Es ist mal wieder Zeit die Transfergerüchte bei RB Leipzig und die bereits feststehenden Transfers zu beleuchten. Da ist in den letzten Tagen ja einiges passiert und dürfte in näherer Zukunft wohl noch einiges passieren. Von den zuletzt hier behandelten Transfergerüchten hat sich indes einiges zerschlagen, manches ist aber auch noch offen.
Die hier genannten Herren Möckel, Orlishausen und Feick, die alle drei nicht sehr wahrscheinliche Gerüchte waren, wechseln jedenfalls statt zu RB Leipzig zu Dynamo Dresden, zum Karlsruher SC bzw. zu 1860 München.
Weiterhin im Spiel waren Wolfgang Hesl, der wohl nun doch nach Leihe (SV Ried) zum Hamburger SV zurückkehren und dort Nummer zwei werden könnte, Martin Stocklasa (SV Ried), den es offenbar zum Schweizer Erstliga-Absteiger FC St. Gallen zieht, Marc Hensel, der aber bei Erzgebirge Aue verlängert hat, Andreas Dober (Rapid Wien), der wohl innerhalb von Österreich wechseln wird, Tim Bauer (VfR Aalen), um den es derzeit arg ruhig ist und Christian Müller, der bereits als Neuzugang bei RB Leipzig vorgestellt wurde.
Soviel also zum vergangenen Kader-Gerüchte-Topf, nun zur Gegenwart:
Pekka Lagerblom (bereits verpflichtet [broken Link]): Man könnte denken, dass Tomas Oral noch Trainer bei RB Leipzig ist. Genau wie der oben bereist genannte Christian Müller wechselte Lagerblom nämlich 2009 zum FSV Frankfurt, wo Tomas Oral gerade (im Nachhinein gesehen) in seine letzte, nicht komplettierte Spielzeit ging. Interessanterweise wechselt Lagerblom aber nach Leipzig, auch weil Peter Pacult intensiv um ihn geworben habe. Ob Pacult wohl auf den selben Spielertypus wie Oral steht? Sei es wie es sei, Lagerblom ist im Vergleich zu Müller natürlich die weitaus schillerndere Persönlichkeit. Abseits des Rasens indirekt als Immer-Noch-Ehemann von Sarah Connors Schwester Anna-Maria Lagerblom, die einen Stammplatz in den Klatschspalten der Republik auch dank Mesut Özil und Bushido sicher hat. Auf dem Platz aufgrund seiner auch Erstligavergangenheit. Bremen, Nürnberg, Köln, Aachen und FSV Frankfurt hießen die Stationen in erster und zweiter Bundesliga. 25 Bundesligaspiele und 80 Zweitligaspiele sind für sieben Spieljahre aber auch eine durchaus überschaubare Bilanz. Letzte Saison kam bei Lagerblom die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart und die dritte Liga dazu. Dort spielte er als Stammspieler quasi die Führungspersönlichkeit für den Stuttgarter U23-Nachwuchs. Nun landet er also in der Regionalliga, will noch mal angreifen und mit RB Leipzig nach oben. Dazu will er als Defensivspezialist beitragen. Er selber sieht sich als zentral-defensiven Mittelfeldspieler, kann aber offenbar in der Defensive auch flexibel auf anderen Positionen eingesetzt werden. Gerade letzteres würde für seine Verpflichtung sprechen. Lagerblom gilt als technisch limitiert und ist demzufolge eher einer aus der Abteilung grätschen und kratzen. 10 gelbe Karten in 30 Spielen bei Stuttgart sprechen wiederum dafür. Ehrlich gesagt bin ich in Bezug auf den Lagerblom-Transfer etwas unschlüssig. Ja, Lagerblom hat einen klanghaften Namen und in Bremen schon nationale Erfolge gefeiert. Aber Lagerblom ist auch einer der Spieler, für die es in ihrer Karriere nie so richtig nach oben, sondern eher abwärts ging. Die Verpflichtung eines kampfstarken Sechsers ist mir angesichts des Vorhandenseins von Timo Rost nicht ganz plausibel, denn ob sie zusammen auf den Platz passen, würde ich vorsichtig anzweifeln. Mit Rost, Laas, Geißler und Lagerblom hat man nun zudem vier sehr namhafte, nominelle Sechser. Aber mit welchem Spieler Pacult auf welcher Position plant, ist wohl momentan eher noch großes Rätselraten. Fazit: Lagerblom dürfte der erste Transfer sein, an dem sich Pacult messen lassen muss. Vorsichtige Zweifel an der Personalie sollten erlaubt sein. Inwieweit er mit seinen 28 Jahren und seinen vielen Vereinsstationen bei RB Leipzig zur zentralen Mittelfeldfigur werden kann, muss man abwarten. Funktioniert die Verpflichtung Lagerbloms hat Pacult alles richtig gemacht. Wenn nicht, dann hat er seinen ersten Kratzer. Ich bin gespannt, tippe in der Tendenz eher auf zweiteres.
Henrik Ernst (bereits verpflichtet [broken Link]): die Verpflichtung von Henrik Ernst wurde zusammen mit der von Pekka Lagerblom bekanntgegeben. Auch Ernst zielt wie Lagerblom auf das zentrale Mittelfeld in seiner defensiven Form ab. Wodurch sich der Kreis der potenziellen Spieler auf dieser Position weiter erweitert. Der 24jährige Ernst spielte seit 2007 fast ausschließlich bei Hannovers U23, wo er im vergangenen Jahr Stammspieler war. Für 2009/2010 stehen auch noch zwei Bundesligaeinsätze zu Buche. Henrik Ernst wirkt ein wenig als wäre er als Ergänzungsspieler verpflichtet worden (andere Variante: direkte Konkurrenz schwächen), denn gerade auf seiner Position ist das Angebot an guten Spielern sehr groß (bedenkt man auch noch die Existenz des Sechser-Backups Daniel Rosin). Könnte er sich dort dauerhaft durchsetzen, dann wäre dies eine positive Überraschung oder gar Sensation. Wahrscheinlicher ist ein Pendeln zwischen Ersatzbank und zweiter Mannschaft, der er als Korsettstange sicherlich nicht schlecht zu Gesicht stehen würde. Fazit: Henrik Ernst ist als Spieler noch ohne Namen. Er selbst möchte bei RB Leipzig den nächsten Schritt in seiner Karriere machen und sich einen Namen machen. Schafft er dies, dann ziehe ich meinen Hut. Wenn nicht, dann gibt es sicher trotzdem Plätze im Verein, an denen er seine Qualitäten einbringen kann.
Andreas Kerner (bereits verpflichtet [broken Link]): Wie Henrik Ernst ist auch Andreas Kerner eine Verpflichtung ohne großen Namen. Kerner war bisher (je nach Sicht) zweiter oder dritter Torwart bei Hansa Rostock, wo er in dieser Saison insgesamt 14 mal in der Oberliga bei der U23 zum Einsatz kam. Die Verknüpfung zu RB Leipzig besteht in Torwart-Trainer Perry Bräutigam, der in seiner Zeit vor RB in Rostock tätig war und dort unter anderem Kerner unter seinen Fittichen hatte. Bräutigam muss von Kerners Talent jedenfalls überzeugt sein, sonst würde er jetzt nicht in Leipzig spielen. Andreas Kerner ist mit 22 Jahren noch mitten im entwicklungsfähigen Alter und sieht wie Ernst RB Leipzig als Chance, sich sportlich weiterzuentwickeln. Trotzdem scheint es so, als wäre Kerner nicht als Ersatz für die bisherige Nummer 1 Sven Neuhaus, sondern eher als Ersatz für die bisherige Nummer 2 Christopher Gäng und damit als Konkurrent für Benjamin Bellot verpflichtet worden. Fazit: Kerner einzuschätzen, ist aktuell schwer. Was er drauf hat und ob er ernsthaft um die Nummer 1 mitkämpfen kann, wird sich zeigen.
Timo Röttger (bereits verpflichtet [broken Link]): Von Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden wechselt Timo Röttger nach Leipzig. Dabei dürfte seine Motivation eine Mischung aus finanziellen Anreizen und mittelfristigen, sportlichen Perspektiven gewesen sein. In Dresden bestritt Röttger in der dritten Liga insgesamt 29 Spiele plus die zwei Relegationsspiele. In 19 Spielen plus beiden Reli-Spielen wurde Röttger ausgewechselt. Dazu noch vier Einwechslungen und heraus kommen insgesamt sechs Spiele über 90 Minuten. Ob das dafür spricht, dass er sich voller Eifer schon früh im Spiel voll verausgabt, weiß ich nicht. Klar scheint, dass die Bekanntgabe des Wechsels doch für einiges Erstaunen gesorgt hat, hätte Röttger doch die Chance gehabt, sich in der zweiten Liga durchzusetzen. Ob man in Dresden allerdings zu 100% mit ihm plante, blieb mir zumindest unklar. Röttger ist einer für beide Außenbahnen, also einer der in der jetzigen Aufstellung in Konkurrenz zu Rockenbach und Schinke und wenn er denn gesund wäre auch Kammlott stünde. Wer sich in diesem Konglomerat an Offensivspielern durchsetzen könnte, bleibt genauso unklar, wie die Frage, wo Pacult denn eigentlich mit welchem Spieler plant. In den letzten Jahren fiel Röttger unter anderem mit diversen Verletzungen auf, eine Zeit die er aber im letzten Jahr überwunden zu haben scheint. Röttger ist sicherlich eine qualitativ sehr hochwertige und aufgrund seiner 25 Jahre auch durchaus langfristige Verpflichtung, an der der Verein und die Fans noch Freude haben könnten. Dazu noch sympathisch, wie dieses Interview [broken Link] beweist. Prima. Fazit: sehr gute Verpflichtung, die die durchaus jetzt schon (nominell) starke Offensive weiter stärkt. Nur Torjäger-Qualitäten sollte man von ihm nicht erwarten..
Marcus Hoffmann (Märkische Allgemeine [broken Link] am 06.06.2011): Mit dem 23jährigen Marcus Hoffmann steht nach Medienberichten zudem ein Innenverteidiger auf dem Wunschzettel bei RB Leipzig. Das ist auch dringend notwendig, da die Position derzeit nur mit Tim Sebastian und Fabian Franke und aushilfsweise mit Daniel Rosin gefüllt ist. Franke käme auch als Linksverteidiger in Frage. Von daher macht das Interesse an einem hochtalentierten Innenverteidiger, den der Babelsberger Trainer Demuth als zentrale Komponente seiner Kaderplanungen bezeichnete, durchaus Sinn. Wobei Demuth durch seine Aussagen eventuell auch nur den Preis hochtreiben will, denn Hoffmann hat noch bis 2012 Vertrag in Babelsberg, müsste also aus seinem Vertrag herausgekauft werden. 200.000 Euro stehen als Summe im Raum. Ob er dies Wert ist, müssen die entscheiden, die ihn auch beobachtet haben. Fakt ist, dass Hoffmann bis zu seinem Mittelfußbruch absoluter Stammspieler bei Babelsberg 03 war und in seinen 24 Spielen lediglich ein Mal ausgewechselt wurde. Dass er auch lediglich 2 gelbe Karten kassierte, scheint seine Qualitäten zu unterstreichen. Fazit: Ich habe Marcus Hoffmann noch nicht gesehen. Den allgemeinen Einschätzungen zufolge ist er in sportlichen und menschlichen Belangen top. Da RB ganz sicher noch einen sehr guten Innenverteidiger braucht, passt das doch theoretisch gut zusammen.
Umut Kocin: Immer wieder als bereits sicher gehandelt, zuletzt in der LVZ vom 04.06., offiziell aber noch nicht bestätigt, wird die Verpflichtung des 23jährigen linken Verteidigers Umut Kocin. Der kommt eigentlich aus der Jugend des Hamburger SV und landete über Bielefeld und der Türkei beim österreichischen Klub SV Kapfenberg und somit direkt unter den Augen von Peter Pacult. Dem demzufolge die Qualitäten Kocins bekannt sein dürften. Kocin gilt als talentierter Linksverteidiger mit offensiven Qualitäten. Beim SV Kapfenberg brachte er es in 25 Spielen in der höchsten österreichischen Spielklasse auf trotzdem überschaubare vier Vorlagen und ein Tor. Die linke Verteidigerposition ist bei RB Leipzig nach dem Abgang von Lars Müller sicherlich ein ganz tiefes Bauloch, von daher ist jeder Linksverteidiger, der derzeit genannt würde, keine unrealistische Option. Ob man im Fall Kocin recht behält, wird sich wohl bald zeigen. Fazit: Schwer einzuschätzen, aber einer der in der österreichischen Bundesliga 22 Spiele macht, sollte wohl in jedem Fall in der deutschen Regionalliga konkurrenzfähig sein.
Hier nicht genannt wurden die auch in den letzten Tagen und Wochen im Raum stehenden Marek Mintal und Raphael Wolf. Bei Marek Mintal war das Gerücht kurz und letztendlich schmerzlos, denn inzwischen hat das Phantom aus Nürnberg bei Hansa Rostock unterschrieben. Was ok ist, denn so richtig sicher bin ich mir nicht, ob der Spielertypus Mintal gut zum RB-Spiel gepasst hätte. Bei Raphael Wolf hingegen hielten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der Keeper vom SV Kapfenberg die künftige Nummer eins bei RB Leipzig werden könnte. Inzwischen scheint es aber so [broken Link], als dass Wolf doch lieber in der österreichischen Bundesliga als in der deutschen Regionalliga spielen will. Wodurch die Auflösung der Frage nach der neuen Nummer eins bei RB weiterhin spannend bleibt. Knapp drei Wochen hat es noch bis zum Trainingsauftakt..
Eine Notiz am Rande [Werbung für das RBII-Spiel am Samstag :-) ]:
Wer Benjamin Bellot in Aktion sehen möchte, der kann ja mal am Samstag nach Delitzsch in das Stadion der Eisenbahner kommen. Dann spielt unsere U23 gegen die zweite der Lokomotive Leipzig. Auch wenn wir bereits mit dem Spiel gegen Taucha in die Landesliga aufgestiegen sind könnte es spannend werden und wäre sicher für jeden ein netter Ausklang der abgelaufenen Saison!
Kleine Ergänzung zum Wochenendsausflugstipp. Die U23 von RB hat in der Bezirksliga zwei Spieltage vor Schluss 4 Punkte Vorsprung auf den Zweiten und damit auf den Nichtaufstieg. Erst ein Sieg gegen Lok würde also den Aufstieg perfekt machen. Sicherlich ein zusätzlicher Anreiz für eine Fahrt zum Heimspiel nach Delitzsch..
Zu Kocin:
Beim SV Kapfenberg brachte er es in 25 Spielen in der höchsten österreichischen Spielklasse auf trotzdem überschaubare vier Vorlagen und ein Tor.
Ist auf alle Fälle keine schlechte Bilanz für einen AV (als Vergleich mal Lahm, der bis auf letzte Saison nie großartig mehr Scorerpunkte erzielt hat), der zudem bei einem Verein wie Kapfenberg spielt. Die sind ja eigentlich immer Abstiegskandidat. In Spitzenspielen musste er wohl auch recht defensiv agieren – als gelernter Offensivmann. Fazit: 5 Scorerpunkte bei 42 Toren ist eine sehr ordentliche Quote.
Zu RB II:
Im Lok Forum meint man, dass sicher am Gontardweg gespielt wird.
Zu weiteren Gerüchten: Neben Sharifi (Kapfenberg) fehlt noch Grischok (Lodz). Zumindest um ersteren ist es aber auch etwas ruhig geworden.
Sharifi wurde bisher glaube ich einmal in einem Nebensatz in Österreich als Gerücht präsentiert. Ich würde vermuten, dass das Gerücht tot ist. Und bei Grischok warte ich darauf, dass BILD den ‘Übersetzen’-Button (polnisch –> deutsch) bei Google findet und das ganze als heiße Nachricht verkauft. ;-)
Danke auf jeden Fall auch für die RBII-Anmerkung.
Für die Leser des LVZ Sporteils dürfte die Personalie Lagerblom entäuschend sein – vermutlich wird nun auch das letzte bisschen Spielbeschreibung in den Berichten von gs zugunsten von Anna-Maria Boulevardschnulli weichen :-(