde mal wieder am heimischen Cottaweg ausgetragen, zum ersen Mal in der aktuellen Saison. Es bleibt dabei, dass es immer wieder ganz hübsch und familiär ist, auf dem Trainingsgelände von RB Leipzig einem Test beizuwohnen und dass es noch hübscher wird, wenn denn endlich die kleine Haupttribüne stehen wird.
Wenn ein Zweitligist gegen einen Sechstligisten testet, läuft es eigentlich immer auf das selbe hinaus. Der höherklassige Verein lässt den Ball laufen und sucht nach den Lücken, der tieferklassiger Verein verteidigt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln relativ tief. Sodass es abgesehen von sporadischen Konterversuchen ein Spiel in einer Hälfte ist. So war es auch zwischen RB Leipzig und den Kickers Markkleeberg.
Die Gäste machten ihre Sache dabei ziemlich gut. Überraschenderweise sogar ohne größeren Substanzverlust über 90 Minuten. Ab Mitte der eigenen Hälfte wurde der ballführende Stürmer aggressiv attackiert, sodass es relativ schwierig war für RasenBallsportler, für die das Spiel eben auch nur ein Test gegen einen Sechstligisten war, sich Chancen herauszuspielen. Trotzdem hätte man im Verlauf der Partie auch gut und gern sechs oder sieben Tore erzielen können, wohl aber zumindest mehr als zwei schießen müssen. Besonders Daniel Frahn tat sich in der ersten Halbzeit beim Auslassen von Chancen hervor.
Zweimal schlug RB Leipzig dann doch zu. Einmal war es Terrence Boyd, der bei seinem Comeback nach mehr als zwei Monaten Verletzungspause zeigte, dass man in Sachen Physis und Präsenz am und im Strafraum von ihm einiges erwarten kann. Zum anderen war es dann doch Daniel Frahn, der in der zweiten Halbzeit eine Hereingabe von links überlegt und sicher flach in die linke, untere Ecke einschob.
Auf der anderen Seite durfte auch der Landesligist einmal jubeln, als sich die RB-Defensive einmal unaufgeräumt zeigte und vor allem auf der Innenverteidigerposition nicht entscheidend eingegriffen wurde, sodass Sven Legler unter Coltorti, der bei seinem Comeback nach langer Verletzung wenig zu tun hatte und vor allem durch lautstarke Anweisungen auffiel, hindurch im Tor versenkte. Kurz vor Schluss stand der Gast dann sogar kurz vor der Überraschung eines Unentschiedens, aber bei einer ähnlichen Situation wie beim Anschlusstreffer war nun Coltorti zur Stelle.
Bei beiden Situationen sah die Innenverteidigung nicht so richtig gut aus. Was aber auch nicht sonderlich erstaunen konnte, denn mit Niklas Hoheneder und Lukas Klostermann spielten dort zwei in der zweiten Halbzeit, die so auch noch nie zusammenspielten und entsprechend auch nicht perfekt funktionieren konnten. Zudem war es für beide das erste Spiel nach Verletzungspausen. Für Klostermann war es gar das Debüt im Dress von RB Leipzig. Ein Debüt, über das man wenig aussagekräftiges sagen kann, weil Klostermann dafür viel zu wenig gefordert wurde.
Schön auf jeden Fall, dass mit Boyd, Coltorti, Hoheneder und Klostermann gleich vier Spieler, die bisher auf der Verletztenliste standenm, gegen Markleeberg mitwirken konnten. Die Verletztensituation entspannt sich dadurch ziemlich ordentlich und bis auf die Langzeitverletzten Ernst und Franke ist der Kader nun wieder gesund, wenn auch vielleicht noch nicht durchgehend zu 100% fit. Dennoch dürfte die entspannte Personalsituation in den kommenden Wochen auch die Variationsmöglichkeiten für Alexander Zorniger erhöhen. Coltorti ist sowieso gesetzt. Von Boyds Physis darf man sich als Sturmalternative einiges versprechen. Hoheneder ist der dringend benötigte Backup für die letzten zwei verbliebenen echten Innenverteidiger. Und bei Klostermann muss man erst mal abwarten, wo er sich im Kader positioniert.
Mitspielen durften gegen Markkleeberg auch einige Spieler, die zuletzt hintenanstanden, ohne dass sie entscheidend für sich hätten werben können. Federico Palacios Martinez war bemüht, hatte aber kaum geglückte Aktionen. Man merkt ihm zudem an, dass er weiter Probleme hat, sich im robusten Männerfußball zurechtzufinden. Mikko Sumusalo wirkte als Linksverteidiger auch zeitweise bemitleidenswert verloren. Kaum ein offensiver Ball, der auch ankam. Dafür ein ordentlicher Anschiss von Coltorti, weil sich Sumusalo nach einem Rückpass im Schatten eines Markleeberger Spielers versteckte, statt gleich wieder nach außen auf seine Position an der Außenlinie zu laufen und sich als Anspielstation anzubieten. Palacios Martinez und Sumusalo sind aktuell sicher so etwas wie die Sorgenkinder im Kader von RB Leipzig.
Mitspielen durfte auch Patrick Strauß, der im Mittelfeld seine Sache ordentlich machte, auch wenn man den Unterschied zu einem Diego Demme, der ihn in der zweiten Halbzeit auf der Sechs ersetzte, mehr als deutlich sehen konnte. Aber der Vergleich mit einem der aktuell sowieso Besten bei RB Leipzig ist natürlich unfair. Auch Stefan Hierländer war bemüht und probierte allerlei, ohne dass man das Gefühl verlor, dass der Sommerneuzugang weiterhin noch nicht komplett bei RB angekommen ist. Pech hatte er, als er kurz vor der Pause vor des Gegners Strafraum einen Ball eroberte, den dann aber freistehend nur an den Pfosten setzte.
Ansonsten standen bis auf Khedira, Jung und Morys, die eine planmäßige Pause erhielten, die üblichen Verdächtigen auf dem Rasen und machten die Sache im üblichen Rahmen gut. Auch wenn man schön sehen konnte, dass zwei, drei Prozent weniger Energie, die man einer solchen Partie eben entgegenbringt, es dann auch gegen einen Landesligisten ein bisschen schwierig macht. Immer wenn es im Passspiel schnell ging, wurde es auch (potenziell) gefährlich. Ein kleines Pässchen hier und dort (was Tim Sebastian in der ersten Halbzeit dazu animierte, immer wieder zu fordern, dass die Mittelfeldspieler in Ballbesitz in die Offensive gucken und den Ball nach vorn spielen sollen) ist dann aber doch gut zu verteidigen.
Insgesamt muss man das Spielchen nicht überbewerten. Es geht ja bei so einem Test gegen einen unterklassigen Gegner auch immer darum, dass sich die Spieler unter Spielbedingungen bewegen. Also einerseits als Laufeinheit, aber auch als Möglichkeit, in den Spielabläufen Sicherheit zu gewinnen (auch wenn aggressive Balleroberung im vorderen Spieldrittel selten gefragt ist gegen einen Landesligisten, der den Ball nicht selber haben will). Vor allem auch für jene, die sonst wenig zum Zuge kommen und jene, die nach Verletzungen Praxis brauchen. Von daher war es natürlich ein gelungener Test gegen einen engagierten Gegner, der die Partie nicht von vornherein abschenkte, aber beim Verteidigen auch nie unfair agierte.
Fazit: Besonders wichtig an diesem Test war wohl vor allem, dass mit Coltorti, Hoheneder, Klostermann und Boyd gleich vier Spieler mitspielen konnten, die zuletzt verletzt waren. Ansonsten bleibt ein 2:1 gegen einen Sechstligisten, das aufgrund der Chancenverhältnisse viel zu knapp ausgefallen ist. Aber um das Ergebnis nach einem nicht wirklich überragenden, aber ordentlichen Testspiel schert sich schon morgen sowieso niemand mehr, von daher war es insgesamt nur wichtig, dass alle Beteiligten einen verletzungsfreien Test absolvieren und so Spielpraxis sammeln oder im Spielrhythmus bleiben konnten.
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Tore: 1:0 Boyd (38.), 2:0 Frahn (55.), 2:1 Legler (63.)
Aufstellung 1.Halbzeit: Coltorti – Teigl, Sebastian, Compper, Sumusalo – Hierländer, Strauß, Fandrich – Palacios Martinez – Boyd, Frahn
Aufstellung 2.Halbzeit: Coltorti – Heidinger, Hoheneder, Klostermann, Sumusalo – Hierländer, Demme, Strauß (72. Kaiser) – Fandrich – Palacios Martinez, Frahn
Nicht dabei/ eingesetzt: Franke, Ernst (verletzt), Kimmich, Poulsen, Rebic, Kalmár (Länderspielreise), Dähne, Bellot, Jung, Khedira, Morys
Zuschauer: 500 (am Cottaweg)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Bericht