[Gestern wurde offiziell die Verpflichtung von Matthias Morys bekannt gegeben. Er bekommt einen Vertrag bis 2016. Von der sportlichen Qualität her sicher ein sehr guter Transfer, der eine ordentliche Stange Geld gekostet haben dürfte (auf jeden Fall dürfte es sechsstellig geworden sein). Wie sich die Verpflichtung auf die Ruhe im Kader auswirken wird, muss man sehen. Ansonsten gelten weiterhin alle Analysen zu Matthias Morys, die hier im Blog beim Aufkommen der Gerüchte bereits getätigt wurde. Heute soll es aber noch einmal um Daniel Frahn gehen.]
Vor ein paar Tagen wurde an an dieser Stelle Daniel Frahn zum Spieler der Hinrunde bestimmt. Inklusive der Feststellung, dass sich sein Trefferbild in dieser Saison – hauptsächlich wegen der etwas anderen Spielidee unter Alexander Zorniger – weg vom Kopfball hin zum rechten Fuß entwickelt hat.
Vor einem knappen Jahr hatte eine statistische Analyse von Daniel Frahns Treffern ergeben, dass Daniel Frahn zwar in beeindruckendem Maße trifft, aber darüber der kleine Makel liegt, dass er bei Rückstand und in Spielen gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel eher unterdurchschnittlich trifft. Kurz bevor auch dieser Blog hier in die Winterpause geht, sei ein Blick erlaubt, ob diese aus den damaligen Zahlen gewonnene Hypothese immer noch Bestand hat.
Dabei darf man gerne voraus schicken, dass Daniel Frahns überragende Torjägerqualitäten absolut unbestreitbar sind. Wer in der fünften Saison und sogar der vierten Halbserie in Folge zweistellig trifft, muss zumindest in der Liga, in der er spielt, extraklasse sein. Dazu kommt noch der imposante Fakt, dass Daniel Frahn in 75 Spielen, die er von von Beginn an bestritt, 21 mal das 1:0 erzielt hat. Imposant wird dies insbesondere dadurch, dass RB Leipzig insgesamt in diesen Spielen nur 46 mal das Führungstor erzielte. Daniel Frahn war – wenn er denn von Beginn an auflief (das letzte Mal, dass dies in der Regionalliga nicht der Fall war, war am 21.05.2011, als er in Chemnitz gesperrt ausfiel) – demnach in 46% aller Fälle für das 1:0 verantwortlich. Eine unglaubliche Bilanz.
Betrachtet man nur die Spiele, in denen Daniel Frahn (nahezu) die kompletten 90 Minuten auf dem Feld stand (was statistisch gesehen wichtig ist, um die Vergleichbarkeit herzustellen), dann erzielte Daniel Frahn in insgesamt 69 solcher Partien stolze 54 Tore (0,78 Tore pro Partie). Insgesamt schoss RB Leipzig in diesen Spielen 155 Treffer. Etwa 35% aller Tore bzw. ungefähr jedes dritte Tor schießt demnach Daniel Frahn. Eine Quote, die in den letzten zweieinhalb Jahren auf diesem hohen Niveau erstaunlich konstant geblieben ist. Auch die 13 von 35 Treffern aus der aktuellen Spielzeit liegen mit 37% ziemlich exakt im Rahmen.
Die 35% sind für die weiteren Betrachtungen die zentrale Zahl, denn aus dieser resultiert die Annahme, dass Daniel Frahn im Normalfall zwischen der 31. und 45. Minute genauso 35% der RB-Treffer erzielt haben müsste, wie zwischen der 76. und 90. Bzw. genauso 35% aller RB-Treffer, die zum Ausgleich führten, geschossen haben müsste. Weicht der Anteil der Frahn-Tore an den RB-Treffern von der 35%-Marke wesentlich ab, ist es entweder ein unwahrscheinlicher Zufall oder es bedarf einer Erklärung.
Eng mit Daniel Frahns Funktion als Dosenöffner und häufiger 1:0-Erzieler zusammen hängt die Tatsache, dass Daniel Frahn in der Auftaktviertelstunde satte 67% aller RB-Leipzig-Tore erzielt. Zwei von drei Treffern in dieser Zeit hat er erzielt. Diese Quote verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr (damals 80%) etwas, bleibt aber trotzdem sehr überdurchschnittlich. Bis zur Pause trifft Frahn leicht überdurchschnittlich, um nach der Pause auf sehr niedrigem Niveau zu stagnieren. In den zweiten 45 Minuten erzielt Daniel Frahn ‘nur’ noch jedes vierte RB-Tor.
Erklärungen dafür? Schwierig. Eine Kopfsache vielleicht, weil Daniel Frahn gerade am Anfang einfach wacher als seine Gegenspieler ist. Vielleicht eine Konditionsfrage (unwahrscheinlich). Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass sich die Gegenspieler im Laufe des Spiels immer besser auf ihn einstellen. Vielleicht – und das legen die folgenden Daten nahe – liegt es aber auch nur daran, dass Frahn bei eigener Führung einen Gang zurückschaltet.
Denn wie die beiden nachfolgenden Grafiken zeigen, trifft Daniel Frahn insbesondere dann überdurchschnittlich, wenn es darum geht, den Führungstreffer oder den Ausgleich zu erzielen. Wenn der Bann erst mal gebrochen ist und RB Leipzig in Führung liegt, treten Spieler ins Rampenlicht, die da vorher noch nicht unbedingt hinstrebten. Man könnte daraus relativ ungewagt interpretieren, dass Daniel Frahn als echter Leader voranschreitet und auf ihn vor allem in den wichtigen Momenten Verlass ist.
Interessant an der Statistik ist, dass vor einem Jahr Daniel Frahn für die Ausgleichstreffer noch bei einer Quote von 23% stand, er also nicht mal jeden vierten Ausgleich für RB Leipzig erzielte. Allein in dieser Saison war Frahn dagegen für vier der fünf Ausgleichstreffer selbst verantwortlich und den fünften (gegen Jena) bereitete er vor. Eine super Quote, die als Beleg für die in der Huldigung zum Spieler der Hinrunde aufgestellte These, dass Daniel Frahn als Leader für RB Leipzig noch wichtiger geworden ist, gelten darf. Seine Tore vor allem dann zu schießen, wenn das eigene Team noch nicht führt, ist jedenfalls ein naheligender Beleg.
Während sich die im letzten Jahr noch negativ für Daniel Frahn ausfallende Statistik zu seinem Anteil an den Ausgleichstoren zum positiven gewandelt hat, bleibt ein Makel bestehen. Denn weiterhin trifft Daniel Frahn vor allem dann auffällig unterdurchschnittlich, wenn es gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel geht. Nur jedes vierte RB-Tor geht hier auf seine Kappe. Sprich, wenn ein sportlich starker Gegner antritt, muss der Rest der Mannschaft verstärkt für den ansonsten goalgettenden Kapitän einspringen.
Vielleicht ist die naheliegendste Interpretation für diese Daten, dass gutklassige Verteidiger bzw. gutklassige verteidigende Mannschaften in der Lage sind, einen wie Daniel Frahn auch mal abzumelden/ zuzustellen. Was in Bezug auf die Ambitionen von RB Leipzig mit Daniel Frahn auch mal höherklassig erfolgreich sein zu wollen und auch für Daniel Frahns höherklassige Ambitionen ein kleiner statistischer Dämpfer ist. Und das Ergebnis von 29% ist insofern ziemlich belastbar, als dass der Anteil über die letzten zweieinhalb Jahre relativ konstant war (abgesehen von der Rückrunde 2011/2012 als er 5 von insgesamt 12 RB-Treffern gegen das obere Tabellendrittel erzielte). In der aktuellen Saison erzielte Frahn bspw. 4 von 17 Treffern (24%), wenn es gegen einen Gegner aus dem ersten Tabellendrittel ging.
(Zur Erklärung der Grafiken: Kategorisiert wurden die Spiele jeweils nach Tabellenstand vor dem Spieltag. In den letzten zwei Spielzeiten wurden die 18 Teams der Tabelle einfach in die oberen 6, mittleren 6 und unteren 6 gedrittelt. Für die aktuelle Spielzeit wurde die Drittelung aufgrund der 16er-Liga mit 5-5-6 durchgeführt.)
Fazit: Das alles sind natürlich nur Statistiken, während die Wahrheit wie zum Beispiel beim hochemotionalen 1:0 durch Daniel Frahn beim Topteam aus Zwickau auf dem Platz liegt. Trotzdem, wenn statistische Abweichungen über längere Zeit konstant bleiben, dann wohnt ihnen irgendein verursachender Kern inne. Dass Daniel Frahn überdurchschnittlich oft am Anfang der Partie und zum 1:0 und generell zur Führung trifft, ist eine ganz besondere Leader-Qualität seiner Stürmerperson, die ihn im Spiel von RB Leipzig unverzichtbar gemacht hat. Im Laufe der zweieinhalb Jahre RB Leipzig hat er sich in eine immer zentralere Rolle (auch verbal) geschossen. Dass er allerdings über die Spielzeiten hinweg relativ stabil unterdurchschnittlich trifft, wenn die sportlichen Herausforderungen in Form von Teams aus dem oberen Tabellendrittel anstehen, ist ein kleiner Schatten auf einer ansonsten in allen Aspekten beeindruckenden Statistik, die auf dem ganz realen, grünen Eckigen so viel Spaß macht. Ein Schatten, den wegzuwischen sich für Daniel Frahn in der Rückrunde und vor allem in den Relegationsspielen anbieten würde..
…. gott sei Dank haben wir Ihn….
aber müsste er nicht eigentlich schon längst Ambitionen in höhere Gefilde haben? Im besten Stürmeralter und immer auf konstant hohem (Regionalliga)niveau…. Irgendwas passt da nicht….. – oder bestätigt deine Thesen…
Nächste Saison werden wir es sehen, ob es auch gegen bessere Verteidiger läuft – ich seh immer noch die Daten von B.Förster (CFC) nach dem Aufstieg vor mir… :-(
Frohe Weihnachten und guten Rutsch!
In der ersten Grafik ist ein Fehler bei 76.-90. 12+13 ungleich 39.
díese Statistik (gegen besssere Teams)könnte aber auch damit zusammenhängen das gegen bessere Mannschaften auch ein gemeinschaftlich besseres Abwehrverhalten von den Stürmern vollzogen wird wodurch sich dann natürlich vorne nicht ganz so viele Möglichkeiten im Stellungsspiel ergeben, da eben auch viel nach hinten gearbeitet wird…hm…nur ein Gedanke – gegen Wolfsburg hat er schließleich auch 3mal getroffen und das ist ne gute mannschaft ;)
@Cytack: Ist halt auch nur eine Statistik. Daniel Frahn hat ja trotzdem 16 von 56 Treffern gegen das obere Tabellendrittel erzielt. Kiel letztes Jahr zu Hause fällt mir ein. Zwickau dieses Jahr. Als Highlights. Dass er seltener trifft, als zu erwarten wäre, heißt ja nicht, dass er gar nicht mehr trifft. Eine veränderte Rolle in solchen Spielen, die einen Torerfolg unwahrscheinlicher macht, ist dabei auch eine sehr gute Erklärungsmöglichkeit.
@Rumpel: Stimmt, da müsste statt der 13 eine 27 stehen. Das ändere ich mal irgendwann bei Gelegenheit. (Alle anderen Fehler kannst Du behalten ;-))
@lakrue Ich bin auch ehrlich gespannt, wie Frahn weiter oben funktioniert. Hoffen wir, dass wir es nächstes Jahr direkt erleben. Aber grundsätzlich bin ich optimistischer als bei Förster, denn letzterer hatte zwar eine Riesentorquote in der Regionalliga, aber war schon damals eher Marke Unruhestifter als eiskalter Goalgetter. Da strahlt Frahn deutlich mehr Ruhe und Klasse aus.
Neben dem Lauf von Förster (immerhin hat Frahn ja im Vergleich langfristig die deutlich stabileren und besseren Werte) hatte Förster eben auch zwei Spieler im Aufbauspiel hinter sich, die derzeit sogar im erweiterten kader von Bundesligisten stehen und in jener Saison für viele Vorlagen sorgten.
Im Bereich Ruhe würde ich bei Frahn aber auch noch Luft nach oben sehen, er macht zwar auch viele abgeklärte Treffer, manchmal lässt er sie aber auch aus.
Ein sympathischer und nach meinem Eindruck bodenständiger Fußballer, der die wichtigen Tore schießt – ein Segen für RBL und eine Freude für uns Fans.
Da ist Kaffeesatzlesen (Förster-Vergleich) eher unangebracht.