Die Feinabstimmung mit Roman Wallner muss noch besser werden. (…) Havelse dürfen wir nicht unterschätzen, da fängt alles wieder von Neuem an. (Timo Röttger am Tag nach dem Sieg von RB Leipzig gegen Wilhelmshaven im Ausblick auf das nächste Spiel in Havelse via LVZ)
Man könnte das, was Timo Röttger da sagt, als Drohung verstehen. Nach einem 8:2 darauf zu bestehen, dass die Offensivabstimmung noch besser werden kann, klingt ziemlich gewagt, ist aber komplett richtig und in der Vorausschau auf 15 Endspiele, von denen tatsächlich auch einige sehr schwierig werden, genau die richtige Einstellung. Wilhelmshaven war schick und erfreulich, hat aber auch nur drei Punkte gebracht und den Abstand zur Konkurrenz nicht vergrößert. Und in Havelse startet am Sonntag alles wieder bei 0:0.
Während auf dem Rasen gegen Wilhelmshaven auf schöne Art und Weise vieles neu war, gab es auch abseits des grünen Eckigen Neuerungen. Das begann damit, dass es von den Toren jeweils Wiederholungen auf der Videowand gab und in der Halbzeitpause Stadionsprecher Tim Thoelke zusammen mit dem verletzten Umut Kocin einen Zusammenschnitt der besten Szenen und der Tore der ersten Halbzeit präsentierte. Die Premiere lief noch etwas holprig, und die Technik war noch nicht perfekt. Trotzdem, die technischen Möglichkeiten, direkt nach dem Tor Wiederholungen aus den verschiedensten Perspektiven zu zeigen, konnten ziemlich beeindrucken.
Wobei ich darauf ehrlich gesagt auch gut verzichten könnte, weil ich eigentlich weder nach einem Tor Richtung Videoleinwand starren will, noch in der Halbzeit schon eine Spielanalyse brauche. Da fände ich einen Nachwuchsblock (wer hat gespielt/ nicht gespielt, wer steht warum wo) und dazu ein kurzes, dafür aber von Bildern ungestörtes Interview netter. Ist aber sicherlich subjektiv.
Objektiv muss man feststellen, dass bei der WM 2010 die Bewegtbilder nicht umsonst aus den Stadien verbannt wurden. Eine Videowand, die noch mal in der Wiederholung Schiedsrichtern mögliche Fehlentscheidungen nachweist (Abseits zum Beispiel), braucht eigentlich kein Mensch. Gerade wenn zukünftig (also nächste Saison) wieder mal ein größerer Gästeblock anreist, möchte man ein zusätzliches Hochputschen durch so etwas nicht erleben. Sollte man eventuell noch mal drüber nachdenken.
Geradeheraus gesprochen furchbar finde ich allerdings die Verschlimmbesserung des VIP-Bereichs in Sektor A. Der wurde mal eben nach rechts und links erweitert und wuchs so auf seine doppelte Größe an. Was mich grundsätzlich gar nicht interessieren würde. Nicht mal, dass der Wichtigkeitsbereich weit über halb leer war. Allerdings hat die Umbaumaßnahme die mittelliniennahen Plätze für Normalbesucher des Sektors A noch einmal deutlich resultiert, vor allem jene Plätze, die im oberen Teil des Unterrangs einen guten Überblick über das Spiel bieten. Also jene Plätze, auf denen auch ich mich gewöhnlicherweise gern bewege.
Da brauchte ich am Sonntag erst mal eine halbe Stunde, um darüber hinwegzukommen und frage mich weiterhin ziemlich ernsthaft, warum man diesen Schritt schon jetzt gegangen ist und nicht warten konnte, bis in Liga 3 (also hoffentlich nächstes Jahr) auch Sektor C permanent offen ist und diejenigen, die gerne auf Höhe der Mittellinie sitzen, dann sowieso auf die andere Seite wandern. Unnötiger Schritt die VIP-Vergrößerung. Finde ich. Zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, wo Sektor C geschlossen ist und es auch keine Unmengen an VIPs gibt.
(* frei nach Tocotronic)
Ich möchte erwähnen das z.B. in der Allianzarena auch alle Tore gleich nach dem Tor nochmal auf der Leinwand präsentiert werden. Im großen und ganzen finde ich das eigentlich gut, weil manchmal geht es so schnell, dass man die Entstehung gar nicht so wahr nimmt.
Das seh ich genau so. Unsere schönen Plätze, wo wir seit 1 1/2 Jahren saßen,einfach zugunsten eines vollkommen überdimensionierten VIP-Bereiches wegreduziert. Da hattenn wir Sonntag auch erst mal mit zu kämpfen.
Und auch ich musste 5 Plätze weiter rutschen ;-)
Eigentlich alles halb so schlimm, denke ich.
Jetzt bloß nicht protestieren! Und auch sonst sollte RB möglichst nie davon erfahren, dass Leipzig mal den inoffiziellen Titel “Heldenstadt” getragen hat.
Die Erweiterung wurde sicherlich auch mit Hinblick auf das bevorstehende Länderspiel durchgeführt!
@Vorposter: Wenn man wegen jeglicher Bautechnischer Veränderung in und um Leipzig plötzlich anfängt Demos zu organisieren um dem Titel “Heldenstadt” wieder gerecht zu werden, steuern wir auf turbulente Zeiten zu!!
@Torsten: Das wusste ich nicht mit der Allianz-Arena. Ich dachte immer, das wäre nicht (mehr) erlaubt. Aber ich dachte auch immer, dass die Anzeige der Spielzeit nicht (mehr) erlaubt wäre..
@Tino: Das mit dem Länderspiel ist natürlich ein sehr guter Hinweis. Andererseits hätte man dann in den zwei Wochen zwischen letztem Heimspiel am 12.05. und dem möglichen Sachsenpokalfinale zwei Wochen später (und ein paar Tage vor dem Länderspiel am 01.06.) auch noch genug Zeit für den Einbau der Abzäunung gehabt.
@Alex: Ich bastle schon an Demo-Utensilien. “Eins, zwei, drei gebt die Plätze frei.” “Wer hat uns verraten, RBsche Technokraten.” Mal im Ernst, hier wurden nicht Obdachlosen im Winter Schlafplätze weggenommen, sondern handgeschätzte 300 Sitzplätze im Sektor A als VIP-Plätze deklariert. Eine Entscheidung, die ich kritisieren kann (weswegen es auch hier lesbar wird), weil ich sie aktuell überflüssig und unvernünftig finde, aber auch nichts weswegen ich ein erhöhtes Aktionspotenzial verspüre..
Nun, Protest ich nicht immer gleich Demo. Der Spott über die Idee, sich gegen den Verlust des angestammten Sitzplatzes zu engagieren, spricht dann aber schon Bände. Ich erinnere mich dann mal weiter an die – nicht immer bierernsten und nicht immer erfolgreichen – Protestaktionen meiner aktiven Fußballfanzeit zurück. Denn wie hat der große Preußenkönig so schön gesagt: “Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.”