Nun denn, viel ist bisher schon passiert in dieser Sommerpause, zu viel als dass mir Zeit geblieben wäre, einmal den Kader der letzten Saison im Einzelnen zu würdigen. Und auch wenn die letzte Saison schon arg weit zurück liegt und die neue schon fast vor der Tür steht, liegt mir ein individuell wertschätzender Blick auf die Spieler von RB Leipzig aus der Saison 2010/2011 doch immer noch am Herzen. Weswegen hier und heut Zeit sein soll für einen zeitlosen Blick in die Vergangenheit, die ja immer auch ein Stück (sogar bei RB Leipzig) Basis für die Zukunft ist..
Sven Neuhaus (33 Jahre): Machte insgesamt 26 Spiele. Die anderen acht verpasste er aufgrund einer Verletzung. War alles in allem ein solider Rückhalt mit wenig Ausreißern nach oben oder nach unten. Genauso wenig wie ich mich an einen gravierenden und folgenschweren Fehler erinnere, erinnere ich mich an Glanztaten, die einen Sieg festgehalten hätten. Wobei es bei RB Leipzig auch schwierig ist zu glänzen, da man als Torhüter nur sehr wenig Bälle auf das Tor bekommt. Und wenn, dann sah sich Neuhaus oft gleich einer 1:1-Situation gegenüber. Im Sachsenpokal-Finale gegen einen starken und stürmenden Gegner war Sven Neuhaus als der zu sehen, der er ist, als sehr guter Torhüter. Weil er die Chance bekam, sich auszuzeichnen. Sportlich finde ich es weiterhin unnötig, dass man seinen Vertrag nicht verlängert hat. Anlass dazu hat er auf dem Platz, trotz gewöhnungsbedürftig bedächtiger Art und Weise bei der Spieleröffnung eigentlich nicht gegeben. Status derzeit: vereinslos, Probetraining bei de Graafschap in Holland erfolglos.
Christopher Gäng (23 Jahre): Kam aufgrund der Verletzung von Sven Neuhaus zu insgesamt acht Regionalliga-Einsätzen. Sein erster Einsatz war gleich das desaströse 1:5 gegen Kiel. Auch wenn er an den Gegentoren nicht direkt Schuld war, wirkte er in diesem Spiel doch eher nicht regionalligatauglich. Ruhig, zurückhaltend, kaum Ausstrahlung. Zwei Spiele später ließ er dann noch einen haltbar scheinenden Fernschuss im Auswärtsspiel in Magdeburg passieren. Doch Gäng zeigte anschließend, wie wertvoll für einen Keeper Spielpraxis ist und steigerte sich von Spiel zu Spiel. Er hielt, was zu halten war, wurde vor allem als Typ immer präsenter und organisierte lautstark die Vordermannschaft. Die Metamorphose des Christopher Gäng in seinen acht Einsätzen für RB Leipzig war tatsächlich beachtlich, so beachtlich, dass ich ihn auf jeden Fall für eine akzeptable Nummer 2 gehalten hätte. Da er aber keinen neuen Vertrag erhielt, kann man ihm nur wünschen, dass er irgendwo einen Platz als Nummer 1 kriegt und seine Entwicklung hin zu einem sicheren (mindestens Regionalliga-) Keeper fortsetzen kann. Status derzeit: vereinslos, Probetraining in Meppen und bei Dynamo Dresden absolviert.
Benjamin Bellot (20 Jahre): Kein Einsatz. Keine Einschätzung. Perspektivspieler bei RB Leipzig.
Tim Sebastian (27 Jahre): Der Kapitän. Als solcher entsprach er wohl dem Anforderungsprofil von Tomas Oral. Als solcher blieb er aber lange Zeit erstaunlich blass und entwickelte nicht die Persönlichkeit und das Voranschreiten, das man gerade in den schwierigen Phasen der ersten Halbserie, als der Abstand von RB Leipzig auf den Chemnitzer FC kontinuierlich und vorentscheidend anwuchs, erwartet hätte. Tomas Oral hat sich bewusst gegen die in der Mannschaftshierarchie sehr weit oben stehenden Ingo Hertzsch und Timo Rost entschieden. Und meiner Meinung nach damit zu weiten Teilen falsch gelegen. Als Spieler war Sebastian anfänglich Innenverteidiger, später notgedrungen Rechtsverteidiger und noch später und nicht notgedrungen defensiver Mittelfeldspieler. Erstere beide Positionen füllte Sebastian ohne größeren Glanz aus, in letzterer zeigte er – entgegen meiner anfänglichen Skepsis – viel Präsenz und zu meiner Überraschung die stärksten Spiele. Laufstark, kampfstark, vorneweg. Als Spielertyp auf dieser Position durchaus kapitänswürdig. Viel Zukunft wird er dort unter Pacult allerdings nicht haben. Eine Verletzung stoppte dann Sebastians ansteigende Formkurve. Unter dem Strich bleibt deshalb ein maximal solides Jahr.
Ingo Hertzsch (33 Jahre): Der Demontierte. Seine letzte Profi-Saison hatte sich der mit mehr als 200 Erstbundesliga-Spielen ausgestattete Hertzsch sicherlich anders vorgestellt (mal davon abgesehen, dass er am Anfang der Saison sicherlich noch nicht an Abschied dachte), als zu gerade mal 20 Einsätzen in der Regionalliga zu kommen. Ingo Hertzsch durfte erst zum dritten Spieltag ins Team kommen, spielte dann ein paar Wochen Innenverteidiger, bevor er später zum Rechtsverteidiger umfunktioniert wurde. Eine Position, die er schon unter Tino Vogel ein Jahr zuvor aushilfsweise übernehmen musste und damals deutlich zu verstehen gab, dass er dort nicht seine Stärken sehe. Womit er absolut Recht hatte. Wer einem langsamen und technisch wenig beschlagenen Hertzsch Außenverteidiger-Aufgaben überträgt nimmt billigend in Kauf, dass er dort nicht gut aussehen kann. Als Spielertyp hat mir Ingo Hertzsch, ob seiner Leitfigur-Präsenz auf dem Platz immer gefallen. Hertzsch hat – ohne Lautsprecher zu sein – eine natürliche Autorität, die ihm auch aus der Mannschaft heraus, vor allem von den jungen Spielern viel Anerkennung einbringt. Tomas Oral sah das offenbar anders und verzichtete oft auf ihn und auch auf ihn als Kapitän. Wenn es Erfolg hat, kann man das sicher so machen.. Dass Ingo Hertzsch eine bescheidene Saison mit dem Siegtreffer im Sachsenpokal-Finale doch noch abrundete, ist eine schöne Genugtuung. Dass er dort als Rechtsverteidiger gegen den Neu-Dortmunder Chris Löwe nicht schlecht aussah, lag auch an der überragenden Hilfe seiner Nebenleute. Ingo Hertzsch wird zukünftig der U23 auf dem Spielfeld als Leitfigur helfen. Eine bessere Rolle kann man sich für seinen Karriere-Nachklapp gar nicht vorstellen.
Shaban Ismaili (22 Jahre): Bis zum 13.Spieltag war er – für mich – so etwas wie die positive Überraschung der RB-Saison. Ein dynamischer Rechtsverteidiger mit Offensivgeist, von dem sich nur wenige vor der Saison etwas versprochen hatten und der sich trotzdem einen Stammplatz erkämpfte. Ismaili war gerade defensiv nicht immer 100% sicher (was auch daran lag, dass er in seiner Position manchmal arg allein stand), aber er belebte das Spiel auf ansehnliche Art und Weise. Ab Spieltag 14 war Ismaili weg vom Fenster. Über die Gründe könnte man höchstens spekulieren. Einige Einsätze für das U23-Team durfte er in der Zeit sammeln. In der von Verletzungen geprägten Endzeit der Saison bekam Ismaili noch einmal zu ein paar Minuten, stand aber auch dort einsatztechnisch meist sogar im Schatten von Sebastian Albert. Glänzen und seine Chance nutzen, konnte er in der Zeit auch nicht. Keine Ahnung, wie die Zukunft von Ismaili unter Pacult aussieht. Viel sollte er jedenfalls nicht erwarten.
Sebastian Albert (24 Jahre): Fand ich sehr unauffällig und mit gerade einmal acht Einsätzen auch ziemlich selten dabei. Solide nach hinten und solide nach vorn würde ich sagen, ohne Anspruch darauf zu erheben, Recht zu haben. Sebastian Albert hat sich in dieser Saison nicht in den Mittelpunkt gespielt. Weswegen es wohl auch gerechtfertigt ist, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde. Status derzeit: vereinslos.
Thomas Kläsener (34 Jahre): Spielte sich früh aus dem Team, später dank Ingo Hertzsch und dessen Rolle als Rechtsverteidiger wieder hinein und behielt dort seine Rolle als Innenverteidiger bis zum Saisonende. Spielte meistenteils unauffällig. Wenn er auffiel, dann eher negativ durch Unkonzentriertheiten im Spielaufbau. Spätestens als ihm mitgeteilt wurde, dass er keinen neuen Vertrag erhalte, wirkte er oft von der Rolle und fahrig. Insgesamt eine maximal durchschnittliche Saison und kein Ruhe- und Sicherheitsposten wie in der Vorsaison. Weswegen sein Abschied wohl auch durchaus nachzuvollziehen ist. Status derzeit: vereinslos.
Daniel Rosin (31 Jahre): Das Mädchen für alles. Irgendwie hat man ihn als Spieler, der als Allrounder gilt, nie so recht auf dem Schirm. Aber irgendwie setzt er sich immer wieder durch. Wer denkt, dass er unter Pacult still und heimlich auf der Bank verschwindet, sollte Rosin nicht unterschätzen. Angefangen hatte Rosin als Sechser im defensiven Mittelfeld, wo er zumindest ok spielte. Später wurde er zum Innenverteidiger (vor allem) neben Thomas Kläsener. In dieser Position gefällt er durch durchaus annehmbare Qualitäten in der Spieleröffnung. Dazu gehört er auf dem Feld eher zu den lauteren Spielertypen, was manchmal ja nicht schlecht ist. Stand aber auch beim 1:5 gegen Kiel mit auf dem Feld und ging nicht nur mit unter, sondern sah ziemlich überfordert aus. Daniel Rosin hat aus seinen Möglichkeiten vergleichsweise viel gemacht und deshalb auch relativ viele Spiele (26) absolviert. Großes Potenzial nach oben sehe ich allerdings nicht.
Fabian Franke (22 Jahre): Der Neuling. Kam in der Rückrunde erstmalig zum Zug. Zuerst als Linksverteidiger, ziemlich schnell als Innenverteidiger. Als ersterer war er mir persönlich zu langsam im Antritt. Als zweiterer spielte er sehr schnell eine sehr tragende Rolle. Manchmal noch mit Stellungsfehlern zeigte er trotzdem eine sehr gute Zweikampfführung und im Spielaufbau seinen starken linken Fuß. Fabian Franke fand ich eine sehr gute und wichtige Neuentdeckung, die mir viel Spaß gemacht hat. Mit 21 Jahren ist er auch noch zukunfts- und hoffentlich lernfähig. In den bisherigen Vorbereitungsspielen unter Pacult wirkt er jedenfalls sehr nervös.
Matthias Buszkowiak (19 Jahre): Keine Einsätze. Keine Bewertung. Perspektivspieler bei RB Leipzig.
Lars Müller (35 Jahre): Der Dauerbrenner auf dem Posten des linken Verteidigers. Der durch und durch sympathische Lars Müller, der schon vor der Saison angekündigt hatte, dass dies wohl sein letztes Profijahr werde. Was es dann auch geworden ist. Müller war bis zum Kiel-Spiel unumstritten und wurde danach als eine Art Sündenbock für die Niederlage erst einmal auf der Bank geparkt. Im Gegensatz zu Timo Rost kam er aber nach ein paar Spielen wieder zurück und blieb dann bis zum Schluss im Team. Lars Müller hat sicherlich keine optimale Saison gespielt. Gelegentliche Fehler im Stellungsspiel und in der Rückwärtsbewegung inklusive. Trotzdem empfand ich ihn als einen der Zuverlässigsten im Team. Dauerbrenner eben. Immer unterwegs, immer mit noch einem Versuch. Und gerade in der zweiten Halbserie lief viel über seine linke Seite. Immerhin sechs Torvorlagen stehen bei ihm zu Buche. Lars Müllers Abgang finde ich aus Alters- und Leistungsgründen absolut ok. Seine zwei Jahre in Leipzig waren das aber mindestens ebenso. Vielleicht hätte man sich ihn auch noch gut ein Jahr lang als Backup vorstellen können (er sich vielleicht nicht), aber Zeit für den Umbruch war es auf jeden Fall. Status derzeit: Spielertrainer bei der Hammer SpVg.
Timo Rost (32 Jahre): Neben Ingo Hertzsch der zweite von Tomas Oral ziemlich demontierte. Bis zum Spiel gegen Kiel galt Rost im defensiven Mittelfeld als unersetzlich. Dann war er weg vom Fenster. Abgestraft für eine Teamleistung, die nicht ausschließlich er zu verantworten hatte. Ersetzt durch Tim Sebastian, als jemanden, der eigentlich gar kein Sechser war bis dahin. Es folgte eine unwürdige Mischung aus Nichtberücksichtigungen, vorgeschobenen und nicht vorgeschobenen Verletzungen und insgesamt 51 Spielminuten in den verbleibenden 16 Spielen. Ein Desaster für Timo Rost, den es nun wirklich mit anderen Vorstellungen nach Leipzig zog. Stichwort Leader. Solange Rost noch spielte, hatte er das Problem, dass man die mangelnde Kreativität oft ihm anlastete. Dabei ist nun Rost tatsächlich weder Spielmacher, noch filigraner Schweinsteiger-Ersatz. Rost ist ein hochdynamischer Abräumer und damit keiner, der das Kreativspiel an sich reißen kann. Setzt man ihn als solchen ein, dann kann er sicher glänzen. Wenn nicht, dann geht es ihm wie Ingo Hertzsch und er sieht schlecht aus. Was Peter Pacult mit ihm vor hat, scheint derzeit noch unklar. Als Leader jedenfall scheint er ihn zu wollen.
Alexander Laas (27 Jahre): Spielte in der Hinrunde noch im linken Mittelfeld. Mal war er drin, dann wieder draußen, dann wieder drin. Erinnern kann ich mich eigentlich fast nur noch an einen sehr gelungenen Auftritt gegen den Chemnitzer FC auf der Position. In der Rückrunde anfangs wieder draußen, rutschte er später im zentralen Mittelfeld ins Team und blieb dort bis zum Saisonende Stammspieler. Womit sicherlich nicht sehr viele gerechnet hatten. In dieser Position spielte er aus meiner Sicht zumindest solide. Mit vielen Ballkontakten, die aber auch meist eher dem Oralschen Motto der Ballkontrolle folgten als dem Prinzip kreative Offensividee. Trotzdem bildete er zeitweise zusammen mit Tom Geißler eine ansehnliche Doppelsechs. Nach zwei Jahren fast ohne Einsätze scheint er sich bei RB Leipzig jedenfalls wieder an den alten Leistungsstand am Anfang der hoffnungsvollen Karriere heranzutasten. Weswegen ich hoffe, dass er einen Weg in die Pacultsche Stammformation finden und weiter zu alter Stärke finden wird.
Tom Geißler (27 Jahre): Ähnlich wechselhafte Geschichte wie die von Alexander Laas. Mal drin, mal draußen. Mal linkes Mittelfeld, mal Spielgestalter (?), später dann auf der Sechs heimisch geworden. Eher bescheidenes Jahr, gemessen an den Ansprüchen, die vielleicht nicht seine eigenen, aber die des Umfelds sind. Von Tom Geißler erwartete man sich eine tragende Rolle, auch im kreativen Bereich des Fußballspiels. Diese Rolle konnte er zu keinem Zeitpunkt spielen, daran zerbrach er regelrecht. An manchen Tagen hatte man das Gefühl, sein Fuß zittere bereits vor der Berührung des Balles vor Angst, dass der Pass nicht ankommen würde. Was er dann oft auch nicht kam. Gegen Ende der Saison mit stark ansteigender Formkurve. Im Sachsenpokal-Finale zum Saison-Abschluss mit überragender Mischung aus Zweikampfstärke und Spielgestaltung. In der Form wird Peter Pacult nicht an ihm vorbei kommen. Ich persönlich bin in Bezug auf Tom Geißler trotzdem ein wenig pessimistisch.
Patrick Bick (34 Jahre): Wurde von Tomas Oral früh aus dem Team gekickt und wechselte zur Halbserie nach Markranstädt. Kann mich nur erinnern, dass ich das schade fand. Was aber weniger an den paar Einsatzminuten der letzten, sondern eher an den Leistungen der Vorsaison lag. Ob Patrick Bick ohne Oral noch bei RB Leipzig wäre? Möglich, aber keineswegs sicher.
Benjamin Baier (22 Jahre): Die kreative Variante im zentralen Mittelfeld. Sechs Spiele in der Hinrunde, 15 in der Rückrunde. Insegsamt acht mal eingewechselt und elf mal ausgewechselt. Wenig Konstanz, wenig durchgängige Spielzeit. Ich mochte an Benjamin Baier, dass er im Gegensatz zu allen anderen (außer Thiago Rockenbach) oft und unermüdlich versuchte, den Pass in die Tiefe anzubringen. Was zugegeben selten erfolgsgekrönt war, aber schon mal nach einer Idee aussah. Körperlich empfand ich ihn oft als wenig tauglich für die Regionalliga, gerade in der etwas defensiveren Mittelfeldrolle, die es in der Rückrunde auszufüllen galt. Sein Abgang erschien mir in jedem Fall folgerichtig. Status derzeit: neuer Vertrag beim SV Darmstadt 98.
Maximilian Watzka (25 Jahre): Gehört auch zu den Spielern, von denen mir kaum etwas in Erinnerung geblieben ist. Am eindrücklichsten die Verletzung kurz nachdem er eingewechselt wurde gegen den HSV, in Folge derer er weiterhin bis Ende des Jahres ausfällt. Wilhelmshaven fällt mir auch noch als sehr gutes Spiel ein. Ansonsten bleiben auch nur viele Einwechslungen und wenig Konstanz. Wird es unter Peter Pacult schwer haben, gerade weil er erst wieder kommt, wenn das Pacultsche RB Leipzig lange steht.
Steven Lewerenz (20 Jahre): Schrieb die Story des 1.Spiels von RB Leipzig in der Regionalliga als er als junger Hüpfer unter lauter Profis den Ausgleich gegen Türkiyemspor erzielte. Im gleichen Spiel aber begann sich auch schon die Story zu schreiben, unter der Lewerenz aktuell fast ausschließlich behandelt wird: Disziplinprobleme oder -losigkeit. Damals war es ein wütender Ballwurf, eine gelbe Karte und die sofortige Auswechslung durch den Trainer. Später im Winterpausentrainingslager ging es so weit, dass er vorzeitig zurückflog und kurze Zeit später nach Österreich zum Kapfenberger SV ausgeliehen wurde. Wo das mit der Disziplin auch nicht ganz weit oben gestanden haben soll. Wie weit das stimmt oder medial übertrieben wird und welche Aktie Tomas Oral daran hat, wer weiß. Nun ist er zurück bei RB Leipzig und kann unter Pacult zeigen, dass alles nur ein Missverständnis war. Ich bin skeptisch, dass das klappt.
Carsten Kammlott (21 Jahre): Eigentlich als Stürmer eingeplant, war Kammlott über weite Teile der Saison (wenn er denn spielte) im rechten Mittelfeld unterwegs. Mal offensiver, mal nicht ganz so offensiv. Immer mit der Idee, seine Schnelligkeit und Dribbelstärke bestmöglich einzusetzen. Eine gute Idee, wie ich weiterhin finde. Kammlott ist nicht der komplette Stürmer wie es ein Daniel Frahn ist, aber er ist ein sehr guter Flügelstürmer. Kriegt er dort alle Freiheiten und bringt man seine Schnelligkeit ins Spiel, dann ist Kammlott eine prima Wahl auf rechts. Das hat er in der vergangenen Saison einige Male gezeigt. Effektiv war er in seinen insgesamt 28 Einsätzen trotzdem viel zu selten. Wohin Kammlotts Reise unter Pacult geht, wird eine spannende Frage sein.
Paul Schinke (20 Jahre): In der Hinrunde noch dreimal eingewechselt, war der 20jährige in der Rückrunde dann schon Stammspieler. Welche Position er wann bekleidete, kann ich mich nicht mehr recht erinnern. Jedenfalls begann er auf links, spielte dann aber zumindest in der späteren Phase der Rückrunde auf rechts. Paul Schinke hat eine vergleichsweise gute Tor- und Vorlagenquote gerechnet auf seine Einsatzzeit. Mir bleibt er vor allem durch sein technisch versiertes Spiel, seinen starken linken Fuß und seine zwei Freistoß-Tore gegen den HSV II in Erinnerung. Zugegeben gehöre ich nicht zu denen, die Paul Schinke übermäßig loben. Da ich aber auch nicht wirklich begründen könnte, warum dem so ist (außer mit diffusen Gefühlen), lass ich es auch lieber. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wo seine Entwicklung unter Pacult hingeht.
Thiago Rockenbach (26 Jahre): Wechselte in der Winterpause zu RB Leipzig. Wurde sofort Stammspieler. Als Spielmacher, später als auf links agierende Kreativkraft mit Zug zur Mitte. Trotz Anpassungsschwierigkeiten an neun Rückrunden-Toren direkt beteiligt. Rockenbach ist eine Fußballkraft, die den Unterschied machen kann. Am Ball macht er Sachen, die wie es mal ein MDR-Spielbericht so schön und sinngemäß ausdrückte, nicht in die Regionalliga gehören. Da macht das (genaue) Hingucken manchmal sehr viel Spaß. Thiago Rockenbach dürfte aber auch gern mehr Tore selbst schießen. Chancen dazu gab es im letzten Jahr jedenfalls deutlich mehr als Tore. Ich finde Rockenbach als Linksaußen ein wenig verschenkt. Dass er immer nach innen zieht, könnte man spieltaktisch durch einen sehr offensiven linken Verteidiger noch lösen. Dass er aber als zentraler Freigeist mit seiner Technik eventuell wertvoller sein könnte, als jemand dessen Aufgabe das Sprinten entlang der weißen Auslinie ist, sollte man doch meinen. Ob Peter Pacult dies auch so sieht, wird man demnächst erfahren..
Daniel Frahn (24 Jahre): Ehrlich gesagt mein Lieblingsstürmer, weil der kompletteste von allen. Linker Fuß, rechter Fuß, Kopf. Bei ihm geht es eigentlich mit allem. Dazu relativ schnell und auch technisch akzeptabel. Als zentraler Stürmer kann er eine prima Show sein. Was er vor allem in der zweiten Halbserie deutlich zeigte. In der Hinserie durfte er gelegentlich den Linksaußen geben, was ihm sichtbar nicht wirklich lag. Ob ihm damals Tomas Oral den Fußball-Spaß-Zahn gezogen hat und Frahn deshalb derzeit – wenn ich mich recht erinnere – in BILD und LVZ unisono betont, dass der Fußball nun wieder Spaß mache, weiß ich nicht. Dass 16 Tore ziemlich viel für jemanden sind, der keinen Spaß hatte, weiß ich hingegen schon.
Stefan Kutschke (22 Jahre): Die positive Überraschung im Sturm. Bis zum 27. Spieltag war Kutschke der prototypische Einwechselwpieler: 19 Einwechslungen in 22 Spielen! Dann war Schluss damit und dann platzte auch der Knoten bei Stefan Kutschke und er schoss noch einige Tore. Ursache des Platzens ist wohl vor allem Kutschkes Spielweise. Immer mittendrin, immer volle Kanne rein ins Getümmel. Oft auch jenseits des Erlaubten. Auf jeden Fall voller Engagement und Einsatz. Dazu kopfballstark und was bei seiner Größe und Hüftsteifheit manchmal etwas untergeht auch am Boden ziemlich stark. Das Duo Kutschke/ Frahn war gegen Ende der Saison ein großartiges, weil beide von einander und der jeweiligen Spielweise profitieren konnten. Das hat schon mal Spaß gemacht. Ob es so weitergeht, entscheidet – wie so vieles dieser Tage bei RB – Peter Pacult.
Nico Frommer (33 Jahre): Wo Gewinner, da auch Verlierer. Wenn Kutschke der Sturm-Gewinner ist, dann ist Frommer klarer Verlierer. Nach Meinung der votenden Anhänger war er noch Spieler der Hinrunde. Immerhin sieben Tore untermauern dies auch mit Zahlen. Nach der Winterpause absolvierte Frommer kein Spiel mehr von Beginn an und schoss noch ein Tor. Frustrierend, dass Nico Frommer nach der Winterpause in eine langwierige Behandlung mit dem Auftrag geschickt wurde, endlich richtig fit zu werden für die Zukunft. Die er dann, als er zurück zu RB Leipzig kam, plötzlich nicht mehr hatte, weil die Verantwortlichen seinen Vertrag nicht verlängern wollten. Hätte Frommer dies geahnt, hätte er die Auszeit nicht genommen und hätte sich weiter als Spieler und nicht als Kranker präsentiert. Dann hätte er jetzt vielleicht einen Anschlussvertrag bei RB Leipzig oder es zumindest einfacher bei der Jobsuche. Sportlich finde ich seinen Abgang nachvollziehbar. Mir war seine Spielweise, trotz Toren auch vor der Winterpause schon zu phlegmatisch und für die Mannschaft nicht vollends nützlich. Stilistisch ist der Abgang trotzdem ein wenig unter Niveau. Status derzeit: vereinslos.
Richard van den Bosch (18 Jahre): 2 Einsätze, 9 Minuten Spielzeit. Keine Bewertung. Perspektivspieler bei RB Leipzig.
Fazit: Generell gilt, dass es individuell noch viel Luft nach oben gibt. Was ja schon mal Mut machen kann für die Zukunft. Von den Abgängen finde ich nur die der zwei Torhüter sportlich fragwürdig. Ansonsten ist dieser weitere Umbruch im Kader eine logische Folge des begonnenen Umbruchs nach der letzten Saison.
Schon beachtlich dass fast jeder Spieler in der Saison 1-2 mal die Position getauscht hat. Danke für die Auflistung.