Mit der Niederlage der Magdeburger gestern bei Lok Leipzig, die in der Red Bull Arena (in drei Anläufen) beachtliche sechs von insgesamt nur neun Punkten sammelten und in Spielen in der Red Bull Arena, die sie in Unterzahl beendeten noch ohne Gegentor und Punktverlust sind (zwei Spiele, vier Tore, sechs Punkte), klärt sich das Tabellenbild in der Regionalliga Nordost weiter. Vorne relativ einsam RB Leipzig, dahinter mit gehörigem Abstand von fünf Punkten Carl Zeiss Jena und der 1.FC Magdeburg (die zusätzlich noch ein Spiel mehr haben).
Kürzlich hatte ich gezeigt, dass Regionalligisten, die nach einem reichlichen Viertel der Saison mindestens fünf Punkte Vorsprung auf Platz 2 hatten, bisher immer Meister wurden. Ergänzend zu dieser Statistik sei erwähnt, dass in 52 Regionalliga-Anläufen seit Einführung der Dreipunkt-Regel nur 16 Teams nach neun Spieltagen 23 (wie RB Leipzig) oder mehr Punkte auf ihrem Konto hatten (davon mit Victoria Köln eins in diesem Jahr). Das absolute Maximum zu diesem Zeitpunkt der Saison betrug 25 Punkte (also acht Siege und ein Unentschieden, wie beim Chemnitzer FC vor zwei Jahren). Immerhin 4 der 15 Teams, die in der Vergangenheit mindestens 23 Punkte nach neun Spielen hatten, wurde am Ende nicht Regionalliga-Meister. Gar drei von acht Teams mit exakt 23 Punkten verspielten noch die Tabellenführung. Auf der anderen Seite reichte ein Punktestand von 25 Punkten nach neun Spielen in jedem Fall für die Meisterschaft am Ende. Ein zusätzlicher Sieg in Plauen oder gegen Union II hätte demnach für endgültige Sicherheit gesorgt..
Ein klein wenig aussagekräftiger erscheint mir aber der Vergleich der Punktestände von RB Leipzig und seinen Verfolgern mit den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre. Die 23 Punkte von RB Leipzig liegen jedenfalls exakt zwei Punkte über dem Schnitt der Tabellenführer in 52 vergangenen Regionalliga-Spielzeiten seit 1995/1996. Sprich die Punkteausbeute der RasenBallsportler ist vergleichsweise sehr hoch. Der Tabellenzweite FC Carl Zeiss Jena liegt hingegen ziemlich genau einen Punkt unter der durchschnittlichen Punktausbeute eines Tabellenzweiten in der Regionalligahistorie. Allerdings lag der FC Magdeburg nach dem neunten Spieltag als Tabellendritter einen Viertel Punkt über dem statistisch Erwartbaren. Nimmt man Platz 2 und 3 zusammen, dann liegen sie mit ihren gemeinsam gesammelten 36 Punkten jeweils nur knapp unter dem Schnitt, den Mannschaften auf diesen Plätzen typischerweise an Punkten sammeln.
Die kleine Spielerei ist insoweit interessant, als dass sie etwas belegt, was man natürlich auch ohne Zahlen analysieren und beschreiben könnte. Nämlich, dass RB Leipzig in dieser Saison auch für die eigenen Verhältnisse leistungstechnisch angezogen hat, während die Herausforderer zwar nicht schlecht, aber gerade im Vergleich mit den letzten zwei Jahren nicht über den Erwartungen spielen.
Das leuchtet auch unmittelbar ein, bedenkt man, dass sowohl in Magdeburg, als auch in Jena die Saison mit mehr oder weniger heftigen personellen Umbrüchen auf Kaderseite begann und dies in der Mischung mit für Regionalligaverhältnisse nicht unbedingt qualitativ überdurchschnittlich gut besetzten Kadern dann eben zu sportlich nicht ganz so konstanten Leistungen führt (auch Zwickau, die bei zwei Spielen und nur fünf Punkten weniger noch an Magdeburg vorbeiziehen könnten, sei als Aufsteiger in diese Argumentation einbezogen). Dafür, dass in Jena der zentrale Mittelfeldakteur Tom Geißler wegen Verletzung noch nicht mal mitwirken konnte, schlagen sich die Thüringer sogar erstaunlich gut.
Es scheint, dass in dieser Saison tatsächlich gute Karten bestehen, dass die Prognosen von vor der Saison, dass RB Leipzig im Normalfall weitgehend konkurrenzlos Meister werden sollte, tatsächlich eintreffen, weil die Konkurrenz zur Abwechslung mal (noch?) nicht über sich hinauswächst und RB sein Potenzial abzurufen beginnt. Wobei letzteres auch daran liegen dürfte, dass die bis auf Coltorti, Judt und Kaiser bereits im Vorjahr unter Vertrag stehende RB-Stammelf jenseits der taktischen Neuausrichtung auch jene Konstanz mitbringt, die für einen Leistungssprung des Teams meist erforderlich ist. Zumindest ist dies ein Stückweit die Erfahrung der letzten Jahre vierte Liga.
Klar, mit Magdeburg, Zwickau und Jena warten die entscheidenden Knüller der Hinserie erst noch und erst nach diesen Spielen (also Anfang Dezember) wird man genau wissen, was der aktuell ganz gute Stand für RB Leipzig wert ist. Aber die nahezu deckungsgleichen Aussagen von Karsten Heine von Hertha BSC II (der in den letzten Jahren jeweils die Aufsteiger vorhersagte) und Andreas Petersen vom 1. FC Magdeburg, die beide fest davon überzeugt sind, dass RB Leipzig in dieser Saison nicht aufzuhalten sein wird, verweisen auf einen gewachsenen Respekt (neben der Tatsache, dass Petersen da sein Team vor dem Lok-Spiel eventuell auch ein wenig aus der medialen Aufstiegsschusslinie nehmen wollte), dessen – bei allem was rund um RB Leipzig noch besser werden muss und besser werden wird – feste Wurzeln in einer tatsächlich positiven Entwicklung des einzig wahren RasenBallsports liegen. In Torgelow bietet sich dann am Sonntag wieder die Chance, diese Entwicklung zu bestätigen.