Spiel 2 von insgesamt 9 Testauftritten. In Grimma, wo RB Leipzig schon letzten Winter zweimal (?) testete. Quasi die Testspiel-Heimarena. Zumal am 17.07. ein weiteres Testspiel in Grimma gegen den FC Grimma ansteht.
Gestern hieß der Gegner allerdings Flota Swinemünde. Polnischer Zweitligist, der in der abgelaufenen Saison den Aufstieg in die höchste polnische Spielklasse knapp verpasste. Die dürften vor dieser Sommerpause nur absoluten Fußballinsidern ein Begriff gewesen sein. Doch der Wechsel des Stürmers Charles Nwaogu zu Energie Cottbus und die Testspiele gegen Hansa Rostock und Dynamo Dresden sollten zumindest im Osten Deutschlands für steigende Bekanntheitswerte gesorgt haben. In den Tests gegen die zwei Neu-Zweitligisten hatte Swinemünde mit 1:2 gegen Rostock verloren und gegen Dresden 1:1 gespielt. Da nimmt sich das 1:1, dass RB Leipzig erzielen konnte doch durchaus vernünftig aus. Zumal sowohl Rostock, als auch Dresden bereits einige Zeit länger im Trainingssaft stehen, da deren Saison bereits in 9 Tagen wieder beginnt.
War es ergebnistechnisch ok, so war es leistungstechnisch in Hälfte 1 suboptimal, wenn man mal die Quellen zum Spiel querliest. Insbesondere die Abwehr sei eher anfällig gewesen. Was auch nicht wirklich verwundern kann, scheint doch die defensive Viererkette nach der Verletzung von Neuzugang und Innenverteidiger Marcus Hoffmann (Mittelfußbruch) und der bisherigen Nichtverpflichtung eines zweiten Linksverteidigers eine Hauptbaustelle zu sein. Während RB Leipzig gegen Swinemünde von der Doppelsechs Richtung Stürmer in Hälfte 1 schon mit so etwas wie einer möglichen Startformation für den Saisonbeginn in reichlich drei Wochen auflief, sind Henrik Ernst als Innenverteidiger und Talent Matthias Buszkowiak als Linksverteidiger Lösungen, die man so nicht als präferierte Option erwarten würde.
Aufstellung 1.Hälfte: Borel – Müller, Ernst, Franke, Buszkowiak – Lagerblom, Rost – Röttger, Rockenbach, Heidinger – Frahn
Das ganze als 4-5-1-System, interpretiert offenbar als 4-2-3-1. Ein derzeit ja sehr populäres Spielsystem. Eines, das man sich mit den Spielertypen Röttger, Heidinger und dem vogelfreien Spielgestalter Rockenbach auch sehr gut vorstellen kann. Ich finde die sechs da vor, wenn man die Sechser Rost und Lagerblom mitzählt, jedenfalls eine ordentliche Hausnummer, an denen vorbeizukommen, für die anderen Offensivspieler bei RB Leipzig nicht ganz leicht sein dürfte.
In der zweiten Halbzeit wechselte Peter Pacult wie schon im Test gegen Braunsbedra komplett durch:
Bellot – Ismaili, Sebastian, Rosin, Kocin – Geißler, Laas – Schinke, Lewerenz, Kammlott – Kutschke
Dadurch kamen Keeper Benjamin Bellot und Rechtsverteidiger Shaban Ismaili zu ihren ersten Testspielauftritten. Bis auf Linksverteidiger Umut Kocin standen in Hälfte 2 ausschließlich Spieler aus dem letztjährigen Kader auf dem Platz, wobei man Steven Lewerenz nach seiner halbjährigen Leihe nach Kapfenberg auch als Neuzugang bezeichnen könnte. Insgesamt fast schon nachvollziehbar, dass diese Aufstellung als Team im Zusammenspiel besser funktionierte als das Team der ersten Hälfte.
Im Gegensatz zum Braunsbedra-Spiel testete Pacult gegen Swinemünde nicht zwei taktische Formationen, sondern spielte auch in Hälfte 2 ein 4-2-3-1. Wie sich Paul Schinke, Steven Lewerenz und Carsten Kammlott hinter der Spitze den Platz aufteilten, lässt sich für mich nur vermuten. Ich schätze, dass in der Grundausrichtung Kammlott über rechts, Schinke über links und Lewerenz durch die Mitte kamen. Wobei das alles recht flexibel sein dürfte, da die drei ziemlich flexibel alles spielen können (bis auf Kammlott, der kaum als Spielgestalter denkbar ist).
Tom Geißler und Alexander Laas gaben die schon aus dem letztjährigen Saisonfinale bekannte Doppelsechs. Nimmt man die Tatsache, dass mit Rosin und Ernst potenzielle Konkurrenten im zentralen Mittelfeld derzeit als Innenverteidiger getestet werden, bleiben mit Rost, Lagerblom, Geißler und Laas immer noch vier Top-Spieler für die Sechser-Position, von denen man sich eigentlich keinen permanent auf der Bank vorstellen kann. Sinnigste Variante eventuell immer noch Laas oder Geißler als Linksverteidiger zu testen. Beide können das spielen und die Position ist mit Kocin derzeit (zumindest nominell) nur einfach besetzt. Da Geißler vor ein paar Wochen im Sachsenpokal-Finale gezeigt hat, was für ein großartiger Spieler er auf der Sechs sein kann, würde ich dazu tendieren, Alexander Laas mal als kreativen Linksverteidiger zu testen. Also, wenn ich Peter Pacult wär. Bin ich aber natürlich nicht. Aus Gründen.
Fazit: Gutes Resultat in einem Testspiel, für das die Phrase gilt, dass Testspielresultate nicht wichtig sind. Formen nimmt das ganze Spielsystem trotzdem schon an. Baustelle gibt es trotzdem reichlich. Vor allem die Abwehr-Viererkette fällt da als erstes auf. In den anderen Mannschaftsteilen ist man eigentlich mindestens doppelt und qualitativ hochwertig besetzt, muss diese individuellen Klasse ‘nur’ noch im Spielsystem aufgehen lassen. Weiter geht es mit dem Testen am Samstag (09.07., 17 Uhr) in Torgau gegen Budissa Bautzen.
Links: RBL-Bericht [broken Link], RBL-Liveticker [broken Link]
Kleine Korrektur: nicht Lewerenz sondern Ismaili kam zu seinem ersten Testspielauftritt..
Als „Zaungast“ des gestrigen Spiels teile ich nicht die Auffassung, dass Mittelfeld und Angriff der ersten Halbzeit Stammformationseignung haben, zumindest nicht in der gestrigen Form. Im Vergleich zum Braunsbedra-Spiel war für mich insbesondere die erste Hälfte ein Rückschritt, wenngleich beide Gegner nicht vergleichbar und die Einzelleistungen in dieser Phase der Vorbereitung nicht überzubewerten sind.
Jedenfalls bin ich gespannt, was PP in den nächsten Wochen aus dieser Truppe herauszuholen vermag.
Stimmt, Ismaili war es. Klar. Da waren meine Finger schneller als das Hirn. Hab es korrigiert im Text.
Dass Mittelfeld und Angriff aus der 1.Halbzeit Stammpotenzial haben, ist ausschließlich auf die Namen und deren Potenzial und die Mischung bezogen. Das muss sich natürlich erst finden und beweisen und eventuell passt es eben nicht. Kann ja auch sein.