RB Leipzig: Die Bank wird zum Faktor

Vielleicht erinnert sich noch der eine oder die andere daran, dass im vergangenen Jahr die Bank von RB Leipzig kein Faktor, genaugenommen sogar ein Anti-Faktor war. In Sachen Einwechslereffektivität liefen die RasenBallsportler weit abgeschlagen ein. Gerade in Spielen, in denen gewechselt wurde, wenn man selbst hinten lag oder es unentschieden stand, ging für die Eingewechselten so gut wie gar nichts (Statistik damals nach 23 Spielen).

Ganz spontan würde vermutlich jeder behaupten, dass dies in diesem Jahr und der absolvierten Hinrunde alles anders und viel besser war. Würde ich auch. Doch es lohnt wie immer der Blick auf die Zahlen vor allem im Vergleich mit der Kieler und Hallenser Konkurrenz. (Die Daten basieren auf den Spielübersichten von transfermarkt.de [Beispiel [broken Link]], Rechenfehler gehen auf meine Kappe.)

Vorneweg sei mal ganz schlicht festgestellt, dass in Kiel am häufigsten gewechselt wurde, während bei RB Leipzig die Einwechselspieler die meiste Einsatzzeit erhielten. Der Hallesche FC dagegen ein auffälliger Wenigwechsler, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Wechsel, als auch in Bezug auf die Einsatzdauer der Wechselspieler:

  • RB Leipzig: 51 Wechsel, 996 Min., 19,5 Min. pro Einwechslung
  • Holstein Kiel: 54 Wechsel, 1018 Min., 18,9 Min. pro Einwechslung
  • Hallescher FC: 49 Wechsel, 813 Min., 16,6 Min. pro Einwechslung

In der Statistik der Scorerpunkte führt RB Leipzig mit leichtem Vorsprung vor Holstein Kiel und sehr deutlich vor dem Halleschen FC. 90,5 Minuten brauchten die eingewechselten RasenBallsportler pro Scorerpunkt, das ist in etwa die Effektivität, wie sie auch Topscorer Daniel Frahn an den Tag legt. Beim Halleschen FC dauert es dagegen dreimal so lange, um irgendwie an einem Tor beteiligt zu sein. Ein deutliches Zeichen, wo RB gegenüber dem HFC einen entscheidenden Vorteil hat nämlich in der Besetzung der Bank, die aber nicht nur einen Namen hat, sondern auch entsprechende sportliche Leistungen abliefert:

  • RB Leipzig: 11 Scorerpunkte, 4 Tore, 7 Vorlagen, 90,5 Min. pro Scorerpunkt
  • Holstein Kiel: 8 Scorerpunkte, 4 Tore, 4 Vorlagen, 127,3 Min. pro Scorerpunkt
  • Hallescher FC: 3 Scorerpunkte, 3 Tore, 0 Vorlagen, 271,0 Min. pro Scorerpunkt

Interessant wird das ganze vor allem dann, wenn man nur Spiele betrachtet, in denen die erste Einwechslung stattfand, wenn es noch Unentschieden stand oder man gar zurück lag, sprich wenn es für das eigene Team noch darum ging, das Spiel herumzureißen und (zusätzliche) Punkte zu holen. RB leipzig hatte insgesamt gleich 10 solcher Spiele, während es in Kiel nur acht und in Halle gar nur sieben waren. Auffällig, wie wenig der Hallesche FC wechselte, wenn man zurück lag. Nur in zwei der sieben Spiele schöpfte man sein Wechselkontingent aus:

  • RB Leipzig: 10 Spiele, 29 Wechsel, 637 Minuten, 22 Minuten
  • Holstein Kiel: 8 Spiele, 24 Wechsel, 513 Minuten, 21,4 Minuten
  • Hallescher FC: 7 Spiele, 16 Wechsel, 357 Minuten, 22,3 Minuten

Riesenunterschiede zeigt die folgende Statistik. Während die eingewechselten RasenBallsportler hellwach sind und in engen Spielen alle 64 Minuten an einem Tor beteiligt sind (also quasi in jedem engen Spiel, bedenkt man dass statistisch gesehen in jedem engen Spiel die drei Einwechsler zusammen 66 Minuten auf dem Platz stehen), schafften es die Einwechselspieler des Halleschen FC in 357 Minuten kein einziges Mal an einem Tor beteiligt zu sein. Mehr noch, der Hallesche FC blieb in fünf der sieben Spiele, die bei Einwechslung eng waren, bis zum Abpfiff torlos. Und lediglich in einem der sieben engen Spiele erzielte man auch nach den Einwechslungen noch ein Tor (Ausgleich in der Nachspielzeit in Wolfsburg. Fast schon folgerichtig war das ein im Nachschuss verwandelter Elfmeter):

  • RB Leipzig: 10 Scorerpunkte, 3 Tore, 7 Vorlagen, 63,7 Min. pro Scorerpunkt
  • Holstein Kiel: 5 Scorerpunkte, 2 Tore, 3 Vorlagen, 102,6 Min. pro Scorerpunkt
  • Hallescher FC: 0 Scorerpunkte, 0 Tore, 0 Vorlagen

Das schlägt sich natürlich auch darin nieder, inwieweit Einwechselspieler daran beteiligt waren, ihren Vereinen Punkte zu bescheren. In dieser Statistik liegen RB Leipzig und Holstein Kiel fast gleich auf. 10 bzw. 9 Punkte wurde dank der scorenden Mithilfe der Einwechselspieler zusätzlich an Land gezogen. In Halle waren es naturgemäß (bei 0 Scorerpunkten) 0 Punkte. Nichts! Noch Fragen, warum Halle nicht Erster ist, sondern Dritter?

  • RB Leipzig: 10 Punkte durch Einwechsler geholt
  • Holstein Kiel: 9 Punkte geholt durch Einwechsler geholt
  • Hallescher FC: 0 Punkte geholt durch Einwechsler geholt

Eine umgekehrte Statistik erhält man, wenn man nur Spiele betrachtet, in denen gewechselt wurde, wenn das eigenen Team in Führung lag. In dieser Situation sind die Hallenser durchaus in der Lage im normalen Rahmen zu scoren. Zusammen mit Kiel bildet man hier die Spitzengruppe. Wenn RasenBallsportler bei eigener Führung eingewechselt werden, passiert dagegen nicht mehr viel. Lediglich ein Tor steht zu Buce. In 329 Minuten. Die RB-Einwechsler brauchen also mehr als fünfmal soviel Zeit für eine Torbeteiligung, wenn es um vergleichsweise wenig geht, als wenn es noch gilt, dem Gegner Punkte abzujagen:

  • Hallescher FC: 3 Scorerpunkte, 3 Tore, 0 Vorlagen, 152,0 Min. pro Scorerpunkt
  • Holstein Kiel: 3 Scorerpunkte, 2 Tore, 1 Vorlage, 168,3 Min. pro Scorerpunkt
  • RB Leipzig: 1 Scorerpunkt, 1 Tor, 0 Vorlagen, 329 Min. pro Scorerpunkt

Fazit: Es ist insgesamt eine deutliche und aussagekräftige Bilanz. RB Leipzig steht derzeit an der Spitze, weil die Bank fähig und vor allem auch willens ist, Spiele zu drehen. Gäbe es so etwas wie den ideellen Gesamteinwechselspieler, der die 51 Einwechslungen bei RB Leipzig repräsentiert, dann hätte dieser in Spielen, in denen RB nicht führt, eine wesentlich höhere Scoring-Effektivität als Top-Scorer Daniel Frahn. Im Vergleich zum letzten Jahr als die Bank überwiegend dann an Toren beteiligt war, wenn man eh schon führte, ist dies ein beruhigender und großartiger Befund. Bei aller Breite des Kaders und trotz der Stammelf, auf die Pacult setzt, scheinen auch die Positionen 12 bis 18 zu 100% motiviert zu sein, am sportlichen Erfolg der Mannschaft mitzuwirken. Die Bank jedenfalls macht einen kleinen Unterschied im Vergleich zu Holstein Kiel, die mit durchschnittlichen Werten aufwarten können und macht einen Riesenunterschied zum Halleschen FC, deren Bank einen schlichtweg indiskutablen Beitrag zum sportlichen Erfolg leistet. Zumindest statistisch gesehen und zumindest, wenn es um das Erzielen von Toren geht.

2 Gedanken zu „RB Leipzig: Die Bank wird zum Faktor“

  1. Hängen die Scorerpunkte i. A. nicht auch von der Position des Spielers ab? Was ist, wenn Halle einfach nur defensivere Positionen wechselt als RB und Kiel?

  2. Das wäre eine mögliche Erklärung. Wäre aber zumindest für die Spiele, in denen man in Rückstand liegt oder noch Punkte ergattern will, auch ein ziemlich seltsames Vorgehen. Ohne das noch mal alles durchwühlen zu wollen, glaube ich mich zudem an viele Wechsel Stürmer für Stürmer zu erinnern. Falls Deine Theorie stimmt, wäre es dann tatsächlich nicht die Qualität der Bank, sondern das Sicherheitsdenken des Trainers, das zusätzliche Punktgewinne verhindert.

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