Den eigenen Publikumszuspruch thematisierte die offizielle Website [broken Link] von RB Leipzig vor zwei Tagen (ich werde dazu sicherlich in der Winterpause auch noch mal ein paar Worte/ eigene Zahlen verlieren). Wenig überraschend ging es darum, dass der Verein ganz viele Zuschauer hat und schon jetzt (nach neun Regionalliga-Heimspielen) mit über 80.000 Zuschauern die Anzahl der Besucher für die gesamte letztjährige Saison übertroffen habe und man deshalb die Rekorde breche.
Das ist natürlich soweit nicht falsch, relativiert sich aber auch dadurch, dass man mit Magdeburg, Kiel und Halle die Zuschauermagneten der Regionalliga Nord 2011/2012 bereits in der heimischen Red Bull Arena bespielt hat und dass man gegen Hannover 96 II die Zuschauerzahl durch Freikarten künstlich um 8.000 bis 10.000 Besucher erhöht hat. Das alles zusammen erklärt zumindest, warum man derzeit bei einem Zuschauerschnitt von über 9.000 Besuchern auf Augenhöhe mit Zweitligist Erzgebirge Aue agiert.
Bleibt man realistisch und nimmt nicht das außergewöhnliche (Pokal, Spitzenspiele) sondern das normale als Maßstab, dann sind die (geschätzten) Zahlen nicht mehr ganz so beeindruckend, aber immer noch in der Tendenz sehr aussagekräftig. Würde ich für die letztjährige Hinrunde einen Zuschauerstamm (nur RB anhängende Zuschauer) von etwa 3.000 Zuschauern schätzen (Minuskulisse waren knapp 2.700 Zuschauer am 3. Spieltag, erstes Heimspiel vor 4.000 Zuschauern), dürfte sich diese Zahl in dieser Hinserie auf mehr als 4.000 Zuschauer eingependelt haben (Minuskulisse waren 4.100 Zuschauer am 15. Spieltag, erstes Heimspiel vor 5.100 Zuschauern). Die Zuschauerbasis bei RB Leipzig dürfte sich im Schnitt um reichlich 1.000 erhöht, jedenfalls nicht verdoppelt haben. Was ich immer noch für ein sehr respektables und auch ligaentsprechend vernünftiges Wachstum halten würde.
Dass das mit den Statistiken so eine Sache ist, beweist die offizielle Aussage, dass “bis auf das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg gegen die gleichen Gegner deutlich mehr Besucher als in der vergangenen Spielzeit kamen.” Bis auf Hannover 96 II vergleicht der Verein hier Spiele aus der diesjährigen Hinrunde mit Spielen der letztjährigen Rückrunde. Also Spiele, die eher von sportlicher Euphorie begleitet waren mit Spielen, bei denen es nur noch um die goldene Ananas ging. Dass dieses Jahr am vierten Spieltag jedenfalls wesentlich mehr Zuschauer zu einem Spiel gegen Havelse strömen (4.200) als letztes Jahr zum depremierenden Saisonabschluss am 34.Spieltag (1.300) scheint aus meiner Sicht mehr als erwartbar. Aber auch für diese Statistik gilt, dass sie in der Tendenz (wenn man den Effekt der sportlichen Situation abzieht) sicherlich stimmt.
Klar, der aktuelle Zuschauerschnitt wird deutlich nach unten gehen in der Rückrunde. Welchen halbwegs attraktiven Gegner haben wir denn nach der Winterpause? Sportlich keinen. Derby? Auch nicht, es sei denn man will Meuselwitz so einstufen. bleibt höchstens Lübeck. Die einzigen Spiele mit mehr Zuschauerpotential wären ein mögliches Aufstiegsendspiel gegen WOB II am vorletzten Spieltag und vielleicht wieder ein Sachsenpokalfinale.