Testspiel: RB Leipzig vs. VDV-Camper 7:3

Zum zweiten Mal nach dem 7:0 gegen Piesteritz zum Monatsanfang organisierte sich RB Leipzig ein Trainingsspiel als Test für jene, die im Pflichtspiel zuvor nur kurz oder gar nicht zum Einsatz kamen. Das Gefühl nicht verlieren für 90 Minuten Fußball lautet da wohl das Motto. Und wie auch schon gegen Piesteritz füllten auch diesmal mit Böttger und Majetschak zwei Nachwuchsspieler als Einwechsler für die gegen Erfurt als Kurzzeitarbeiter spielenden Röttger und Fandrich das Team auf.

Gegner war diesmal eine vom jobsuchenden Coach Dirk Lottner trainierte Auswahl vertragloser Fußballer, die sich im Rahmen eines von der Spielergewerkschaft VDV (Vereinigung der Vertragsfußballspieler) organisierten Camps [broken Link] fit halten und auch Testspiele bestreiten. Diese Camps gibt es jetzt schon einige Jahre und über diese sollen die arbeitslosen Fußballer doch noch in einen neuen Job kommen. Sich zeigen und in den Testspielen bei den Scouts einen guten Eindruck hinterlassen, ist das Motto.

RB Leipzig verpflichtete immerhin zwei Spieler über diese Camps. Einerseits Linksverteidiger Lars Müller, der aber nur sehr kurz beim VDV war und schon Anfang August 2009 bei RB unterschrieb und vor allem Torjäger Nico Frommer, der erst nach Ende der Transferperiode im September 2009 als Reaktion auf eine Qualitätslücke im RB-Sturm verpflichtet wurde und auch aufgrund des Trainings und der Spiele beim VDV sofort präsent und einsatzbereit war und RB Leipzig anschließend mit in die Regionalliga schoss. Nicht vergessen werden sollte auch Ersatz-Torwart Erik Domaschke, der im vergangenen Oktober nach Leipzig wechselte (danke für den Tipp an @rblobserver.)

In diesem Jahr führte die VDV-Auswahl jemanden zurück nach Leipzig, der hier gerade erst seinen Vertrag aufgelöst hatte und auf der Suche nach einem – im besten Fall – Drittligaverein ist. Marcus Hoffmann hat aufgrund eines fehlenden Vereins erst mal die VDV-Option gezogen. Man kann nur hoffen, dass er sich bei seiner Ablehnung des Angebots, für die U23 von RB aufzulaufen, nicht verzockt hat und tatsächlich noch einen Verein findet, der einen passablen Innenverteidiger gut gebrauchen kann.

80 Prozent soll die Quote der Fußballspieler betragen, die nach ihrem Ausflug zum VDV wieder einen neuen Job finden. Statistisch kann Hoffmann also guten Mutes sein. Und auch dass ein Drittligaverein Interesse hat, ist nicht abwegig, wie unter anderem Philipp Heerwagen, 30jähriger Keeper, der gerade in Osnabrück unter die Lupe genommen wird, zeigt. Andererseits sind in den 80 Prozent eben auch Leute wie Nico Frommer und Lars Müller drin, die in die fünfte Liga wechselten. Und das wollte sich Hoffmann ja nun genau nicht antun, sondern höherklassig noch mal angreifen.

Sei das alles, wie es sei. Ein Spiel gegen eine Mannschaft vertragloser Spieler, die vergleichsweise uneingespielt ist, weil immer wieder neue Spieler kommen und andere wegen eines Jobs gehen, sagt sicherlich nicht sonderlich viel aus. Ein 7:3 ist da fast schon ein naheliegendes Ergebnis. Denn individuell sollten Fußballer, die auf einen Job im Profifußball spekulieren, was drauf haben, während es in der Mannschaftsorganisation schwierig ist. Sprich, mal ein hübsches Tor schießen oder eine Schwäche des Gegenspielers ausnutzen: ja. Gutes, sicheres Verteidiger gegen eine offensivstarke Mannschaft wie RB: eher nicht.

Wieder mit an Bord bei RB Leipzig war Rechtsverteidiger Christian Müller, der sich damit für einen Platz in der Startformation beim samstäglichen Spiel beim Spitzenreiter SV Wehen Wiesbaden empfohlen hat. Wenn er nach seiner Verletzung nun wieder final fit ist, wird er auch zurückkehren. Und auch Innenverteidiger Tobias Willers konnte sich nach zwei Spielen Rot-Sperre zeigen und wird wohl am Samstag zur Startelf gehören.

Gezeigt haben sich auch André Luge und Timo Röttger mit jeweils zwei Toren, vor allem für die Kreativabteilung eine gute Alternative. Sollte Alexander Zorniger zu einem 4-4-2 mit Doppelsechs wechseln wollen, hätten beide jedenfalls keine ganz schlechten Karten die Außenpositionen zu besetzen. Zeigen durfte sich derweil auch Matthias Morys, der mit seinem Bankdasein zuletzt ziemlich unzufrieden war.

Fazit: Letztlich eine als Testspiel organisierte Trainingseinheit. Gut für RB Leipzig, um Spielern mit weniger Praxis, 90minütiges Fußballerleben zu gönnen. Und gut für die VDV-Spieler, die aktuell in Abtnaundorf trainieren, um sich zu zeigen und vielleicht den einen oder anderen Interessenten wachzuküssen (dass RB Leipzig darunter sein könnte, ist mehr als unwahrscheinlich). Ein spät herausgeschossener, klarer Sieg ist bei einem solchen Aufeinandertreffen sicherlich als standesgemäß zu bezeichnen. Heute trainiert RB Leipzig noch zweimal, morgen und übermorgen je einmal und dann startet mit dem Topspiel beim SV Wehen Wiesbaden auch schon die erste englische Woche der Drittligasaison, in der mit Kiel und Elversberg anschließend noch zwei Aufsteiger warten, wie sie sportlich und tabellarisch unterschiedlicher nicht sein könnten. Werden drei spannende Spiele. Mal sehen, ob sich im Testspiel jemand nachhaltig für Einsätze empfehlen konnte.

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Tore: 1:0 Röttger (14.), 2:0 Luge (17.), 2:1 Murakami (26.), 3:1 Luge (29.), 3:2 Murakami (32.), 4:2 Röttger (41.), 4:3 Ficara (42.), 5:3 Eigentor (82.), 6:3 Heidinger (86.), 7:3 Morys (90.)

Aufstellung: Bellot – Müller, Ernst, Willers, Heidinger – Röttger (75. Böttger), Fandrich (60. Majetschak), Papadimitriou, Luge – Morys, Thomalla

Zuschauer: ???

Links: RBL-Bericht

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