In einem Interview mit der Website medienhandbuchsport.de [broken Link] plaudert Rolf Dittrich, PR- und Pressechef bei Schalke 04 über seine Sicht auf die Potenziale der modernen Netzwelt für die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Skeptisch ist er:
Nun, bei Facebook, Twitter und Co.schöpfen sie das Potenzial nicht wirklich aus.
Da stellt sich doch in erster Linie die Frage, was man überhaupt als Potenzial bezeichnet. Mir fehlt hier eine genaue Definition. Ständig wird von Potenzial gesprochen und es werden Zahlen ohne Bezug genannt. Bei Twitter sind das Follower, bei Facebook diejenigen, die den “Gefällt mir”-Button getätigt haben, hier sind es 20.000, da wiederum 40.000 – aber es erschließt sich noch kein definierter Nutzen dadurch.
Rolf Dittrich hat natürlich grundsätzlich Recht. Dass 40.000 User einen Button klicken, impliziert formallogisch noch keinen direkten Nutzen. Andererseits lässt der alltagspragmatische Menschenverstand durchaus vermuten, dass ein „Gefällt mir“-Button und die Möglichkeit im Rahmen meines (virtuellen) Freundesnetzwerkes die besondere Verbundenheit zu (m)einem Verein auszudrücken, durchaus einen identitätsrelevanten Effekt und somit durchaus einen Nutzen in Bezug auf die Vereinsbindung hat. Man kann sich, wenn man das völlig abwegig findet aber natürlich wie Rolf Dittrich auch fragen:
Wieso kann sich ein Nutzer dann nicht auf der Homepage des FC Schalke 04 anmelden und den Newsletter abonnieren?
Tja, wieso kann man das Rad der Medien nicht wieder auf 2 öffentlich-rechtliche Kanäle zurückdrehen? Dazu die BILD und ein lokales Blättchen und fertig wäre sie die perfekte Welt der Öffentlichkeitsarbeit, in der man selbst bestimmt, welche Wege welche Information nimmt. Dumm, dass die jungen Generationen dermaßen auf Web 2.0 (und nebenbei gesagt, nur sehr wenig auf E-Mails) abfahren und sich erdreisten, die Dinge, die sie konsumieren oder sogar geil finden, permanent kommentieren und bewerten zu wollen. Wenn man bei professionellen Fußballvereinen tatsächlich noch glaubt, dass der Höhepunkt der Netzaktivität im Betreiben einer Homepage und im Versenden eines Newsletters besteht, dann könnte es tatsächlich sein, dass man an jüngeren Generationen vorbeiöffentlichkeitsarbeitet. Das mag bei Schalke derzeit vielleicht nicht ganz so wichtig sein, weil sie sich aufgrund ihrer langen Geschichte eine sehr breite Fan- und Publikumsbasis aufgebaut haben und angesichts des Tabellenstandes eventuell sowieso andere Probleme haben; andererseits könnte es sein, dass die Tatsache, dass man sich in Sachen Fanbindung etwas vergibt, dem Verein zumindest mittelfristig auch auf die eigenen Füße fallen kann.
Und übrigens: Ob dies daran liegt, dass ein ehemaliger Hamburger Journalist namens Christian Pletz zugegebenermaßen recht dünnen Gerüchten zufolge [broken Link] (wenn man Blogkommentare überhaupt als Gerüchte zulassen darf), sein Zepter im RB-Reich mitschwingt oder ob es eine Folge der Zusammenarbeit mit dem studentischen Sportmedienprojekt “Sportakus” [broken Link] ist, weiß ich nicht, aber RasenBallsport Leipzig (bisher auch nicht sonderlich Web2.0-affin) ist seit kurzem auch mit einem eigenen, hochoffiziellen Facebook-Auftritt vertreten. 213 Leute mögen das schon. Tendenz steigend. Nutzen wird noch definiert.
Habe mich beim Lesen des Artikels im medienhandbuchsport auch gefragt, wie lange dieser Rolf Dittrich seinen Job wohl noch behalten wird. Eher kürzer als länger, denke ich.
Generell gibt es aber wenig Positiv-Beispiele in Sachen Social Media in der Bundesliga. Die Hertha würde mir da als erstes einfallen – zumindest mit ihrem Facebook-Account und den “Zecke”-videos. Dass RBL bei FB jetzt auch vertreten ist, halte ich jedenfalls für eine absolut richtige Entwicklung.
Es ist interessant, dass aber gerade bei Traditionsvereinen wie Hertha oder Lok, diese extrem moderne Affinität besteht.