Mit der PR ist das ja so eine Sache. Öffentliche Aufmerksamkeit lässt sich gerade in Liga 4 und 5 nur schwer generieren. Da muss man sich nur mal Herrn Kubalds Klagen darüber, dass der Hauptsponsor nur schwerlich in Presseberichten unterzubringen ist, vor Augen halten.
Bei RasenBallsport Leipzig kämpft man vermutlich auch mit dem Problem. Also nicht unbedingt mit dem Problem, dass der Hauptsponsor nicht zu identifizieren wäre, sondern eher mit dem Problem, dass das überregionale, öffentliche Interesse so gar nicht mit den eigenen, hohen Zielen korrespondiert. Aus meiner Erfahrung ist die Reaktion auf RB Leipzig außerhalb der Stadtgrenzen (wenn man nicht gerade zu den Leuten gehört, die sich eher regelmäßig in Fußball-Foren herumtreiben) eher ein ‘Ja, schon mal gehört, was passiert da noch mal?’
Nehmen wir mal die Fakten des Sommerloch-Themas Magath und Red Bull: Felix Magath macht während seines Urlaubs einen Abstecher zu einem guten Bekannten (Dietrich Mateschitz) und verbringt dort ein paar angenehme Stunden bei Speis, Trank und netter Plauderei. Das bekommt die Presse auf dem einen oder anderen Wege mit. Dazu macht ein ungenannter Red-Bull-Mitarbeiter noch ein paar nebulös-nichtssagende Aussagen, dass nichts undenkbar wäre und fertig ist eine Gerüchtestory, die man mit Bausteinen aller Art aufladen kann.
Eine Win-win-Situation: Felix Magath macht seinem Arbeitgeber weiter Druck, was potenzielle Verpflichtungen bei Schalke angeht und Red Bull respektive RasenBallsport Leipzig kommt erstmals so richtig in die Schlagzeilen der bundesdeutschen Sportpresse und erreicht damit auch das gewünschte Zielpublikum außerhalb Leipzigs. Zusätzlich dürfte die Verkündung des neuen RasenBallsport-Trainers dadurch ein vielbeachteter Pressetermin werden, in dessen Anschluss die ganze Sportpresse noch einmal darüber berichten kann, dass doch nicht Felix Magath, sondern … (der immerhin schon …) Trainer wird.
Sieht man die Geschichte aus dieser Perpektive, dann handelt es sich bei der vermuteten, gezielten Indiskretion um eine großartige PR-Maßnahme, die man besser nicht hätte planen und umsetzen können. Dazu schon einmal Glückwunsch. Und sollte wider Erwarten an der Story doch was dran sein und Felix Magath käme tatsächlich in die Regionalliga, wäre es über die PR hinaus natürlich ein – ganz im Red-Bull-Think-Big-Sinne – sportlicher Geniestreich, der absolut begrüßenswert wäre. Nur glauben kann ich daran noch nicht so recht.
Großartige PR-Maßnahme? Jeder Trainer, der jetzt präsentiert wird und nicht Magath heißt, wird von der Öffentlichkeit als halbe Enttäuschung wahrgenommen. Und die Bedeutung einer Pressekonferenz würde ich auch nicht überbewerten. Vor einem Jahr war auch zuerst das Gerücht und dann das öffentliche Bekenntnis zum RB-Einstieg in Markranstädt. Jede Wette – der Name des neuen Trainers steht schon vor der PK fest. Auch werden die Sportredakteure dieses Landes nicht ihre Zelte in Südafrika abbrechen, um diesen wichtigen Termin in Leipzig mitzunehmen. Wenn es also eine gezielte Aktion gewesen sein sollte, wäre es eher ein Schlag ins Wasser.
Ach naja, jeder Trainer, der nicht Magath heißt, wird eher als Normalfall denn als halbe Enttäuschung wahrgenommen. Und ich glaube auch nicht, dass Jens Weinreich und Co extra aus Südafrika anreisen, aber ich denke schon, dass die Trainerverkündung (egal ob wegen einer PK oder nicht) durch die bundesweite Presse gehen wird, eben weil sie als Gerücht mit Magath verknüpft ist.
Nun ja, ich glaube RB ist ohnehin nicht Weinreichs Baustelle.