Defense wins zumindest Statistiken

Kein einziges Gegentor kassierte RB Leipzig in den ersten drei Zweitligaspielen. Am nächsten dran war noch der VfR Aalen, die den Ball immerhin an den Pfosten setzten. Ansonsten war direkte Torgefahr eher die Ausnahme.

Kein Gegentor nach drei Spieltagen ist in der zweiten Liga kein ganz seltenes Ereignis. Acht Mannschaften schafften dies seit Einführung der Dreipunkteregel 1995/1996. Diese acht Mannschaften zeigen aber auch, dass eine solche Serie nicht unbedingt bedeutet, dass man es mit einem Abwehrbollwerk zu tun hat. Denn immerhin fünf der acht Teams kassierten am Ende mindestens einen Treffer pro Spiel, jener Grenze, die man als Grenze zwischen Topverteidigungen und dem normalen Rest ansieht.

Im Schnitt kassierten die acht Teams knapp 37 Treffer in den entsprechenden Spielzeiten. Da man ja die ersten drei Spiele ohne Gegentor blieb, bleiben also 37 Tore in nur noch 31 Spielen übrig. Macht also 1,2 Treffer pro Spiel. Eine mehr als menschliche Bilanz.

Sehr gute Abwehrleistungen erhöhen gleichzeitig natürlich auch die Aufstiegschancen. Seit 1995/1996 gab es erst ein Team, das mit 30 oder weniger Gegentreffern nicht aufgestiegen ist. Und von den acht Mannschaften, die bisher nach drei Spieltagen ohne Gegentor blieben, sind auch immerhin vier am Ende aufgestiegen.

Interessant, dass die letzten zwei, denen es gelang, drei Spiele lang dem Gegner nicht beim Torjubel zuschauen zu müssen, auch Aufsteiger waren. Im letzten Jahr der KSC, der eine prima Saison und lange um den Aufstieg mitspielte. Und 2009/2010 Union Berlin, die insgesamt dann doch eher eine durchwachsene Saison spielten.

Dass RB Leipzig in Liga 2 noch ohne Gegentor ist, setzt letztlich die Ereignisse aus der dritten Liga fort, wo man in den letzten 15 Spielen nur noch acht Gegentore bzw. nach der Winterpause insgesamt in 17 Spielen nur 11 Gegentore kassierte. Die eingespielte Formation, als die man sich in jener Zeit präsentierte, findet sich auch im Zweitligaalltag wieder. Hier kommt der Mannschaft sicherlich zu Gute, dass das gut funktionierende (Gegen-)Pressing nicht durch viele neu eingebaute Kaderbausteine demontiert wurde.

Im Normalfall sind Chancen, die eine hoch verteidigende Mannschaft wie RB Leipzig zulässt, eher sehr gute Chancen. Ganz einfach weil ungenaue Pressingarbeit sofort Riesenräume aufreißt und Konterchancen ermöglicht. Vor diesem Hintergrund wird die enorm gute Gegentorquote in 2014er Ligaspielen (20 Spiele, 11 Gegentore) ziemlich beeindruckend. Das muss auch bedeuten, dass es RB Leipzig sehr gut schafft, die Gegner tatsächlich vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Was sich sehr gut mit den Eindrucken aus vielen Spielen der letzten Monate deckt, in denen die jeweiligen Kontrahenten kaum zu geordneten Torannäherungen kamen.

Bestätigt wird dies durch die aktuelle Statistik, denn RB Leipzig ist nach drei Zweitligaspielen das Team mit den mit Abstand wenigsten Torschüssen auf den eigenen Kasten. Pro Spiel haben die RasenBallsportler überhaupt nur fünf Versuche, die zumindest halbwegs in Richtung von Benjamin Bellot flogen, zugelassen. Der mit Abstand Letzte in der Tabelle, der nächste Gegner im Spielplan, also der FSV Frankfurt ließ hingegen pro Spiel etwa 21 Torschussversuche zu. Man braucht keine tiefe Fachkenntnis der Wahrscheinlichkeitsrechnung, um zu erahnen, dass man mit den Werten von RB Leipzig im Normalfall mehr Erfolg hat, als mit denen des FSV Frankfurt.

Wobei man – wie schon erwähnt – auch die Qualität der Chancen berücksichtigen muss. Ein Team wie Darmstadt beispielsweise hat zwar auch schon 45 Torschüsse hinnehmen müssen, allerdings dürfte der überwiegende Teil der Bälle eher fern des Tores und noch bedrängt von Gegenspielern abgefeuert worden sein. Was an der robusten Verteidigung des Strafraums beim SV Darmstadt liegt. Bei RB Leipzig dagegen müsste ein übergroßer Anteil der Torschüsse auf Großchancen innerhalb des Strafraums fallen. Sprich, 45 hingenommene Torschüsse in Darmstadt könnten unter Umständen in Sachen Gefahrenpotenzial nicht viel schlimmer sein als 15 hingenommene Torschüsse in Leipzig.

Man wird natürlich abwarten müssen, wie sich die Statistik entwickelt. Bisher traf RB Leipzig nicht gerade auf Mannschaften mit enormem Zug zum Tor (wobei man das Aalener Umschaltspiel auch sehr gut aus dem Verkehr zog), sodass man abwarten muss, ob das Defensivverhalten tatsächlich zweitligaüberdurchschnittlich ist. Zumal wenn sich das Gesicht des Teams durch die Integration der Neuzugänge noch verändert.

Letztlich wird es für ein hoch verteidigendes Team wie RB Leipzig aber immer darauf ankommen, dass man durch das (Gegen-)Pressing schon mal möglichst viele Torgelegenheiten im Ansatz verhindert, sprich weniger Torschüsse als die Konkurrenz zulässt. Bisher macht man das überdurchschnittlich gut, wie auch die Statistik zeigt. Aber die große Prüfung in Sachen Konstanz steht für die zweite Liga sicherlich noch aus.

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Anzahl der zugelassenen Torschüsse nach drei Zweitligaspieltagen

  • Leipzig – 15
  • Ingolstadt – 24
  • Karlsruhe – 25
  • Heidenheim – 26
  • Kaiserslautern – 26
  • Nürnberg – 34
  • Bochum – 35
  • Fürth – 38
  • Sandhausen – 39
  • Union Berlin – 41
  • Düsseldorf – 42
  • Aalen – 42
  • Braunschweig – 44
  • Darmstadt – 45
  • Aue – 45
  • 1860 München – 46
  • St. Pauli – 49
  • FSV Frankfurt – 64

Mannschaften ohne Gegentor nach drei Zweitligaspielen seit 1995/1996 (Saison – Team (Aufsteiger aus der dritten bzw. Absteiger aus der ersten Liga) – Torbilanz nach drei Spielen – Platz, Punkte, Gegentore am Ende der Saison)

  • 2013/2014 – Karlsruher SC (Aufsteiger) – 3:0 – 5., 50 Punkte, 34 Gegentore
  • 2009/2010 – Union Berlin (Aufsteiger) – 5:0 – 12., 44 Punkte, 45 Gegentore
  • 2006/2007 – Karlsruher SC – 7:0 – 1., 41 Gegentore
  • 2002/2003 – Eintracht Frankfurt / FSV Mainz – 8:0 / 6:0 – 3., 62 Punkte, 33 Gegentore / 4., 62 Punkte, 39 Gegentore
  • 1999/2000 – Energie Cottbus – 9:0 – 3., 58 Punkte, 42 Gegentore
  • 1997/1998 – FC St.Pauli (Absteiger) – 2:0 – 4., 56 Punkte, 31 Gegentore
  • 1996/1997 – 1. FC Kaiserslautern (Absteiger) – 4:0 – 1., 68 Punkte, 28 Gegentore

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