Es geht ja hier im Blog nicht immer um tagesaktuelle Dinge. Zur gern debattierten Causa Beck z.B. habe ich an dieser Stelle nicht viel beizutragen. Die Geschichte ist ein Konglomerat aus gefährlichem Halbwissen, bei dem verschiedene Parteien scheinbar ihr ideologisches und/ oder finanzielles Mütchen kühlen wollen und bei dem es schwer ist, den Durchblick zu behalten, wer warum was gemacht haben könnte und welche Aussagen wahr und welche nur Schutzbehauptungen sind. Vielleicht hat RB Leipzig Christian Beck noch unter Pacult angesprochen, obwohl Beck noch mehr als ein Jahr Vertrag in Halberstadt hatte (was nicht erlaubt gewesen wäre), vielleicht hatte Beck zu jenem Zeitpunkt aber auch schon gedacht, dass sein Vertrag nur noch bis zum Sommer gelte (wodurch das Ansprechen dann aufgrund der Kürze der Restvertragsdauer erlaubt gewesen wäre).
Vielleicht hat RB nicht gedacht, dass Beck noch einen gültigen Vertrag in Halberstadt hat, als sie ihn in Leipzig entgegen entsprechender Verbandsbestimmungen ohne Gastspielgenehmgung haben mittrainieren lassen (was zumindest naiv gewesen wäre). Wer weiß das alles schon. Erstaunlich jedenfalls der Halberstädter Weg, den Konflikt ausgerechnet per Pressemitteilung aufheizen zu wollen. Wer RB ein bisschen kennt, der ahnt, dass die Bereitschaft auch mal uneingeplantes Geld in die Hand zu nehmen, nicht eben gering ist. Öffentlichkeitswirksame Profilierungsversuche dürften die Zahlungsbereitschaft allerdings erheblich mindern..
Wie auch immer, zu diesen und anderen Dingen kann man tagesaktuell die eine oder andere Bemerkung und Einschätzung drüben bei Facebook, Twitter oder Google+ erhaschen, hier soll es heute um Alexander Zorniger gehen. Bzw. um die Regionalliga-Reform, die zu Zeiten als sie vom DFB in einem ‘ausgeklügelten’ Kompromiss, für den es eigentlich keinerlei Kompromissbasis gab, beschlossen wurde, hier im Blog ein Dauer(b)renner war. Naja, oder so ähnlich, denn genaugenommen war das Interesse an dem spektakulär unsinnigen Vorgehen beim Beschluss der Reform eher gering (was wohl auch daran lag, dass sich damals wohl kaum jemand vorstellen konnte, dass man davon noch betroffen sein würde). Weswegen man die aktuelle Regionalliga mit ihrer Relegation als so etwas wie die gerechte Strafe für das Desinteresse begreifen könnte. Wenn man denn so viel pädagogische Verve aufbringen könnte.
Alexander Zorniger jedenfalls hatte auf Nachfrage die Reform kürzlich ziemlich direkt und treffend als „totalen Schwachsinn“ bezeichnet. Vor allem die Aufstiegsregelung mit nur einem Aufsteiger stieß ihm offenbar bitter auf. Später ließ er via BILD (03.08.2012) etwas differenzierter folgen, wie er sich die Reform der Regionalliga vorgestellt hätte:
Man hätte doch zwei Staffeln mit ersten Mannschaften und die dritte Staffel mit U23-Teams machen können. Die Meister wären auf-, zwei Mannschaften und das schlechteste U23-Team aus Liga drei abgestiegen.
Das mag sicher so sein, dass man es hätte so machen können. Genaugenommen war dies aber der Ausgangspunkt der Forderungen nach einer Regionalliga-Reform seitens verschiedenster Vereine und Fans, drei Staffeln und in eine davon werden die ganzen U23-Teams hineingesteckt. Genaugenommen war es genau der Vergleich zwischen Ausgangsforderung und damit verbundenem Ziel (Verkürzung des Abstands zur dritten Liga) mit dem Ergebnis (Amateurisierung der Regionalliga, Abkoppelung der Regionalliga von der dritten Liga durch Relegation), der die Absurdität des Reformprozesses verdeutlichte.
Klar geworden ist in diesem Prozess aber auch, dass es eine extra U23-Liga nicht geben wird, solange die Profivereine bei dieser Entscheidung ein Mitspracherecht haben. Weswegen Zornigers Rückkehr zum Ursprung zwar inhaltlich nett sein mag, aber völlig unrealistisch ist. Was nicht bedeutet, dass nicht auch ich glaube, dass die Regionalliga in der aktuellen Form nicht dauerhaft überlebensfähig ist, denn dass aus dem Pool von Mannschaften wie Kiel, Trier, Essen, Lübeck, Kassel, Magdeburg, Jena, Lok, Zwickau, RB usw. ein großer Teil auch mittelfristig vom Sprung in den Profifußball abgekoppelt ist, kann nicht der richtige Weg sein. Und dass man als Meister nicht aufsteigt, ist so oder so ein Unding. Weswegen die Regionalliga in der aktuellen Form auch nicht sehr lange Bestand haben wird.
Es wird sicherlich in absehbarer Zukunft die Reform der Reform geben, die den Geburtsfehler der aktuellen Reform beheben und die Durchlässigkeit nach oben wieder erhöhen müsste, um sinnvoll zu sein . Was letztlich nur gelingen kann, wenn man zwischen die dritte Liga und die aktuelle Regionalliga noch eine an Profibedingungen anknüpfende Liga schaltet. Realistisch gesehen könnte eine zweigleisige vierte Liga mit je 18 bis 20 Mannschaften bei gleichzeitiger Beschränkung der U23-Teams auf etwa fünf pro Staffel das benötigte Scharnier nach oben sein. Je zwei Aufsteiger nach oben und je zwei bis drei Absteiger nach unten in den regionalen Amateur- bis Halbamateurfußball (mit fünf bis sechs Staffeln und je einem Aufsteiger – also analog zur jetzigen Regionalliga nur mit gesichertem Aufstieg) und man würde ziemlich vielen Ansprüchen gerecht werden. Denen der Amateurvereine und denen der Vereine, die ihre Perspektive eher im Sprung in die Professionalität sehen.
Aber ja, die Mühlen der Verbände mahlen langsam und die Wünsche der Mitglieder sind nicht immer das zentrale Element bei der Entscheidungsfindung wie man nicht erst seit der Arroganz der Entscheider gegenüber dem Willen vieler Regionalligaclubs bei der Regionalliga-Reform weiß (auch der sächsische Verbandspräsident Reichenbach zeigte kürzlich wie Ignoranz gegenüber Clubentscheidungen geht und fiel bei einer LVZ-Diskussion mit übertrieben vehementer Kritik an Entscheidungen von Aue und Lok, eigentlich Mitgliedsvereine und damit Träger des Verbandes bzw. Reichenbach eigentlich Vertreter ihrer Interessen, auf). Bleibt zu hoffen, dass mich das Thema aufgrund von fußballerischem Entwachsen in höhere Gefilde sowieso bald nicht mehr in dem Maße betrifft, wie es das aktuell noch tut.
Die aktuelle Regionalliga ist eigentlich die Bankrotterklärung der eingleisigen 3. Liga. Dafür reicht es einfach nicht. 2 Staffeln Nord und Süd mit je 3 Staffeln Regionalliga Unterbau wären die Lösung. Die 3. Liga ohne 2. Teams. Die Meister steigen auf. Die Zweiten spielen Reli. Wer 4. Liga spielt hat kein Recht sich über Nachwuchsteams zu beechweren. Irgendwo ist halt mal Schluss.
Wo du Recht hast, hast du Recht…
Ich lese nun schon einige Zeit deine Beiträge und sehe mich nun auch genötigt, meinen Senf mal hier reinzuschütten. Aber diese Reform ist tatsächlich Stumpfsinn hoch 3 und ich trage deine Vermutung mit, dass wir bald deren Überarbeitung erleben werden. Mithin wäre die Bezeichnung Reform sowieso besser durch “Versuch” zu ersetzen.
Was die Äußerungen vom SFV-Präsidenten angeht, so kann ich inhaltlich eine gewisse Sympathie dafür nicht verleugnen. Speziell der Fakt, dass eine absolute Minderheit (in Politik und Wirtschaft werden diese gemeinhin Lobbyisten genannt) Einfluss auf die geschäftspolitischen Entscheidungen – und zwar ohne Einbezug demokratischer Gremien – des FCE u. a. nimmt, ist schon mehr als verwunderlich. Demokratie wäre zum Beispiel eine Mitgliederbefragung gewesen.
Ich kenne nicht alle deine verfassten Beiträge (von wegen der Wiederholungsgefahr schon einmal behandelter Themen insbesondere zur Mitgliederphilosophie von RB), aber letztlich stellt sich die Frage: Wieviel Demokratie verträgt ein Unternehmen oder ein wenigstens halb-professionell geführter Verein? Meiner Meinung nach ist der Weg von Red Bull der einzig Richtige. Fans, Freunde, Sympathisanten sind eindeutig in Fördervereinen, Fanclubs besser aufgehoben (inwieweit man diesen “Organisationen” dann die Mitgliedschaft im “Hauptverein” einräumt sei einmal dahingestellt). Aber so ist es in den allermeisten Vereinen in Deutschland auch Usus. Was hat bspw. ein “Fan” eines Musikvereins als ordentliches Mitglied für eine Fachkompetenz? Soll er mitentscheiden, welche Musik gespielt wird und in welcher Tonart die Instrumente gestimmt werden? Oder welches Konzert angenommen wird und welches nicht? Wie gesagt, nur ein Beispiel. Aber egal um welchen Vereinstyp/-zweck es sich handelt, das ist auch auf große Sportvereine übertragbar. Nach dieser Maßgabe und auf die Gefahr hin, Rotkopf genannt zu werden, halte ich ebenfalls eine solche Vereinsführung für Fehl am Platz.
Und in diesem Kontext beurteile ich auch den Umgang mit der Personalie Kubald überaus kritisch, da es hier offenkundig um persönliche Befindlichkeiten und nicht um Fach- resp. Sachkompetenz ging. Alles zum Wohle des Vereins auf Grundlage der Vereinssatzung kann jedenfalls nicht die Maxime gewesen sein.
Fakt ist aber, dass auch die Entscheidung über die Regionalliga ein Lobbyistenerfolg ist, nämlich der der DFL-Vereine über die restlichen DFB-Vereine. Und von daher passt ja alles ins Bild…
@roger: Ich persönlich finde die eingleisige dritte Liga ja ziemlich schick und freue mich schin seit zwei Jahr (leider erfolglos) auf diese Liga. Ich finde für eine zweigleisige Anschlussliga wäre drunter auch noch Platz. Genug Vereine mit Profi- oder Halbprofiambitionen gibt es jedenfalls.
@Vorstand: Danke für Deine Anmerkungen. Man kann natürlich inhaltlich einiges von den Reichenbach-Thesen nehmen und diskutieren. Und ICH sehe sogar einiges ähnlich, aber ICH werde mich hüten den Lok-MITGLIEDERN vorzuschreiben, wie sie in ihrem Verein zu wählen haben, denn auch wenn man die Nicht-Wahl Kubalds dusslig finden kann, ist Lok dann eben weiterhin in solchen Personalentscheidungen der Verein derer, die da ihre Mitgliedsbeiträge zahlen und wenn sie der Meinung sind, dass sie sich nicht mit Kubald versöhnen wollen, dann sollen sie der Meinung sein und mit möglichen, daraus resultierenden Konsequenzen leben. Das muss ja alles nicht immer objektiv vernünftig sein (wie bei der Ablehnung der RB-Koop), aber es ist ihr Verein und den müssen sie sich nach ihren Vorstellungen gestalten. Und genau in dem Rahmen finde ich Reichenbachs Kritik auch völlig deplatziert. Als Verbandspräsident ist er quasi der Präsident und Vertreter aller sächsischen Vereine, einer der deren Interessen vertreten soll. Und öffentlich auf zwei der Mitglieder einzuschlagen, weil die vom rechten Weg abgekommen seien (Wie kann er das entscheiden, was die Vereine als ihren rechten Weg empfinden? Es gibt keinen objektiv richtigen Weg, nur subjektiv richtige.) gehört meiner Meinung nach nicht zu seinen Aufgaben. Und da ist es ganz egal, ob ich seine Kritik am Wegknicken der Auer vor ein bisschen (demokratisch auch nicht legitimierten) Online-Furor inhaltlich ein Stückweit teile. Ich lebe auch gut mit dem Modell bei RB Leipzig, weil ich Mitgliedermitbestimmung in Profifußballvereinen eh ein Feigenblatt finde, bei dem es (glücklicherweise) eben nicht darum geht, die wirtschaftlich-sportlichen Kernentscheidungen zu treffen. Aber hey, andere Vereine, andere Sitten und der Präsident des sächsischen Fußballverbandes sollte sich nicht anmaßen, sich über die Interessen seiner Mitgliedsvereine zu stellen.
Wir sind auch absolut beieinander was deine Einschätzung bzgl. der Form anbelangt. Und obschon das Thema Kubald meinerseits nur ergänzend angehangen war bin ich ebenfalls der Auffassung, dass sich niemand Fremdes in die internen Strukturen und Entscheidungsfindungen einzumischen hat. Das ist ganz klar die Verantwortung und damit das Risiko des betreffenden Vereins. M. E. hat er auch nicht gesagt, er erwarte etwas oder es müsse so und so laufen.
Wer weiß, wie lange ihm diese oder ähnliche Beispiele schon unter den Nägeln brannten. Er wird sicher auch die Verlässlichkeit der Vereinsführungen in Bezug auf die Zusammenarbeit im Verband insgesamt im Blick gehabt haben. Er hat, wie du richtig sagst, alle Fußballvereine zu vertreten und nicht nur die Aushängeschilder. Wer weiß schon, wie sich die Zusammenarbeit auf Verbandsebene sonst noch so gestaltet. Heute hüh, morgen hott… Ich kann mir jedenfalls sehr gut vorstellen, dass derartige Vereinsentscheidungen dem (mutmaßlichen) Verbandsziel, den sächsischen Fußball wieder auf ein höheres Niveau zu heben, konträr laufen. Über Ort und Zeitpunkt seiner kritischen Äußerungen wird er sich aber hoffentlich Gedanken gemacht haben.
Vielleicht hatte er aber auch nur ungesund gefrühstückt an dem Tag und deswegen nicht beachtet, dass die Podiumsdiskussion öffentlich und keine Verbandsversammlung (auf Grund der Kameras sah es wahrscheinlich aus wie eine Videokonferenz? ;-) ) mit den betreffenden Vereinen war. Das muss er letztlich mit diesen Vereinen ausmachen, und die werden vermutlich auf einen Meinungsaustausch bestehen.
Im Kern – und um den Bogen auf deinen ursprünglichen Beitrag zu spannen – bleibt es aber dabei: So unverständlich und eben auch manchmal unverlässlich die Entscheidungen in den Vereinen sind, so sind sie es auch auf Dachverbandsebene. Hoffen wir also, dass sich die Regionalliga-Entscheidung im Interesse der Durchlässigkeit nach oben ebenfalls als nicht sehr verlässlich herausstellt.
Sehr schöner Bogen.
Ich glaube zum Thema Erzgebirge Aue fehlen hier einfach paar Einsichten, warum es so läuft.
Gerade in der schweren Zeit der damaligen Regionalliga und Co waren es viele kleine Unternehmen, die den Verein als Sponsoren unterstützt haben. Es ist ein typisches Bild, dass ein Bäckermeister einem anderen Sponsor am Freitag seine private Brotbestellung mitbringt. Der Liveticker wird vom Chef eines langjährigen Sponsors betrieben.
Seit einigen Jahren wird auch ein Vertreter der Fans in den Aufsichtsrat gewählt. Es mag ja in den Foren von lustigen Namen wimmeln, was vielleicht darüber hinwegtäuscht, dass da Z.T. auch Einfluss im realen Leben dahintersteht.
P.S.: Der Blog el futbol ist tot.
@Vorstand: “So unverständlich und eben auch manchmal unverlässlich die Entscheidungen in den Vereinen sind, so sind sie es auch auf Dachverbandsebene. Hoffen wir also, dass sich die Regionalliga-Entscheidung im Interesse der Durchlässigkeit nach oben ebenfalls als nicht sehr verlässlich herausstellt.”
Reichenbach hat doch mit seinen Äusserungen zur Oberliga seine eigene Position zum Thema Relegation widerlegt. Er will das die Oberliga abgeschafft wird und Vereine aus den Landesligen in die Regionalliga aufsteigen lassen. Bei 6 Landesverbänden wird dann der Relegationsirrsinn in der 5. Liga eingeführt.
Nachträglich mein Lösungsvorschlag:
1.Ebene: Erste Bundesliga
2.Ebene: Zweite Bundesliga (zwei Staffeln: Nord und Süd)
3.Ebene: Regionalliga (vier Staffeln: Nord, Süd, Ost und West)
4.Ebene: Oberliga (acht Staffeln)
5. Ebene: Landesliga (16 Staffeln (für jedes Bundesland) bzw. 21 (für jeden Landesverband))
In jeder Liga gibt es vier Ab- und zwei Aufsteiger.
Ab der Regionalliga sind 2.Mannschaften spielberechtigt.
Einziger Nachteil, der mir bisher vorgehalten wurde: Die zweite Liga würde an Attraktivität verlieren. Dem würde ich auf Grund der zahlreichen Derbys widersprechen. Und Fernsehprämien lassen sich auch umverteilen.
@Roter Brauser:
“3.Ebene: Regionalliga (vier Staffeln: Nord, Süd, Ost und West)
4.Ebene: Oberliga (acht Staffeln)”
Das impliziert die (seitens des DFB) nichtgewollte Aufteilung nach geographischen Punkten. Imho braucht es auch nicht eine Aufsplittung der 2. Liga, von mir aus kann auch die 3. Liga eingleisig bleiben. Ursprünglich wurde im Zuge der Vereinigung DFB/DFV damals der Amateurmeisteraufstieg abgeschafft. Die Aufstiegsmöglichkeiten des Unterbaus sind entscheidend insofern bin ich mir sicher das die nächste Reform nicht mehr weit ist…
Ich sähe auch keinen Sinn darin, zweite und dritte Liga zu regionalisieren. Beide Ligen funktionieren in Bezug auf ihre Attraktivität sehr gut und haben nach oben und unten eine annehmbare Durchlässigkeit. Letztlich ist es tatsächlich nur das Problem des Übergangs zum Amateurfußball bzw. die Aufstiegsmöglichkeiten aus dem Unterbau, was nicht funktioniert und was es zu ändern gilt.