Es geht ja hier im Blog immer wieder mal um das Thema Identität und um die Frage, wie ein junger Verein ohne wirkliche Mitglieder eben diese erlangen kann. Neben verschiedenen Fanaspekten lag der Hauptaugenmerk bei der Beantwortung der Frage dabei immer auf der Entwicklung des Nachwuchs. Wer weiß, wie Spieler aus dem eigenen Nachwuchs von den Fans der verschiedensten Vereine oft verehrt werden, hat eine ungefähre Idee davon, dass dies auch bei RB Leipzig eine durchaus brauchbare Strahlkraft hätte.
Dass nun mit Tom Nattermann (der 2009 zusammen mit den Jugendmannschaften des FC Sachsen zu RB wechselte) der erste Nachwuchsspieler von RB Leipzig ist, der mit einem Profivertrag ausgestattet wird, weist in die richtige Richtung. Schon im Winter hatte der 18jährige Stürmer mit den Profis ins Trainingslager fahren dürfen. Bisher 30 Tore in 38 Spielen für die U19-Regionalligamannschaft qualifizieren ihn für den Schritt nach oben.
Es ist natürlich immer schwierig die Entwicklung eines solchen Talents vorherzusagen, aber das Zeichen, das man an den eigenen Nachwuchs sendet, dass man im eigenen Verein den Weg nach oben schaffen könne, ist für den einen oder anderen sicher ein ermutigendes. So ähnlich sieht das auch Geschäftsführer und Sportdirektor Wolfgang Loos:
Mit dem Profivertrag für Tom Nattermann setzen wir ein erstes Ausrufezeichen im eingeschlagenen Weg der Talentförderung und im Aufbau eines Vorzeigenachwuchsleistungszentrums in Leipzig und der Region.
Interpretiert man die Worte überspitzt, dann ist die Verpflichtung von Tom Nattermann auch und vor allem ein Signal an die Konkurrenz aus der Bundesliga, dass man in der Nachwuchsabteilung von RB Leipzig nicht wildern brauche, weil man jetzt in der Region Leipzig selbst der Platzhirsch sei. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies sicherlich auch Motivation für Vertrag und Bekanntgabe war, aber letztlich wäre man wohl kaum den Schritt gegangen, Tom Nattermann, an dem laut heutiger LVZ auch Werder Bremen dran gewesen sein soll, einen langfristigen Vertrag zu geben, wenn man nicht an sein Potenzial glaubt. Mit Frahn und Wallner hat er – vermutlich auch mittelfristig – allerdings zwei ordentliche Kaliber vor der Nase, an denen er wachsen, aber auch scheitern kann. Viel Erfolg, dass es ersteres wird!
Talente aus dem eigenen Nachwuchs zu binden und so den Anhängern Identifikationsangebote zu machen, ist das eine. Nicht weniger wichtig ist die Förderung der Identität und des Zusammenhalts innerhalb des Vereins selbst. Vom Jugendspieler bis zum Profi sollte die große Mehrheit das Gefühl haben, in einem geilen Verein zu spielen, in dem man zusammen an einem Strang zieht, also so etwas wie ein – für den Einzelnen vielleicht temporäres – Wir entstehen. Passend zur Nattermann-Verpflichtung gab der Verein in diese Richtung arbeitend auch den Start eines Patenschaftsprogramms bekannt.
Im Rahmen dessen werden jeweils drei Profis für eines der derzeit neun Nachwuchsteams als Ansprechpartner und Betreuer im sportlichen Bereich und bei nichtsportlichen Aktivitäten zur Verfügung stehen. Wenn man sieht, dass in den RB-Fußballcamps [broken Link] gerade das Treffen mit Profis zu den Highlights der Woche gehört, dann hat man eine ungefähre Idee, wie bedeutsam der Kontakt zu sportlichen Vorbildern aus Identifikations- aber auch aus Lerngründen sein kann. Die Idee ist prima und wenn sie die Profis tatsächlich mit Leben erfüllen, dann kann daraus tatsächlich ein schicker Effekt für den Verein entstehen.
Und wer es ganz genau wissen will, kriegt hier auch die Liste, welcher Profi für welches Nachwuchsteam zuständig ist. Wegen der Vollständigkeit und so:
- U10: Rosin, Wisio, Bellot
- U11: Borel, Watzka, Heidinger
- U12: Röttger, Kammlott, Lewerenz
- U13: Schulz, Hoffmann, Geißler
- U14: Ernst, Müller, Kerner
- U15: Sebastian, Schinke, Rockenbach
- U16: Franke, Kocin, Hoheneder
- U17: Frahn, Kutschke, Wallner
- U19: Rost, Lagerblom
Wer damit liebäugelt, nächste Saison bei RB Leipzig zu unterzeichnen, aber Jugendarbeit auf den Tod nicht ausstehen kann, sollte sich eine entsprechende Klausel im Vertrag sichern..
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Eine sehr gute Sache, sowohl die Förderung und Bindung des Nachwuchses als auch die Betreuung durch die Profis, hat es in LE lange nicht so gegeben – Ergebnis sieht man zum Beispiel beim Niedergang der Volleyballer in der Vergangenheit…
“Bisher 30 Tore in 38 Spielen für die U19-Regionalligamannschaft qualifizieren ihn für den Schritt nach oben.”
Kleine Korrektur:
36 Tore in 44 Spielen für die A-Jugend in der Regio (+ jeweils 2, wenn man die beiden Landespokalspiele mitrechnen will)
09/0+10/11+11/12 Saison
2+12+22 Tore
5+24+15 Spiele
Ah ja, da hatte ich mich auf die/ eure Wiki-Übersicht zu Nattermann verlassen, ohne noch mal ins Detail zu gucken. Danke.
Ich hoffe, dass der Nattermann schon in dieser Saison ein klein wenig Einsatzzeit bekommt. Sollte Leipzig aufsteigen so wird es für ihn nächste Saison bestimmt sehr schwer werden in den 18er Kader zu kommen.
Denn bei einem Aufstieg kommen dann bestimmt auch schon die ersten vielversprechenden Talente aus Brasilien und Ghana nach Leipzig.