Nicht zum ersten Mal in der Amtszeit von Alexander Zorniger, dass einem Pflichtspiel direkt am nächsten Tag ein Testspiel folgt, in dem jene Spieler, die in der Liga nicht (oder nur kurz) aufliefen, Praxis auf dem Rasen bekommen. Aufgrund der vielen Ausfälle (Coltorti, Sumusalo, Müller, Kimmich) konnte die Testelf nicht nur aus der Profimannschaft rekrutiert werden, sondern kamen auch insgesamt 6 U23-Spieler, davon zwei in der Startelf, zum Einsatz. Die aufgrund dessen, dass sie sonst nie mit dieser Mannschaft spielen, nicht wirklich einzuschätzen sind, die aber allesamt durch viel Einsatz auffielen.
Nicht mit dabei war auch Kapitän Daniel Frahn, der am Vortag gegen Burghausen gelbgesperrt fehlte und schmerzlich vermisst wurde, aber trotzdem nicht mit testspielen musste. Eine leichtere Blessur, wegen der er als Vorsichtsmaßnahme in der vergangenen Woche schon Trainingseinheiten verpasste, dürfte dafür den Ausschlag gegeben haben. Zumal der Testspielrasen am Cottaweg teilweise mit einer unschönen Schicht von Eis-Schnee-Bröckchen bedeckt war, was einerseits mit erhöhtem Verletzungsrisiko und andererseits mit Standschwierigkeiten der Beteiligten verbunden war.
Letzteres könnte man auch als Begründung dafür heranziehen, dass insbesondere im Spiel mit dem Ball auf Seiten von RB Leipzig im Test gegen das Oberligaspitzenteam aus Neugersdorf meist nur wenig lief. Bis zum Strafraum konnte man sich noch stellenweise, aber auch eher selten, durchspielen, spätestens da war dann meist Schluss. Weswegen der Test gegen Neugersdorf in vielem dem Pflichtspiel gegen Burghausen am Vortag ähnelte, wenn man davon absieht dass Neugersdorf auf das Anlaufen der RB-Innenverteidigung und auf intensives Pressing meist verzichtete und gerade beim Spielaufbau aus der Abwehr heraus dadurch viel Platz blieb.
Man sollte Testspielinhalte nie überbewerten, aber im Zusammenhang mit dem unterdurchschnittlichen Auftritt gegen Burghausen blieb es doch auffällig, wie wenig an Automatismen und Leichtigkeit im Offensivspiel mit Ball drinstecken. Sodass auch gegen Neugersdorf viele Bälle hoch Richtung Spitzen geschlagen wurden. Und dort dem bemitleidenswerten Palacios Martínez (gegen wesentlich größere Verteidiger) im Zentrum immer wieder unerreichbar um die Ohren flogen. Weswegen der 18jährige auch nie im Spiel war und nicht wirklich zeigen konnte, was in ihm steckt. Insgesamt konnte man aber durchaus sehen, dass der Neuzugang viel Talent hat, aber auch noch Zeit zur Anpassung an sein neues Team und dessen System braucht.
Wenn man sich das Testspiel unter der Maßgabe anschauen wollte, wer sich vielleicht als neuer Baustein für die Startelf in Duisburg präsentieren konnte, dann wäre man von dem Spiel auch eher enttäuscht gewesen. Tim Sebastian war das, was er eigentlich immer auf dem Platz ist, sehr engagiert und auch die Mitspieler motivierend. Tobias Willers, gestern Kapitän, verstrahlt durch seine Körpersprache und sein Auftreten viel Sicherheit und dürfte sich als erste Option in der Innenverteidigung angeboten haben, auch weil er im Aufbauspiel vielleicht der beste (oder vielleicht auch nur der selbstbewussteste) der Innenverteidiger ist. Ob sein Auflaufen im Test auf der rechten Innenverteidigerposition ein Indiz dafür ist, dass Willers in Duisburg am ehesten Hoheneder ersetzen könnte, wäre an dieser Stelle etwas mutig interpretiert.
Ansonsten sah man nicht wirklich jemanden, der sich zu 100% als Duisburg-Starter ins Gespräch bringen konnte. Auch hier gilt wieder, dass ein Testspiel, das per se mit etwas weniger an innerer Motivation bestritten wird, nicht sonderlich aussagekräftigt ist, aber gerade von André Luge oder Anthony Jung, aber auch (mit Abstrichen) von einem Clemens Fandrich oder (mit noch mehr Abstrichen) von Timo Röttger hätte man sich da etwas mehr an Präsenz erhoffen können. Und mehr realistische Optionen für die Duisburg-Elf standen gestern ja nicht auf dem Platz.
Ansonsten vielleicht noch interessant, dass sich mit dem FC Oberlausitz Neugersdorf jene Mannschaft in Leipzig vorstellte, die letzte Saison im Halbfinale des Sachsenpokals erst im Elfmeterschießen besiegt werden konnte und auf die RB auch in diesem Jahr wieder im Halbfinale des Sachsenpokals treffen könnte. Diesbezüglich müsste man als RasenBallsportler keine Angst haben, aber dass die Ostsachen defensiv robust arbeiten können und offensiv gefährlich sind (und im Test vor allem am Abseits scheiterten) und dementsprechend auch in diesem Jahr kein leichter Gegner wären, haben sie gezeigt.
Gezeigt hat sich auch wieder mal Thiago Rockenbach. Als Aushilfssechser. Zu vermuten ist auch nach dem Test gegen Neugersdorf, in dem Rockenbach weder nach oben noch nach unten sonderlich auffiel, dass seine Rolle über den Lückenfüller in Testspielen – wenn nicht ein Wunder passiert – wohl nicht mehr hinausgehen wird.
Fazit: Ein Testspiel als Spiegelbild des Burghausen-Spiels am Vortag. Eiskalte Temperaturen und eine bemühte Mannschaft mit (offensiv) wenig Klasse und Leichtigkeit. Nur dass man diesmal eine der wenigen Chancen nutzte und hinten keinen Bock drin hatte und auch ansonsten wenig zuließ. Zwei Spiele nach der Winterpause sind noch lange keine Trendgrundlage, zumal wenn ein Testspiel dabei ist, aber das Spiel mit dem Ball wirkt gerade wenig überzeugend. Darf man als Thema im Blick behalten.
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Tore: 1:0 Fandrich (13.)
Aufstellung: Bellot – Schößler (46. Sorge), Willers, Sebastian, Jung – Röttger (73. Hanne), Rockenbach, Fandrich – Schlicht (46. Siebeck), Palacios Martínez (73. Barth), Luge
Zuschauer: 100 (am Cottaweg)
Links: RBL-Bericht