Zum rückblickenden Glück fehlt natürlich noch der ultimative, ganz subjektive Rückblick auf die individuellen Leistungen der Spieler von RB Leipzig in der Saison 2011/2012 und speziell in der Rückserie dieser Saison. Im Gegensatz zur Hinserie fehlt Shaban Ismaili, der im Winter zur SG Sonnenhof Großaspach in die Regionalliga Süd wechselte und dort sein Glück gefunden zu haben scheint. Neu hinzugekommen ist dagegen in der Winterpause das Trio Roman Wallner, Niklas Hoheneder und Tomasz Wisio.
(Anmerkung: Die Daten in Klammern beziehen sich nur auf die Regionalligaspiele. Die Trennung in Hin- und Rückserie erfolgt auf der Basis der Winterpause. Vor der Winterpause fanden 18, danach noch 16 Saisonspiele statt.)
Tor
Pascal Borel (Hin: 17 Spiele, 1530 Minuten; Rück: 16 Spiele, 1440 Minuten): War Borel in der Hinserie noch ein sicherer Rückhalt, der auch den einen oder anderen Punkt mit entscheidenden Paraden festhielt, steht er symbolisch für eine wenig gelungene Rückrunde. Das fing bereits in Zwickau im Sachsenpokal mit einem haltbar scheinenden Gegentor an und endete nach den Zwischenstationen Cottbus II und Halberstadt beim bitteren Ausgleich gegen Wolfsburg II, der das Ende der Aufstiegsträume bedeutete. RB Leipzig ist sicher nicht wegen Borel nicht aufgestiegen und ihn sich zum Sündenbock zu wählen, würde die Sache ungerechtfertigt vereinfachen. Aber man darf durchaus festhalten, dass Borel in der Rückrunde im Gegensatz zur Hinrunde kein positiver Faktor mehr war. Was auf einer solch wichtigen Position eine ziemlich bedenkliche Feststellung ist. Was den Leistungsabfall bei Borel erklären könnte, weiß ich nicht. Aber die in den letzten Wochen wieder auftauchenden Gerüchte um ein RB-Interesse an Keeper Raphael Wolf (inzwischen zu Werder Bremen gewechselt) scheinen zu zeigen, dass RB eine ernste Alternative zu Borel sucht. Pacult wurde in der Hinserie mal (nach einer Superparade Borels) mit den Worten zitiert, dass das eben die Aufgabe des Keepers sei. In diesem Sinne hat Borel in der Rückrunde seine Aufgabe nicht (so gut wie in der Hinrunde) erfüllt.
Benjamin Bellot (Hin: 1 Spiel, 90 Minuten; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Eine Alternative zu Borel wäre natürlich die Nummer 2 Benjamin Bellot. Hat in der Rückrunde keinen Einsatz mehr gehabt. Von daher schwer zu beurteilen. In der Vorbereitung fiel er als sehr kompletter Keeper auf. Angesichts des scheinbaren Interesses an einer neuen Nummer 1 vertraut man aber im Verein offenbar nicht auf Bellot.
Andreas Kerner (Hin: 0 Spiele, 0 Minuten; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Keine Spielminuten, keine Einschätzung möglich. Hat offenbar wie das gesamte Torwarttrio noch ein Jahr Vertrag. Mal gucken, was sich da in der Sommerpause tut.
Abwehr
Christian Müller (Hin: 17 Spiele,1530 Minuten, 1 Torvorlage, Rück: 14 Spiele, 1257 Minuten, 1 Tor, 1 Torvorlage): Wurde in der Rückrunde der Abwehrspieler mit der meisten Einsatzzeit. Und das trotz zweier kartenbedingter Aussetzer. Insgesamt sicher ein solider Rechtsverteidiger, auch wenn man ihm deutlich das häufige Fehlen des kongenialen Partners in der Offensive Timo Röttger anmerkte. Wie schon in der Hinrunde ging von Müller offensiv wenig direkte Torgefahr aus und ließ er sich defensiv (Halle!) desöfteren überlaufen und düpieren. Was aber auch (offensiv und defensiv) an mangelnder Abstimmung mit den Röttger-Ersetzern lag. Ich mag den dynamischen Spielertyp, den Christian Müller verkörpert, aber vor allem offensiv bleibt weiterhin einige Luft nach oben.
Tomasz Wisio (Rück: 14 Spiele, 1223 Minuten): Kam in der Winterpause zur Schließung der Kaderlücke Linksverteidiger, den nur Umut Kocin verkörperte. ‘Dank’ Kocins langwieriger Verletzungsgeschichte spielte Wisio praktisch die komplette Rückrunde und machte dabei insgesamt eher einen unglücklichen Eindruck. Defensiv wirkte er anfangs sowohl im Stellungsspiel als auch im Zweikampfverhalten unsicher. Offensiv blieb er zudem ohne Bindung, was man aber natürlich auch nicht nur ihm anlasten kann, sondern auch auf Thiago Rockenbachs Kappe geht, der Wisio fast durchgängig ignorierte. Tomasz Wisio hatte einen ziemlich schlechten Start bei RB Leipzig, bei dem man an seinen Qualitäten durchaus zweifeln konnte. Gegen Ende der Saison wurde Wisio zumindest zu einem soliden Verteidiger. Defensiv und vor allem offensiv geht da noch einiges mehr, aber im Gegensatz zum Anfang der Saison habe ich inzwischen keine Angst mehr, wenn Wisio irgendwo an den Ball kommt.
Fabian Franke (Hin: 18 Spiele, 1620 Minuten, 1 Tor; Rück: 14 Spiele, 1199 Minuten, 1 Tor): Dauerbrenner der Hinrunde. Keine Minute verpasst. In der Rückrunde machte ihm die Gesundheit und eine Gelbsperre einen Strich durch die Rechnung der perfekten Saison. Fehlte ausgerechnet im wichtigen Spiel in Kiel, was man dem zentralen Abwehrverbund durchaus anmerkte. Franke wirkt desöfteren ungelenk und staksig und verkörpert deswegen eventuell auf den ersten Blick nicht die absolute Topklasse. Ich war in der Rückrunde (wenn ich nicht gerade an das nicht viertligareife Verhalten vor der Flanke, die zum 1:1-Gegentreffer gegen Wolfsburg II führte, denke) trotzdem teilweise begeistert von seiner sicheren und robusten Zweikampfführung. Dazu zeigt er sich auch im Stellungsspiel um einiges verbessert. Und hat zudem einen linken Fuß, mit dem er sich auch am Spielaufbau beteiligen kann. Was ihn insgesamt zurecht relativ unumstritten macht auf der linken Innenverteidigerposition.
Niklas Hoheneder (Rück: 11 Spiele, 499 Minuten, 1 Tor, 1 Torvorlage): Kam wie Wisio in der Winterpause, kam aber im Gegensatz zu diesem nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Wenn es personell brannte wie in Kiel oder gegen Wolfsburg II, dann wurde Hoheneder ins Spiel geworfen. Ansonsten durfte er auf der Bank oder gar auf der Tribüne Platz nehmen. Ich sag es mal so: Das was ich bisher von Hoheneder gesehen habe, hat mich nicht davon überzeugt, dass es unbedingt mehr als die kaderergänzende Rolle sein müsste. Wobei die meistenteils Kurzeinsätze auch keinen endgültigen Aufschluss über die Qualitäten des Österreichers geben. Dass er es bereits auf 1 Tor (das hochemotionale Führungstor kurz vor Schluss gegen Wolfsburg II) und 1 Vorlage brachte, mag da ein positiver Fingerzeig sein.
Tim Sebastian (Hin: 8 Spiele, 631 Minuten, 1 Tor; Rück: 11 Spiele, 970 Minuten, 2 Tore, 1 Torvorlage): Galt nach der Hinrunde eigentlich schon als Auslaufmodell und kämpfte sich in der Rückrunde doch noch mal zurück in das Team. Meist als Innenverteidger neben Fabian Franke, aber auch aushilfsweise als Rechtsverteidiger. Ich will mir zu Sebastian gar nicht viel aus den Fingern saugen, als Innenverteidiger fand ich ihn eher unauffällig. Was ich aber an Tim Sebastian sehr gut leiden kann und was er auch schon in der Rückrundenvorbereitung gezeigt hat, ist seine Kapitänsattitüde. Auch wenn er die Binde seit dem Sommer los ist, war er in den Spielen, in denen er auflief, auch derjenige, der permanent seine Mitspieler anfeurte und anspornte und unterstützte. Er ist einer, der die Aufgaben, die sich stellen, annimmt und mit viel Energie zu bewältigen sucht. Das mag ich und mit seiner Art und Weise passt er sehr gut neben den jüngeren und etwas ruhigeren Fabian Franke. Ich hoffe jedenfalls nicht, dass er in der Sommerpause zum Wechseln freigegeben wird.
Marcus Hoffmann (Hin: 5 Spiele, 103 Minuten, 1 Tor; Rück: 6 Spiele, 391 Minuten): War Ende der Hinrunde die große Innenverteidigerhoffnung. Nach langer Verletzung zurückgekehrt, gegen Halberstadt gleich ein wichtiges Tor gemacht. Das konnte nur heißen, dass Hoffmann in der Rückrunde richtig ankommen und angreifen würde. Und ein bisschen dachte man in der Vorbereitung auch noch, dass es so kommen würde. Und so war er in den ersten zwei Spielen nach der Winterpause auch gesetzt, spielte sich dann aber mit einem unglücklichen Auftritt in Havelse aus dem Team und wurde (auch wegen Verletzungen) nur noch dreimal in die Startformation berufen. Ich kann das schwerlich beurteilen, ich habe da Hoffmann schlichtweg zu selten gesehen, aber mir erschien der Wechsel zu schnell. Die gesetzte Innenverteidigung bereits nach zwei Spielen neu aufzureißen, war ein eventuell unnötiges Unruhesignal. Insgesamt war es für den mit viel Vorschusslorbeer begrüßten Hoffmann eine sehr durchwachsene Saison mit Verletzungen und Bankplätzen. Kann eigentlich nur besser werden nächstes Jahr.
Umut Kocin (Hin: 18 Spiele, 1620 Minuten, 4 Torvorlagen; Rück: 2 Spiele, 152 Minuten): Noch ein Rückrundenpechvogel. Quasi dauerverletzt und deshalb für die Rückrudne nicht beurteilbar. Wenn er kommende Saison bei der diesjährigen Hinserie anknüpft, dann darf man sich auf seine Rückkehr freuen. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen wenn.
Matthias Buszkowiak (Hin: 0 Spiele, 0 Minuten; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Keine Einsätze, noch nicht mal in den Kader gerückt. Mit 20 Jahren weiter ein Talent, das im Nachwuchs eingesetzt wurde. Sein Vertrag läuft aus und ein Probetraining in Magdeburg verweist darauf, dass er keinen neuen Vertrag erhält. Konnte sich aber auch in Testspielen nie aufdrängen (wenn er denn mal spielte).
Mittelfeld
Henrik Ernst (Hin: 14 Spiele, 1090 Minuten, 1 Torvorlage; Rück: 15 Spiele, 1350 Minuten, 2 Tore, 2 Torvorlagen): Die (positive) Überraschung der Saison. Hatte er sich in der Hinrunde zur Verwunderung fast aller vorwiegend in die Innenverteidigung gespielt und dort einen Stammplatz ergattert, wurde es in der Rückrunde fast durchgehend das zentrale-defensive Mittelfeld. Dass er sich bei der Konkurrenz auf der Sechs durchsetzen würde können, konnte vor Saisonbeginn niemand erwarten. Er tat es aber mit seiner guten Mischung aus Zweikampf- und Spielstärke, Robustheit und feiner Klinge. Henrik Ernst macht im defensiven Mittelfeld sicher nichts überragendes, aber ganz viel hervorragend solides. Zum Saisonende hin schien er ein bisschen abzubauen, aber vielleicht ist das schon wieder überinterpretiert.
Thiago Rockenbach (Hin: 17 Spiele, 1354 Minuten, 3 Tore, 8 Torvorlagen; Rück: 15 Spiele, 1246 Minuten, 1 Tor, 4 Torvorlagen): Vielleicht steht Thiago Rockenbach auch sinnbildlich für die fehlende Leichtigkeit von RB Leipzig nach der Rückrunde. Nur noch fünf Torbeteiligungen sind mit Abstand sein schwächster Halbserienwert in eineinhalb Jahren RB Leipzig. Vielleicht fehlte da auch die Unterstützung durch den noch unsicheren Wisio hinter ihm, aber zu oft rannte sich Thiago Rockenbach in aussichtslosen Dribblings fest. Immer und immer wieder gegen zwei oder drei. Manche Mitspieler winkten ab, manche nahmen es mit Gleichmut. Thiago Rockenbach ist individuell ein sehr guter und im Gegensatz zu vielen anderen bin ich auch der Meinung, dass er links mit seinen Fähigkeiten im 1-gegen-1 eigentlich recht gut aufgehoben ist, aber ganz ohne Unterstützung (oder ohne diese anzunehmen) wird es Thiago Rockenbach links nicht schaffen. Die Hinrunde war noch gut, die Rückrunde für ein flügellastiges System wie es RB Leipzig spielt nicht gut genug.
Tom Geißler (Hin: 13 Spiele, 796 Minuten, 2 Tore, 2 Torvorlagen; Rück: 15 Spiele, 866 Minuten, 2 Torvorlagen): Vielleicht das undurchdringlichste Objekt Pacultscher Kaderspielchen. Durchspielen war bei Tom Geißler sowieso fast nie. Entweder ein- oder ausgewechselt, einmal sogar musste er sich ein Spiel völlig überraschend von zu Hause aus angucken (bzw. wahrscheinlich anhören). Mir hat es sich nicht erschlossen, warum Pacult die Personalie Geißler mit einem ewigen Hin und Her behandelt hat. Geißler hat sicherlich keine überragende Rückrunde gespielt, die lediglich zwei Torbeteiligungen zeugen davon, aber er hat auch nur selten das Vertrauen des Trainers gespürt. Tom Geißler war der einzige zentrale Mittelfeldspieler, der überwiegend mitspielen durfte und so etwas wie offensive Kreativität ausstrahlte. Man hätte sehr gerne gesehen, ob sich diese Kreativität auch gewinnbringend nutzen lässt, wenn man sie sich über einen längeren Zeitraum einspielen lässt. Stattdessen folgten im zentralen Mittelfeld Wechsel auf Wechsel und die gingen zumeist zulasten des kreativen Geißlers und damit auch zulasten des Spiels von RB Leipzig. Wenn man es interpretieren wollte, dann scheint es so, als stünde Pacult einfach nicht auf den Spielertypen Geißler. Soll ja passieren so etwas bei Trainern. Dafür würde auch sprechen, dass der Verein den Vertrag von Tom Geißler offenbar nicht verlängert. Wäre sehr schade um ihn.
Sebastian Heidinger (Hin: 17 Spiele, 591 Minuten, 2 Tore, 3 Vorlagen; Rück: 10 Spiele, 679 Minuten, 1 Tor): Auch für Sebastian Heidinger war die Rückrunde ein teilweise heftiges Auf und Ab zwischen Spielfeld und Tribüne. Aber insgesamt im Vergleich zur Hinserie mit einem deutlichen Auf, weil er nun nicht nur Joker war, sondern vor allem dank Röttgers Verletzung einige längere Passagen spielen durfte. Allerdings mit wenig Erfolg. Was auch daran lag, dass die Abstimmung mit dem jeweiligen Rechtsverteidiger gar nicht klappte. Während der schnelle Heidinger meist (zurecht) darauf spekulierte, dass man ihn lang schicken würde, versuchten es Müller und Sebastian oft kurz. Was natürlich nicht funktionieren konnte. Beraubt man Heidinger seiner Stärke, der Schnelligkeit bleibt nicht mehr extrem viel übrig. Von daher muss man mit einer Kritik an Heidinger vorsichtig sein, denn ich habe einiges gutes von ihm gesehen, aber auch (wegen den Wegen, auf denen er eingesetzt wurde) viel schlechtes.
Timo Röttger (Hin: 18 Spiele, 1351 Minuten, 5 Tore, 7 Torvorlagen; Rück: 8 Spiele, 498 Minuten, 1 Torvorlage): Auch so ein Knackpunkt der Rückrunde. Timo Röttger und seine Verletzungen. Lediglich in acht Spielen lief Röttger nach der Winterpause noch für RB Leipzig auf. Und kam in dieser Zeit auch nur auf eine enttäuschende Torvorlage. Neben Thiago Rockenbach auf links brach also auch Timo Röttger auf rechts weg (sowohl durch Verletzungen als auch durch Leistungsabfall). Beide Flügel gestutzt, die in der Hinrunde noch für viele Punkte gesorgt hatten. Das ließ sich offenbar nicht kompensieren. Mir fällt zu Timo Röttger außer Verletzungen in der Rückrunde auch nichts ein. Viel Kampf, wenig Glück. Die Hinrunde war großartig, die Rückrunde konnte sich nicht ansatzweise damit messen.
Timo Rost (Hin: 12 Spiele, 715 Minuten, 1 Torvorlage; Rück: 7 Spiele, 394 Minuten): Zu Timo Rost wurde im Verlauf der letzten reichlich zwei Jahre eigentlich schon alles gesagt. Er ist ein guter Zerstörer, dem aber auch in dieser Position im defensiven Mittelfeld inzwischen ein wenig die Dynamik fehlt und der die komplexen Anforderungen an die Position eines Sechsers im modernen Fußball (Spielaufbau, direkts Passspiel) nicht erfüllen kann, es aber strenggenommen müsste in dem System, wie es Pacult spielen lässt. Kam in der Rückrunde nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus und wird es zukünftig wohl noch viel weniger. Entweder es rappelt ihn noch mal und er sucht noch mal eine neue Herausforderung oder er sitzt das eine Jahr Vertrag als erfahrener Führungsspieler noch aus. Hätte ich auch nichts dagegen.
Bastian Schulz (Hin: 15 Spiele, 1175 Minuten, 2 Torvorlagen; Rück: 5 Spiele, 118 Minuten, 1 Torvorlage): Einer der ganz heftigen Verlierer der Rückrunde. Vom Stammspieler vor dem Winter hin zu weniger als einem Ergänzungsspieler nach der Winterpause. Was, warum, wieso? Keine Ahnung. Ich meine, mich hat Bastian Schulz schon in der Hinserie nicht übermäßig überzeugt, aber da spielte er trotzdem. Blieb in seinen 118 Rückrundenminuten blass. Wenn es so weiterginge, bräuchte man ihn eigentlich nicht zwingend im Kader.
Maximilian Watzka (Hin: 0 Spiele, 0 Minuten; Rück: 3 Spiele, 113 Minuten): Kam nach langer, langer Verletzung am 24.Spieltag als Röttger-Ersatz zu ersten Einsatzehren. Und überzeugte mich überhaupt nicht. Nach dem Spiel war ich der Meinung, dass Watzkas letzte Halbserie bei RB Leipzig begonnen habe. Es dauerte dann auch bis zum 33.Spieltag bis Watzka wieder mal auf dem Spielfeld auftauchte. Und in den letzten zwei Spielen bei insgesamt 60 Minuten Einsatzzeit einen sehr guten und engagierten Eindruck machte. Ein paar gute Flankenläufe, sogar ein paar gute Flanken, das sah mindestens passabel aus und würde mich als sportlich Verantwortlichen überlegen lassen, ob eine Vertragsverlängerung nicht doch sinnvoll wäre. Mal gucken.
Pekka Lagerblom (Hin: 4 Spiele, 258 Minuten, 1 Tor, 1 Torvorlage; Rück: 3 Spiele, 113 Minuten): Für mich immer noch schwer zu verstehen, die Rolle des ungefähr neunten Rads am Wagen, die Pekka Lagerblom spielt. Guter Saisonstart, dann verletzt. In der Rückrundenvorbereitung schien er sich in die Stammelf zu spielen und flog dann doch wieder raus aus dieser. Mir gefiel sein unaufgeregtes Spiel im defensiven Mittelfeld eigentlich immer ganz gut, aber für Einsätze in der Startelf hat es nur einmal gereicht. In Kiel und das war insgesamt nicht wirklich überzeugend.
Paul Schinke (Hin: 5 Spiele, 57 Minuten; Rück: 3 Spiele, 103 Minuten): Auch in der Rückrunde kaum Einsatzzeiten für den Shootingstar unter Tomas Oral. Paul Schinke muss sich sehr ernsthaft überlegen, ob er noch ein Jahr bei RB Leipzig auf der Bank sitzen oder in die U23 abgeschoben werden oder ob er endlich spielen (ergo wechseln) will. Auch wenn ich es mir anders wünschen würde, täte ich ihm zu letzterem raten.
Daniel Rosin (Hin: 2 Spiele, 31 Minuten, 1 Tor; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Auch dauerverletzt. Keine Einsätze. Vertrag läuft auch aus. Höchstens denkbar, dass man ihm noch eine Verlängerung als Führungsspieler für die U23 anbietet. Was eine gute Variante wäre.
Alexander Laas (Hin: 0 Spiele, 0 Minuten; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Saß in der Hinrunde noch ab und zu auf der Bank. In der Rückrunde endgültig in die U23 abgeschoben, wo er sich zu einem zentralen Spieler entwickelt hat. Vertrag läuft auch aus. Schwerlich vorstellbar, dass man Alexander Laas nächste Saison noch in Leipzig sehen wird.
Steven Lewerenz (Hin: 0 Spiele, 0 Minuten; Rück: 0 Spiele, 0 Minuten): Keine Einsätze unter Pacult. Saß ab und zu wegen der U23-Regel auf der Bank. Wechsel nach Trier schon fix. Keine sehr glücklichen zwei Jahre bei RB Leipzig. Was er sich aber auch selbst zuschreiben muss. Trotzdem: Viel Glück in Trier!
Sturm
Daniel Frahn (Hin: 18 Spiele, 1607 Minuten, 15 Tore, 4 Torvorlagen; Rück: 16 Spiele, 1433 Minuten, 11 Tore, 6 Torvorlagen): Was soll man zum Kapitän groß sagen. Die Zahlen sprechen in Hin- und Rückrunde eine deutliche Sprache. Daniel Frahn ist am Fließband an Toren beteiligt und damit die einzige durchgängige Konstante der aktuellen Spielzeit. Insgesamt 26 Tore und 10 Torvorlagen, dazu in allen 34 Spielen fast die kompletten 90 Minuten dabei. Wenn jemand RB Leipzig verkörpert, dann ist er es, der sowohl in Kiel als auch in Halle mit entsprechenden Gesten gegenüber den Fans seine Verbundenheit mit dem Verein demonstrierte. Insofern ist der immer noch junge Mann (Frahn wird übermorgen 25) praktisch unersetzbar. Sportlich und als Identifikationsfigur. Dass er trotz wegbrechenden Flügelspiels auch in der Rückrunde seine Torquote erfüllte (auch wenn insgesamt über die Saison acht Elfmeter dabei waren) macht seine Zahlen eigentlich noch beeindruckender. Wenn man etwas negativ anmerken wollte, dann wäre dies seine gelegentlich fehlende Positionstreue. Wenn es nicht läuft, dann überdreht Daniel Frahn teilweise und versucht sich als Ballschlepper im Mittelfeld, im Extremfall als Verteidiger und sowieso als Stürmer. Das kann naturgemäß nicht gleichzeitig klappen und beraubt ihn ein wenig seiner Stärken. Ob Pacult speziell auch ihn meint, als er nach dem Kiel-Spiel meinte, man müsse nach einem Rückstand ruhiger weiterspielen, ist nicht überliefert, würde allerdings gut passen. Wie auch immer, Daniel Frahn ist ein wenig die Lebensversicherung des Vereins und sollte als solche auch gepflegt und entwickelt werden.
Roman Wallner: (Rück: 16 Spiele, 913 Minuten, 6 Tore, 3 Torvorlagen): Er galt in der Winterpause ein wenig als Königstransfer. Mit neun Torbeteiligungen hat er gemessen an seiner Einsatzzeit auch nicht wirklich enttäuscht. Allerdings resultierten fünf von sechs Toren aus seinen ersten vier Spielen. Anschließend blieb in Bezug auf den Torabschluss viel Blässe. Was auch daran lag, dass er in wirr erscheinenden Positionsverschiebungen zerrieben wurde. Sicher, nicht alles was er als Stürmer ablieferte, sah optimal aus, aber ihn aus diesem Grund auf den Flügel zu schieben, war beileibe keine gute Option. Fast schon hilflos winkend wurde er dort von seinen Mitspielern ignoriert und wenn er mal den Ball bekam, zerrieb er sich in Dribblings, die nicht unbedingt zu seinen Stärken gehören. Roman Wallner ist ein ganz typischer zweiter Stürmer, der ein bisschen hängend, aus jeder Position rund um die Strafraumgrenze den Abschluss suchen kann. Als solcher Spieler wäre er extrem wertvoll, auch wenn er immer mal untertaucht. Dass er oft nicht entsprechend seiner Stärken eingesetzt wurde, kann man ihm direkt nicht vorwerfen. Ich weiß nicht, was man sich bei seinem Wechsel gedacht hat, aber ich finde man sollte sich in der Sommerpause sehr gut überlegen, was für ein Spielsystem man spielen will (und mit Wallner kann man eigentlich nur ein System mit zwei Stürmern spielen, da er nicht die klassische alleinige Spitze ist – weswegen ihn Moniz in Salzburg auch ziehen ließ) und ob in einem solchen Spielsystem Roman Wallner als Stürmer so gut wie immer gesetzt ist. Eine Doppelspitze Frahn/ Wallner wäre von den Spielertypen her großartig. Und wenn sie sich verstehen und finden lernen, kann man sehr viel Freude mit ihnen haben. Wenn man aber Wallner permanent irgendwo rumschiebt, weil man nicht so genau weiß, wo man ihn eigentlich unterbingen soll oder man die kommende Saison gar nur mit einem Stürmer angehen möchte, dann sollte man genauso dringend überlegen, ob ein Roman Wallner in einem RB-Kader nicht völlig überdimensioniert ist. Einen der absoluten Topverdiener und Topfußballer nicht als zentrale Figur zu nehmen, um die sich das andere baut, wäre jedenfalls ziemlich fahrlässig, auch – so mein Eindruck – für die Teamstimmung. Ich gebe zu, dass ich Roman Wallner als Fußballer großartig finde, von daher sehe ich über die eine oder andere Auszeit und Unzulänglichkeit hinweg. Trotzdem denke ich, dass auch objektiv alles dafür spricht Roman Wallner auf seiner Position als hängende Spitze zu integrieren und ihn nicht auf irgendeiner Position einzusetzen, weil man ihn nun mal im Kader hat.
Stefan Kutschke (Hin: 17 Spiele, 1230 Minuten, 8 Tore, 3 Vorlagen; Rück: 11 Spiele, 588 Minuten, 5 Tore, 3 Torvorlagen): Derjenige, der ein bisschen Schuld ist am Wallner-Dilemma, weil er sich mit dem ihm typischen Kampfgeist zurück in die Mannschaft gespielt hat. Da Daniel Frahn als Kapitän gesetzt ist und Kutschke nun wirklich nirgendwo anders spielen kann als im Sturm, kam es desöfteren zur Wallner-Flügel-Lösung. Mich persönlich beeindruckt die Doppelspitze Frahn/ Kutschke spielerisch nicht unbedingt. Die Abstimmung passte unter Tomas Oral schon mal besser, als man bewundern durfte wie Stefan Kutschke lange Bälle mit dem Kopf in den Lauf von Frahn verlängerte. In dieser Saison blieb im Zusammenspiel zwischen den beiden vieles Stückwerk. Es ist eigentlich wie früher in Babelsberg: Faktisch kann es nur Frahn oder Kutschke heißen, nicht Frahn und Kutschke, weil beide durchaus ähnliche, zentrale Stürmertypen sind. Dass Kutschke offenbar beim VfL Wolfsburg hoch im Kurs steht, klingt bei einem Stürmer, der es in der Rückrunde der 4.Liga auf gerade mal 11 Spiele mit jeweils reichlich 50 Minuten Einsatzzeit brachte, ziemlich schräg. Für den Kader von RB Leipzig wäre es aber spieltaktisch gar nicht die schlechteste Variante (auch wenn der nicht mehr ganz so hitzige Kutschke als Typ Kampfsau schwer zu ersetzen ist), weil dann die Konzentration auf das Duo Frahn/ Wallner klar wäre. Kutschke auf die Bank zu setzen, ist eigentlich ein Unding, aber Wallner auf dem Flügel einzusetzen auch. Das Sturmdilemma oder Jammern auf hohem Niveau. Stefan Kutschke ist ein sehr guter Stürmer und ein guter Typ, aber solange Daniel Frahn bei RB Leipzig spielt und als Kapitän gesetzt ist, kann Stefan Kutschke nicht zum absoluten Stammspieler werden. Weswegen ich seinen Abgang als schmerzlich, aber folgerichtig empfinden würde. Ob es ausgerechnet der Riesenkader von Felix Magath sein muss, sollte dann jeder für sich entscheiden.
Carsten Kammlott (Hin: 13 Spiele, 417 Minuten, 2 Torvorlagen; Rück: 9 Spiele, 303 Minuten, 2 Torvorlagen): Das ewige Sorgenkind. Eine Saison lang ohne Tor. Wobei man trotz ausgelassener Hochkaräter zugeben muss, dass Carsten Kammlott auch oft auf der rechten Außenbahn eingesetzt wurde. Von wo aus der Torerfolg nicht unbedingt vorprogrammiert ist. Und insgesamt lediglich 300 Rückrundenminuten laden auch nicht wirklich zu konstanter Form ein. In der Rückrunde kam Carsten Kammlott vor allem als Kurzzeitarbeiter am Ende eines Spiels zum Einsatz. Meistens mit der Aufgabe, ein Spiel noch mal herumzureißen. Eine Aufgabe, die dann noch schwerer wird, wenn der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten sowieso immer mitreist. Dementsprechend durchwachsen sahen seine Einsätze oft aus. Gegen Wolfsburg II gefiel er mir in einem Spiel, in dem er ausnahmsweise mal 90 Minuten ran durfte, ziemlich gut. Aber insgesamt bleibt, dass Carsten Kammlott auch im zweiten RB-Jahr hinter den allgemeinen (und wohl auch seinen) Erwartungen zurückblieb. Weswegen sich zum wiederholten Male die Frage stellt, wie es mit ihm weitergeht. Auch dies sollte man in der Sommerpause klären. Ich persönlich sehe keine Position bei RB Leipzig, auf der sich Carsten Kammlott dauerhaft durchsetzen kann (Verletzungsfreiheit der Konkurrenten vorausgesetzt). Von daher macht es absolut Sinn, andere Optionen (z.B. Leihe) zu denken, denn ein Carsten Kammlott ohne regelmäßige Einsatz wird offenbar nicht besser. Regelmäßige Einsätze werden bei RB Leipzig aber auch nächstes Jahr schwer. Schade für den spektakulären Fußballer Kammlott, aber vielleicht ist jetzt endlich die Chance, den Negativtrend zu durchbrechen.
Fazit
Insgesamt muss man leider festhalten, dass es über die Saison kaum Konstanz auf hohem, individuellen Niveau gab. Daniel Frahn, Fabian Franke, Henrik Ernst und (mit Abstrichen) Christian Müller und Stefan Kutschke fallen spontan ein. Dahinter gab es einige Einbrüche, die sehr weh taten (insbesondere Borel, Rockenbach und Röttger) und vor allem in der Rückrunde kaum Spieler, die in die Bresche sprangen. Ob das nun an mangelnder individueller Qualität, an zu großer Kaderunruhe oder fehlender Eingespieltheit oder was auch immer gelegen hat, muss wohl Spekulation bleiben. Fakt ist, dass der Kader in der Breite nicht die Erwartungen an Klasse und Konstanz erfüllt hat. Was letztlich dann eben den Unterschied zur Konkurrenz in der Liga gemacht hat.
Also ich sehe bei Ernst zum Saisonende hin einen ziemlichen Leistungseinbruch. Bei den letzten Spielen hatte man eher das Gefühl, dass er sich vor seinen Mitspielern versteckt.
Was Borel angeht: Ja die letzte Spiele war er nicht auf der Höhe. Aber so kann man definitiv NICHT die ganze Rückrunde schlecht machen. Grade Anfang/Mitte der Rückrunde war er meist Man of the Match (zusammen mit Tim Sebastian). Hamburg, Lübeck, Hertha,…
Zu Borel: Torhüter zu bewerten, ist sicherlich immer schwierig und wenn man über DIE Rückrunde spricht, gibt es sicher diese und jene Tage. Fakt ist, dass Borel öfter (und entscheidender) als in der Hinrunde gepatzt hat und deswegen alles in allem (im Sinne einer entscheidenden Spielerpersönlichkeit) kein positiver Faktor war. Wobei dabei sicherlich zum Tragen kommt, dass Torhüter gerade bei den gehäuft engen Spielen auch immer mal schlecht aussehen. Ich habe oben ja auch geschrieben, dass ich Borel definitiv nicht zum Sündenbock machen will, aber ein Baustein der eher dürftigen Rückrunde ist er dann eben doch. Man hat das gut im letzten Spiel in Halle gesehen, wo Horvat sicherlich auch kein Überkeeper ist, aber in seinem gesamten Torwartspiel moderner und sicherer wirkte. War für mich ein Schlüsselmoment in der Bewertung des Borelschen Auftretens.